05.05.2023 - 11:44 Uhr
NuiWhakakore
96 Rezensionen
NuiWhakakore
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25
Bittere Medizin
Sie haben uns Medizin gegeben. Sie soll uns beruhigen. Der frische Geruch soll uns täuschen, ablenken von der Bitterkeit darunter. Sie schmeckt nach Gummi und kaltem Rauch. Sie wirkt, wir sind ganz ruhig.
Komm Liebes, nimm Deinen Mantel und die Blumen. Lass uns das Auto Deines Vaters klauen. Die Kanister sind schon drin. Dreh die Musik auf. Wir fahren in die Stadt und nehmen Abschied. Ich kann den Rauch schon fast riechen. Bring alles rein in ihre Geschäfte. Verschütte Terpentin über ihren Papieren. Über dem, was ihnen wichtig ist. Und dann, zünde alles an. Der Schein der Flammen. Das schönste, was ich je gesehen habe in diesem öden Nest.
Sie haben uns Medizin gegeben. Wir wärmen uns noch etwas an der Glut. Dann sind wir weg.
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À Paris chez Antoinette Poisson machen in erster Linie historische Tapeten. Die sind sehr schön und wenn man ein historisches Gebäude in entsprechender Lage sein Eigen nennt, dann kann man sich die vielleicht sogar leisten. Sie vertreiben aber auch Düfte und da sind wir eher beim Thema.
Tison startet mit einer leichten Frische von Zitrusfrüchten. Das Elemiharz geht auch in diese Richtung; er startet aber auch sehr bitter (Angelika und auch die Schale der Bergamotte). Bestimmend ist allerdings zuerst einmal das Galbanum; grün, dunkel und gummiartig. Die Kombination aus all dem sorgt für einen recht medizinischen Eindruck, der den Duft auch bis zum Ende begleiten wird.
Sehr bald raucht es auch leicht, wohl vom Weihrauch und Stech-Wacholder. Das ist ein sehr würziger Rauch. Gäbe es die Pyramide nicht, ich hätte auf einen rauchigen Vetiver getippt. Ein paar blumige Noten schwingen mit, ich kann sie aber nicht benennen. Die leichte Frische des Startes behält sich der Duft bei, jetzt durch die Zeder, die aus einer schöne Mischung aus limonig-frischen und würzen Noten besteht. Zur Basis hin wird der Duft nicht etwa weicher, was man aufgrund des angegebenen Bienenwachses (tritt nicht in Erscheinung) vielleicht erwarten würde, sondern durch einen guten Schuss Terpentin eher noch mal etwas harscher. Er wandelt sich im Verlauf also durchaus, bleibt seiner Grundrichtung (bitter-medizinisch, grüner Rauch) aber treu. So klingt er nach 6-7 Stunden aus und ist dabei eher leise. Den Namen Tison (Glut) finde ich etwas irreführend, ich assoziiere dazu keinen Feuer, keinen Kamin. Aber sei es drum, gelungen ist er trotzdem.
Der Duft erinnert mich stark an Harris‘ früheres Werk La Fumée. Sie sind natürlich nicht gleich, teilen sich aber eine sehr ähnliche grün-würzige Rauchnote, die aber im La Fumée Birkenteer enthält, weshalb mir dieser hier besser gefällt. Tison ist zudem etwas freundlicher und heller.
Danke an Ganidix, nimm immer Deine Medizin und bleibt schön brav!
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Soundtrack: https://www.youtube.com/watch?v=-qTH5V2wvM0
Komm Liebes, nimm Deinen Mantel und die Blumen. Lass uns das Auto Deines Vaters klauen. Die Kanister sind schon drin. Dreh die Musik auf. Wir fahren in die Stadt und nehmen Abschied. Ich kann den Rauch schon fast riechen. Bring alles rein in ihre Geschäfte. Verschütte Terpentin über ihren Papieren. Über dem, was ihnen wichtig ist. Und dann, zünde alles an. Der Schein der Flammen. Das schönste, was ich je gesehen habe in diesem öden Nest.
Sie haben uns Medizin gegeben. Wir wärmen uns noch etwas an der Glut. Dann sind wir weg.
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À Paris chez Antoinette Poisson machen in erster Linie historische Tapeten. Die sind sehr schön und wenn man ein historisches Gebäude in entsprechender Lage sein Eigen nennt, dann kann man sich die vielleicht sogar leisten. Sie vertreiben aber auch Düfte und da sind wir eher beim Thema.
Tison startet mit einer leichten Frische von Zitrusfrüchten. Das Elemiharz geht auch in diese Richtung; er startet aber auch sehr bitter (Angelika und auch die Schale der Bergamotte). Bestimmend ist allerdings zuerst einmal das Galbanum; grün, dunkel und gummiartig. Die Kombination aus all dem sorgt für einen recht medizinischen Eindruck, der den Duft auch bis zum Ende begleiten wird.
Sehr bald raucht es auch leicht, wohl vom Weihrauch und Stech-Wacholder. Das ist ein sehr würziger Rauch. Gäbe es die Pyramide nicht, ich hätte auf einen rauchigen Vetiver getippt. Ein paar blumige Noten schwingen mit, ich kann sie aber nicht benennen. Die leichte Frische des Startes behält sich der Duft bei, jetzt durch die Zeder, die aus einer schöne Mischung aus limonig-frischen und würzen Noten besteht. Zur Basis hin wird der Duft nicht etwa weicher, was man aufgrund des angegebenen Bienenwachses (tritt nicht in Erscheinung) vielleicht erwarten würde, sondern durch einen guten Schuss Terpentin eher noch mal etwas harscher. Er wandelt sich im Verlauf also durchaus, bleibt seiner Grundrichtung (bitter-medizinisch, grüner Rauch) aber treu. So klingt er nach 6-7 Stunden aus und ist dabei eher leise. Den Namen Tison (Glut) finde ich etwas irreführend, ich assoziiere dazu keinen Feuer, keinen Kamin. Aber sei es drum, gelungen ist er trotzdem.
Der Duft erinnert mich stark an Harris‘ früheres Werk La Fumée. Sie sind natürlich nicht gleich, teilen sich aber eine sehr ähnliche grün-würzige Rauchnote, die aber im La Fumée Birkenteer enthält, weshalb mir dieser hier besser gefällt. Tison ist zudem etwas freundlicher und heller.
Danke an Ganidix, nimm immer Deine Medizin und bleibt schön brav!
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Soundtrack: https://www.youtube.com/watch?v=-qTH5V2wvM0
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