...Um die Ausgangsfrage vollkommen subjektiv aus der Sicht einer einzelnen Frau zu beantworten: "Tobacco Vanille"Ein Hauch davon ist klasse. Und ja, der Duft ist süß, aber das schadet ihm nicht. Offen gesagt, die meisten klassisch-herben Düfte im Stil von Rasierseife möchte ich nun an einem Mann nicht unbedingt riechen. Mag vielleicht betont "männlich" wirken, aber anziehend? Eher nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass ich Tobacco Vanille nun auch nicht unmännlich finde, es handelt sich eben um einen soliden Unisex-Duft, der mir weder an Frauen noch an Männern den Gedanken hervorrufen würde, dass sich der Träger im Regal vergriffen hat. (Was übrigens auch kein Unglück wäre, wenn es einen Mann gibt, der Carnal Flower und Konsorten gut tragen kann: Rock it.)

...Hm. Ich weiß nun nicht, wie es mit Orginalflakons steht, aber meiner Erfahrung nach verdunstet der Inhalt von diesen kleinen Probenzerstäubern ohne Verschlusskappe ganz erheblich schneller. Kann man aber mit einem Streifen Parafilm schnell beheben.

...Da die Anforderungen "weiblich" und "nicht zu derb" sind, darf es vielleicht auch ein blumiger Duft sein? Dann stimme ich für "Fleurs d'Oranger" von Serge Lutens, eine warm-würzige Orangenblüten/Cumin-Kombination.

...Ich wünsche mir Robinienblüten und Osmanthus, in einer bernsteinfarbenen Basis aus Benzoe und Bienenwachs. Ein Hauch von Rose dazu, eine Ahnung von Labdanum und ein wenig Vanille und Sandelholz zum Abrunden, warm und golden, floral und ambriert. Oder Veilchen, nicht pudrig oder grün, sondern pur, dunkel und süß, dazu frisch gekochtes Pflaumenkompott: Dunkelviolette Früchte, Zimtstangen und Gewürznelken simmernd in Rum. Und das auf einem Bett aus Bienenwachs. (Nein, "Féminité du bois", du bist es leider nicht.)

...Die beiden Düfte, bei denen mir beim Testen sofort "Blumenladen" in den Sinn kam, waren "Lys 41" von Le Labo und "Fleurs d'Osmanthe / Osmanthus" von Keiko Mecheri. Ersterer ist natürlich lilienlastig, aber da ich ihn nicht als besonders schwer empfinde, nenne ich ihn trotzdem, und beide haben eine gewisse Blütensüße, was aber offen gesagt genau das ist, was ich mit Blumenläden verbinde. Wenn es grüner sein soll und du Wert auf den zitrischen Anteil legst, lohnt sich vielleicht ein Blick auf "Un Jardin en Méditerranée" oder "Un Jardin sur le Nil" von Hermès.

...Es tut mir leid zu hören, dass hier teilweise so schlechte Erfahrungen gemacht wurden. Ich bin meist auf eine Art gekleidet, die hier vermutlich als "aufgerüscht" gesehen wird, insofern ist meine Erfahrung da beschränkt, aber in den Ausnahmefällen, in denen ich ziemlich abgerissen in Parfümerien aufgeschlagen bin, wurde ich trotzdem mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt. Selbst wenn ich deutlich gemacht habe, dass ich an diesem Tag nur zum Testen da bin. Da war übrigens auch die eine oder andere hier gerügte Parfümerie dabei, und nein, ich bin kein Stammkunde, daran kann es also nicht liegen. Vielleicht bin ich aber auch einfach nicht feinfühlig genug, um subtile Unhöflichkeiten zu bemerken, wer weiß? Die wenigen Male, bei denen ich mich von Angestellten im Kosmetikbereich unhöflich behandelt gefühlt habe, gingen ironischerweise großteils auf das Konto von DM. Hatte vermutlich nichts mit meiner Kleidung zu tun. Oder überhaupt mit mir als Person.

...Noch eine Stimme für "Ambre 114", der ist wirklich schön tonkalastig.

...Bei dem Stichwort dunkle Rose ist mir sofort der Gedanke an "Une Rose" gekommen, aber nach genauerer Lektüre habe ich den Eindruck, du suchst nach mehr Süße. "Attar de Roses" wäre vielleicht etwas für dich.

...Undine:Ein paar Travalos habe ich auch. Die benutze ich aber nur noch, wenn ich sicher bin, dass ich den Inhalt kurzfristig - also binnen zwei, drei Wochen - leersprühen werde. Beim längeren Rumstehen leeren sie sich leider von selbst, sie sind offenbar nicht richtig dicht (ich habe das Pumpventil im Verdacht).Ich habe schon von ein paar Leuten gehört, dass sie da mit den Travalos echte Probleme haben. Zum Glück ist mir das noch nicht passiert, ich klopfe mal auf Holz. Wenn die Düfte einfach verdunsten, ist das wirklich ärgerlich, ich kenne das von diesen kleinen Probesprühern aus Plastik. Und futsch war der gute Stoff...

...Ich fülle alles in Taschenzerstäuber ab, Cremeparfum selbstredend ausgenommen. Orginalflakons finde ich unhandlich und unsicher, inbesondere auf Reisen. Daher besitze ich eine kleine Travalotruppe und bin damit auch sehr zufrieden, aber das ist vermutlich nur etwas für Leute, die gewillt sind, einen Taschenzerstäuber dauerhaft für einen ganz bestimmten Duft zu verwenden, da sich die Travalos nur schlecht reinigen lassen. Der Hersteller verspricht zwar, dass man die Zerstäuber für verschiedene Düfte verwenden kann, aber meine Erfahrungen sind da... nicht so gut. Apropos schlechte Erfahrungen, früher habe ich es mit Taschensprühern versucht, die man bei Müller und so kaufen konnte, aber da hat früher oder später immer der Sprühkopf den Geist aufgegeben.

...Mein bisheriger Favorit ist "Ambre 114", ein tonkalastiger, süßer Ambertraum. Außerdem mag ich "Ambre Narguilé", Amber plus Apfelkuchen.

...GitaOgg:Mein Mann:"Schatz, ich glaube Lisa hat die Windeln voll."Ich:"Schatz, Lisa ist bei Oma... und es ist nicht sehr nett, wie du über mein "Keep it Fluffy" sprichst!"Danach hab ich es verschenkt :oops:Autsch! Das ist bitter.

...Dass die meisten Menschen bekannte Marken tragen, würde ich unterschreiben. Dass sie diese Düfte in erster Linie kaufen, weil ein bestimmter Markenname darauf zu lesen steht, glaube ich hingegen nicht. Wenn ich mich nicht sonderlich für Düfte interessiere, dann ist es nur natürlich, dass ich nicht nach obskuren Nischendüften oder raren Vintageparfums suche, sondern mich an dem orientiere, was vor meiner Nase ist. Nicht unbedingt, weil es "in" ist, sondern weil es eben da ist und man es somit einfach testen und kaufen kann. Nur weil man seinen Duft unter den 'Mainstreamern findet, heißt das aber noch lange nicht, dass da nicht der persönliche Geschmack bei der Wahl ausschlaggebend war. Der Signaturduft meiner Großmutter war beispielsweise ein Parfum von Yves Rocher. Ein Wald-und-Wiesen-Duft sozusagen. Aber es musste genau dieser Duft sein, und als er für sie irgendwann nicht mehr wie früher roch, vermutlich dank Reformulation, war sie untröstlich und weigerte sich, einen anderen Duft zu tragen. Parfums waren sicher nicht ihr Hobby und ihre Duftwahl fiel auf ein Allerweltsparfum, aber sie hatte trotzdem ihren eigenen Geschmack und war nicht ein bloßes "Opfer von Marketingstrategien".

...Jeremy:Also, Finger weg von dem Kram den ihr so über geil findet, der aber für die Otto-Normal-Nase riecht wie der größte Mist.Selbst wenn mir ein Parfum besonders gut gefallen würde, das bei den meisten Menschen nicht gut ankommt, warum sollte ich es gegen einen Duft tauschen, der den Massengeschmack trifft? Es leuchtet mir nicht so recht ein, warum ich meine Duftwahl nach dem Geschmack anderer Menschen ausrichten soll. Wozu? Für ein paar Komplimente? Man verstehe mich nicht falsch, ich freue mich über die Komplimente, die ich erhalte. Aber nicht annähernd so sehr, als dass sie es aufwiegen würden, den ganzen Tag einen Duft in der Nase zu haben, der mir nicht sonderlich gefällt. Ein Kompliment ist schnell ausgesprochen, aber ein Tag ist lang.

...Dass ich einfach die Lust an dem Duft in meinem Besitz verloren habe, ist mir bisher noch nicht passiert. Ich habe aber schon Düfte wegen körperlicher Reaktionen oder unangenehmen Verknüpfungen ziehen lassen. Wenn das Parfum mir nach einigen Monaten Abstinenz immer noch Migräne oder schlechte Erinnerungen bereitet, gebe ich es weiter.

...Hast du schon einmal "Biancolatte" getestet? Riecht für mich nach weißer Schokolade mit Vanille und Karamell.

...MiriamHa:Na ja aber wenn man jemanden nicht anmachen will darf man ja trotzdem was nettes sagen?! Und man kann ja explizit benennen, dass man keinen Anmachversuch starten will, aber den Duft trotzdem großartig findet.Klar darf man. :wink: Es ist nur meine Erfahrung, dass fremde Männer nur selten "etwas Nettes" sagen, wenn sie dabei keinen Hintergedanken haben. (Was übrigens ja auch kein Verbrechen ist.) Und ich habe auch deutlich geschrieben, dass ich von einer Anmache ausgehen würde, solange es keine Gegenanzeichen gibt. Dass ich mich nicht angeflirtet fühle, wenn jemand sagt, er möchte das Parfum seiner Freundin kaufen, ist selbsterklärend.

..."Ume", zu meinem Kummer. Gefiel mir gut genug, um einen Flakon davon zu kaufen, löst aber mit schöner Regelmäßigkeit Migräneattacken hervor, samt der obligatorischen Übelkeit. Mittlerweile wird mir leicht flau im Magen, sobald ich den Duft auch nur kurz unter die Nase bekomme, obwohl er mir immer noch gefällt. Außerdem "Ambre Précieux", der ist eigentlich ziemlich schön, hat aber eine Note, die sich riecht/anfühlt, als hätte ich mich erbrochen. Ich meine nicht etwa, dass er nach Erbrochenem riecht, keine Spur davon, aber er provoziert irgendwie dieses spezielle Gefühl, das man nach dem Übergeben noch länger in der Kehle hat. Schwer zu beschreiben, aber vielleicht wisst ihr, was ich meine.

...Hm. Ich muss gestehen, würde mich ein unbekannter Mann nach meinem Parfum fragen, würde ich ohne Gegenanzeichen auch erst einmal von einer Anmache ausgehen. Einfach weil es meiner Erfahrung entspricht, dass solche Situationen in den meisten Fällen darauf hinauslaufen. Ich kann daher schon verstehen, wenn so mancher Parfumfreund sich mit Komplimenten und Nachfragen lieber zurückhält, bevor er falsch verstanden wird.

...Wenn die Kombination Hibikus und Rose zusagt, wäre vielleicht "Ce Soir ou Jamais" einen Test wert. Erinnert mich deutlich an eingelegte Hibiskusblüten.