Flowerbomb

Den Namen „Catch .... me“ finde ich allerliebst.

Er klingt nach Versteckspielen, nicht entdeckt werden und eigentlich doch entdeckt werden wollen..... „Fangen“ spielen ..... also nach einem raffinierten, erotischen, subtilen Spiel. Es macht mich neugierig, wie Cacharel so ein Spiel denn in Duft übersetzen wird....

Also, es sei vorab gesagt: Wer sich wirklich verstecken will, sollte diesen Duft nicht benutzen.

Nach intensivem, sympathischem Mandarinen-Auftakt stellt sich nach weniger als zwei Minuten eine Mega-Puder-Note ein.

Leider kein trockener Puder- Er ist getragen von einer blumigen Schwere, die mich erschlägt. Die darin enthaltene Jasminnote mutet synthetisch an. Sie holt die Mandarinen nicht ab, sondern walzt sie mit unglaublicher Wucht einfach platt

Der Gabriela-Sabatini-Duft aus den 90er-Jahren kommt mir dabei in den Sinn, und auch „Rykiel Woman“.

Lange Zeit passiert sonst gar nichts. Jasmin, Jasmin und nichts als Jasmin.

Aber, wie gesagt, er ist nicht sanft, wie wir ihn z.B. von „Idylle“ her kennen.
Er umschmeichelt mich nicht; in meinem inneren Bild ist er ein Jasmin-Klon. Überwältigend, ohne jede Weichheit, das Bezaubernde des Originals ist auf dem Weg zu irgendeinem artifiziellen Jasmin-Perfektionismus vergessen worden - oder einfach unterwegs verloren gegangen.

Überrascht muss ich feststellen: Catch me riecht bei mir genauso wie die Kopfnote von Alien. Ein bisschen Amber lässt sich noch erahnen, aber ansonsten ist keine Veränderung mehr festzustellen. Der blumige Klon steht wie ein zementierter Blumentopf im Raum. Was Haltbarkeit und Sillage betrifft - siehe letzter Satz.

Entdeckt wird frau in jedem Fall, wenn sie diesen Duft trägt. Die Frage ist nur, ob man/n sie auch fangen möchte.

Parfums können Erinnerungen konservieren. Man kann Erlebtes immer und wieder vor Augen sehen, verarbeiten, sozusagen ablegen, und dann kommt ein kleiner Hauch des damit verbundenen Duftes, und alles wird wieder lebendig. Sehen wir es dann mit Abstand, oder tauchen wir in die erlebten Gefühle ab? Hmm, kommt drauf an.

2005, es war Herbst, Brit Red war mein geliebter Begleiter. Warm, modern, extravagant, weich.... es entsprach voll meinem Selbstbild. Das Blind Date mit dem interessanten Mann sollte an einer Ortstafel stattfinden - in einem Dorf ungefähr in der Mitte zwischen seinem und meinem Wohnort. Was uns in der telefonischen Aufregung entgangen war: Dieser Ort hatte vier Einfahrten, also auch vier Ortstafeln.

Es war im November, und es gab sehr dichten Nebel. Umgeben von Brit Red saß ich im Auto, die Scheiben angelaufen, geparkt vor dem falschen Ortsschild und wartete.

Die mörderisch engen Jeans haben mich fast umgebracht, der Nebel war nicht mehr mystisch, sondern unheimlich, und die Idee, einen Typen an einem Ortsschild zu treffen, kam mir immer mehr absurd vor. Ich suchte nach ein wenig Geborgenheit in dieser seltsamen Situation und sprühte nochmals nach.

Rhabarber, so wie früher in Omas legendärem Kompott, machte sich breit, Mandarine erinnerte an die bevorstehende Adventszeit, ein nussähnliches Aroma schuf eine würzige Atmosphäre (würzig macht mutiger, fand ich damals). Alles zusammen eine köstliche Komposition wie eine Kuscheldecke, unter der man sich zusammenrollt und alle Zweifel am Leben vergisst.

Und dann hörte ich einen Motor, ein Auto, das ausrollte, Scheinwerfer, die erloschen, und eine Autotüre. Am vierten Ortsschild war er endlich bei mir gelandet.

Ferngesteuert stieg ich aus und sah ihn an. Es war, als hätten wir uns ein Leben lang gekannt.

Fünf Jahre war ich mit ihm zusammen, und er hat mir leider nicht nur Glück gebracht. Brit Red hatte ich schweren Herzens, aber mit Überzeugung, bei unserer Trennung verschenkt.

Vor zwei Wochen habe ich ihn wiedergetroffen, und es ist jetzt endlich Freundschaft geworden. Und so kam es, dass ich mir das geliebte Brit Red gestern online bestellt habe. Ihr ahnt nicht, wie sehr ich mich auf das rote Päckchen freue....

Eine schwierige Mission: Vanille und sonst gar nichts.
Keine halben Sachen, sondern 100 Prozent davon.
So pur wie möglich, unschuldig, samtweich, nur minimal mit anderen riechbaren Essenzen vermischt.
Klingt simpel, ist aber gar nicht so einfach zu finden.

Während der Suche nach der optimalen Vanille habe ich viele andere tolle Kompositionen entdeckt, die ich nicht missen möchte. Aber die gesuchte Aaaaahhh-Vanille war bis heute noch nicht dabei gewesen.

Wie gesagt... bis heute. Die besten Dinge im Leben kommen dann, wenn man am wenigsten damit rechnet, oder?

VE startet mit einer umwerfenden, kuscheligen Süße, sofort vanillig, vielleicht könnte ein wenig Mandel mit dabei sein. Diese bleibt aber meinem Wunsch gemäß flüchtig und wird von einem milchigen Ton, gemischt mit einer unglaublich weichen Vanillenote abgelöst. Ein Eisbecher mit einer Kugel Fiocco, zwei Kugeln Vanille und einem ordentlichen, gezuckerten Sahnehäubchen..... oder ein Vanillepudding, frisch eingegossen, bevor er kaltgestellt wurde...... wunderschön! Und dabei zeigt sich keine Spur von Gebäck-Aroma, alles bleibt auf Soft-Eis-Niveau.

Später, als dieser Traum geschmolzen ist, verwandelt er sich in Zuckerwatte. So lecker, dass mir das Wasser im Mund zusammenläuft, jedesmal, wenn ich daran schnuppere. Das Milchige verschwindet auch in der Basisnote nicht völlig. Es unterstreicht die Vanille auf kuschelige Weise.

Gesucht - gefunden - die perfekte Vanille für mich.
War nicht so einfach.

Eine schneeweiße Couch, ausladend, einladend, mit einem flauschigen Stoff bezogen. Es ist ein früher Sommerabend im Süden. Sie steht in einem bezaubernden Haus, vor einer Glasfront, welche den Blick auf einen sehr, sehr romantischen Garten freigibt.

Ich öffne die Türe und atme tief ein. Der sanfte Duft des Sommers umfängt mich augenblicklich. Ein würziges und dennoch sanftes Gemisch aus Früchten und Blumen steht in der flirrenden Luft. Johannisbeeren, dunkel, saftig, würzig. Die Ahnung eines Jasminstrauches, der vermutlich in einem der Nachbarsgärten blüht.

Und dann, ja dann, diese Rosen.

Betörend, aber nicht überwältigend. Sanft, aber nicht leise. Weich, aber nicht nachgiebig. Rosa, aber nicht Pink. Leicht, aber nicht schwerelos. Schlichtweg beeindruckend perfekt.

Ein massiver Honigton mischt sich in diesen Blumenzauber, unerwartet, wer hat ihn hierhergebracht? Ich möchte ihn gerne aus diesem herrlichen Garten abstrahieren, aber es gelingt mir nicht. Er wird dominant, die Rosen ziehen sich zurück. Ich warte, dass sie zurückkommen, aber leider bleiben sie verändert, verdeckt. Ihre Klarheit geht in dem dunklen Gelb unter.

Ich setze mich auf die schneeweiße Couch und träume, dass sie geblieben wären. Eine Ahnung von ihnen bleibt in der Abendluft. Extravagant, elegant, sensible Schönheiten.

(P.S. Dass der Jasminstrauch nicht in der Erntezeit der Johannisbeeren blüht, verzeiht ihr mir bestimmt im Sinne poetischer Freiheit, oder? Es war sooo schön dort)

Trockener und pudriger gehts ja wohl kaum. Wenn irgendetwas als Extra dry bezeichnet werden kann, dann das EdP von Idylle. Ich kann es kaum glauben, es saugt sich wie Löschpapier an die Nase, gefühlsmäßig wie der Hummerchip im China-Buffett. Mein erster Impuls war, mich sofort und spontan abzuwenden. Aber das wäre dann doch schade gewesen! Warum nicht mal was völlig Anderes probieren?

Die Himbeere hab ich dann in Folge noch selten so deutlich in einem Duft herausgerochen; ähnlich wie bei „Apparition“ von Ungaro, den kaum jemand geliebt hat (außer mir ein bisschen).

Ein wenig später überfällt mich der Moschus in Kombi mit der Maiglöckchen-Truppe, aber wesentlich differenzierter als beim Rodriguez. Sie werden zum Hauptdarsteller, integrierenFreesie und Himbeere, halten beides lebendig, drehen das trockene Dufterlebnis ein bisschen rum. Wohin, weiß ich noch nicht.

Gibt es Sinnlichkeit ohne emotionale Botschaft? Gefühlsmäßig tut sich bei mir rein gar nichts. Ich stelle mir eine schöne Frau dazu vor, die diesen Duft trägt, aber in meinem inneren Bild bleibt sie ohne Höhen und Tiefen. Hübsch anzusehen, aber ein bisschen trocken halt. Perfekte Projektionsfläche für Phantasien? Unverbindlich? Vielleicht.

Der Moschus ist mittlerweile übermächtig geworden, dennoch bleibt er elegant, weil nach einer halben Stunde die Guerlinade unverwechselbar erwacht, auch wenn sie hier Musquinade heißt. Der Zusammenhang zwischen dem Davor und dem Jetzt bleibt für mich verwirrend. Bei Guerlain erwarte ich schwirrende Emotionen, Erotik, viel viel Seele..... die kann ich in Idylle nicht wahrnehmen. Bedeutet Idylle genau das, nämlich keine Ups and Downs? Stille? Statik?

Ich kann mich nicht begeistern, weil es überhaupt nicht Meines ist, das sich da am Handgelenk entwickelt. Löschpapier ist pure Erotik im Vergleich zu dem, was auf meiner Haut ist. Es duftet dennoch sehr edel, bleibt aber ein aufgesetzter Fremdkörper.

Die Idylle-Fans werden mich vermutlich beißen, aber es wird einfach gar nix.....