Above

Es gibt nur eine Handvoll Düfte, die sich bei mir so nachhaltig eingebrannt haben wie Kenzo pour Homme, die ich unter Tausenden herauskennen würde und niemals missen möchte.

Ich kann mich noch relativ gut daran erinnern, als ich ihn mir Mitte der 90´er Jahre als pubertierender Halbwüchsiger erstmals auf den Arm sprühte und seitdem nicht mehr aus der Nase bekam.
Mann, was hatte der für einen Wumms....

Leider wurde auch hier irgendwann im Namen der Kostenoptimierung eine Verwässerungsaktion durchgeführt, was zur Folge hatte, dass Intensität und Haltbarkeit heute deutlich geringer ausfallen als seinerzeit, auch der Flakon wirkte um einiges hochwertiger und lag besser in der Hand.
Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Kenzo pour Homme, welchen ich als dunklen, mystischen Aquaten bezeichnen würde, nach wie vor ein großartiger, konkurrenzloser Duft ist.

Um länger etwas davon zu haben muss man sich heute eben ein weng intensiver damit einnebeln, wobei eine Überdosierung hier eigentlich kaum möglich ist.
Optimalerweise an einem sonnig-klaren, frischen Herbsttag, im Hochsommer oder an verregneten Depri-Tagen meines Erachtens ein absolutes No-Go !

Für mich trotzdem einer der besten, wenn nicht das Beste im frisch-aquatischen Bereich überhaupt, da lasse ich auch nicht mit mir reden.

Was ich mir absolut nicht erklären kann, ist, wie man Sillage und Haltbarkeit hier mit 5 - 6 bewerten kann, das ist eines der stärksten EdT´s die ich kenne, ein paar Spritzer und man riecht den ganzen Tag danach und wird überall wahrgenommen, was man von vielen anderen, mitunter auch ziemlich hochpreisigen EdP´s nicht gerade behaupten kann.
In Zahlen würde ich sagen, locker 10 Stunden Stunden mit Luft nach oben, bei meinem Aventus hingegen ist nach 2, spätestens 3 Stunden Sense.

Der Duftverauf selbst weißt insgesamt keine sonderliche Entwicklung auf, was mich hier aber nicht im Geringsten stört.
Mit Nice Guy und Everybodys Darling aber hat Chrome in etwa so viel zu tun wie Marilyn Manson mit den Kastelruther Spatzen, er ist metallisch, kühl, reserviert, fast schon abweisend - alles andere als ein "Compliment Getter" und Schmeichler a la Dior Homme Intense oder La Nuit De L´Homme, der perfekte Duft, um anderen zu signalisieren, dass man in Ruhe gelassen werden möchte und man bitte Abstand halten möge.

Dass viele damit nichts anfangen können kann ich von daher gut verstehen, ich für meinen Teil hoffe, dass dieses Meisterwerk auf ewig erhalten bleibt und niemals der Reformulierungswelle zum Opfer fällt.

Nein, ein schlechter Duft ist Le Male nun wirklich nicht, es ist eben nur eines von jenen Parfüms, die ich nur ertrage, wenn ich voll wie ein rumänischer Viehtransporter bin.

Ich habe ihn seinerzeit besessen und auch vollständig aufgebraucht, nur war das damals ein echt komischer Abschnitt in meinem Leben, an welchen ich nur ungern zurückdenke.
Kurzum, jedes Mal wenn mir der Smell von Le Male oder etwas ähnlich riechendem in die Nase steigt, werde ich unmittelbar von diesbezüglichen Flashbacks heimgesucht.

So erging es mir vor einiger Zeit auch mit Amouage´s Reflection, ein Duft, welchen ich nicht kannte und in freudiger Erwartung aufs Handgelenk sprühte - sofort stand der Flakon des Grauens wieder vor mir und ebenso die Zeit, die ich mit ihm in Verbindung bringe.
Es muss hier jedoch noch erwähnt werden, dass Reflection nur in der Kopfnote ziemlich identisch rüberkommt, die weitere Entwicklung dann aber in eine abweichende Richtung verläuft.

Darüberhinaus ist Le Male ein echtes Sillage- und Haltbarkeitsmonster ( zumindest zur damaligen Zeit ), welches im Edt-Bereich wenig Konkurrenz haben dürfte.
Insgesamt ein recht gut gemachter und interessanter Duft mit ( leider ) extremem Wiedererkennungswert, den ich mir in diesem Leben allerdings aus besagtem Grunde sicherlich nicht mehr zulegen werde.

Kenne Boss Number One seit frühester Jugend und konnte mich zu keiner Zeit damit anfreunden, ertrage ihn heute als relativ erfahrener Parfümfreund ebensowenig , wie damals als unwissender Halbwüchsiger.

Nun, es ist ja in der Tat ein "komplexer" Duft, welchen ich aber für devinitiv untragbar halte, zumindest in freier Wildbahn.
So riecht für mich ein alter Opa bei der letzten Ölung, aber kein Herrenparfüm.
Auch einzelne Nuancen kann und will ich da absolut nicht herausriechen, das Zeug ist in seiner Gesamtheit einfach ein absolutes No-Go.

Dies spiegelt jedoch nur meinen persönlichen Geschmack wieder, will ihn niemandem madig machen, schließlich scheint Boss Number One ja auch eine gewissen Anhängerschaft zu haben, sonst würde er sich nicht seit 30 Jahren auf dem Markt behaupten.

Dass Tattoo ein schlecht gemachter Duft ist würde ich so nicht sagen, er ist eben nur, wie die meisten Vorredner hier schon vermerkten, brutal süß und überfruchtig, wobei fairerweise gesagt werden muss, dass ich die Apfel- und Pfeffernote
als recht gut umgesetzt erachte.
Allerdings ist das Zeug nur von der ganz jungen Fraktion tragbar, alle anderen sollten ihn meiden wie der Teufel das Weihwasser, das funktioniert einfach nicht.

Weist meines Erachtens nach eine gewisse Ähnlichkeit zu Versace´s Eros auf, wobei dieser jedoch deutlich reifer und harmonischer wirkt.

Für das junge Partyvolk und alle Geschlechtsneurotiker bis 25 dennoch empfehlenswert.