22.12.2019 - 02:32 Uhr
SchatzSucher
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SchatzSucher
Top Rezension
74
Ein paar dankbare Worte
Wer im Dienstleistungsbereich tätig ist und eng mit Menschen zusammenarbeitet, weiß nur zu gut, daß es nicht immer nur erfreulich ist. Zu sehr ist man den Launen und Befindlichkeiten der Kunden ausgesetzt und es gibt Exemplare, die nur dazu da sind, um anderen sämtliche Energien auszusaugen und die man zu gern auf den Mond wünscht oder noch weiter weg.
Dann wiederum gibt es Leute, die man einfach gern um sich hat, weil sie eine angenehme Aura verbreiten und von denen man sich wünscht, daß sie möglichst oft vorbeischauen.
Die Weihnachtszeit sollte nach Möglichkeit eine besinnliche Zeit sein. Es kommt vor, daß ich dann auch mal an schon länger zurückliegende Begebenheiten denke. Besonders dann, wenn sie sehr erfreulich sind.
Meine Kundin Frau H. war eine dieser angenehmen Erscheinungen, stets gut gelaunt, immer dankbar, nie zickig, sie hatte immer ein freundliches Wort für jeden übrig und sie brachte immer etwas für uns mit. Mal etwas Selbstgebackenes, mal ein Päckchen Kaffee oder oder...
Und zu Weihnachten gab es immer ein besonderes Geschenk.
Am letzten Arbeitstag im Dezember 1994 überreichte mir Frau H. nun einen Flakon Héritage EdP von Guerlain. Dem Hause Guerlain bin ich von jeher sehr zugeneigt, doch als kleiner Angestellter in einem nicht so doll bezahlten Beruf waren diese eher höherpreisigen Düfte nicht so ohne weiteres zugänglich.
Daher zierte ich mich erst ordentlich, weil ich eine so kostbare Gabe nicht annehmen konnte. Doch Frau H. akzeptierte meine Ziererei nicht und meinte ausdrücklich es käme von Herzen und ich möge es doch bitte annehmen.
Meine Freude war riesengroß und ich war überrascht, wie zielsicher Frau H. meinen Geschmack getroffen hatte.
Nun sind die Zeiten, in denen man als Dienstleister derart großzügig beschenkt worden ist, mittlerweile schon lange vorbei. Ich beklage mich aber nicht darüber. Alles ändert sich halt.
Héritage glänzt mit den Attributen holzig und würzig, das paßt hervorragend. Doch steckt in dem Duft noch etwas mehr, sonst wäre es kein Guerlain, noch dazu aus einer Zeit, in der es bei Guerlain noch anders zuging als heute.
Der Duft startet zitrisch und kitzelt angenehm in der Nase, neben den zitrischen Noten merke ich ein wenig Pfeffer. In jüngster Zeit ist Pfeffer eine Note, die mich eher stört, da sie in vielen Düften sehr verschwenderisch verwendet wird. Hier ist Pfeffer aber sehr schön mit eingebaut.
Die gewisse Krautigkeit von Lavendel mischt sich mit dazu, der Duft wird aber nicht grün, sondern würzig.
Im weiteren Verlauf macht sich Patchouli bemerkbar. Patchouli ist eine Note, mit der ich praktisch immer gut zurechtkomme. Patchouli kann sich ja sehr unterschiedlich entwickeln, dumpf, Hippieladenmäßig oder gar tiefstes Kellerverließ.
Bei Héritage hat Patchouli diesen schönen Ton, der mich an edle Bitterschokolade erinnert. Diese mit einem sehr hohen Kakaoanteil von mehr als 80%, die man nur mit Bedacht und Genuß verspeist.
Dazu kommen noch einige holzige Noten, die ich aber nicht näher definieren kann. Sie ergänzen den Duft aber hervorragend.
Der Duft wirkt auf mich schmeichelnd, wärmend, leicht balsamisch und bekommt eine leichte Andeutung von orientalischem Flair. Doch dieses orientalische Flair wird nicht mit Oud hervorgerufen. Als Héritage kreiert wurde, dachte man noch lange nicht an Oud. Aber da es eh eine Duftnote ist, mit der ich weniger gut zurechtkomme, bin ich darüber auch nicht traurig.
Die Haltbarkeit ist mit 8-9 Stunden sehr gut, der Duft strahlt auch recht gut aus in den ersten 2 Stunden.
Als passende Jahreszeiten würde ich eher die kühleren empfehlen.
Ich habe Héritage EdP eine Flakonlänge getragen, bis er dann wieder in Vergessenheit geriet und von anderen Dufteindrücken ersetzt wurde. Doch vor einigen Monaten dachte ich so, es könnte doch nett sein, diesen schönen Duft mal wieder einziehen zu lassen. So fand ich hier im Souk einen noch fast vollen 100 ml Flakon zu einem mehr als günstigen Preis. Es ist eine aktuelle Version im Einheitsflakon, doch konnte ich erleichtert feststellen, daß man den Duft nicht bis zur Unkenntlichkeit deformuliert hat und er noch er selbst ist.
Die Begeisterung für den Duft ist also nach 25 Jahren noch dieselbe.
Héritage ist einer dieser Düfte, die mit einer gewissen Ernsthaftigkeit auftreten und die keinesfalls den beliebigen zeitgemäßen Frischewässerchen entsprechen, die (leider muß ich das so sagen) irgendwie alle gleich riechen und den geneigten Käufer mit aufgetriedelter Munterkeit locken wollen. Héritage hat das nicht nötig. Wenn jemand nicht auf Teufel komm raus jedem Trend hinterherjagen muß, dann ist Héritage bestens geeignet. Der Duft ist zeitlos schön und elegant.
Was mir aber Sorge macht, ist die unschöne Entwicklung mit den neuen Richtlinien. Ich hoffe inständig, daß Patchouli nicht auch irgendwann noch verpönt sein wird. Es sind mittlerweile zu viele Düfte entweder verstümmelt oder unwiederbringlich verschwunden.
Frau H. habe ich schon lange aus den Augen verloren, Wechsel der Arbeitsstelle, Umzug etc.
Doch nun, da ich Héritage mal wieder im Besitz habe, frage ich mich, wie es ihr wohl gehen mag. Ich hoffe sie ist wohlauf.
Und ich denke noch voll Dankbarkeit an das wundervolle Weihnachtsgeschenk zurück.
Und mit diesen Worten möchte ich allen, die mir gewogen sind und mich treu begleitet haben, von ganzem Herzen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und das Allerbeste für 2020 wünschen!
Dann wiederum gibt es Leute, die man einfach gern um sich hat, weil sie eine angenehme Aura verbreiten und von denen man sich wünscht, daß sie möglichst oft vorbeischauen.
Die Weihnachtszeit sollte nach Möglichkeit eine besinnliche Zeit sein. Es kommt vor, daß ich dann auch mal an schon länger zurückliegende Begebenheiten denke. Besonders dann, wenn sie sehr erfreulich sind.
Meine Kundin Frau H. war eine dieser angenehmen Erscheinungen, stets gut gelaunt, immer dankbar, nie zickig, sie hatte immer ein freundliches Wort für jeden übrig und sie brachte immer etwas für uns mit. Mal etwas Selbstgebackenes, mal ein Päckchen Kaffee oder oder...
Und zu Weihnachten gab es immer ein besonderes Geschenk.
Am letzten Arbeitstag im Dezember 1994 überreichte mir Frau H. nun einen Flakon Héritage EdP von Guerlain. Dem Hause Guerlain bin ich von jeher sehr zugeneigt, doch als kleiner Angestellter in einem nicht so doll bezahlten Beruf waren diese eher höherpreisigen Düfte nicht so ohne weiteres zugänglich.
Daher zierte ich mich erst ordentlich, weil ich eine so kostbare Gabe nicht annehmen konnte. Doch Frau H. akzeptierte meine Ziererei nicht und meinte ausdrücklich es käme von Herzen und ich möge es doch bitte annehmen.
Meine Freude war riesengroß und ich war überrascht, wie zielsicher Frau H. meinen Geschmack getroffen hatte.
Nun sind die Zeiten, in denen man als Dienstleister derart großzügig beschenkt worden ist, mittlerweile schon lange vorbei. Ich beklage mich aber nicht darüber. Alles ändert sich halt.
Héritage glänzt mit den Attributen holzig und würzig, das paßt hervorragend. Doch steckt in dem Duft noch etwas mehr, sonst wäre es kein Guerlain, noch dazu aus einer Zeit, in der es bei Guerlain noch anders zuging als heute.
Der Duft startet zitrisch und kitzelt angenehm in der Nase, neben den zitrischen Noten merke ich ein wenig Pfeffer. In jüngster Zeit ist Pfeffer eine Note, die mich eher stört, da sie in vielen Düften sehr verschwenderisch verwendet wird. Hier ist Pfeffer aber sehr schön mit eingebaut.
Die gewisse Krautigkeit von Lavendel mischt sich mit dazu, der Duft wird aber nicht grün, sondern würzig.
Im weiteren Verlauf macht sich Patchouli bemerkbar. Patchouli ist eine Note, mit der ich praktisch immer gut zurechtkomme. Patchouli kann sich ja sehr unterschiedlich entwickeln, dumpf, Hippieladenmäßig oder gar tiefstes Kellerverließ.
Bei Héritage hat Patchouli diesen schönen Ton, der mich an edle Bitterschokolade erinnert. Diese mit einem sehr hohen Kakaoanteil von mehr als 80%, die man nur mit Bedacht und Genuß verspeist.
Dazu kommen noch einige holzige Noten, die ich aber nicht näher definieren kann. Sie ergänzen den Duft aber hervorragend.
Der Duft wirkt auf mich schmeichelnd, wärmend, leicht balsamisch und bekommt eine leichte Andeutung von orientalischem Flair. Doch dieses orientalische Flair wird nicht mit Oud hervorgerufen. Als Héritage kreiert wurde, dachte man noch lange nicht an Oud. Aber da es eh eine Duftnote ist, mit der ich weniger gut zurechtkomme, bin ich darüber auch nicht traurig.
Die Haltbarkeit ist mit 8-9 Stunden sehr gut, der Duft strahlt auch recht gut aus in den ersten 2 Stunden.
Als passende Jahreszeiten würde ich eher die kühleren empfehlen.
Ich habe Héritage EdP eine Flakonlänge getragen, bis er dann wieder in Vergessenheit geriet und von anderen Dufteindrücken ersetzt wurde. Doch vor einigen Monaten dachte ich so, es könnte doch nett sein, diesen schönen Duft mal wieder einziehen zu lassen. So fand ich hier im Souk einen noch fast vollen 100 ml Flakon zu einem mehr als günstigen Preis. Es ist eine aktuelle Version im Einheitsflakon, doch konnte ich erleichtert feststellen, daß man den Duft nicht bis zur Unkenntlichkeit deformuliert hat und er noch er selbst ist.
Die Begeisterung für den Duft ist also nach 25 Jahren noch dieselbe.
Héritage ist einer dieser Düfte, die mit einer gewissen Ernsthaftigkeit auftreten und die keinesfalls den beliebigen zeitgemäßen Frischewässerchen entsprechen, die (leider muß ich das so sagen) irgendwie alle gleich riechen und den geneigten Käufer mit aufgetriedelter Munterkeit locken wollen. Héritage hat das nicht nötig. Wenn jemand nicht auf Teufel komm raus jedem Trend hinterherjagen muß, dann ist Héritage bestens geeignet. Der Duft ist zeitlos schön und elegant.
Was mir aber Sorge macht, ist die unschöne Entwicklung mit den neuen Richtlinien. Ich hoffe inständig, daß Patchouli nicht auch irgendwann noch verpönt sein wird. Es sind mittlerweile zu viele Düfte entweder verstümmelt oder unwiederbringlich verschwunden.
Frau H. habe ich schon lange aus den Augen verloren, Wechsel der Arbeitsstelle, Umzug etc.
Doch nun, da ich Héritage mal wieder im Besitz habe, frage ich mich, wie es ihr wohl gehen mag. Ich hoffe sie ist wohlauf.
Und ich denke noch voll Dankbarkeit an das wundervolle Weihnachtsgeschenk zurück.
Und mit diesen Worten möchte ich allen, die mir gewogen sind und mich treu begleitet haben, von ganzem Herzen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und das Allerbeste für 2020 wünschen!
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