04.04.2020 - 16:58 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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CoViD-Kommentare, fünfzehntes Stück: Fluffy Lush.
Von der Marke "Banana Republic" hatte ich ehrlich gesagt bis vor Kurzem noch nie etwas gehört, aber das gilt ja für viele Marken. Nach "État libre d'Orange" der zweite Schuppen, der mir binnen kurzer Zeit vor die Kommentierflinte kommt, dessen Namen sich auf einen Staat bezieht und bescheuert ist. Bananenrepubliken nannte man ja ursprünglich, vor ca. 100 Jahren, die kleinen mittelamerikanischen Staaten wie Honduras und Guatemala, die faktisch den großen drei US-Obstkonzernen, vor allem der United Fruit Company, gehörten, und in denen, wenn sich da mal so etwas wie Demokratie oder der Wunsch nach etwas höheren Löhnen regte, Söldner eingesetzt wurden, um willfährige Militärdiktaturen einzurichten. Natürlich haben die Gründer der Firma das ursprünglich als Witz gemeint (das Unternehmen begann 1978 als kleines Modehaus für Outdoor- und Tropenklamotten, später wuchs ein allgemeiner Modekonzern drumherum, die Düfte sind nur Beiwerk), trotzdem finde ich das, gerade für eine amerikanische Firma, einen doch eher unpassenden Humor. Da ich damit schon tief im Namensbereich bin, hier direkt die Wertung für den Duft-Namen: 7 Punkte. Gut finde ich, dass er schön markant ist und dass er insoweit passt, als das wirklich ein sehr grüner Duft ist. Weniger gut finde ich "vintage", weil mir der Duft sehr modern (nicht nur im besten Sinne, dazu gleich mehr) vorkommt. Und was die "78" bedeutet, bleibt im Dunkeln, vielleicht eine Anspielung an das Gründungsjahr des Unternehmens.
Vintage Green ist wirklich kein schlechter Duft, auch wenn ich ihn nicht so toll fand wie aufgrund der Vorkommentare erwartet. Im Auftakt ist natürlich etwas Zitrik mit dabei, die angegebene Mandarine und Bergamotte muss ja irgendwohin, aber wie schon zutreffend bemerkt wurde, macht das Wässerchen seinem Namen eigentlich von Anfang an Ehre und ist zuallererst mal grün. Ein saftiges, fluffiges, weiches, volles, zwar weichgezeichnetes, aber trotzdem weit und auffällig strahlendes hellgrün. Die angegebene und fettgedruckte Note "grüne Blätter" trifft die Sache gut, und diese Blätter sind jung und regenfeucht. Das Ganze bleibt dann eigentlich relativ unverändert etwa drei Stunden lang recht linear, und das ist durchaus eine schöne Sache. Erfreulich auch, dass auch die Projektion hier noch linear kraftvoll ist, man rechnet hier auch noch mit hoher Haltbarkeit. Diese drei Stunden reichen, um sich intensiv die Frage zu stellen: "Wieso ist das eigentlich hier so flauschig? Ist das mit Perwoll gewaschen?". Ich hatte mir das beantwortet mit "Osmanthus" und "Aprikose". Wenn man auf die Inhaltsstoffe schaut, wird es der grüne Jasmintee und die Feige sein, das kommt ja in etwa hin. Und Feige hat für meine Nase sowieso sehr oft was gefährlich Matschiges (es gibt Ausnahmen). Zusätzlich aber auch vermute ich, dass hier auch Dr. Honigtau Bunsenbrenner eifrig am Werke war. Mich erinnert der Gesamtcharakter dieses Duftes stark an die Marken "Le Labo" und "Lab on Fire", die, obwohl "Le Labo" das Gegenteil behauptet, ebenfalls fröhlich die Chemiekeule schwingen, um weiche Dufteindrücke zu erzielen. Das soll aber durchaus keine vernichtende Kritik sei, der Duft kommt hier trotzdem wertig rüber, und ich mag auch verschiedene Düfte der beiden anderen genannten Marken. Das ist in etwa der Punkt, warum das für mich kein "Vintage" ist. Er hat für mich eher so etwas wie die typische moderne amerikanische Lab(o)(r)-DNA. Interessant ist übrigens, dass er das, jedenfalls in Deutschland, auf einem lächerlich niedrigen Preisniveau tut. Während z.B. "Le Labo" sehr konsequent auf Nische und Hochpreis macht, gibt es die für mich damit durchaus vergleichbare Banana Republic (wenn der Filialleiter Humor hat: neben Bruno Banani) bei Rossmann für billig Geld. In den USA ist das möglicherweise anders.
Alles in allem hätte ich bis dahin wohl doch acht Punkte gegeben. Was mir aber nicht gefällt, ist die Schlussphase des Duftes. Nach etwa drei bis vier Stunden bricht die Sillage nämlich ein wie ein Soufflé, und was dann hautnah noch für etwa zwei Stunden bleibt, ist am Ende nicht mehr grün und mir auch nicht angenehm. Das ist dann eine doch ein bisschen sehr synthetisch und dann auch irgendwie preisreduziert rüberkommende holzig-trockene Frische; wenn ich sehr böse sein wollte, würde ich sagen: Vom jungen Blattwerk zum Sperrholz-Raumerfrischer-Bäumchen.
Wegen der hübschen ersten drei Stunden, um deretwillen ich als Namen "Fluffy Lush" (von mir aus auch mit "78") empfehlen würde, des geringen Preises und des schönen Flakons ein Duft, den man absolut kaufen und tragen kann, aber auch absolut nicht kaufen muss.
Corona-Themen hätte ich auch noch ein paar im Hinterkopf, aber vielleicht geh ich euch damit auch auf den Zünder. Und außerdem muss ich die 7500 Zeichen ja auch nicht immer ausreizen. Gute Nacht, und bleibt (oder werdet) gesund!
Vintage Green ist wirklich kein schlechter Duft, auch wenn ich ihn nicht so toll fand wie aufgrund der Vorkommentare erwartet. Im Auftakt ist natürlich etwas Zitrik mit dabei, die angegebene Mandarine und Bergamotte muss ja irgendwohin, aber wie schon zutreffend bemerkt wurde, macht das Wässerchen seinem Namen eigentlich von Anfang an Ehre und ist zuallererst mal grün. Ein saftiges, fluffiges, weiches, volles, zwar weichgezeichnetes, aber trotzdem weit und auffällig strahlendes hellgrün. Die angegebene und fettgedruckte Note "grüne Blätter" trifft die Sache gut, und diese Blätter sind jung und regenfeucht. Das Ganze bleibt dann eigentlich relativ unverändert etwa drei Stunden lang recht linear, und das ist durchaus eine schöne Sache. Erfreulich auch, dass auch die Projektion hier noch linear kraftvoll ist, man rechnet hier auch noch mit hoher Haltbarkeit. Diese drei Stunden reichen, um sich intensiv die Frage zu stellen: "Wieso ist das eigentlich hier so flauschig? Ist das mit Perwoll gewaschen?". Ich hatte mir das beantwortet mit "Osmanthus" und "Aprikose". Wenn man auf die Inhaltsstoffe schaut, wird es der grüne Jasmintee und die Feige sein, das kommt ja in etwa hin. Und Feige hat für meine Nase sowieso sehr oft was gefährlich Matschiges (es gibt Ausnahmen). Zusätzlich aber auch vermute ich, dass hier auch Dr. Honigtau Bunsenbrenner eifrig am Werke war. Mich erinnert der Gesamtcharakter dieses Duftes stark an die Marken "Le Labo" und "Lab on Fire", die, obwohl "Le Labo" das Gegenteil behauptet, ebenfalls fröhlich die Chemiekeule schwingen, um weiche Dufteindrücke zu erzielen. Das soll aber durchaus keine vernichtende Kritik sei, der Duft kommt hier trotzdem wertig rüber, und ich mag auch verschiedene Düfte der beiden anderen genannten Marken. Das ist in etwa der Punkt, warum das für mich kein "Vintage" ist. Er hat für mich eher so etwas wie die typische moderne amerikanische Lab(o)(r)-DNA. Interessant ist übrigens, dass er das, jedenfalls in Deutschland, auf einem lächerlich niedrigen Preisniveau tut. Während z.B. "Le Labo" sehr konsequent auf Nische und Hochpreis macht, gibt es die für mich damit durchaus vergleichbare Banana Republic (wenn der Filialleiter Humor hat: neben Bruno Banani) bei Rossmann für billig Geld. In den USA ist das möglicherweise anders.
Alles in allem hätte ich bis dahin wohl doch acht Punkte gegeben. Was mir aber nicht gefällt, ist die Schlussphase des Duftes. Nach etwa drei bis vier Stunden bricht die Sillage nämlich ein wie ein Soufflé, und was dann hautnah noch für etwa zwei Stunden bleibt, ist am Ende nicht mehr grün und mir auch nicht angenehm. Das ist dann eine doch ein bisschen sehr synthetisch und dann auch irgendwie preisreduziert rüberkommende holzig-trockene Frische; wenn ich sehr böse sein wollte, würde ich sagen: Vom jungen Blattwerk zum Sperrholz-Raumerfrischer-Bäumchen.
Wegen der hübschen ersten drei Stunden, um deretwillen ich als Namen "Fluffy Lush" (von mir aus auch mit "78") empfehlen würde, des geringen Preises und des schönen Flakons ein Duft, den man absolut kaufen und tragen kann, aber auch absolut nicht kaufen muss.
Corona-Themen hätte ich auch noch ein paar im Hinterkopf, aber vielleicht geh ich euch damit auch auf den Zünder. Und außerdem muss ich die 7500 Zeichen ja auch nicht immer ausreizen. Gute Nacht, und bleibt (oder werdet) gesund!
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