Cilly

Cilly

Rezensionen
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6 - 10 von 33
Cilly vor 9 Jahren 15 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
DURO. Nicht hart. Aber stark.
Ich habe ihn schon lange in meiner Sammlung, und noch immer entdecke ich neue Facetten an ihm, wundervolle, spannende Zwischentöne. Wenn sich der fulminante Oud-Auftakt beruhigt, erkennt meine Gewürznase Muskat und Piment, Pfeffer und Gewürznelke. Mit ihren harzigen und balsamischen Noten, die mir wie von einer außergewöhnlichen Strahlkraft ‚durchleuchtet’ erscheinen. Als wäre ein besonders klarer Weihrauch mit im Spiel. Selbst die Hölzer und die deutliche Ledernote erhalten eine Transparenz, die den Duft davor bewahrt, ins Süßlich-Schwere und allzu Simple abzudriften.

Duro war für mich nie der knallharte, direkte Männerduft, sondern ein echtes Faszinosum. Ein Duft, der Stärke vermittelt und Kraft ausstrahlt, doch weniger in der Wirkung auf andere, als auf mich selbst. Bildhaft gesprochen ist Duro mein imaginärer Panzer, den ich trage, wenn die eigenen Kräfte nicht reichen. Wie eine Lederjacke, die in einem kühlen Messington strahlt, von außen schützt und nach innen Wärme und Stärke gibt.

Oft trage ich ihn wochenlang nicht, interessiere mich nicht für ihn. Da sind andere Düfte dran. Zum Entdecken, zum Verwöhnen, zur Inspiration. Als Antwort auf das Wetter, als Ergänzung zum Outfit, aus Leichtsinn oder Protest, als Statement.

Doch wenn ich stark sein will oder muss, dann ist Duro mein Duft. Nächste Woche, beim Abschiednehmen.
2 Antworten
Cilly vor 10 Jahren 9 4
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Variation in Holz
Man kennt sie aus Gourmet-Restaurant, die köstlichen ‚Variationen’ zu einem Thema. Kunstvoll angerichtet, die Aromen und Texturen bis ins kleinste Detail aufeinander abgestimmt. Auch die Reihenfolge ist entscheidend, so folgen auf feinere Geschmacks-Erlebnisse solche mit mehr Intensität, und alle streben dem genussvollen Höhepunkt entgegen, dem Dessert.

Solche Bilder gingen mir durch den Kopf, als ich „Le Paradis de l’Homme“ zum ersten Mal erlebte.

Er startet frisch mit Limette und Bitterorange, in die sich bereits erste Ahnungen von einem weichen Holz mischen. Brasilianisches Rotholz – bisher kannte ich es nicht, doch meine Duftempfindung passt zu dem Bild eines frisch geschlagenen roten Holzes. Kaum habe ich mich an diesem wundervoll frisch-holzigen ersten Gang erfreut, ziehen rauchige Töne erst in Andeutungen vorbei, dann überlagern sie mehr und mehr den ersten Eindruck, ohne die Frische gänzlich zu verdrängen.

In dieser Phase erinnert mich der Duft stark an „Ombre Indigo“ und an „Shams“. Verantwortlich für diesen trocken-holzigen, rauchigen Eindruck ist vermutlich die Kombination aus Vetiver und Papyrus, die bei „Shams“ deutlich kraftvoller und schwärzer und bei „Ombre Indigo“ etwas fruchtiger und leichter herüber kommt.

Bei „Le Paradis de l’Homme“ bekommt diese Phase Unterstützung durch Zedernholz und ist bei aller Ähnlichkeit zu den beiden anderen genannten Düften doch ganz eigenständig. Nach und nach gleitet der Duft sanft in die Sandelholz-Basis über, wird weicher und balsamischer, begleitet von einem sehr dezenten Leder. Moos und Moschus kann ich kaum ausmachen, aber sicher tragen sie zum Gesamt-Eindruck bei.

„Le Paradis de l’Homme“ ist kein lauter Duft, dafür extrem spannend in seiner Entwicklung. Bei mir sind Haltbarkeit und Sillage nicht übertrieben stark, der Duft begeistert mich dafür umso mehr. Elegant und sinnlich zugleich. Der Flakon ist klassisch, schwer gearbeitet und sicher ein Schmuckstück in mancher Sammlung.

Ja, „Le Paradis de l’Homme“ ist ein Duft für Herren! Aber auch für echte Männer (das ist ein Unterschied, klar?). Und – dem Namen zu Trotz – darf dieses Herren-Paradies auch von Frauen betreten werden. Schließlich war auch Adam nicht allein im Garten Eden...
4 Antworten
Cilly vor 10 Jahren 15 6
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Sommer in Paris
Ein sonniger Nachmittag in einem altmodischen Park. Wärme hat sich breit gemacht, die wohlig den ganzen Körper durchdringt und ein wenig träge macht. Mit der Wärme verbreitet sich eine wunderbare Ruhe, die hektische Geräusche außerhalb des Parks ausblendet und dafür die Düfte des Sommers intensiviert. Ab und zu durchzuckt eine kleine limettenfrische Brise die ruhige Wärme wie ein Wolkenfetzen. In einer von Heckenrosen umgebenen Nische sitzt eine brünette Frau auf einer Bank. Ihre große Sonnenbrille beweist modischen Chic und lässt keine genauen Rückschlüsse auf ihr Alter und ihren Gemütszustand zu. Beobachtet sie interessiert-diskret die Umgebung oder hält sie die Augen für einen Moment geschlossen? Ihre helle Jacke aus feinstem Wildleder hat sie lässig über die Lehne der Bank geworfen. Der Duft der hellen Rosen mischt sich mit dem Leder und warmen, trockenen Zweigen aus dem Unterholz, während krautige und grasige Töne aus dem Schatten kommen, von dort, wo die Wärme der Sonne noch nicht angekommen ist.

„French Leather“ startet mit einer lebhaften Limette, die gleich die Assoziation an eine erfrischende Limonade aufkommen lässt, mischt sich schon bald mit der würzigen Süße von Rosa Pfefferbeeren, deren harzige Untertöne direkt zum Wacholder überleiten, während die Rose schon nach wenigen Minuten geradezu hineinwächst in diesen frischen Auftakt, sich immer mehr breit macht und nur Platz für das feinste aller Wildleder lässt. Doch ab und zu blitzt die Limette noch hindurch und süßlich-herb-krautiger Salbei. Der Duft wird zur Basis hin weicher und wärmer, ohne sich noch allzu sehr zu verändern, was mir gefällt, denn gerade so ist er wunderschön.

Die Sillage ist nicht raumgreifend aber auf feine Art deutlich, die Haltbarkeit lässt nicht zu wünschen übrig. Das Einzige, was mir nicht so gut gefällt, ist der Flakon. Da hat Memo schon schönere Designs entwickelt.

Mit „French Leather“ ist Memo wieder einmal ein wunderbarer Lederduft gelungen. Vollkommen anders als seine beiden Vorgänger. „Irish Leather“ ist mein herb-grüner Begleiter, der mich stärkt. „Italian Leather“ trage ich, wenn ich ganz Frau und meiner selbst bewusst bin.

Und „French Leather“ schenkt mir einen heiteren, warmen Sommertag, immer dann, wenn das Leben härter oder das Wetter einfach nur ungemütlich ist.
6 Antworten
Cilly vor 10 Jahren 17 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Aufgewacht aus dem Sommerschlaf
Der Herbst klopft kraftvoll an die Tür und weckt mich aus meinem olfaktorischen Dornröschenschlaf. So sehr ich die Sommermonate genieße – der Herbst ist es, der meine Entdeckerfreude an Düften so richtig anheizt! Jetzt darf es wieder etwas mehr sein. Üppiger, tiefgründiger und viel, viel würziger.

Noch sind die Bäume weitgehend grün, doch am Boden raschelt bereits das trockene Laub. Ich schwelge im Anblick aller Schattierungen von Rostrot-, Messing- und Brauntönen, Umbra, Terracotta, Olive und Vogelbeerenrot.

Und mit den sich färbenden Blättern kommen sie hervor, meine Herbstdüfte. Die geliebten Gewürze, der göttliche Weihrauch, die edlen Hölzer und der verführerische Tabak. Sie schieben die Sommerdüfte in die hintere Reihe meines Regals.

Ich bin offenbar nicht nur olfaktorisches Sommer-Dornröschen sondern auch Duft-Chamäleon. Mit den Farben der Natur wechseln meine Duftfarben.

Den ganzen Sommer habe ich die Abfüllung „Lillipur“ ignoriert, da war meine Welt grün, frisch und krautig. Doch jetzt ist die richtige Zeit für diesen Duft gekommen.

Die Zitrone im Auftakt startet mit einem Paukenschlag, zieht sich aber rasch zurück zugunsten warmer, holziger Töne und köstlicher Gewürze, bleibt aber lange noch im Hintergrund. Sternanis mit seinem lakritzig-süßlichen Aroma und feiner Ceylonzimt, der deutlich weniger Coumarin enthält als Kassia, dafür aber eine wundervoll samtig-weiche Natur-Süße besitzt, ganz ohne Zucker oder Honig. Zeitweilig schiebt sich dunkler Pfeffer vor die feineren Töne, begleitet von einem Hauch dunklem Kakao. Ich rieche guten schwarzen, rauchigen Pfeffer, nicht den in der Pyramide angegebenen Szechuanpfeffer, wobei dessen zitronige Noten durchaus sich mit der Zitrone verbinden könnten. Auch sind die Übergänge vom rauchigen Pfeffer zum rauchigen, dabei klaren, hellen Weihrauch fließend.

Dann scheint der Duft regelrecht aufzublühen, sich zu erheben. Gestützt von feinen Hölzern und nur einem Hauch von Patchouli schweben die helleren Töne mit dem Weihrauch über den dunkleren Tönen, und dazwischen bewegt sich leicht süßlicher Amber. Man spürt gerade, wie sich die Düfte mit- und umeinander bewegen, wie einzelne Elemente intensiver werden und sich wieder zurückziehen und sich in einem unregelmäßigem Rhythmus darin abwechseln.

Bei aller Intensität und Ausdauer – der Duft ist nicht schwer. Er ist trocken und weich zugleich.

Er begleitet mich durch einen bunten September, einen goldenen Oktober und tröstet im Nebelgrau des Novembers. Ich trage ihn tagsüber und an Abenden. Mir ist, als würde ich den Duft erst in dieser Jahreszeit verstehen.

Lillipur ist wirklich schön! Nur den Namen finde ich etwas seltsam. Vielleicht kann mir jemand seine Bedeutung erklären?
4 Antworten
Cilly vor 10 Jahren 21 16
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Duftgewordene Farbe
Abgründiges Dunkel sehe ich, tiefes dunkles rauchiges Schwarzbraun... Das ist mein erster Dufteindruck. Pfeffer, Benzoe und Oud verspricht er, und genau das hält er, nein, er übertrifft meine Erwartungen, begeistert mich, zieht mich mit, lässt mich in eine wunderbare weiche Tiefe fallen. Doch es kommt zu keinem harten Aufprallen, vielmehr werde ich aufgefangen und umhüllt von weichem, schwarzbraunem Samt, gewoben aus gemahlenem schwarzem Holz und dunkel-vanilligen, balsamischen Fäden.

Rauchig ist er, wie frisch gemahlener, dunkelfruchtiger Pfeffer, doch ohne in der Nase zu kitzeln, der auf rauchiges, feinstes Oud fällt. Nach einiger Zeit heben sich vereinzelte Rauchschleier und das Balsamische verdichtet sich, umschwebt wie ein hauchdünner Seidenschal den Samt. Noten nach dunklem Kakaopulver, Gewürznelke, etwas Weihrauch und ein zarter Zimthauch gehen von beiden aus, der Duft wird nach und nach weicher und schmeichelnder.

Essende No. 4 hat genau die richtige Intensität, mit einer Sillage, die deutlich und präsent, aber nicht überfordernd ist, und dazu eine lange Haltbarkeit. Ein Duft für Abende und dunkle Nächte.

Schon lange hat mich kein Duft so begeistert, so berührt und so schöne Bilder für mich gemalt. Dieser schwere, dunkle, duftende Stoff kann eine außergewöhnliche Frau kleiden. Für mich ist sie groß, dunkelhaarig, in ruhiger Gelassenheit ihrer selbst bewusst. Ich sehe sie dahinschreiten, den fließenden Stoff an ihrem Körper und ihre fließenden Bewegungen wie in Zeitlupe...

Diese Frau verführt ohne zu provozieren, einfach durch ihr Sein.

Essence No. 4 ist ein sinnlicher Duft, der auch Männern verdammt gut steht. Und ich – ich würde diesem Mann kaum widerstehen können...
16 Antworten
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