A*Men Ultimate 2019

Galahad
08.11.2019 - 11:05 Uhr
5
Hilfreiche Rezension
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
4.5
Duft

Neuinterpretation oder Themaverfehlung?

Über den Ursprungsduft dieser langen Ahnenreihe - den original A*Men - streiten sich die Geister - völlig zurecht. Wie kaum ein weiterer Duft, polarisiert der A*Men. Eine meiner weitere Leidenschaften ist es, schottische Single Malts zu testen. Die Destillerie Laphroaig auf der Insel Islay, die einen Whisky produziert, der nach Teer, Algen, Lagerfeuer, Torf und Phenol riecht und schmeckt, hat den Werbeslogan geprägt "You love it or you hate it". Passender könnte man die gespaltenen Meinungen über das Gummi-Teer-Schwülstigkeitsmonstrum A*Men nicht zusammenfassen. Eines sei vorweggenommen: ich bewundere die Dreistigkeit des Duftes und seine absolut herausragende Einzigartigkeit, könnte die Wuchtbrumme jedoch selbst nicht tragen
Nun kamen nach dem Launch des Ursprungsduftes im Jahr 1996 eine schier endlose Zahl an Flandern heraus, die je einem dezidierten Duftstoff gewidmet waren und diesen mit der Duft-DNA des Stammvaters verschmelzen ließen. Einige der Flanker konnten die rüpelhafte Basis-DNA in Schach halten und dank der jeweiligen Ingredienzien sogar zu einer ganz wundervollen Komposition bewegen. Bisher war jedem dieser Flanker ein kleiner genetischer Anteil des Stammhalters geblieben - manche waren genial (Pure Malt, Pure Coffee, Pure Havanne), manche gut (Pure Tonka), andere hingegen eine schwache Leistung (Kryptomint). Mit dem letzten in dieser Reihe endet für mich auch eine sinnvolle Neuinterpretation des Ersten. Kryptomint versuchte durch Minze einem schwülstig-schweren Duft irgendwie zu Frische zu verhelfen. Das Endergebnis konnte weder olfaktorisch noch in der Performance überzeugen.

Da ich jedoch ein großer Fan, v.a. des Pure Malt, bin, wollte ich diese Neuerscheinung des Jahres 2019 unbedingt so schnell als möglich testen und bestellte daher online einen Flakon, da er noch in keiner Parfümerie zu haben war. Die Farbe des Flakons, ebenso wie die gelisteten Duftnoten ließen mich hoffen, da ich ein großer Kaffeeliebhaber bin.
Der Flakon und die Verpackung sind genial gemacht. Trotz des gelinde gesagt schon immer defizitären Sprühkopfes mag ich die gummierten Flakons, die toll in der Hand liegen. Die Einheitlichkeit der gesamten Linie macht sich zudem sehr schön im Duftregal. Bisher hatte die Farbe auch immer etwas über den Duft verraten und war passend gewählt.
Hier jedoch passt weder der Titel, noch passt dann die Farbe zu den gewählten Aromen.
Inwiefern zeichnet sich der ultimative Mann denn durch Café Moccha aus? Und weshalb ist dann der Flakon schlumpfblau?
Nun aber zum Duft selbst: erstmals in der Reihe all der Flanke kann ich die einzigartige A*Men-DNA nicht mehr herausriechen. Der Duft ist eigenständig und für mich kein Flanker dieser Reihe. Zwar ist er ebenfalls ein Gourmand durch und durch, aber ohne die Patchouli-Schwere, die allen anderen, teils auch nur hintergründig zu eigen war.
Kann nun abgesehen von gefloppter Namensgebung und Flakonwahl wenigstens der Duft überzeugen? Ich muss für mich leider auch hier verneinen. Statt Café Moccha bekomme ich Schwaden eines Gebräus in die Nase, welches zu Uni-Zeiten am Café-Automaten erhältlich war: Irish Coffee. Verachtete ich selbst dieses Teufelselixier zwar wie selbiger das Weihwasser, genoss einer meiner besten Freunde in den Pausen zwischen den Vorlesungen gerne mal einen Becher des pappig-süßen "Heißgetränks", das nicht im entferntesten etwas mit gutem Kaffee zu tun hat. Durch die Balsamtanne wird der Duft etwas schmalzig-cremig. Bergamotte ist hier Wunschdenken! Der Duft startet für mich klebrig süß und geht genau so weiter. Wenig Wandel, wenig Komplexität, kein Tiefgang. Auch die Power des Originals, geschweige denn von Pure Malt oder Pure Havanne erreicht er. Nach 6-7 Stunden war Sense.
Ich hätte ihn so gerne als meinen Herbst- und Winterduft 2019 genutzt, da ich sowieso auf der Suche nach Kaffeedüften war. Nun wird in Manceras Aoud Café ersetzen. Der erste Duft, der zumindest für kurze Zeit authentisch nach echtem Kaffee duftet.
Zusammenfassend ist dieser Ultimate Men für mich nach Kryptomint nicht nur ein Ausrutscher, sondern Muglers Parfümeure scheinen vom rechten Pfad abgekommen. Kehrt zurück zur Ursprungsidee oder hört auf das Pferd marketingtechnisch tot zu reiten! Dieser hier ist nicht für den ultimativen Mann (Titel scheint mir sowieso bei JPG abgekupfert zu sein), sondern ist eher der ultimative Fail.
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