Pollita
12.10.2021 - 07:26 Uhr
49
Top Rezension
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft

Reiterstube

Reiterstübchen gibt es in nahezu jedem Pferdestall und sie haben ihren ganz eigenen Charme und ihren speziellen Duft. Als ich in den Neunzigern mit dem Reiten anfing, wurde in Reiterstübchen noch geraucht. In manchen standen Getränkeautomaten, oft konnte man auch Kaffee kochen und gewöhnlich waren sie mit älterem Ledermobiliar ausgestattet. Ich erinnere mich an Holzböden, oftmals schon recht verschlissen und irgendwo in der Ecke stand ein Kachelofen.

Stand ein Turnierbesuch oder ein Ausritt in der Gruppe zu einem besonderen Anlass an, wurden gewöhnlich am Vorabend des Spektakels die Pferde hergerichtet, besonders sauber geputzt und anschließend reinigte man Sättel, Zaumzeug sowie die Lederreitstiefel. Nachdem alles von den Spuren der täglichen Reiterei befreit war, wurde Öl oder Fett mit Bienenwachs-Extrakt auf das Leder aufgetragen, das nicht nur pflegt, sondern auch für einen schönen Glanz sorgt und Ross und Reiter bei ihrem großen Auftritt strahlen lässt.

Ein Schnupperer von Mane katapultiert mich unmittelbar in eine solche gemütliche Reiterstube. Und es wurden an diesem Tag definitiv Sättel und Stiefel geputzt und eingefettet. Denn neben dem Kachelofen, den alten Sitzmöbeln, dem verschlissenen Holzboden und dem kalten Rauch der Zigaretten erschnuppere ich eindeutig Lederpflege-Balsam aus dem Reitsportbedarf. Das gute und teure Fett, das hintenraus so schön vanillig duftet. Ich war heute gedanklich bei meinen Reiterabzeichen-Prüfungen in jungen Jahren oder beim legendären Silvesterritt auf dem liebsten Hof meiner Kindheit. Auch an die ersten Turniere musste ich denken. Und an die vielen schönen Stunden mit langjährigen Freunden sowie neuen Bekannten, die ebenfalls auf diesen Höfen und der Reiterstube ein- und ausgingen. Ich denke an meine ehemaligen Reitlehrer. Allesamt unterschiedliche Charaktere. Fast alle von ihnen waren starke Raucher. Meine Gedanken sind aber auch bei eiskalten Fingern und Füßen im Winter und dem schönen Gefühl, am Kachelofen so langsam wieder warm zu werden und sich geborgen zu fühlen.

Mane ist für mich zwar ganz weit weg von einem klassischen Parfum, schafft es jedoch, viele meiner Erinnerungen wieder zu aktivieren. Ein Duft fürs Schnüffeltuch, nicht unbedingt zum Tragen, aber dennoch irgendwie schön. Heimelig. Warm. Ein Stück Kindheit.

Da der Duft sehr intensiv ist, empfehle ich, lediglich ein Tröpfchen aufzutragen und das auf sich wirken zu lassen. Kindheits-Romantik garantiert.

Lieben Dank an Susan für die Testmöglichkeit.
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