Taurus
27.10.2022 - 06:30 Uhr
12
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Knights In White Satin

Als Gewinner der Knights Fragrances Discovery-Set Verlosung ist es für mich nicht nur eine Verpflichtung sondern auch eine Ehre die Düfte zu Testen und zu Rezensieren.
Ob es mit mir den Richtigen traf? Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass mir der Hard Rock/Heavy Metal Musiker Axel Rudi Pell, die Person, die hinter Knights Fragrances steht, zwar namentlich durchaus geläufig ist, ich aber trotz persönlicher Rockmusik Affinität bisher keine Berührungspunkte mit ihm und seinen Werken hatte.

Dabei bin ich musikalisch an vielen Musikstilen interessiert, jedoch hat sich mein Schwerpunkt in den letzten Jahrzehnten eher in Richtung Progressiv-Rock, Progressiv Metal sowie Art Rock und natürlich Classic Rock verlagert. Was ich damit nur kurz im Vorfeld sagen möchte ist, dass ich hier weder mit Vorbehalte oder Subjektivität an die Sache rangehen möchte, sondern versuche ganz neutral die Düfte zu betrachten.

Nachdem ich alle drei EdPs im Discovery Set angetestet habe, fiel meine Wahl (die beiden anderen kommen später auch noch dran) für einen intensiven Durchgang dank des spannend eingesetzten Vanillin auf Vanoir. Zuerst dachte ich bei dem Namen an einen der vielen Drachen in Game Of Thrones oder House Of The Dragon, aber ich denke, es soll wohl eine Verknüpfung von Vanille und Noir sein. Immerhin klingt es schön weich, erhaben und ein wenig geheimnisvoll.

Allerdings ist das Vanillin zwar am präsentesten aber nicht der Hauptakteur. Vorab ist Im Intro recht deutlich die Birne bemerkbar, ehe sie dann Platz für die anderen Beteiligten macht. Ganz vorne mit dabei Nagarmotha, welches olfaktorisch wie eine weichere ambriertere Form des Ouds wirkt. Es verleiht dem Duft eine warme angenehme Aura und wird flankiert von dunklen Hölzern sowie ISO-E-Super plus etwas Cashmeran, die wie Verstärker fungieren, aber den Gesamteindruck zum Glück nicht übersteuern.

Hier und da treten Patchouli, pudriges Iris, Amber und fast kakaoartiges Benzoe zaghaft hervor und stimmen sich harmonisch mit ein. Im gesamten Verlauf ist nichts was stört oder hakt. Zum Schluss gibt es ein elegantes Fade Out mit dem Vanillin samt leichten holzigen Tönen im Hintergrund.

Das wirkt alles absolut rund und ordentlich ausbalanciert. Halt insgesamt mehr Richtung feinfühlige Ballade als mal eben quick and dirty runter geschrammelt. Und wenn man da noch mal einen Vergleich zu Thema Ritter heranziehen möchte, so habe ich da das vanilleweiße Gemach aus Samt, Seide und Satin in einer eher modernen Burg aus Stahl und schweren Holz vor Augen. Im Hof befindet sich entsprechend ein prächtiger Birnbaum.

Laut Pyramide und Thematik habe ich mir Vanoir durchaus rustikaler vorgestellt. Eventuell könnte der ein oder andere durch die Erwähnung von Cashmeran sowie ISO-E-Super etwas abgeschreckt sein, dennoch finde ich den Einsatz keineswegs negativ. Im Gegenteil: die Ingredienzien lassen den Duft definitiv zeitgemäß wirken ohne billig oder zu synthetisch zu sein. Ich wüsste auch spontan keine Ähnlichkeit zu anderen Düften.

Man merkt, dass sich Axel Rudi Pell im Gegensatz zu vielen musikalischen Mitstreitern schon intensiver mit der Entwicklung von Düften auseinander gesetzt hat und nicht einfach auf Teufel komm raus Duftnoten zusammen geschüttet hat.
Die gelungene Intention sollte man ARP hoch anrechnen! Niedrig ist dagegen der Preis von bodenständigen 49,90 € für 50 ml Eau de Parfum . Da sollte sich kein Fan bzw. Käufer abgezockt sondern als Teilhaber einer Leidenschaft fühlen.

Falls der Vergleich angebracht ist: bei den Rammstein-Düften geht es wohl eher darum, dass man einfach ein paar olfaktorische Ideen abgenickt hat. Inwieweit Tony Iommi bei Xerjoff für Monkey Special im Entwicklungsprozess integriert war, lässt sich nicht eruieren. Und dass Lemmy bei den Motörhead Düften irgendeinen persönlichen Einfluss hatte (btw: in einer Doku war zu sehen, dass er Chanel Allure nutzte) geht faktisch gegen Null.

Zum Abschluss kurz noch was zum Labelnamen: Knights Fragrances passt perfekt zum Genre Hard Rock / Heavy Metal, welches sich gern mit der Welt des Mittelalters auseinandersetzt. Da sind Begriffe wie Knights, Castle, Dragon, King, Queen, Sword, Cage, Dungeon usw. gang und gäbe.
Hilfreich ist folgender Link, in dem augenzwinkernd die verschiedenen Rock-Genres anhand der klassischen Märchenkonstellation Ritter - Drachen - Prinzessin definiert werden:

https://www.stormbringer.at/storys/590/metal-schublaedchen.html
14 Antworten
Can777Can777 vor 3 Jahren
Jetzt Du auch noch? Da wird man wirklich hellhörig. Schöne Rezension..!
TaurusTaurus vor 3 Jahren
Vielen Dank! Mal schauen, wer sich da noch alles einreiht :-)
SchalkerinSchalkerin vor 3 Jahren
Hab die Düfte auch hier liegen. Bin gespannt.
TaurusTaurus vor 3 Jahren
Und ich bin gespannt, was Du daraus erschnüffelst ;-)
FrauMiezeFrauMieze vor 3 Jahren
ich habe ja auch das Discovery Set gewonnen und mich riesig gefreut. ich hatte die anderen Zwei bereits unter der Nase und dieser fehlt noch, heut ist es mir aber zu warm zum testen. Bin jetzt sehr gespannt was ich da rieche! Die anderen Zwei fand ich toll aber mir zu maskulin.
Super Rezi, gern gelesen!
TaurusTaurus vor 3 Jahren
Tausend Dank. Dann bin ich mal auf Deine Eindrücke gespannt :-)
FloydFloyd vor 3 Jahren
Vanoir war für mich derjenige der drei, der die deutlichste Synthetik - für mich eine Störnote - hatte. Kam damit unterm Strich nicht zu Rande.
TaurusTaurus vor 3 Jahren
Das empfand ich auf den allerersten Schnuff bei Shine, aber den muss ich mir auch noch mal detailliert vorknöpfen ...
SchatzSucherSchatzSucher vor 3 Jahren
Sehr informativ vom Dir beschrieben. Ich wußte bis vor kurzem gar nicht, wer Axel Rudi Pell überhaupt ist, auch wenn ich musiktechnisch sehr breitgefächert bin.
Lobenswert finde ich es, wenn jemand auch wirklich hinter den Düften steht und nicht einfach nur den Namen hergibt.
TaurusTaurus vor 3 Jahren
Ja, das Engangement finde ich auch äußerst löblich :-)
PollitaPollita vor 3 Jahren
Ich habe auch einen durchweg positiven Eindruck von den Düften. Vanoir war jetzt nicht so mein Geschmack, was allerdings weniger an Cashmeran und ISO-E Super lag, sondern vielmehr daran, dass die süßlichen Noten von Birne und Vanille mit dem Nagarmotha und den waldigen Tönen ein bisschen wie eine speckige Lederjacke auf mich gewirkt haben. Das ist durchaus Rock n'Roll, aber eben nicht mein persönlicher Gusto. Daumen hoch auf jeden Fall für die Marke. Und was Lemmy angeht, volle Zustimmung.
TaurusTaurus vor 3 Jahren
Speckige Lederjacke habe ich da jetzt gar nicht vorgefunden, aber da bin ich eventuell etwas geruchsblind ...
ElmarElmar vor 3 Jahren
Gratuliere . . . und sehr schöner Kommentar! :-)
TaurusTaurus vor 3 Jahren
Vielen Dank :-))))))