24.02.2016 - 14:33 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
27
Kinder, schafft Neues!
So lautet eine heutzutage vor allem im Umfeld bemühter Opern-Inszenierungen zitierte Devise von Richard Wagner, auf der oftmals bleischwer die Hoffnungen lasten und die folglich gern Seltsames gebiert. Dies lässt sich – wenngleich fraglos mit Abstrichen – auf das Thema Oud-Düfte übertragen, wo bloß ggf. halt ein anderes Sinnesorgan mittels verkrampfter Originalität malträtiert wird. Dann im Zweifelsfall lieber eine Variante, die Bekanntes ordentlich umsetzt. Herr Kurkdjian liefert von beidem etwas: eine abartige Erscheinungsform, die zumindest mir neu ist, sowie Bewährtes und auf seine Weise Gutes.
Ohne Fisimatenten geht es direkt zur Sache. Eine (zunächst!) dezente Oud-Note eröffnet, leicht belüftet. Pfeffer geht in Ordnung, aber eher dessen Frische als Aroma oder gar Schärfe. Binnen von Sekunden entsteht freilich ein säuerlich-holziger Eindruck, der mich sofort an Herrn Kurkdjians hauseigene Oud-Palette erinnert. Stumpf, beinahe adstringierend. „Ich bin ein ernsthafter Duft!“ ruft er mir zu. Das passt, denn die Oud-Varianten aus seinem Maison fand ich ebenfalls sämtlich recht unspaßig, wobei ich sie nicht näher kenne, das sei hinzugefügt.
Nach einer halben Stunde hat das Oud einen holzig-muffigen Charakter angenommen. Und nicht allein das, besagtes Holz wirkt außerdem gleichsam merkwürdig zerfasert. Vor Ende der ersten Stunde bildet sich aus dem Muff im Verein mit der Oud-Säuerlichkeit ein Geruch von deutlich zu lange getragenen Socken. Mit Senf. Mittelscharf. Von wegen ‚Pfeffer‘…. Danach geht es in den Baumarkt. Zum Farbenregal. Testschnuppern. Wer sucht sich Farbe schon nach optischen Kriterien aus? Das ist weder Kuhstall noch medizinisch, stattdessen vielleicht…kurkdjianisch. Hatte ich jedenfalls bislang nicht. Nicht uneingeschränkt angenehm, um es vorsichtig zu formulieren.
Doch es wird. Nach zwei Stunden ist das Oud kompakter, dunkler geworden und hat nicht nur seine Holz-Eskapaden im Griff, sondern sich zudem der alten Socken (mit Senf) entledigt. Damit schält sich nun endlich eine Idee heraus, warum das so lange gedauert hat. Es hätte zu Herrn Kurkdjian schlichtweg nicht gepasst, Oud-Aromen – welche auch immer - einfach zu bölken. Die säuerliche und die holzige Richtung haben sich gefälligst zu entwickeln und dabei gegenseitig im Zaum zu halten. Das tun sie, indem sie geruchlich zwischen beiden Seiten hin und her eiern, während sie sich behutsam aus stinkigem Ursprung entfalten. Dass derlei niemanden spontan erobern kann, nehmen der Meister und sein Auftraggeber offenriechlich billigend in Kauf. Chapeau, als Modeschöpfer seinen Kunden einen Duft anzubieten, der den halben Vormittag derart anstrengend und distanziert bleibt.
Am späten Vormittag hat sich die Dunkelheit geradezu ins Greifbare verdichtet. Dem Konzentrat auf der Haut scheint sogar eine Spur von Süße zu entsteigen. Kakaopulver und Zimt wurden – wie ich nach identischen eigenen Eindrücken festgestellt habe - bereits erwähnt. Das mag jetzt verwegen klingen, ist allerdings beim Schnuppern verblüffend gut spürbar, ohne indes das Stadium völliger Eindeutigkeit zu erreichen. Große Klasse. Überhaupt ist Essence N°4: Oud ein Duft der Andeutungen. Nie schiebt sich eine Richtung in der Weise in den Vordergrund, dass sie die jeweils andere ausknockt.
Im Laufe des Nachmittags gewinnt gleichwohl der ledrige Aspekt des Oud an Gewicht, der holzige Part tritt zurück. Darüber hinaus gelingt es dem Duft tatsächlich, den Eindruck einer weiteren Verdichtung zu erwecken. Er hält sich bis tief in den Abend hinein.
Fazit: Wer mit Kurkdjians hauseigenen Oud-Kreationen nicht kann, wird bei Essence N°4: Oud – in aller Vorsicht (s. o.) vermutet – wohl ebenso wenig glücklich. Der ist für jene, die sich an dieser holzig-ledrigen Säuerlichkeit nicht sattriechen können.
Was mich betrifft, meinte meine Kollegin, sie stelle sich den Duft eher an anderen Leuten vor als an dünnen, blonden Betriebswirten. Na ja, hat sie nicht ganz genau so gesagt. Aber gemeint.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
Ohne Fisimatenten geht es direkt zur Sache. Eine (zunächst!) dezente Oud-Note eröffnet, leicht belüftet. Pfeffer geht in Ordnung, aber eher dessen Frische als Aroma oder gar Schärfe. Binnen von Sekunden entsteht freilich ein säuerlich-holziger Eindruck, der mich sofort an Herrn Kurkdjians hauseigene Oud-Palette erinnert. Stumpf, beinahe adstringierend. „Ich bin ein ernsthafter Duft!“ ruft er mir zu. Das passt, denn die Oud-Varianten aus seinem Maison fand ich ebenfalls sämtlich recht unspaßig, wobei ich sie nicht näher kenne, das sei hinzugefügt.
Nach einer halben Stunde hat das Oud einen holzig-muffigen Charakter angenommen. Und nicht allein das, besagtes Holz wirkt außerdem gleichsam merkwürdig zerfasert. Vor Ende der ersten Stunde bildet sich aus dem Muff im Verein mit der Oud-Säuerlichkeit ein Geruch von deutlich zu lange getragenen Socken. Mit Senf. Mittelscharf. Von wegen ‚Pfeffer‘…. Danach geht es in den Baumarkt. Zum Farbenregal. Testschnuppern. Wer sucht sich Farbe schon nach optischen Kriterien aus? Das ist weder Kuhstall noch medizinisch, stattdessen vielleicht…kurkdjianisch. Hatte ich jedenfalls bislang nicht. Nicht uneingeschränkt angenehm, um es vorsichtig zu formulieren.
Doch es wird. Nach zwei Stunden ist das Oud kompakter, dunkler geworden und hat nicht nur seine Holz-Eskapaden im Griff, sondern sich zudem der alten Socken (mit Senf) entledigt. Damit schält sich nun endlich eine Idee heraus, warum das so lange gedauert hat. Es hätte zu Herrn Kurkdjian schlichtweg nicht gepasst, Oud-Aromen – welche auch immer - einfach zu bölken. Die säuerliche und die holzige Richtung haben sich gefälligst zu entwickeln und dabei gegenseitig im Zaum zu halten. Das tun sie, indem sie geruchlich zwischen beiden Seiten hin und her eiern, während sie sich behutsam aus stinkigem Ursprung entfalten. Dass derlei niemanden spontan erobern kann, nehmen der Meister und sein Auftraggeber offenriechlich billigend in Kauf. Chapeau, als Modeschöpfer seinen Kunden einen Duft anzubieten, der den halben Vormittag derart anstrengend und distanziert bleibt.
Am späten Vormittag hat sich die Dunkelheit geradezu ins Greifbare verdichtet. Dem Konzentrat auf der Haut scheint sogar eine Spur von Süße zu entsteigen. Kakaopulver und Zimt wurden – wie ich nach identischen eigenen Eindrücken festgestellt habe - bereits erwähnt. Das mag jetzt verwegen klingen, ist allerdings beim Schnuppern verblüffend gut spürbar, ohne indes das Stadium völliger Eindeutigkeit zu erreichen. Große Klasse. Überhaupt ist Essence N°4: Oud ein Duft der Andeutungen. Nie schiebt sich eine Richtung in der Weise in den Vordergrund, dass sie die jeweils andere ausknockt.
Im Laufe des Nachmittags gewinnt gleichwohl der ledrige Aspekt des Oud an Gewicht, der holzige Part tritt zurück. Darüber hinaus gelingt es dem Duft tatsächlich, den Eindruck einer weiteren Verdichtung zu erwecken. Er hält sich bis tief in den Abend hinein.
Fazit: Wer mit Kurkdjians hauseigenen Oud-Kreationen nicht kann, wird bei Essence N°4: Oud – in aller Vorsicht (s. o.) vermutet – wohl ebenso wenig glücklich. Der ist für jene, die sich an dieser holzig-ledrigen Säuerlichkeit nicht sattriechen können.
Was mich betrifft, meinte meine Kollegin, sie stelle sich den Duft eher an anderen Leuten vor als an dünnen, blonden Betriebswirten. Na ja, hat sie nicht ganz genau so gesagt. Aber gemeint.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
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