Seerose
22.04.2022 - 17:01 Uhr
8
Preis
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft

Acqua degli Angeli

Zu Ostern schickte mir eine liebe großzügige Freundin zu meiner Überraschung einen Flakon "Mirto von Tuttotondo". Ich will ehrlich zugeben, dass ich eine leise Skepsis hatte. Zu oft haben Parfümnamen keinen Bezug zum Duft.
Das weckt leider oft falsche Erwartungen und enttäuscht.
Jedoch war es so, dass ich zuvor schon den Kommentar von FvSpee gelesen hatte. Ich meinte mich zu erinnern, dass hier als Parfümeur Jean-Claude Ellena genannt wurde. Dessen Duftkompositionen ich sehr schätze. Aber jetzt nach den ersten Fast-Blindtests rief ich "Mirto" auf und fand keinen Parfümeur mehr hier in der Seite. Vielleicht hatte ich das beim Lesen einer anderen Rezension gesehen und im Gedächtnis falsch zugeordnet.
Was viel entscheidender war, mich für den Duft zu interessieren ist, dass ich zufällig vor Kurzem den Duft von Myrten kennen lernen konnte.
Ich erhielt eine Blumenbouquet, das Übliche: Eine scheinbar üppiges tellerförmige Gebinde, fest gebunden, alle Pflanzen gleich lang, viel Heidelbeergestrüpp um es fülliger zu machen mit Blüten, sogar mit einer Rose.
Sofort nahm ich das Bouquet auseinander und verteilte die Blüten und Stängel in verschiedene gläserne Vasen, die ich dekorativ zu einem Ensemble arrangierte. Dazu schnitt ich die Pflanzen in verschiedene Längen schnitt die Schnittkanten an, entfernte zu viel Grün vor allem von Stängeln so dass man in den Gläsern, das nur zu einem Drittel mit Wasser befüllt werden, und daher eine klare Struktur von Stängeln zeigen, hat die nicht im Übermaß die Pflanzen über Wasser dominieren. Aber auch, damit die Blätter nicht im Wasser verfaulen und die sich bildenden Algen dadurch den Pflanzen die Möglichkeiten zur Wasseraufnahme verstopfen.
Und bei einigen Rispen mit rosa Blütchen und fast nadelförmigen Blättchen entfernte ich von den Stängeln die Blättchen deshalb ebenfalls im unteren Bereich . Dabei stieg mir ein interessanter und angenehmer Duft in die Nase von einem teils minzigem, melissigen, rosmanrinähnlichen, frischen Nadeln von Nadelhölzern, sowie auch duftgeranienartigem leicht süßen Duft.
Ein einzigartig-eigenartiger schöner würzig-belebender Duft.
So eine Pflanze hatte ich noch nie gerochen. Etwas Medizinisch war zudem zu Beginn wahrzunehmen. Ich zerrieb die Blättchen und nahm mein Blumenbüchlein für Gärtner zur Hand, worin diese Blume als Myrte bezeichnet wurde. (Es gibt auch andere Formen und Farben von Myrten, auch mit etwas anderen Blättern wie hier in der Pyramide zu sehen ist, und Myrten mit weißen Blüten beispielsweise, die Brautmyrte). Seitdem weiß ich wie Myrte duftet. Ich mag den Duft sehr.
Ich roch auch an den Blüten, aber der Duft war so zart und gegen den relativ starken Duft der Blätter an den Fingern kaum wahrnehmbar. Jedoch war es ein zarter ganz leiser und blumiger Duft, in dem der Duft der Blätter auch wieder zu erkennen war.
Wie ich so bin: Jeden Tag beim Wasserwechsel roch ich an den Blüten und zerrieb auch das eine oder andere Blättchen um den Duft zu genießen und abzuspeichern.
Als ich nun "Mirto" aufsprühte war ich auf der Stelle sehr angetan.
Zuerst roch ich und rieche ich etwas Zitrisches, das in kaum einer Minute bei mir verschwunden ist. Und dann kommt die Protagonistin Myrte. Tatsächlich ist der Duft wie die der erinnerten echten Myrte.
Ich rieche die Kombination wie oben beschrieben: Frisch und belebend mit einer Prise Grün, im Verlauf etwas lieblich-süßer, etwas balsamisch werdend.
Ich war den ganzen Tag mit der Aura von Mirto umgeben. Sehr oft in der Bewegung nahm ich Mirto bewußt wahr und es hat es mich immer wieder angenehm und mit dem Gefühl von winzigen Glücksfünkchen berieselt.
Vetiver, Salbei, Weihrauch nehme ich nicht wahr. Jedoch wissen wir, dass ein Duft nie genau so duftet wie die lebendige Pflanze, wie der reine Rohstoff. Um den authentischen Duft zu erzeugen müssen andere Riechstoffe zugefügt werden.
Das wird hier versucht, mit der Pyramide auszudrücken.
Nun habe ich Mirto auch den ganzen Tag getragen, am Nachmittag nachgesprüht.
Weil ich mich entschlossen hatte, eine Rezension zu schreiben.
Wie der Duft ist, sich entwickelt wußte ich nun. Wie ich dazu gekommen bin auch.
Dennoch rief ich die Homepage von "tutto - tondo" auf.
Und dort stand Vieles zu Mirto. Es sei eine Duft sardinischer Macchia, ein Symbol der Erde und der duftenden Wälder Sardiniens - so in etwa. Die Heilwirkung des Myrtenöls sei berühmt für seine belebende, entzündungshemmende, antiseptische und astringierende Wirkung.
Aus den Blüten der Myrte macht man eine Essenz, die sich "Acqua delgi Angeli" also Engelswasser nennt, welches ein astringierenden Tonikum sei.
Der Duft Mirto sei jenen gewidmet die die befriedigende und beruhigende Wirkung eines natürlichen Dufts lieben würden.
Ja, das stimmt, für mich zumindest. Gerade in diesen unruhigen bedrohlichen Zeiten ist der Duft wie für mich gemacht.
(Ich habe mich über mich selbst gewundert, wieviel ich nach 30 Jahren vor denen ich Italienisch in Florenz gelernt habe noch vom Geschriebenen verstehe, obschon ich es seit 20 Jahren außer zum Singen nie mehr gebraucht habe.)
Wenn man Mirto möglicherweise in Deutschland nicht mehr bekommt, dann kann man ihn über die Homepage bestellen. Oder in Italien kaufen.
Mirto ist ein Duft für jede Gelegenheit und für jede Jahreszeit, die Sillage ist nicht zu stark, bei mir ist die Haltbarkeit recht lang.
Meiner Meinung nach ist es ein Unisexduft.
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