Zustand von Vintage

Ich habe mal eine Frage zu Vintageversionen im Allgemeinen.
Immer mal wieder werden Flakons angeboten, die über 30 jahre alt sind. Auch wenn diese noch unbenutzt sind, frage ich mich, wie man sicher sein kann, dass sie nicht gekippt sind? Gibt es Düfte, die wirklich sicher so lange haltbar sind?
Ich frage nur interessehalber, nicht, weil ich einen bestimmten Duft im Auge habe.
LG Paulette

Allgemein glaube ich, das "kippen" eher eine Seltenheit ist, sofern das Parfum wirklich noch in OV steckt und vernünftig gelagert wurde. Allerdings sagen kann das wohl keiner genau, wenn wirklich noch das Zellophan drum ist. Die meisten Vintage-Düfte, die dann bei Ebay angeboten werden sind aber wohl schon geöffnet und OV meint lediglich, dass die Schachtel noch existiert. Mein "Jil Sander Feeling Man in OV" wurde mit einem gefakten Bild beworben. Bekommen habe ich den Flakon in einer ollen Original-Schachtel. Das Parfum war natürlich angebrochen und hatte die typisch grüne - nicht originale - Farbe. Ist es angebrochen, kann der Verkäufer allerdings schon genau sagen, ob der Duft gekippt ist oder nicht, denn nur so kann er ihn ja auch ausprobieren. Will aber wer einen teuren Vintage-Duft verhökern, wird er immer behaupten, dass alles noch in Ordnung sei.

Es gibt Düfte, die so lange haltbar sind. Mein "Climat" (Parfum) ist etwa 30 Jahre alt und noch in Ordnung. Sicher ist es aber nie: "N°19 (Parfum)" ist bei mir nach über 20 Jahren doch gekippt (wenn auch nur in der Kopfnote). Beide Dufte wurden zwar dunkel, aber nicht unbedingt kühl gelagert.

Danke für eure Antworten! Sehe ich das richtig, dass von euch keiner zu einem Kauf eines z.B. 30 jahre alten Parfums raten würde?
LG Paulette

Vintage ist immer auch Roulette. Ich schaue daher, dass eine Umverpackung dabei ist, damit zumindest die Hoffnung auf dunkle Lagerung besteht. Extrait Konzentrationen haben auch den Ruf, länger zu halten. Andererseits gibt es für jede dieser Aussagen auch Gegenbeispiele: Meine Amazone EDT aus Mitte der 80er ist tadellos, ebenso mein Nocturnes. Ein älteres Caleche Parfum hingegen hatte schon ganz leicht angeschlagene Kopfnoten (aber auch nur im Vergleich mit neueren Versionen). In Summe ist es eine Frage des Geldes, sprich wie sehr würde es weh tun, wenn die Beute hinüber ist, oder könntest Du es verkraften?

Hallo LadyViolet,
das wäre dann garnicht meine Sache, weil mir die Gefahr zu groß wäre, dass der Duft nicht mehr gut ist.
Zumal Vintageversionen ja oft zu hohen Preisen angeboten werden. Da habe ich mich eben immer gefragt, wer das kauft. Wahrscheinlich hast Du recht: wenn es auf's Geld nicht so ankommt, kann man das vielleicht machen. Obwohl die Enttäuschung auch dann sicher groß ist, wenn der Duft gekippt ist.
LG Paulette

Wem es auf Geld nicht ankommt, der kauft sich einen neuen, teueren Nischduft, Aktien oder etwas, das er zuvor begutachten kann!
Wer 30 Jahre alte Parfums kauft ist Liebhaber und Sammler und will einen Duft, der möglichst 100% in Ordnung ist.
Nun, das kann man eben zuvor nicht wissen, wenn man den Verkäufer nicht kennt oder seinen Beteuerungen sicher glauben kann. Daher besteht immer ein gewisses Risiko beim Kauf von Vintage-Parfums. Mein Sander Feeling Man war noch in Ordnung, könnte aber genaugenommen jetzt auch bei mir in den nächsten Monaten kippen, dann war er in Ordnung und ich hätte das viele Geld dennoch unnütz investiert.
Schau dir den Verkauf noch mal genau an und überlege dir, ob es dir das Risiko wert ist. Dann schlaf eine Nacht drüber und wenn es dir keine Ruhe lässt, dann muss es wohl sein. Dann steh aber auch zur möglichen Katastrophe.

Aus meiner eigenen Erfahrung: Ich habe sicherlich 300 - 400 Vintage-Düfte (30 Jahre und älter) erworben, als OF oder Mini. Gekippt waren davon keine 10. Also, keine Angst...

Meine Düfte wurden benutzt, in meiner Unerfahrenheit auch verunreinigt. Ich würde sagen, wenn der Duft noch nie geöffnet wurde, könnte man es riskieren.

Bei mir ist bisher nur ein einziger Duft gekippt. Das war vor ca. 30 Jahren ein Duft von Jil Sander, den ich in einen Reise-Zerstäuber umfüllte und im Sommer im Auto liegen hatte. Irgendwie reagierte dieser, veränderte sich in seiner chemischen Zusammensetzung und roch ekelhaft stechend.

Bei den Designer/Mainstream-Düften besteht wohl seit der Entwicklung synthetischer Duftstoffe eine sehr lange Haltbarkeit. Ob diese "Öle" überhaupt noch durch Luftzufuhr im Flacon oxidieren können, d.h. mit Sauerstoff reagieren und sich verändern, ist wohl eines der best gehüteten Geheimnisse der Kosmetikindustrie.

Lichteinfluss verändert jedoch auf alle Fälle die Farbstoffe; das konnte ich schon bei vielen Miniaturen beobachten. Die Hauptgefahr geht mit Sicherheit von Wärmequellen aus, die eine molekulare Veränderung herbeiführen können. Immerhin ist ein Eau de Toilette eine "Lösung", d.h. die synthetischen Duftstoffe gehen eine bestimmte molekulare Verbindung ein.

Gut vorstellen kann ich mir ebenfalls, dass selbst bei bester Lagerung natürliche Duftöle schnell an Intensität verlieren, Duftmoleküle sich verändern oder sogar auflösen bzw. verfallen. Gerade teure Nischendüfte setzen manchmal gänzlich auf natürliche Essenzen (z.B. Vetiver Veritas). Hier ist das Risiko dann doch sehr hoch, dass der Duft sich nach einer langen Lagerung verändert (selbst ungeöffnet).

Bei Vintagedüften geht es, nach meiner Meinung, jedoch ohnehin eher um Nostalgie, als um einen realen Sammlerwert (wie z.B. bei Wein). Schon allein der Flacon und das Wissen, dass dieser ein Relikt aus der eigenen Jugend ist, lässt das Herz eines Sammlers höher schlagen. Wenn die Essenz dann noch halbwegs der eigenen Erinnerung entspricht, ist das Optimum bereits erreicht.

Wie schon geschrieben wurde, halte auch ich die Lagerbedingungen für wichtig. Wenn ich das Risiko minimieren will, dann recherchiere ich im Vorfeld (sofern möglich), ob der Vintageduft in seiner Formulierung natürliche Duftöle enthält oder rein synthetisch ist (z.B. Chanel No. 5). Aber mit Logik und Vernunft wird ein Sammler von Vintagedüften wohl eher nicht herangehen. Die Jagd nach raren, oft nicht mehr produzierten Parfums, dürfte nach der Mentalität eines Glücksritters verlangen, der weder an Wertanlagen noch einer Absicherungen interessiert ist.

Rebirth, vielen Dank für diese informative Antwort! Ich habe über ebay auch ein paar Erfahrungen mit Parfum Miniaturen gemacht: die waren alle gekippt. Liegt sicher an der Lagerung in Setzkästen etc.
Ich bin definitiv kein Glücksritter und nach deiner Antwort noch mehr von Vintage abgekommen, für mich wäre das definitiv nichts.
LG Paulette

Freut mich, dass dir meine Antwort helfen konnte, Paulette. Früher hatte ich auch Miniaturen im Setzkasten stehen. Gerade die durchsichtigen Flacons zeigten schon nach wenigen Monaten, wie sich die kostbaren Essenzen durch das direkte Sonnenlicht farblich verändern können (besonders gelb zu grün). Das fand ich total eklig und damit war meine Sammelleidenschaft dann auch schnell beendet. Obwohl sie nicht gekippt waren und noch sehr gut rochen, entsorgte ich damals die giftig aussehenden Flüssigkeiten.

Zum Glück wurden die Düfte, mit denen ich schöne Erinnerungen verbinde, noch nicht eingestellt bzw. sind in einer Neuauflage wieder erschienen (z.B. Aramis Havana). Von daher war die Versuchung, einen Vintageduft zu erwerben, bei mir noch nie sonderlich groß.

LG Andreas

Ich schwimme weder im Geld, noch bin ich ein Glücksritter. Dennoch habe ich mir schon öfter Vintage-Düfte im Netz bestellt und bin noch nie eingegangen.
Da ist natürlich ein Quentchen Glück dabei, aber man kann das Risiko minimieren. Zum einen würde ich nie einen leichten, frischen Duft kaufen, der schon viele Jahre auf dem Buckel hat, denn da ist die Gefahr, dass er gekippt ist deutlich größer, als bei einem alten Chypre oder Orientalen. Ebenfalls lass ich die Finger von offensichtlich bereits geöffneten Flakons und kaufe nur Düfte, die noch in der Originalverpackung angeboten werden. Angebote von Privatpersonen interessieren mich auch nicht, denn wenn die bei der Wohnungsauflösung von Oma ein Parfum gefunden haben, weiss man auch nicht, ob das nicht Jahrezehnte vor dem Spiegel der Frisierkommode gestanden hat.

Mit der Zeit hat man auch ein paar Lieblingsverkäufer, bei denen man dann auch "Stammkunde" ist und wo es im Fall des Falles möglich ist, über entsprechende Modalitäten zu einer Einigung zu kommen.

Liebe Turandot,
danke für Deine ausführliche Antwort. Wie schätzt Du denn die Haltbarkeit von Aqua Allegorias ein?
Es werden oft noch welche im Netz angeboten, die vor 10-15 Jahren produziert wurden, kann man es da riskieren?
LG Pauette

Wenn sie von einem professionellen Verkäufer mit Originalverpackung angeboten werden, würde ich es riskieren. Allerdings um sie auch bald zu verbrauchen und nicht noch selbst jahrelang zu bunkern.

Ja, bei ebay stehen manchmal welche drin, da juckt es mich schon in den Fingern. Aber das meinst Du wahrscheinlich nicht mit "professionellem Verkäufer"