Ich mochte Düfte schon immer, hatte aber vor Parfumo eine Sammlung mit 4 bis fünf Düften und war glücklich.
Dann kam Corona, ich habe Parfumo entdeckt und es zogen einige neue Düfte ein, zudem habe ich Unmengen an Abfüllungen und Pröbchen bestellt. Natürlich habe ich damit etwas kompensiert, als kritisch oder gar als Kaufsucht betrachte ich es dennoch nicht. Mir haben in der Zeit einfach neue Eindrücke gefehlt, die ich sonst durch Reisen, Ausstellungen, Konzerte, Sport usw. gehabt hätte, plötzlich war das alles weg. Die Düfte haben es mir in der Zeit ermöglicht, diese neuen Eindrücke auf eine andere Weise zu haben. Wenn man Lavendelfelder schon nicht sehen kann, dann zumindest riechen . Mir macht es auch unheimlichen Spaß, die Beschreibungen der Düfte zu lesen, mir den Duft vorzustellen und dann gespannt auf die Abfüllung zu warten und zu sehen, ob der Duft mir auch eine Geschichte erzählt.
Ich betrachte Düfte nicht als Statussymbol und ich glaube auch nicht, dass ich ein tollerer Mensch bin, wenn ich einen tollen Duft trage. Ich glaube auch nicht, dass es in meinem Umfeld überhaupt irgendjemandem auffällt. Ich mache das nur für mich und eigentlich auch weniger aus Eitelkeit, denn aus Neugier und der Lust am Entdecken.
Nun, da man wieder mehr raus kann und Eindrücke im "wahren Leben" bekommen, beginnt meine Sammlung bereits zu groß für mich zu sein. Besonders viel wird da daher nicht mehr nachkommen, evtl. noch 2 bis 3 Düfte, in die ich mich auf meiner Entdeckungsreise wirklich verliebt habe. Dafür dürfen andere dann aber gerne gehen. Zudem habe ich mich an Parfumo inzwischen gewöhnt und die Community macht mir großen Spaß. Also heißt es weiter entdecken, wenn auch in kleinerem Umfang.
Zudem war das Spiel für mich nie selbstschädigend und ich musste deswegen nicht auf andere Dinge verzichten. Im Grunde habe ich einfach das Geld, das ich sonst für Reisen und Hobbys ausgegeben hätte, in Düfte gesteckt.
Viel belastender für mich ist manchmal, wenn ich die Nachrichten sehe, dass ich mir diesen Eskapismus einfach leisten kann, ohne groß darüber nachzudenken. Das macht mir ein wenig ein schlechtes Gewissen. Allein dieses enorme Angebot an Konsumgütern ist irgendwie krank, wenn es am anderen Ende der Welt nicht einmal Brot gibt.