vor 9 Jahren
Bei mir ist bisher nur ein einziger Duft gekippt. Das war vor ca. 30 Jahren ein Duft von Jil Sander, den ich in einen Reise-Zerstäuber umfüllte und im Sommer im Auto liegen hatte. Irgendwie reagierte dieser, veränderte sich in seiner chemischen Zusammensetzung und roch ekelhaft stechend.
Bei den Designer/Mainstream-Düften besteht wohl seit der Entwicklung synthetischer Duftstoffe eine sehr lange Haltbarkeit. Ob diese "Öle" überhaupt noch durch Luftzufuhr im Flacon oxidieren können, d.h. mit Sauerstoff reagieren und sich verändern, ist wohl eines der best gehüteten Geheimnisse der Kosmetikindustrie.
Lichteinfluss verändert jedoch auf alle Fälle die Farbstoffe; das konnte ich schon bei vielen Miniaturen beobachten. Die Hauptgefahr geht mit Sicherheit von Wärmequellen aus, die eine molekulare Veränderung herbeiführen können. Immerhin ist ein Eau de Toilette eine "Lösung", d.h. die synthetischen Duftstoffe gehen eine bestimmte molekulare Verbindung ein.
Gut vorstellen kann ich mir ebenfalls, dass selbst bei bester Lagerung natürliche Duftöle schnell an Intensität verlieren, Duftmoleküle sich verändern oder sogar auflösen bzw. verfallen. Gerade teure Nischendüfte setzen manchmal gänzlich auf natürliche Essenzen (z.B. Vetiver Veritas). Hier ist das Risiko dann doch sehr hoch, dass der Duft sich nach einer langen Lagerung verändert (selbst ungeöffnet).
Bei Vintagedüften geht es, nach meiner Meinung, jedoch ohnehin eher um Nostalgie, als um einen realen Sammlerwert (wie z.B. bei Wein). Schon allein der Flacon und das Wissen, dass dieser ein Relikt aus der eigenen Jugend ist, lässt das Herz eines Sammlers höher schlagen. Wenn die Essenz dann noch halbwegs der eigenen Erinnerung entspricht, ist das Optimum bereits erreicht.
Wie schon geschrieben wurde, halte auch ich die Lagerbedingungen für wichtig. Wenn ich das Risiko minimieren will, dann recherchiere ich im Vorfeld (sofern möglich), ob der Vintageduft in seiner Formulierung natürliche Duftöle enthält oder rein synthetisch ist (z.B. Chanel No. 5). Aber mit Logik und Vernunft wird ein Sammler von Vintagedüften wohl eher nicht herangehen. Die Jagd nach raren, oft nicht mehr produzierten Parfums, dürfte nach der Mentalität eines Glücksritters verlangen, der weder an Wertanlagen noch einer Absicherungen interessiert ist.