neue reformulierungswelle???

Das ist wirklich merkwürdig – als ich nachfragte, sagte er mir, dass durchaus nicht alle Düfte betroffen sind, sondern lediglich die mit Eichenmoos und Lyral. Z.B. Rose Jacques bleibt wie es ist, Reseda muss angepasst werden.

Ich muss auch ehrlich sagen, dass mir Herr Lehmann nicht übermäßig bestürzt erschien oder so.

Welche Regeln und welche Fristen ihn dazu veranlassen, wissen wir nicht. Ich kann mir vorstellen, dass er z.B. bestimmte Düfte noch auf Vorrat hatte, diese aber nicht mehr mit der alten Rezeptur herstellen darf. Es muss also nicht unbedingt eine neue Regelung sein.

So wie's aussieht, wissen wir's mittlerweile doch.

Das Ungetüm hört auf den Namen "Regulation (EU) 2017/1410, published on 2nd August 2017, amending the Regulation 1223/2009/EC" - man google das bitte oder folge dem Link in meinem Kommentar auf Seite 1 dieses Threads.

Auch ich habe von Jens Lehmann relativ konkrete Daten zu seiner Situation genannt bekommen: Er müsse etwa 2/3 all seiner Düfte in unterschiedlichem Umfang verändern, ca 1/3 könnten so bleiben wie bisher. Einige wenige müsse er einstellen. Als zum Tode verurteilt hat er mir gegenüber nur Fougère und Vamos genannt, ich kann daher leider nicht sagen, ob das die einzigen Düfte sind, die eingestellt werden. Das Gesrpräch hat Anfang des Monats stattgefunden.

Ich find's echt schade für sein Fougere - es war schon erstaunlich, was er da für's Geld geboten hat. Für mich als Fan von Vintage- und 80er-Powerhouse-Düften ist das Eichenmoos-Verbot sowieso eine ausgewachsene Katastrophe (was Parfums angeht).

Noch nicht einmal die Firmen selbst, die Düfte vertreiben, wussten scheinbar, was ihnen "blüht".
Ein kleiner Hersteller, der wohl überwiegend die Gothic Szene bedient, hat Gottseidank noch echtes Patchouli auf Lager. Aber schon die nächste Lieferung
Kommt reformuliert.
Es ist zu Heulen

Patchouli auch verboten? Ist mir was entgangen?!

@Nasenmann: Das Patchouli verboten wird, steht doch im ersten Post von Couchlook. Dieses Verbot finde ich allerdings sehr schade. ((

@Hamburg: Tja, was machen denn jetzt die ganzen Gothic/Hippie/Goa-Parfumfirmen ohne Patchouli? Werden diese Firmen etwa aufgelöst?

Das Eichenmoos verboten wird, finde ich persönlich nicht so schlimm, da ich Eichenmoos (den Geruch) nicht sonderlich mag. Beim Hugo Boss Bottled Deodorant z. B. habe ich das Eichenmoos extrem herausgerochen und das war alles andere als lecker. Man fühlte sich tatsächlich, als hätte man Stundenlang im Wald im nassen Moos gelegen.

Wegen Erdnüsse die hier angesprochen wurden: Mich wundert es auch, dass diese nicht verboten werden, da diese wirklich bei vielen Menschen Allergien auslösen können und manche sogar Lebensgefährlich werden, wenn z. B. der Hals zugeht und man Atemnot bekommt oder im schlimmsten Falle einen anaphylaktische Schock bekommt, kann oder ist das massiv Lebensgefährlich!

Ich z. B. kann keinen Eistee mehr trinken, da ich gegen irgend einen Stoff darin allergisch bin und heftigen Schwindel, extrem krasse Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme usw. bekomme. Einmal war die allergische Reaktion nach dem trinken von Eistee so derart schlimm, dass ich ungelogen 2 Wochen nicht mehr aufstehen konnte und meine Eltern damals regelrecht angefleht hatte endlich den Krankenwagen zu rufen (ich war da 12 oder 13).

Wenn allergische Reaktionen nur leicht sind z. B. Rötungen, Niesen usw. geht es noch aber wenn die dann schon schlimmer sind oder sogar solche derart schlimmen Ausmaße annehmen, ist das alles andere als lustig. Andererseits: Dann müsste man auch Bienen, Wespen etc. ausrotten, da deren Gift auch bei vielen Menschen zur Lebensgefahr wird. Ich kannte eine Frau (die lebt nicht mehr), die wurde im Sommer mal von einer Biene gestochen und wäre beinahe gestorben, der Notarzt musste sie mit Defibrillator reanimieren und die Reanimation war glücklicherweise erfolgreich.

Ich denke eher, dass er damit den Lehmann-Duft namens Patchouly gemeint hat. (Ob das nun wirklich ein Soliflor ist und dann doch wieder ein Hinweis auf Patch-Verbot, weiss ich jetzt allerdings auch nicht.) Ich habe jedenfalls bis zum heutigen Tag noch nie was von von einem Patchouli-Verbot gehört und bin mir ziemlich sicher, dass sich das mindestens so stark herumgesprochen hätte wie das mit dem Eichenmoos. Sollte das aber wirklich kommen, möchte ich an dieser Stelle aber vorsorglich schonmal den Untergang der Parfum-Industrie (und evtl des Abendlandes) prophezeien. Einfach damit mir nachher keiner sagt, er hätte es nicht kommen sehen.

Sorry, aber ich hab´s echt megasatt. Wenn endlich mal die unnötige Parfümierung von allem Möglichen aufhören würde, dann gäbe es viel weniger Allergiker. Und Leute wie ich, die nach ihrem Parfum riechen möchten, müßten nicht - mnachmal mühsam - nach Unparfümiertem suchen. Ich brauch kein Pril, daß nach Parfum müffelt, da wird mir allenfalls übel. Bei den ganzen EU-Vorordnungen frage ich mich inzwischen NUR noch: cui bono? Und dann packt mich echt die Wut. Man darf den Menschen durchaus zutrauen, die Entscheidung zu treffen, ob sie ein Parfum benutzen wollen oder nicht, weil sie zum Beispiel eh schon empfindlich oder allergisch sind, ohne daß man gleich alles für alle verbieten muß. Und diese ganzen gebetsmühlenartigen, ewig gleichen euphemistischen Begründungen der kontemporären Flagellanten verursachen mir nur noch Ohrenkrebs.
Eins weiß ich genau: das, was ich jetzt an Düften habe, bleibt bei mir und wenn was kippt, habe ich eben Pech gehabt. Eines Tages kriege ich nur noch destilliertes und sterilisiertes Wasser als Parfum zu kaufen.
So - das mußte jetzt mal sein.

Der EU geht es um Duftstoffe und um eine weitere Sensibilisierung zu vermeiden. Viele Allergien prägen sich erst durch wiederkehrenden Kontakt aus.
Der Industrie ist unsere Gesundheit doch egal, da geht es immer um Gewinnmaximierung.
Leider sind Duftstoffe inzwischen überall in unserem Alltag, z. B. Kosmetika, Medikamente, Geschäfte die beduftet werden usw..
Wie soll sich der Allergiker schützen wenn auf den Packungen nur die Sammelbez. Parfum, Fragragrance, Aroma oder Flavour zu finden sind? Sogar Duftneutrale Produkte enthalten Parfum.
Außerdem geht es auch um die Sicherheit in geschlossenen Räumen, wie z. B. Arbeitsplatz, Krankenhaus etc. Asthma-Anfall ist bestimmt nicht schön und wir würden natürlich auch nicht mitbekommen, dass unser Duft es verursacht hat und solange man es nicht weiß...

Unsere Freiheit sollte die Freiheit der Anderen nicht einschränken.

Da ich kaum ein Parfum nachkaufe interessieren mich die Verbote nicht wirklich. Ich probiere gerne neues aus

Bekannte Allergene werden doch bereits mit INCI-Namen auf der Packung genannt.

Es geht doch nicht nur um den Schutz des Verbrauchers, sondern um die Menschen um den parfumierten Menschen herum. Heute parfumieren sich sehr viele Menschen und die Luft in einem Theater oder auch Kino ist (um zwei Beispiele zu nennen) von diversen Düften geschwängert.

Duftallergische Menschen können sich davor ja nicht schützen, außer sie gehen nirgendwo mehr hin. Wenn die Reformulierung wirklich zur Gesundheit der Menschen beitragen soll, dann muss man sie wohl zähneknirschend hinnehmen.

Für Parfumeure finde ich es ganz bedauerlich, dass sie mit ihren Lieblingszutaten nicht mehr arbeiten dürfen. Das schränkt ihre Kreativität sehr ein. So als ob ein Maler nicht mehr mit seinen Lieblingsfarben malen dürfe. Oder ein Komponist gewisse Töne in einem Stück nicht mehr verwenden bzw. ein Musiker diese Töne nicht mehr spielen darf.

So bedauerlich das mit den angeordneten Reformulierungen auch ist, man muss wohl vernünftig und verantwortungsvoll denken. Nüsse kann man meiden. Aber atmen müssen wir alle und diese Luft sollte für alle Menschen bedenkenlos sein.

Danke. Genau das habe ich gemeint.

Wirst du also deine Sammlung entsprechend aussortieren bzw in Zukunft auf's Tragen verzichten?

Nicht unbedingt. Für viele Stoffe gibt es Grenzwerte darunter muss es nicht deklariert werden.
Auch wenn es so wäre bleibt das Problem in geschlossenen Räumen bestehen.

Also doch alles verbieten, weil ja auch unterhalb der (anscheinend sinnlosen) Grenzwerte letztlich alles Allergien auslösen kann?

Nicht unbedingt. Für viele Stoffe gibt es Grenzwerte darunter muss es nicht deklariert werden.
Auch wenn es so wäre bleibt das Problem in geschlossenen Räumen bestehen.

Also doch alles verbieten, weil ja auch unterhalb der (anscheinend sinnlosen) Grenzwerte letztlich alles Allergien auslösen kann?

So einfach ist es nicht. Jeder kann auch mehrere Produkte haben die das Allergen enthalten und es summiert sich oder auch nur ein Produkt über längere Zeit summiert sich auch.

Das Problem in geschlossenen Räumen bleibt auch bei Deklaration bestehen

Zu Hause kannst Du ja tragen, was Du willst - sagen wir nicht immer, wir tragen Düfte in der ersten Linie für uns selbst?
Sonst werden wir uns möglicherweise einschränken müssen. Ist es ein Problem? Ich habe nie verstanden, warum man so ein Tamtam um Verzicht macht - egal, ob es um Duft, Essen, Kleidung oder sonst etwas geht.

Ich habe gerade einen recht langen Text darüber, wie mich die zunehmende Bevormundung (mit dem Ziel alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen) ankotzt, wieder verworfen. Ich glaube aber das führt zu nichts, da wir vom Hundersten in's Tausendste kommen und darum klinke ich mich nun lieber aus dieser Diskussion aus.

Manchmal muss man bevormunden. Tempolimits auf Autobahnen mag auch keiner.

Ich sehe kein grundsätzliches Problem darin, solche Dinge zu reglementieren. Es geht ja nicht nur darum, dass man auf irgendwas allergisch reagiert, sondern dass bestimmte Stoffe Allergien erst verursachen. Und Allergien sind nicht schön. Ich hatte z.B. schon mit Pollen-, Nickel-, Kernobst- und Milchprodukteallergien zu tun. Auch mein Ekzem, welches mir regelmäßig viel Freude macht, könnte durch ein Allergen hervorgerufen worden sein. Erstmalig aufgetreten sind diese Sachen in meiner frühen Kindheit, als ich noch keinerlei Einfluss auf die mich umgebenden Stoffe ausüben konnte. Dass Leute kein Verständnis für eine notwendige Reglementierung haben, ist in etwa so asozial wie der Autofahrer, der grundsätzlich ohne Tempolimit unterwegs sein will (weil er ja schließlich noch keinen Unfall gebaut hat).

Parfumeure werden auch in Zukunft kein Problem haben, schöne Düfte zu gestalten, denn die Duftstoffforschung bleibt nicht stehen.

Was allerdings sehr ärgerlich ist: die jeweiligen Reglementierungen sind zum Teil nicht wissenschaftlich fundiert. Ob z.B. Eichenmoos tatsächlich die ihr unterstellten sensibilisierenden Eigenschaften besitzt, ist sehr fragwürdig. Zudem benachteiligt die derzeitige Art der Einordnung komplexe Zutaten wie ätherische Öle gegenüber einfach zu erforschenden Molekülen.

Alle Befürworter dieser unverhältnismässigen Reglementierungswut sollten sich mal ehrlich die Frage stellen, ob sie ihre geliebten Düfte ab sofort auch wirklich nur noch für sich allein und im stillen Kämmerlein tragen.
Wers glaubt...

Ich hatte mal einen Vintage Joop Homme Flakon mit der Kornblume drauf also die erste Version aus den frühen 90ern.
Der hat bei mir Ausschlag und Juckreiz ausgelöst. Wie ich dann erfahren habe war dafür wohl Lyral verantwortlich, was in der Vintage Version ziemlich ordentlich drin ist und auch mitverantwortlich für die krasse Performance war.
Also von dem Standpunkt aus gesehen machen Reformulierungen schon teilweise Sinn. Oder man müsste Warnhinweise anbringen, dass es in seltenen Fällen zu solchen Reaktionen kommen kann.
Ich muss aber auch sagen dass der Vintage Joop Homme das einzige Parfüm war, was diese Reaktion bei mir ausgelöst hat. Und ich hab schon sehr viele getestet.

Für mich gibt es zu dem Thema keine zwei Meinungen