Croisiere Collection von Pierre Guillaume

Hallo!
Ich möchte diesen Platz hier nutzen, um meine Eindrücke zu den ersten vier Düften aus der Croisiere Collection von Pierre Guillaume mitzuteilen. Für richtig schöne, lange Kommentare habe ich gerade nicht die Lust und würde sie außerdem gerne einmal kurz im Gesamtzusammenhang besprechen.

Ich will nicht, dass das hier klingt wie ein Werbetext, aber wahrscheinlich kann ich es nicht ändern.
Man muss wissen: Ich bin ein Pierre Guillaume-Fangirl. Ich liebe so ziemlich alles, was dieser Herr macht und wenn ich es mal doch nicht liebe, dann habe ich aber immer das Gefühl, ich würde es verstehen, auf einer irgendwie sehr intimen, gefühlsmäßigen Ebene. Dazu kommt ja noch, dass ich vom Fernweh getrieben bin und außerdem immer schon für exotische, gern auch maritime, salzige Sachen zu haben war/bin. Man verzeihe mir also meinen Enthusiasmus.

Ich habe mir das Travel-Set bei ALZD gekauft. Darin enthalten sind die folgenden vier Düfte.

"Collection Croisière - Entre Ciel et Mer"
Ein ganz, ganz charmanter Sommerduft. Sehr gut tragbar, sehr gepflegt. Es riecht wässrig und leicht fruchtig, ein Hauch von grüner, erfrischender Birne mit zartem Lavendel. Der Duft hat eine seltsame Präsenz, er lässt sich nur schwer fassen, wenn man die Nase an den Handrücken drückt. Es ist vielmehr so, als ob einen immer wieder eine Brise entgegenweht, ein Windhauch von Salz und Treibholz, von Gräsern und Schilf. Ganz entzückend und recht haltbar für so einen eher zarten Vertreter. Auch nach Stunden eines langen Sommertages umweht einen immer wieder ein Hauch von Frische, die aber nicht kühl ist oder metallisch oder aquatisch, sondern weich und glatt, wie weißes Leinen.

"Collection Croisière - Jangala"
Mein absoluter Favorit aus dieser Kollektion. Bei Eukalyptus schmelze ich sowieso gerne dahin (Beispiele: "Pioggia Salata", "Aqua Sextius", "34 Boulevard Saint Germain", "Capri Forget Me Not", "Collection Impériale - Élise"). Eukalyptus ist für mich der Inbegriff von grün. Es ist kalt und heiß zugleich, es ist feucht, es ist klar und rein und doch dampfig, es erinnert in seiner Schwüle an den Moment vor einem Gewitter und in seiner Dampfigkeit an den Moment kurz danach. Ich liebe diese Duftnote. Und doch bietet Jangala so viel mehr: Cremiges Sandelholz, exotische Blüten und scharfe Gewürze... Ich kann förmlich das Rascheln der Blätter im Dschungel hören, das Kreischen der Affen. Und dann fällt sie plötzlich aus den Baumkronen: Eine riesige Kokosnuss. Faserig, fleischig und üppig. An dieser Stelle ist „Jangala“ fast schon ein wenig drüber, fast schon zu aromatisch, aber so ist das im Dschungel. Alles ist prall und saftig und lebendig.
Doch so üppig Jangala in der reinen Fülle seiner Noten ist, so bleibt auch dieser Duft eher zart und hautnah. Ein Überdosieren ist fast unmöglich, was übrigens für alle Düfte aus dieser Kollektion gilt.

"Collection Croisière - Long Courrier"
Wer hätte in dieser sogenannten Aquaten-Box einen Puderduft erwartet? Long Courrier ist für meine Nase ebenfalls ein echter Genuss. Im Vergleich zu den anderen empfinde ich ihn als relativ schlicht: Im Auftakt salziges Kakaopuder, leicht, transparent, etwas bitter und angenehm gourmandig. Dann vermischt sich das mit frischer Orange und süßer Vanille. Es ist ein trockener, fast staubiger Duft, der an heißen Sand erinnert. Weißen, feinen Sand. Er erinnert von der Idee her ganz leicht an "Battito d'Ali", ist aber süßer, sinnlicher, gefälliger. Ich denke, er könnte vielen hier gefallen, die im Prinzip gourmandiges mögen, aber diesen dicken, klebrigen Sachen gegenüber eher abgeneigt sind.

"Collection Croisière - Paris Seychelles"
Ich habe es ja nicht so mit der ganzen Idee von männlich/weiblichen Düften, aber den hier empfinde ich als recht feminin. Das Tolle an ihm ist, dass er sich erst nach einigen Stunden in seiner ganzen Pracht zeigt, wenn man ihn schon fast vergessen oder ihn bereits als verflogen abgehakt hat. Das Hauptthema sind hier exotische weiße Blüten und süße Kokosmilch. Ein Südseetraum, der zu keiner Zeit dick aufgetragen wirkt, sondern federleicht die warme Haut der Trägerin liebkost. Trotz seiner ganzen Exotik ist auch der hier gut im Büro tragbar und wird niemandem auf den Sack gehen – vorausgesetzt, man mag Kokosnuss. Denn die wird hier auf schönste Weise hofiert und durch allerhand Zaubertricks in den Mittelpunkt gerückt. Und es ist eben keine naturbelassene Kokusnuss, sondern süße Kokosmilch (die gute, nicht die fettreduzierte), die auch noch nach vielen Stunden, am Abend, wenn schon langsam die Sonne untergeht, die wehmütige Erinnerung an einen wunderbaren Sommertag heraufbeschwört.

Mein Fazit: Das Travelset hat mir in den vergangenen Sommerwochen, die ich arbeitend im Büro verbrachte, so manchen tollen Moment beschert. Ob ich mir nun einen ganzen Flakon aus der Reihe kaufen würde? Hm, ich könnte mich wohl nicht entscheiden welchen, ich mag sie alle sehr und trage sie mit Freude. Ich würde wohl eher nochmal das ganze Set kaufen. Wenn ich mich für einen entscheiden müsste? Schweren Herzens Jangala, denke ich.

Insgesamt gehören wohl acht Düfte zu der Serie, ich hab mich aber noch nicht damit befasst. Das habe ich mir für heute Abend aufgespart.

Und, habt ihr sie schon gestestet? Wie sind Eure Eindrücke?

Ich habe mir hier bei einem Sharing 10 ml von "Entre ciel et mer" gekauft, meine Schwester getroffen, die meinte: Du riechst gut - ihr dann die 10 ml geschenkt (die sie anschließend in 2 Wochen auf einer Safari gleich verbraucht hat) - inzwischen haben wir uns beide das Original in der 100 ml-Größe gekauft - mein erster Kauf einer Originalgröße seit über 3 Jahren (und ich habe über Sharing hier eine Menge Düfte ausprobiert). Eine weitere Schwester hat schon eine Abfüllung bei mir reserviert. Der Duft kommt in der Familie also gut an

Ich finde den Auftakt des Duftes leicht krautig-herb. Der weitere Verlauf ist frisch auf eine sehr weiche, runde Art, das Krautige, vielleicht auch Holzige, blitzt immer ein bisschen durch; für mich ein exklusiver, leicht fruchtiger, freundlicher Duft.
Der im vorigen post beschriebene Eukalyptus-lastige Duft interessiert mich jetzt auch noch.

Danke für Eure Beiträge! Ich kenne die Düfte noch nicht, aber Eure Notizen dazu machen mich noch neugieriger als ich eh schon bin. So ein wenig Fanboy von "der kleinen Diva" Pierre Guillaume bin ich auch ...

Wie empfänglich ist man gegenüber Marketing und Werbung? Kann man die gewünschte Vorstellung von der Realität unterscheiden? Wäre man zum selben Ergebnis gekommen bei einem Blindtest? Ciel de Meer ist wässern, leicht, belangloses nett. Und lebt ausschließlich von dem Ruf des Parfumeurs. Das Thema ist bei Hermes Jardin apres Monsun mMn authentischer.

Interessante Fragen, über die ich mir schon viele Gedanken gemacht habe!

Ich bin, das weiß ich, sehr empfänglich für schickes Marketing. Und ob ich bei einem Blindtest zum gleichen Ergebnis gekommen wäre? Keine Ahnung.

Aber gefallen hätten mir die Düfte trotzdem. Das hat mit der typischen Handschrift zu tun, die einem gefällt oder auch nicht.

Ich traue mir zum Beispiel schon zu, die meisten Ellena-Düfte bei einem Blindtest zu erkennen. Die sind für meine Nase nämlich alle leicht synthetisch, oft mit einer modrigen Kompost- oder Latex-Note unterlegt, die mir nicht gefällt. Der von Dir genannte Duft ist da ein sehr gutes Beispiel. Gerade den finde ich sehr unangenehm, riecht für mich wie eine Gurke in einem Müllsack.
Und ich habe den Hermes-Düften unendlich viele Chancen gegeben, ich hätte sie so gern gemocht. Denn der Ruf des Parfumeurs, das Marketing, die verwendeten Duftnoten, die Namen der Düfte, sogar die Flakons (ich LIEBE den von "Eau des merveilles") - ALLES hätte für mich hervorragend gepasst.
Bis auf die Düfte selbst.
So stark kann Werbung in meinen Augen dann nämlich tatsächlich nicht sein: Dass man etwas gut findet, was man eigentlich doof findet.

Am Ende ist es einfach Geschmackssache.

Liebe Mareike,
danke für diesen sehr hilfreichen und ausführlichen Beitrag!!! Habe schon lange darauf gewartet.
Habe leider noch keinen getestet, aber es wird Zeit
Herzliche Grüße
Kirthi

Krass angefixt, Mareike, vielen Dank.
Ich hab die Dinger schon länger auf dem Radar, aber nach deiner 1A Schwärmerei müssen sie jetzt her.

Mir gefallen die zwei Düfte, die ich getestet habe, nicht wirklich.
Generell muss ich sagen, dass ich mit PG auf Kriegsfuß zu stehen scheine. Mir gefällt im Prinzip gar nichts von ihm. Nichtsdestotrotz wollte ich mir die beiden anderen Marken mal zu Gemüte führen.

Paris Seychelles ist eigentlich recht langweilig, weil es diesen Duft schon mehrfach gibt. Ich find ihn auch gar nicht so süß wie sonstige Weißblüten/Tropen/Insel-Düfte. Er ist sehr... na ja... irgendwie stumpf und kühl. Und dann wieder dieser Monoi-Geruch... nee danke

Mojito Chypre riecht für mich wie Cape Heartache (was nicht schlecht ist), aber er hat einfach viel zu viel zu viel Minzgeruch am Anfang. Das ist so heftig, das brennt fast.

Auch wenn beide Düfte ordentlich projezieren und lange halten, kann ich mit der Art wie PG Düfte macht irgendwie nix anfangen. Ich weiss auch nicht. Ist halt nicht mein Fall.

Nettes Wässerchen, wie eine leichte Romanze im dem Italien-Urlaub.
Sehr schön in dem Moment, aber im Herbst vergisst man die Farbe der Augen oder andere Details.
An sich belanglos, aber für den Augenblick sehr schön.
Nur für mich reicht es nicht mal dafür

Vor einem Monat ist die Collection Croisière in Form des 4er Travelsets bei mir eingezogen. Zu der Zeit war's grad knalleheiß und die Düfte passten perfekt zur Sommerstimmung. Die Luxusprobengrößen finde ich super, ich brauch ja nie den 100ml Flakon, je kleiner je lieber.
Insgesamt ein sehr schönes Set, wobei nicht alle Düfte gleich gut an mir funktionieren.
Interessanterweise sind die beiden Düfte, von denen ich vorher dachte, die gehen auf jeden Fall, tatsächlich die beiden kritischen, und mein Angstgegner entpuppte sich als kleiner Geheimtipp.

"Collection Croisière - Entre Ciel et Mer"
Die Beschreibungen klangen so gut, die Duftnoten lesen sich so spannend. ABER: hier bei uns in der Duftpyramide hat das Jod die größte Schriftgröße - und genau das ist mein Problem. An mir riecht er wie nasser Stein, wie sehr viel sehr nasser Stein. Leider. Das ganze andere Spannungsfeld drumherum ist da, tritt aber leider zurück bzw. wird überlagert vom nassen Stein. Also diese kühle, distanzierte, aquatische, ungefällige, harte und seltsam flache Note, die mir die ganze Zeit in der Nase schwebt.
Mittlerweile ist Entre Ciel et Mer weitergewandert an meine Freundin, bei der er so viel schöner duftet. Mehrdimensional, sommerlich, freundlich, hell, weicher, so, wie er vermutlich sein soll.

"Collection Croisière - Paris Seychelles"
Bei dem überlege ich noch, ob ich ihn behalte oder nicht. Ich lese so viele Duftbeschreibungen, in denen Begriffe wie Sonnenmilch, Strand, Kokos und Südsee vorkommen. Und bumms hatte ich natürlich direkt schon wieder eine sehr klare Vorstellung von dem Duft. Und dann knallt das unangenehm dumpfe Galbanum so stark bei mir durch (Stichwort "Fensterkitt"). Schade. Von Kokosflockenfluffigkeit und Raffaello-Unbeschwertheit keine Spur. Tatsächlich ist Paris Seychelles an mir etwas kratzig und sperrig, etwas kühl-frisch und irgendwie würzig - kein Wunder, wenn Ingwer und Pfeffer dabei sind. Alles weiche und rund und süße und schöne tritt bei mir stark zurück. Aber ich gebe ihm noch eine Chance.

"Collection Croisière - Jangala"
Mein Angstgegner. Eukalyptus! In Parfüm? Nee, ne? Doch! Und wie! Der hat mich nun wirklich extrem verblüfft. Alles, was da drin ist, riecht man auch. Ja, auch den Eukalyptus. Und die Gewürze, und die Hölzer. Zusammen mit ein paar Blumennoten und süßen und frischen Elementen ergibt das einen äußerst spannenden Duft - der aber überhaupt nicht anstrengend ist. Im Gegenteil: für mich ist das fast ein Wellness und Relax-Duft. Extrem beruhigend und besänftigend, beinahe sinnlich, aber im Sinne von Aromatherapie und Saunaaufguss (weil Eukalyptus & Holz), dabei aber sehr weich und sanft. Für mich gar nicht wie Parfüm im klassischen Sinn, sondern ein wunderbarer und besonderer Stimmungsduft. Ich freu mich schon drauf, wenn ich den wieder trage.

"Collection Croisière - Long Courrier"
Stimmt, Mareike, "Battito d'Ali" rieche ich auch, absolut. Aber in etwas leiser, sanfter. Long Courrier ist ziemlich schön, ziemlich gefällig, man findet sehr leicht Zugang. Da ist nix schwierig oder sperrig, und trotzdem ist er nicht gewöhnlich. Süßer Puder, wobei das "süß" nicht klebrig ist, das ist wichtig, der süße Puder ist extrem trocken und heiß und staubig und puderzuckerfein, nee, kakaopulverfein. Leicht salzig-würzig, und vor allem luftig. Keine überzuckerte und überwürzte Dröhn-Vanille, sondern ein sommerlicher transparenter pulverisierter Vanillehauch mit einem kleinen salzig-orangigem Twist. Auch was für die Couch übrigens, finde ich.