vor 13 Jahren
Ein Freund von mir lebt in Paris und ist dort als Parfumeur, bzw. als Lehrer für Auszubildende an der ISIPCA tätig. Er sagt mir immer wieder, dass die gesamte Branche lügt. Alle Firmen wollen verkaufen und erzählen deshalb den Kunden die schönsten Träume und lassen sie in dem Glauben, dass z.B. wirklich echte bulagrische Rosenabsolue verarbeitet wurde. Wie soll bei einem Massenduft, der weltweit verkauft wird, tatsächlich mit der vorhandenen Menge bulgarischer Rose der Weltmarkt bedient werden...eben gar nicht. Deshalb ist den Angaben der Hersteller nur bedingt zu glauben.
Denkt man an die jetzt lancierte Duftlinie "La Collection Christian Dior" in der das bisher als Eau de Cologne verkaufte "Eau Noire" plötzlich als Eau de Parfum angeboten wird...
Zudem beschäftigen fast alle große Häuser (so auch Dior) eigene Parfumeurteams, die nur mit den permanenten Reformulierungen der laufenden Düfte beschäftigt sind um den aktuellen Zeitgeist wieder zu geben. Nach meinem Pariser Freund wurde allein "J'adore" bereits viermal fast unmerklich reformuliert.
Tierische Inhaltsstoffe dürfen heute nicht mehr verabeitet werden, dank der IFRA. Diese Organisation bestimmt, welche tierischen oder auch pflanzlichen Inhaltsstoffe weiterhin verwendet werden dürfen. Bei tierischen denkt man an Bibergeil oder Moschus, bei pflanzlichen an allergieauslösendes Eichenmoos(was ich sooo liebe). Wikipedia ist hier ideal zum nachschlagen.
Leider müssen dadurch fast alle klassischen Düfte reformuliert werden, um weiter auf dem Markt angeboten werden zu können. Als Beispiel fällt mir spontan Parure von Guerlain ein, der deshalb vom Markt genommen werden musste, weil durch das verändern des bisherigen hohen Eichenmoosanteils der Duft zu stark verändert wäre. Die IFRA setzt permanent weitere Inhaltsstoffe auf die "verboten" Liste, so dass selbst schon Thierry Wasser, der Parfumeur von Guerlain sich öffentlich gegen diese Organisation wendet, weil ihm die Kreativität genommen würde.
Allerdings sollte man nicht vergessen, dass die Firmen die Düfte außerdem gerne reformulieren um Rohstoffkosten zu sparen und somit noch profitabler zu sein. M7 von YSL fällt mir da ein, der seit dem Ändern von der massiven durchgefärbten dunkebraunen Glasflasche in die Klarglasflasche und jetzt in die dunkelbraun beklebte Flasche auch plötzlich "etwas frischer" wurde. YSL hatte später dann auch offiziell zugegeben, den Duft reformuliert zu haben.
Über das leidige Thema Reformulierungen, tatsächliche und angegebene Inhaltsstoffe, IFRA, Proftitgier und beklebte oder durchgefärbte Flacons könnte ich noch weitere Abhandlungen schreiben und mich stundenlang darüber unterhalten.