08.11.2022 - 08:12 Uhr
Axiomatic
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Axiomatic
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22
Bärchen von der Vogelweide
Vanoir, dieses merkwürdige Wort läßt mich ratlos grübeln. Mal ergibt die Suche im Internet einen italienischen Hersteller für Schokoladen-Träume in der Nähe von Turin, mal eine spirituelle Person, welche sich auf ihre Intuition bei Entscheidungen verläßt.
Schön, wenn ich die Schnittmenge beider nehme, komme ich auf eine spirituell intuitive Schokolade. Vielleicht hilft mir solch eine Schlemmerei beim Verfassen dieser Zeilen.
Nun gut, Ritter Sport wird es wohl nicht ganz treffen, aber hier soll es gar ritterlich zugehen.
Zisch!
Herrje, ich werde mich wohl setzen müssen. Mit Blick auf den Taunus hier bei den Mattiakern hoffe ich dem Ganzen eine Form zu geben.
Grinsend steht mein schwarzer Teddy von Moschino neben der Tastatur. Er hat sich nämlich bereit erklärt, im Namen seines Herren, Francesco I. Sforza aus Mailand, mir in der Auseinandersetzung mit den Rittern hier treu zur Seite zu stehen. Als Söldnerlohn hofft er wohl, dass mein kauflustiger Zeigefinger eine dieser verführerischen Schoko-Naschereien aus Turin bestellt.
Mi dispiace, caro orsino, vielleicht nach einer Runde Schwertkampf. Denn jetzt geht es um die Duftbeschreibung!
Tja, liebes Forum, so ein zickiges Bärchen Toy Boy läßt sich natürlich nicht ohne Schokolade abweisen und, ganz nach seinem Naturell, furzt mir einen vor.
So in etwa ist die Eröffnung von Vanoir.
Ich nehme an, dass der Osmanthus an etwas Nagarmotha schon den Verdauungstrakt von Innen erleben durfte. Eine gewisse animalische Flatulenz wird federleicht mit einer zitrischen Note als Belustigung geboten. Der Hofnarr mal wieder, die Darmlaute waren sehr beliebt in den tristen Burgen des Mittelalters diesseits der Alpen.
Doch alsbald schafft es unser Moschino Bärchen aus den, welch ein Glück, nicht völlig erloschenen Teilruinen altrömischer Kultiviertheit ins Obergermanien und bringt eine Birne aus der Heimat mit. Ganz genau, hier wird seine kunst-volle Birne gereicht.
Und die schmeckt den Freiherren von Drachenfels so sehr, dass sie ungefragt die süße Frucht einfach für sich beanspruchen. Da wir uns jenseits aller zivilrechtlicher Ordnung befinden, wird der Disput hier selbstverständlich körperlich ausgetragen.
Mein treuer Begleiter aber hat schon längst das Weite gesucht und vergnügt sich quietschfidel wohl mit anderen Bärchen im Wald - auch so eine Eigenschaft seines Naturells.
Bevor ich nun von einem dieser kunstvoll geschmiedeten Morgensterne mundgerecht portioniert werde, flüchte ich mich in die Kammer des Burgfräuleins. Benzoe und Vanillin scheinen der holden Schönheit als einzige Duft-Auswahl zur Verfügung zu stehen. Nun ja, immerhin läßt sie etwas kunst-volle Kosmetik an ihre Haut ran. Und sie scheint mit dem restlichen Nagarmotha sich die bösen Trolle vom Keuscheitsgürtel zu halten.
„Liebes Burgfräulein, wenn ich mir eine untertänigste Bemerkung erlauben dürfte, die Trolle sollten nur mit Rauch abgeschreckt, doch nicht halbgar versengt werden.“
Ich und mein Mundwerk.
Einer kunst-vollen, hölzernen Puderdose samt violetter Giftmischung - es ist immer gut, sich eine Haushexe zu halten - verdanke ich eine ziemlich ansehnliche Beule am Kopf. Beim Schleudern des Kunstiris-Behälters beweist das Burgfräulein eine tüchtige Sportlichkeit.
Vollgepudert (ich bitte um Verzeihung, werte Leserschaft in Cisleithanien) und benebelt, stürze ich durch eine hinterlistige Falltür in den Keller. Ich fange mich etwas und komme mir recht festgezurrt vor. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die schummrige Umgebung.
Welch geschmackvolle Ausstattung!
Eine gemütlich anmutende Streckbank aus Sperrholz in der Mitte des heiter muffigen Gewolbes zeugt von handwerklichem Können. Wie fein die Ecken und Kanten mit Firnis-Cashmeran ausgearbeitet wurden. Dazu noch diese reizenden Holznoppen im Bereich des Rückens. Dank ISO-E-Super ragen sie schön raus und massieren ergonomisch mein gepeinigtes Rückrad.
Inmitten des modrigen Geruchs feuchter Erde - ein wahres Arkadien für Asseln und Ratten - vernehme ich plötzlich die schrägen Klänge einer E-Harfe. Und eh ich mich versehe, stürmt auch schon besagte Haushexe lustigen Tanzschrittes in den Verlies.
Alle Dufteindrücke vermengen sich zu etwas Bitterkrautigem.
„Krötenpfuhl und Gänseklein
vor mir leckeres Menschelein.
Doch gib fein Acht bis zum Schluß
genießbar nur mit giftigem Beifuß!“
Meine Lebenshoffnung siecht langsam dahin, während ich mit dem Kraut eingerieben werde. Ob ich als Wirsingroulade ende?
Im Kochtopf blubbert Synthetisches gefährlich bitzelnd, der kunst-hölzerne Esstrog wird fein gedeckt.
Ich gebe auf…
Doch plötzlich klart sich alles auf!
Die morsche Kellertür gibt nach und herein eilen mein Bärchen und seine Freunde mir zur Hilfe!
Ein Griff und Zack! Die Hexe wird mit Ambroxan in bernsteinähnlichem Plastik eingefangen!
Ein Heer von knuddeligen, frischgeduschten Teddies schafft mich ins Freie, ich kann wieder aufatmen.
Und so machen wir uns auf inmitten einer angenehmen Wolke aus vanilligem Harz, denn eine süße Belohnung aus Turin wartet im trauten Heim auf uns.
Und wenn wir nicht gestorben sind, so mampfen wir noch heute!
Lieber Axel, recht vielen Dank für dieses synthetische Abenteuer!
Ich bin schon gespannt auf die duftende Varus-Schlacht im Teutoburger Wald mit weniger Ambroxan und mehr Bibergeil.
Salve, mein Bester!
Schön, wenn ich die Schnittmenge beider nehme, komme ich auf eine spirituell intuitive Schokolade. Vielleicht hilft mir solch eine Schlemmerei beim Verfassen dieser Zeilen.
Nun gut, Ritter Sport wird es wohl nicht ganz treffen, aber hier soll es gar ritterlich zugehen.
Zisch!
Herrje, ich werde mich wohl setzen müssen. Mit Blick auf den Taunus hier bei den Mattiakern hoffe ich dem Ganzen eine Form zu geben.
Grinsend steht mein schwarzer Teddy von Moschino neben der Tastatur. Er hat sich nämlich bereit erklärt, im Namen seines Herren, Francesco I. Sforza aus Mailand, mir in der Auseinandersetzung mit den Rittern hier treu zur Seite zu stehen. Als Söldnerlohn hofft er wohl, dass mein kauflustiger Zeigefinger eine dieser verführerischen Schoko-Naschereien aus Turin bestellt.
Mi dispiace, caro orsino, vielleicht nach einer Runde Schwertkampf. Denn jetzt geht es um die Duftbeschreibung!
Tja, liebes Forum, so ein zickiges Bärchen Toy Boy läßt sich natürlich nicht ohne Schokolade abweisen und, ganz nach seinem Naturell, furzt mir einen vor.
So in etwa ist die Eröffnung von Vanoir.
Ich nehme an, dass der Osmanthus an etwas Nagarmotha schon den Verdauungstrakt von Innen erleben durfte. Eine gewisse animalische Flatulenz wird federleicht mit einer zitrischen Note als Belustigung geboten. Der Hofnarr mal wieder, die Darmlaute waren sehr beliebt in den tristen Burgen des Mittelalters diesseits der Alpen.
Doch alsbald schafft es unser Moschino Bärchen aus den, welch ein Glück, nicht völlig erloschenen Teilruinen altrömischer Kultiviertheit ins Obergermanien und bringt eine Birne aus der Heimat mit. Ganz genau, hier wird seine kunst-volle Birne gereicht.
Und die schmeckt den Freiherren von Drachenfels so sehr, dass sie ungefragt die süße Frucht einfach für sich beanspruchen. Da wir uns jenseits aller zivilrechtlicher Ordnung befinden, wird der Disput hier selbstverständlich körperlich ausgetragen.
Mein treuer Begleiter aber hat schon längst das Weite gesucht und vergnügt sich quietschfidel wohl mit anderen Bärchen im Wald - auch so eine Eigenschaft seines Naturells.
Bevor ich nun von einem dieser kunstvoll geschmiedeten Morgensterne mundgerecht portioniert werde, flüchte ich mich in die Kammer des Burgfräuleins. Benzoe und Vanillin scheinen der holden Schönheit als einzige Duft-Auswahl zur Verfügung zu stehen. Nun ja, immerhin läßt sie etwas kunst-volle Kosmetik an ihre Haut ran. Und sie scheint mit dem restlichen Nagarmotha sich die bösen Trolle vom Keuscheitsgürtel zu halten.
„Liebes Burgfräulein, wenn ich mir eine untertänigste Bemerkung erlauben dürfte, die Trolle sollten nur mit Rauch abgeschreckt, doch nicht halbgar versengt werden.“
Ich und mein Mundwerk.
Einer kunst-vollen, hölzernen Puderdose samt violetter Giftmischung - es ist immer gut, sich eine Haushexe zu halten - verdanke ich eine ziemlich ansehnliche Beule am Kopf. Beim Schleudern des Kunstiris-Behälters beweist das Burgfräulein eine tüchtige Sportlichkeit.
Vollgepudert (ich bitte um Verzeihung, werte Leserschaft in Cisleithanien) und benebelt, stürze ich durch eine hinterlistige Falltür in den Keller. Ich fange mich etwas und komme mir recht festgezurrt vor. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die schummrige Umgebung.
Welch geschmackvolle Ausstattung!
Eine gemütlich anmutende Streckbank aus Sperrholz in der Mitte des heiter muffigen Gewolbes zeugt von handwerklichem Können. Wie fein die Ecken und Kanten mit Firnis-Cashmeran ausgearbeitet wurden. Dazu noch diese reizenden Holznoppen im Bereich des Rückens. Dank ISO-E-Super ragen sie schön raus und massieren ergonomisch mein gepeinigtes Rückrad.
Inmitten des modrigen Geruchs feuchter Erde - ein wahres Arkadien für Asseln und Ratten - vernehme ich plötzlich die schrägen Klänge einer E-Harfe. Und eh ich mich versehe, stürmt auch schon besagte Haushexe lustigen Tanzschrittes in den Verlies.
Alle Dufteindrücke vermengen sich zu etwas Bitterkrautigem.
„Krötenpfuhl und Gänseklein
vor mir leckeres Menschelein.
Doch gib fein Acht bis zum Schluß
genießbar nur mit giftigem Beifuß!“
Meine Lebenshoffnung siecht langsam dahin, während ich mit dem Kraut eingerieben werde. Ob ich als Wirsingroulade ende?
Im Kochtopf blubbert Synthetisches gefährlich bitzelnd, der kunst-hölzerne Esstrog wird fein gedeckt.
Ich gebe auf…
Doch plötzlich klart sich alles auf!
Die morsche Kellertür gibt nach und herein eilen mein Bärchen und seine Freunde mir zur Hilfe!
Ein Griff und Zack! Die Hexe wird mit Ambroxan in bernsteinähnlichem Plastik eingefangen!
Ein Heer von knuddeligen, frischgeduschten Teddies schafft mich ins Freie, ich kann wieder aufatmen.
Und so machen wir uns auf inmitten einer angenehmen Wolke aus vanilligem Harz, denn eine süße Belohnung aus Turin wartet im trauten Heim auf uns.
Und wenn wir nicht gestorben sind, so mampfen wir noch heute!
Lieber Axel, recht vielen Dank für dieses synthetische Abenteuer!
Ich bin schon gespannt auf die duftende Varus-Schlacht im Teutoburger Wald mit weniger Ambroxan und mehr Bibergeil.
Salve, mein Bester!
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