Beetle

Beetle

Rezensionen
Beetle vor 11 Jahren 21 5
10
Duft
Meine längste (Duft-)Beziehung
Runde Jahrestage werden ja gerne mal groß gefeiert, und bei Light Blue und mir ist es nun so weit: Seit 10 Jahren sind wir unzertrennlich und ein Ende ist nicht abzusehen.

Unser Kennenlernen ist mir noch gut in Erinnerung: Es war in der Drogerie Müller. Dort lachte er mich an, sprang mir sprühnebelig auf’s Handgelenk und war mir mit seiner frischen Art sofort sympathisch.

Die große Überraschung kam aber erst am nächsten Tag. Ich nahm jedesmal einen sehr, sehr, SEEHR angenehmen Geruch war, sobald ich in meiner Wohnung an einer bestimmten Stelle vorbeiging. Meine Wohnung ist klitzeklein: Gleich neben der Eingangstür (welche auch als Garderobe dient und in die Küche führt...) ist die Tür zum Bad. Und irgendwo in dieser Ecke musste die Quelle des Wohlgeruchs sein. Küche schied aus. Im Bad kam ich der Sache auch nicht näher. Dann fiel mein Blick auf die Jacke an der Eingangstür und auf einmal dämmerte es mir: Meine neue Bekanntschaft „Light Blue“ hatte sich von meinem Handgelenk an den Jackenärmel geheftet und so klammheimlich und unwiderruflich in meine Wohnung und mein Leben geschlichen! - Ganz schön frech!

Ich habe dann allerdings sofort Nägel mit Köpfen gemacht, bin am nächsten Tag zu Müller um unsere Beziehung mittels Erwerb einer 100ml-Version offiziell zu machen. - Wieviele solcher Flaschen ich davon inzwischen aufgebraucht habe, kann ich nicht mehr sagen. Mehrere. Ich denke, wir hätten die Litergrenze bald erreicht, wenn ich es nicht zwischendurch mal 2 Jahre nur noch sparsam eingesetzt hätte – vornehmlich um nicht schon wieder eine neue Flasche kaufen zu müssen und gleichzeitig um mich in der Zeit verstärkt meinen anderen Düften zu widmen.

Zitrone? – Ja, sicherlich. Auch wenn ich glaube, diese vor allem unmittelbar nach dem Aufsprühen zu riechen, wo mir die Beschreibung doch sagt, das wäre Apfel (Granny Smith genaugesagt) und Zedernholz. Apfel dagegen rieche ich so direkt dann gar nicht – vielleicht weil ich bei Apfel-Düften unwillkürlich an „be delicious“ denken muss, dass nun aber herzlich wenig mit Light Blue gemeinsam hat. Aber das Zedernholz ist dann vermutlich schon wieder die erste Erklärung dafür, dass „Light Blue“ eben kein spriziges, flüchtiges „bääm, hier bin ich und erfrisch dich!“ Zitronenwässerchen ist, sondern ein langanhaltender Duft mit mehr Tiefgang.

Was ist da noch: Bambus, Jasmin, weiße Rose – ich kann nicht sagen, dass ich hier bewußt Jasmin wahrnehme. Bambus? – Mag sein. Bambus ist ja auch wieder sowas leichtes, frisches. Nicht zitronig-frisch, sondern eher eine kühle Frische. Weiße Rosen fügen sich da wahrscheinlich auch noch problemlos und ganz unaufdringlich ein.

Weiß ist überhaupt das erste, was ich mit „Light Blue“ assoziiere. Weiß – und nicht blau. Pudrig frisch - nicht azurfrisch oder zitrusfrisch! - Italien! Sizilien vielleicht. Weil es das Land ist, wo die Zitronen blühen? Es ist Sommer, es ist heiß, aber das Meer ist nicht weit weg. Ich rieche Sonne auf der Haut, aber jetzt sitze ich im kühlen Schatten. - Diese Sonne auf der Haut lasse ich mir übrigens auch im Winter nicht nehmen: Ich trage diesen Duft ganzjährig! Nur darf ich ihn nicht jeden Tag tragen, sonst nehme ich ihn irgendwann selbst nicht mehr so wahr, wie ich ihn gerne wahrnehmen würde. Ich liebe ihn nämlich noch immer wie am ersten Tag, und das soll so bleiben. Und damit das so bleibt, muss man sich dann halt auch mal außerhalb der Beziehung mit anderen treffen.

Wenn ich aber verreise und nur einen Duft mitnehmen will, ist es immer „Light Blue“. Egal wo auf der Welt ich bin, egal welche Klamotten ich anhabe – mit einem Spritzer „Light Blue“ fühle ich mich gut. Angesprochen wurde ich auf den Duft schon reichlich.
Das schönste Kompliment war „Mmh, du riecht sehr gut – dieser Duft steht dir ausgezeichnet!“

Aprospos langanhaltend: Ja, der Duft hielt sich damals nicht nur sehr lang an meinem Jackenärmel. Ich erschnüffle oft auch noch einen Hauch von Light Blue an so manchem Schal, den ich länger nicht getragen habe. – Schlecht für Leute, die gerne und oft ihren Duft wechseln. Mir aber kommt es sehr gelegen. Ich „inhaliere“ es und genieße diesen Rest von Duft, der so gar nicht abgestanden ist.

Und in der Basisnote liegt vermutlich auch das Geheimnis, das, was „Light Blue“ von anderen frischen Düften unterscheidet. Das langanhaltende, pudrige, sinnliche – die „Wärme“ in einem eigentlich frischen Duft:

„Light Blue“ ist einer der Düfte mit der höchsten Ambroxan-Konzentration. Diese Information habe ich aus einem Parfüm-Blog, welcher Ambroxan-Düfte absteigend nach Konzentration auflistet. Die Liste erhebt vermutlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Da sie aber neben gängigen Marken und "bekannteren" Nischendüfte auch Düfte enthält, von denen ich noch nie gehört habe, hat hier wohl doch jemand ausigebig recherchiert.
Ambroxan?! - Ja, Ambroxan! Das ist der Duftstoff, aus dem „Molecule 02“ (Escentric Molecules) und „Not a Perfume“ (Juliette Has A Gun) ausschließlich bestehen. Angeführt wird diese Liste logischerweise von den zwei genannten. Wenn man sich dann einmal die Düfte anschaut, die vor Light Blue kommen, dann staunt man etwas: Bis auf einen Duft sind alle diese „Ambroxan-Bomben“ jünger als Light Blue, aber Light Blue dürfte der mit Abstand bekannteste Duft sein.

Light Blue – ein Allerweltsduft? Oder vielleicht doch eher: Light Blue – Mutter aller Ambroxan-Düfte, Trendsetter?

Egal – für mich nur ein „nice to know“. Ich mache meine Liebe nicht davon abhängig, ob mein Duftschatz nun ein Trendsetter ist oder nicht. Aber ich ziehe meinen Hut vor dem Parfumeur: Das haben Sie fein hinbekommen, Monsieur Cresp! (Cresp - das kling ja schon wie „crisp“, frisch und knackig!) Vielen Dank für diesen Duft!
5 Antworten
Beetle vor 13 Jahren 20 5
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Wie ein Frühlingsmorgen
Via Verri 2010 war ein Spontankauf - ein ziemlich teurer... Aber bereut habe ich ihn keine Sekunde!

Eigentlich hatte mich von diversen Duftbeschreibungen im Netz Vicolo Fiori ziemlich angesprochen, so dass ich es schon beinahe blind gekauft hätte, weil's bei mir vor Ort nicht so leicht erhältlich ist.
Dann begab es sich allerdings, dass ich kurz in Hamburg war und die Gelegenheit nutzen wollte, in einer gut sortierten Parfümerie doch erst mal dran zu riechen. Ich hatte das Etro-Regal gefunden noch bevor die überaus nette ältere Verkäuferin mich entdeckt hatte. Und während ich mir Vicolo Fiori auf die linke Hand sprühe und ihr verkünde, dass ich mal eben testen will, erzählt sie mir, dass es von Etro einen neuen Duft in limitierter Auflage gibt. Dabei wedelt sie mir auch schon siegessicher mit "Via Verri 2010" unter der Nase herum. Das, was ich da erschnuppern konnte, musste dann umgehend auf die andere Hand.

Der Umstand, dass es "Via Verri 2010" nur in der 100ml-Version für gut 100 EUR gab, hat das "Verkaufsgespräch" allenfalls geringfügig verlängert. Aber wirklich zu machen war nix mehr- die Frau hatte mich von Anfang an durchschaut: Die "Via Verri"-Hand klebte an meiner Nase und wollte da nicht mehr weg.
Meine erste Assoziation war "wie frisch gebadet" - aber das Ganze auf elegant! Dagegen roch Vicolo Fiori fast etwas abgestanden.

Es ist ein sehr frischer Duft mit eindeutig würziger Note. Erinnert mich an einen frischen, klaren Frühlings- oder Sommermorgen, bevor die Sonne zuschlägt. Ich kenne das ursprüngliche Via Verri (den Rosenduft) nicht und auch nicht das wohl schon würzigere Remake Via Verri Vintage. Ich bin ein Freund floraler Düfte, aber hier halten sich die floralen Komponenten (Rose, Jasmin, Iris) sehr dezent und angenehm im Hintergrund. So dezent,
dass der Duft durchaus als Unisex-Duft durchgehen könnte. Via Verri 2010 geht zu jeder Gelegenheit! Überrascht hat mich die lange Haltbarkeit, die ich bei so einem Duft nicht unbedingt erwartet hätte.
Insgesamt ein sehr, sehr schöner Duft, zu dem ich nichts Vergleichbares kenne.
5 Antworten
Beetle vor 13 Jahren 3 1
3
Duft
Ich weiß nicht, was es ist...
...aber ich komme mit amerikanischen Düften irgendwie nicht klar (Gut, lassen wir mal Marc Jacobs außen vor....)
Ich liebe New York und habe daher verzweifelt gehofft, einer der vielen Bond No. 9 Düfte könnte mich umhauen. Als ich erstmals direkt vor dem Laden in der Bond Street stand, hatte ich mich aber hierzulande schon durch einen Großteil der Düfte geschnuppert - mit so großer Enttäuschung, dass ich den Laden gar nicht erst betreten habe.

Ähnlich geht es mir bei den (neueren) Düften von Donna Karan: Be Delicious bekam ich geschenkt, aber der Duft hat für mich einfach nichts besonderes.
Von "Love from New York" habe ich mir daher duftmäßig keine große Überraschung versprochen - ich war aufgrund meiner Liebe für New York einfach nur auf diesen Flakon scharf!
Da es den Duft anfangs exklusiv in Duty Free Shops gab, habe ich die erste Gelegenheit genutzt um zuzuschlagen.
Der Duft? - Irgendwas unausgewogenes fruchtiges, ohne Tiefgang.
Der Flakon? - Steht in meinem Badezimmerregal, vor weißem Hintergrund, und sendet mir jeden Morgen "Love from New York". Durch die dezent rosa Flüssigkeit kommt der Schriftzug natürlich besser zur Geltung. Und die wird auch drin bleiben, denn wirklich benutzen mag ich ihn nicht!
1 Antwort
Beetle vor 13 Jahren 6 3
Auch ich bin ein Nostalgiker!
Ich habe mir Chloe Narcisse 1992 gekauft - damals war mein Budget sehr begrenzt und ein Parfümkauf wollte gut überlegt sein. Aber der hatte es mir angetan!

Heute muss ich mich schon ein wenig wundern: Ich hatte damals deutlich weniger Make-Up und Düfte und fand den Duft blumig-frisch - und wahrscheinlich auch dezent, denn auffallen war eigentlich nicht wirklich meins.
Um's vorweg zu nehmen: Vor einiger Zeit habe ich mir ein kleines Fläschchen davon gegönnt, aus Nostalgiegründen und weil's gerade im Angebot war.
Blumig-frisch ist auch heute noch meine bevorzugte Duftrichtung, nur dass sich meine Einstellung davon, was blumig-frisch ist, wohl deutlich geändert hat.
Blumig? Ja! - Dezent aber sicher nicht! Der ist auch bei sparsamer Dosierung deutlich wahrnehmbar. Im zeitlichen Kontext gesehen war er vielleicht tatsächlich eher dezent: Ich denke da mal nur an LouLou oder Vanderbilt, die Ende der 80er/Anfang der 90er ziemlich groß waren.
Ich weiß nicht, welche Ingredenzien sich hier so in die Nasenschleimhaut einbrennen, denn ich habe wahrlich keine Parfümeursnase. Wenn ich eine einzelne Note deutlich wahrnehme, ist das beinahe schon ein Zeichen, dass zuviel davon enthalten ist.
Rausgehen würde ich mit diesem Duft heute nicht mehr. Aber wenn ich ihn zuhause aufsprühe, springt eine Zeitmaschine an, die mich in den Winter 92/93 versetzt. Das kann nur dieser Duft, weil's tatsächlich keinen anderen gibt, den ich zeitlich so begrenzt benutzt habe. Ich mag das durchaus!

Aber wenn dieser Duft - wie auch aus den anderen Kommentaren überwiegend hervorgeht - nur von Nostalgikern gekauft wird, dann wird er sich wahrscheinlich nicht mehr lange halten.
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