L'Homme Le Parfum 2020

PBregovich
07.04.2020 - 07:00 Uhr
27
Top Rezension
6
Sillage
7
Haltbarkeit
6
Duft

L'Homme Oubliable

2006 kam das originale L'Homme von Yves Saint Laurent auf den Markt und ist neben La Nuit de l'Homme sicher einer der Verkaufsschlager aus dem Hause. Ob er reformuliert worden ist oder nicht kann ich nicht nachvollziehen, jedoch trägt ihn ein sehr guter Freund von mir seit Jahren und ich kann den Duft immer erkennen. Er ist zurückhaltend, aber sehr angenehm und doch mit Erkennungswert.

Über die Jahre hinweg hat YSL sich durch ein fast absurdes Ausmaß an Flankern zu beiden oben genannten Düften ausgezeichnet. Überschlagen haben sie sich damit. So kommt nach dem Le Parfum zu La Nuit de l'Homme nun auch ein Le Parfum zum Klassiker L'Homme.

Ich habe ca. 2010 La Nuit EdT und EdP in meiner Kollektion gehabt und muss sagen, dass es zu der Zeit die besten und komplexesten Düfte aus meiner Sammlung waren. Ich war natürlich noch ganz am Anfang, hatte sonst nur noch Boss Bottled Night und ein paar Cheapies in der Sammlung, aber diese beiden Düfte waren für mich himmlisch. YSL war für mich die Spitze.

Inzwischen muss ich mit bedauern feststellen, dass YSL nicht mehr meinen Geschmack trifft. Vielleicht liegt es daran, dass ich allmählich aus ihrer Zielgruppe herauswachse, enttäuschen tut es mich dennoch. Genau wie dieser Flanker hier, der meine Behauptung noch mehr unterstreicht.

Der erste Sprüher dieses Flankers beginnt mit was hier als Ozon genannt wird und für mich einfach die klassische Frische eines Aquaten verkörpert. Jedoch ist L'Homme Le Parfum definitiv kein Aquat. Er geht vielmehr in die Richtung von Düften wie Y aus dem selben Hause oder Acqua di Giò Absolu von Armani und ist somit eine der zahlreichen Weiterentwicklungen des berühmt berüchtigten Invictus von Paco Rabanne. Mir ist bewusst, dass die Duft-DNA derzeit recht beliebt ist, jedoch trifft sie nicht meinen Geschmack. Die Kopfnote ist insgesamt ein wenig überfordernd. Beim ersten Riechen habe ich sogar leichte Kopfschmerzen bekommen. Er startet sehr frisch und hat dennoch auch eine überwältigende Süße. Kardamom kann ich herausriechen (hier in eher süßlicher Ausführung), die Zitrone jedoch ist im Handumdrehen wieder verschwunden.

Dieser süß-frische Mix driftet dann recht schnell in die Rosengeranie ab, die mehr oder weniger den Mittelpunkt dieses Duftes ausmacht. Die Geranie hier hat keine Pfeffrigkeit, die man manchmal herausriechen kann, sondern geht eher in die rosige Richtung. Das vermischt sich mit dem süß-frischen Duftgemisch, was weiterhin bestehen bleibt und verleiht ihm einen zusätzlich blumigen Charakter. Die Sillage ist hier bereits etwas am absterben.

Gegen Ende hin wird alles recht unspektakulär, da der Duft nur noch ein wenig holziger wird und somit in einem holzig-frischen Mix mit ein wenig Süße ausklingt. Die Haltbarkeit ist ganz in Ordnung, jedoch finde ich die Sillage wirklich sehr schwach.

Der Duft ist wahrscheinlich ein Immergeher, jedoch sehe ich ihn eher während der Freizeit im sonnigen Park (ich muss raus aus diesem Haus), als in der Arbeit. Den Wiedererkennungswert auf einer Skala von 0 bis 10 bewerte ich mit 0, da ich ihn nicht von anderen Freshies, wie denen die ich oben angeführt habe, unterscheiden könnte. Besonders das finde ich sehr schade, da damals gegen 2010 die La Nuit Düfte besonders durch ihren Wiedererkennungswert gekennzeichnet waren. Der normale L'Homme, den mein Kumpel trägt, übrigens auch.

Das ist wahrscheinlich das perfekte Geschenk für euren jungen Neffen, dessen Interessen und Vorlieben ihr null kennt und der sich sicher darüber freuen wird. Für die Parfumohasen, die bereits mehrere Düfte unter die Nase gekriegt haben, wird dieser Duft entweder eine Enttäuschung sein oder schlicht wieder vergessen werden.

Um es in den Worten der Poetin Ariana Grande auszudrücken: Thank U, Next.
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