Strawanza

Noneya
07.03.2024 - 03:41 Uhr
7
7
Preis
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

"Dass i ned glei ham kum, woa vu Aufaung au kloa"

TL;DR: Fliegt unter dem Radar. Sehr gut gemachter Duft der alten Schule. Maskulin, ohne altbacken zu wirken, erstaunlich langlebig für ein Cologne. Männer: Traut euch!

Seit 2018 sind die Wiener Schurken nun am Markt. Wann genau sie diese fies gute Rezeptur aus dem Jahre 1953 wiederentdeckt, re-released haben und woher diese eigentlich stammt sind nur ein paar Fragen, die ich mir bei diesem Duft stelle. Eine weitere Frage ist: Wie gut ist der eigentlich? Ich versuche mich kurz zu fassen: Ich denke er passt nicht zum aktuellen Stil der bappsüßen, cremigen, pudrigen oder zitrischen Crowdpleaser, welche schier endlos wie Pilze aus dem Boden zu schießen scheinen. Doch das will dieser Duft auch gar nicht sein. Für mich ist Strawanza ein moderner Gentleman, welcher nicht allen gefallen muss. Ein Gentleman der selbstsicher, freundlich, bestimmt und gelassen seinen Alltag meistert. Er kennt seinen Wert, riecht markant und herb, mit dieser winzigen Idee an süßer Cremigkeit, die ihn abrundet. Ein 'Herumtreiber', frei übersetzt auf Hochdeutsch, ist er für mich nicht direkt zu Beginn.

Der Duft öffnet mit einem frisch-holzigen Menthol/Pfeffer Akkord. Die Nelke im Hintergrund erinnert zu anfangs minimal an würzigen Zimt. Wer seine Kopfhaare hautnah trägt, wird mir zustimmen, dass er direkt an Rasierseife erinnert. Sauber, frisch und doch würzig geht es über an das holzige-erdige Herz des Duftes. Nichts sticht hervor, das Menthol tritt in den Hintergrund und lässt den Pfeffer mit dem Kaschmirholz und dem Zedernholz verschmilzen. Nach circa 1-2 Stunden gesellen sich die Basisnoten aus leicht cremigem Moschus, rauchigem Oud und Labdanum und minimal süßer Tonkabohne dazu. Bestenfalls hier könnte ich die Bezeichnung des Strawanzers durchgehen lassen. Toll finde ich an diesem Duft, dass hier komplett auf Lavendel verzichtet wird. Das hebt ihn ab von den 'herkömmlichen' Fougères ab und lässt ihn reif OHNE Opi-Vibes daherkommen, eher Daddy Vibes... ;)

Jeder von uns hat eine andere Wahrnehmung von Düften, doch für mich erzählt dieses Cologne eine Kurzgeschichte von einem Mann, der sich morgens rasiert mit einer Shavette oder einem Hobel, den Tag über höflich, jedoch dominant seiner Arbeit oder seinen Geschäften nachgeht, eine Mittagspause im Wald verbringt und abends in gepflegter Gesellschaft und klassisch gekleidet seinen Abend zu genießen versteht und vielleicht das ein oder andere Mal später heim kommt als geplant..

Persönlich sehe ich den Duft nicht an Milchbubis oder Ja-Sagern, dieser Duft ist kein Schreihals, jedoch stärker als so manches EdP auf dem Markt. Man muss Barbershop / fougère mögen, dann holt er einen ab. Wenn man sich damit sieht, hat man hier einen absolut soliden Daily Driver, ein Rasierwasser und ein Statement Duft in einem.

Traut's euch, Buam: Fü Spaß beim Testn!
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