Furo

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6 - 10 von 25
Furo vor 10 Jahren 12 5
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Betörend
Heut trau ich mich mal wieder, die Faszination ist einfach zu groß, und ich hab mich mal wieder im Parfumrausch verlaufen. So beim Herumschledern fiel mir ein altes Zibeline in die Hände, zwar gekippt, aber dank einer lieben Spenderin konnte ich das Duftereignis doch noch erleben und war fasziniert. Mir standen die Nackenhaare. Inzwischen hab ich zwei neue de Weils, den neuen Zibeline und den Secret.

Lässt sich der neue Zibeline mit dem alten vergleichen? Ja und Nein. War das alte dazu da, einen alten Zobel zu beduften, so ist das neue ein Zobel zum aufsprühen. Er hat ebenfalls eine animalische Ausstrahlung, ohne das etwas Tier drinnen ist. Ein Effekt der wohl von hoher Parfümeuerskunst zeugt. Nun wie ist es, wenn man riecht wie ein Iltis? Toll!

Schon der Flakon ist bemerkenswert. Klassisch in der Form, wohlproportioniert, der Schriftzug fein geätzt. Der Verschluss ist zwar aus Plexiglas, wirkt dennoch sehr wertig. Der Clou; es ist einfach ein kleiner Plexiglasklotz mit einem Loch in der Mitte, der einfach auf den Sprühkopf aufgedrückt wird.

Der Auftakt ist verhalten, eine leichte saubere Seifigkeit. Die Blumen bleiben eher verschlossen, geben aber im Gesamtkonzept eine wohlige betörende Note. Mit etwas Glück schwebt die Orangenblüte immer wieder mal durch, wenn man sie erkennen möchte. Geschlossen gefällt mir der Blumenakkord ausnehmend gut. Ganz leise wird der Duftverlauf von der Benzoe durchzogen, nie ganz zu erkennen, genauso zurückgenommen, wie die Blumen. Ein feiner Rauch macht sich bemerkbar. Die Benzoe unterstützt und gibt eine gewisse Schärfe,- sehr balsamisch. Tonka und Pflaume geben ein leichte unterschwellige Süße zu allem, wobei die Frucht an sich nicht zu erkennen wäre. Eher etwas fleischliches substanzielles. Kastanie und Bergamotte geben der Süße einen bittere Nuance, es ist wirklich Kaffee ähnlich. Von Anfang an ist Zibeline feinwürzig, puderig und umstreicht einen wie ein feiner Marderhaarpinsel. Das alles zusammengenommen kommt dem alten Zibeline recht nahe.

Die einzelnen Komponenten sind kaum zu erkennen, Zibeline wirkt in seinem gesamten Verlauf warm und weich. Es entsteht ein feines Aroma, dem man immer wieder nachschnüffeln möchte, ohne es recht fassen zu können. L`Heure Bleue hat einen ähnlichen Verlauf, der auch nie ganz zu fassen ist. Das nur zum Vergleich.

Zibeline de Weil mit dem alten Zibeline zu vergleichen funktioniert nur bedingt. Das Alte war wilder, an manchen Ecken fast schon erschreckend. Das Neue ist eine modernere Variation, zivilisierter, manierlicher, es schnurrt und faucht nicht, es ist lediglich gezähmt worden. Der animalische Charakter blieb erhalten, das ist überaus reizvoll. Mir selbst fällt es schwer den Duft ein zu ordnen, er ist nicht floral aber auch nicht orientalisch, wobei ich ihn wegen seiner schönen exotischen Wirkung eigentlich am liebsten dort bei den Orientalen verorten möchte.

Die Silage ist deutlich, bleibt aber sehr angenehm, was wohl der Wärme und Intimität geschuldet ist, das ist die Assoziation die Zibeline vermittelt. Ein wunderbarer Duft für die privateren Stunden, sparsam dosiert auch alltagstauglich. Aber nicht wundern wenn irgend jemand versonnen blickend dreinschaut, wenn er einen Hauch davon erhascht hat.

Wer das Besondere sucht, wird hier fündig werden.
5 Antworten
Furo vor 10 Jahren 23 8
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ach es wär so schön gewesen....
Heute schreibe ich einen Kommentar weil ich enttäuscht bin. Vor einiger Zeit bekam ich einige sehr alte Parfums, auf die ich wohl auch noch eingehen werde, wenn ich mich dazu in der Lage sehe, oder die alten Schätze mitspielen. Zibeline hat beschlossen sein Geheimnis zu wahren. Bis vor kurzem wusste ich noch nicht mal wer die Fa. Weil überhaupt ist! Ihre Anfänge nahm sie als Pelzfirma (brrrrr, mein Pelz gehört mir, Schauder!), irgendwann wohl im ersten Produktionsjahr brachten sie das passende Parfum dazu; Zibeline. Unschwer am Namen zu erkennen, das der Duft sehr animalisch gewesen sein musste. Eine Art von Duft mit dem man Pelzstolen und Mäntel bestrich zum großen Auftritt. Ob er auf der Haut tragbar war, kann ich nicht beurteilen, weil ich den Test des alten Duftes nicht durchführen konnte, weil er gekippt ist. Wenn dann muß das ein olfaktorischer Überflieger gewesen sein! Es glich schon einer Herausforderung den Glasstopfen zu lösen ohne das kleine Flakon oder den Stopsel zu beschädigen. Er war regelrecht festgefressen mit Parfumresten, ein deutliches Zeichen das der Duft sehr lange Luftkontakt hatte.

Nur soviel, selbst für einen gekippten Duft stank es ähnlich wie in der Tierarztpraxis in der ich arbeite, nur viel intensiver. Etwas medizinisch, mit viel Tier und deren Hinterlassenschaften, nicht der typische Maggi mit Kampfer Geruch. Ich wollt ihn auch nicht auf der Haut testen sondern erst mal auf einem Zellulose Tupfer - inzwischen entsorgt...von Hesperiden oder Blumen keine Spur mehr. Auch nach zwei oder drei Stunden veränderte es sich nicht zum guten.

Nun zu meinen kleinen Erkenntnissen, Zibeline wurde sehr oft reformuliert. Welche Version ich selbst habe weiß ich eigentlich immer noch nicht, aber ich werde dranbleiben. Auch daran das Geheimnis zu lüften welch sagenhafter Duft das nun ist. In meiner Vorstellung dürfte er nach der Duftpyramide dem Tabu von Danna ähnlich sein, nur mit noch mehr tierischen Anteilen und somit ev. puderiger sein und eine gewisse Heunote mit sich bringen.

Fakt ist, ich habe mir ein "neues" Vintage Zibeline besorgt, in der Hoffnung das in der Reformulierung eine Imitation des recht komplexen ursprünglichen Aufbaus angestrebt wurde. Das Düfte dabei verlieren ist mir schon klar. Das soll auch erst der Anfang sein dazu. Ich werde versuchen vom alten Zibeline zu erhaschen, wenn möglich mehrere Versionen. Eine liebe Parfumista hat mir schon den ersten Krümel gelegt, wo ich eine Spur aufnehmen kann, und dann gibt's da noch einen alten Onkel in den USA der mich schon öfter unterstützte bei der Suche und Recherche.

Wenn es soweit ist, werde ich hier den Kommentar erweitern um ein großes Geheimnis zu lüften.



Nun ihr Lieben heute, am 14.12.2013 geht's weiter mit dem Zibeline von Weil.

Eine liebe Parfumista hat mich mit einigen Tröpfchen des kostbaren Geheimnisses bedacht. Da gerade aktuell, kennt ihr den Schrei von Munch? Derzeit in Berliner Ausstellung! So dürfte mein Gesicht ausgesehen haben nach dem ersten Snuff und ein halbes Tröpfchen auf dem Handgelenk. Aldehyde, wild, freigelassen, entfesselt! Die Katze sprang mich an. Nach dem kurzen erstenEeindruck darf sich das überraschte Gesicht entspannen und sich wohlwollend an der sehr anschmiegsamen Katze erfreuen die sich mir elegant um den Hals gelegt hat. Satte Kräuter umschmeicheln mich, die Zitrone ist eher eine Ahnung. Ein sehr abstraktes Blumengebinde umweht mich, das ganze sehr animalisch warm unterlegt.

Nach gut einer Stunde hat sich der erste erschreckende Eindruck gelegt. Eine feine dunkel gewürzte Pudernote umwabbert mich. Mir ist als ginge ich mit einer schönen exotischen Katze auf der Schulter durch einen Zauberwald. Keinen tropischen, nein einen nordischen mit Erde, trockenem Laub und Blumen, die ich so nicht kenne. Der Blumenreigen ist da, aber es sind kaum einzelne Blüten auszumachen. Ylang-Ylang dringt ab und an zu mir durch, der Rest bleibt eine puderige Dimension. Hier im Herzen nehme ich erst die trockene Zitrone wahr, fein, wie ein leises Glöckchen. Der Effekt erinnert mich an Shalimar oder Royal Secret. Dieselbe Weichheit, das anwehen von Duftakkorden, die im Wechsel sind.

Zibeline entwickelt sich langsam, gemächlich, ein bequemer Duft.

Nach guten zwei Stunden spielt die Basis mit, das mit Verve. Dieser Duft bläst wie ein Orkan je weiter man in ihn eindringt. Im Auftakt und im Herzen blieb die Basis eher verhalten und verleiht dem Duft eine unglaubliche Tiefe. Nun, wo sie manifest, etabliert steht im Chor mit dem Blumenherz erkenne ich eine vertraute Süße, so duftet mein Pferd. Ambriert, etwas nach Heu, warm, süßlich, nur ohne Schweiß. Der Puder wird heller, wandelt sich von Altgold zu Silber, wie Silberfäden in trockenem Heu. Der Koriander aus dem Auftakt hinterlässt kaum eine deutliche Duftspur, nur eine feine präsente Note von Schärfe in der Nase. Dasselbe beim Honig. Er ist immer irgendwo zu erahnen, eine leichte blasse Süße schwebt über der Katze und mir. Immer wieder muß ich mich selbst vergewissern, das ich so dufte, ich klebe mit der Nase am Handgelenk. Direkt nah bei der Haut hat das ganze einen dreckigen und sehr erotischen Charme.

Ein Tropfen und ich habe eine Bugwelle die ihresgleichen sucht. Entweder ich bin nun ein Vamp oder eine dunkle wilde Fee. Diana, die Göttin der Jagd, mit ihren tierischen Gefährten und Faunen erstehen vor meinem inneren Auge. Diese fulminante Prädsenz ist bei einem Duft beispiellos.

Zibeline hat Ecken und Kanten, ist weich und schroff zugleich. Warm und anschmiegsam und doch präsent wie eine Schleppe aus Hermelin. Die Tiefe beeindruckt mich. Diesem Duft muß man gewachsen sein, sich auf ihn einlassen, sonst erschrickt er doch sehr. Mir wird er mit jedem Atemzug lieber. Mir gefällt diese animalisch natürliche Selbstverständlichkeit.

Früher trug man ihn zum großen Auftritt. Heute ist er dem rein privaten vorbehalten, er strahlt unverhohlen seine sexuelle Natur aus. Selbst zu seiner Zeit war er wohl nur von Damen zu tragen die sich ihrer erotischen Wirkung sehr bewusst waren, und Selbstbewusstsein zu ihrem Selbstverständnis gehörte. Nie vulgär alles mit luxuriöser Noblesse und Raffinesse.

Welch ein Duft, ich bin überwätigt. Das da ist ein Duft der Sonderklasse!
8 Antworten
Furo vor 11 Jahren 22 11
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Heute tue ich es!
Ja, heute ist es soweit. Ich schreibe über einen verlorenen Schatz. Gefunden habe ich ihn in einem Kleiderschrank, im Kleiderschrank meiner verstorbenen Tante.

Ich half bei sortieren und ausräumen, und da war sie, eine smaragdgrüne Schachtel in Cellophanpapier, fast schon brüchig. Eingebunkert und vergessen. Ich nahm ihn mit und konnte zuhause nach einigem drum rum schleichen nicht widerstehen, ich zerbröselte das Cellophan und machte die Schachtel auf, die nun strahlend samten, wie frisch gepresst aussah. Darin verborgen eine glänzende Flasche mit elfenbeinfarbenen Deckel und printfrischem Label, Emeraude.

Da stand sie nun eine weitere klassische Flasche mit grünlichem Inhalt, wie eine Königin den anderen Flakons vor. Ich schlich wieder einen Tag drum rum. Dann war es soweit, eines Abends nach dem Duschen, meine erste Begegnung mit der Legende. Erst ein Sprüher dann mutig noch zwei drei nach. Mein altmodisches Ankleidezimmerchen schwang im Takt mit der Zeit, was selten der Fall ist, ausser in solchen Momenten. Dann ist der alte grüne Brokat wieder strahlend und frisch, die Spitzendecken neu und die alten Stoffmuster en Vogue, der goldene Rahmen vom Spiegel glänzend und nicht mehr shabby matt, der Deckenstuck frisch aufgetragen. Welch eine Macht so ein altes Parfum besitzt, das es meinen alten Schmuck aus seiner Zeit wie frisch vom Juwelier erscheinen lässt. Ich liebe diese Momente.

Eine Wolke aus bitterer weicher Bergamotte, die leichte Süße der anderen Hesperiden, überwältigend. Dazu gesellt sich eine unsüße Vanille. Die bleibt von Anfang bis zum Dry Down und begleitet den gesamten Verlauf, unaufdringlich aber deutlich wahrnehmbar. Die schönen Hölzer verschwimmen darin, in einem balsamischen Gemisch aus Benzoe und Amber. Einzelne Blumen kann ich nicht darin ausmachen, sie sind perfekt aufeinander im Gleichklang abgestimmt, das ist höchste Parfümeurskunst. Emeraude wirkt warm und legt sich wie ein Schleier um mich, ein feiner grüner Schleier. Ich erkenne durchaus gewisse Ähnlichkeiten mit Shalimar, aber auch L`Heure Bleue, vor allem in der Basis, die bei Beiden rätselhaft und unergründlich erscheint. Genauso wie den geheimnisvollen feinen warmen Puder aus Benzoe, Amber und Vanille. Gehe ich umher, ziehe ich einen feinen Hauch davon hinter mir her. Ich kenne kaum ein Parfum mit einer ähnlich weichen Wirkung. Er lässt mich fallen in tiefen Grund, erdig und moosig mit Patchouli, einen Moment später sitze ich in einem Zitronenbaum. So wiegt uns Emeraude sanft auf und ab, nie grob und schroff, nein in Zeitlupe und im Weichzeichner. Fast ist es so als würde ich in warmem seichten Wasser dümpeln und mich langsam hinaustragen lassen dorthin wo das blasse schlierige grün des Meeres sich in tiefes unergründliches Samt verwandelt. Das hat nichts beängstigendes an sich, eher eine Unbekümmertheit, leicht und beschwingt. Wenn die Gedanken anhalten und man feststellt, ja was solls, ich kann schwimmen, bis ans Ende aller Ozeane. Ich bin Emeraude die grüne Nixe, ich geleite Dich durch die Wellen und den leisen Wind.
11 Antworten
Furo vor 11 Jahren 11 7
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Ein Stückchen Familientradition
Was trag ich heut? Chantilly! Wieso? Weil es mich von klein auf begleitet und ich gerne etwas mit Bestand um mich habe, was wäre dazu besser als ein Duft?

Chantilly stand schon auf der Frisierkommode meiner Oma, heute ist es meine Frisierkommode und mein Chantilly. Unser altes Chantilly, also das von Oma wurde regelmäßig in Nancy gekauft beim Verwandtenbesuch. 300m die Strasse runter in einer kleinen Drogerie mit allerlei schönen Dingen. Selbst ich hatte ein paar Mal ein kleines Miniatur Chantilly dort geschenkt bekommen.

Zu den exklusiveren Parfum meiner Großmutter gesellten sich meist Nonchalance, Chantilly und einige zeitgenössische Parfums für "werktags", wie es bei uns in der Region heißt. Wieso eigentlich exklusiver? Wegen dem günstigen Preis? Nein der Duft ist erste Sahne und exklusiver Geschmack.

Der Start hat es in sich, alles was sauer schmeckt ist drinnen, und davon viel. Ich liebe solche Kopfnoten, vor allem früh morgens nach dem duschen, und dazu heißen starken heißen Kaffee, schwarz. Für mich der Muntermacher. Die leichte Fruchtnote nehme ich selbst gar nicht so recht wahr, eher das Umfeld in einer leisen Aura. Danach geht es mustergültig weiter wenn es nach einer guten halben Stunde in die Herznote übergeht. Blumen, leise und fein gewürzt in einer Balance die meisterhaft erreicht ist. Wenn die Basis manchmal leicht anklingt erinnert mich Chantilly etwas an Shalimar oder Emeraude. Beide liebe ich, also ist Chantilly für mich ein echtes Must Have.

Die Basis schön weich und fast ein wenig teerig mit dem Benzoe, haucht immer wieder die Herznote an, und bringt die Blüten zum leuchten, vor allem die Nelke, die sehr gut mit den Gewürzen harmoniert. Jasmin und Ylang-Ylang sorgen für die Vielschichtigkeit. Orangenblüte bleibt im Hintergrund.

Nach einer Weile etabliert sich die Basis in der Herznote und das Zusammenspiel wird intensiv, selbst die puderige Bitterkeit der Zitren kommt erst ab hier zur vollen Geltung mit Moschus und Eichenmoos. Unsüße Vanille und Tonka beleben die herben Noten und geben dem Duft eine Lieblichkeit die ihn im Gesamtverlauf so verführerisch machen. Manchmal habe ich einen leichten Hauch Leder in der Nase. Die Note ist nicht aufgeführt in der Pyramide, aber es mag sein das im Zusammenspiel der Inkredenzien genau das erzielt werden sollte.

Chantilly hat in seiner heutigen Form nicht mehr die starke Intensität wie früher, das gilt auch für die Sillage. Er hat nicht die Bugwelle wie einige andere Gespielinnen seiner Zeit, nein Chantilly ist eher wie ein warmer Wind, der uns umweht. Das macht ihn so Zeit-und Gezeitenlos. Er ist uneingeschränkt alltagstauglich und tragbar. Sei es auf der Arbeit, sei es in der Freizeit, oder am Abend beim Dinner. Elegant, edel, ein wenig zurückhaltend. Mit Chantilly fühle ich mich persönlich in fast jeder Lebenssituation wohl. Ein echter Allrounder eben.
7 Antworten
Furo vor 11 Jahren 19 8
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Der Seelenwärmer
Heut lass ich mich mal dazu hinreißen über einen meiner Lieblingsdüfte zu schreiben. Ja ich hab viele Lieblinge, aber manche mag ich schon lieber als andere. Sobald es etwas kühler ist, steht diese altmodische tailierte Flasche mit ihrem Lederschleifchen vorne. Der Inhalt ölig und dunkel trübe mit mattem Glanz....und ich freu mich drauf!

Die Kopfnote hat es schon in sich, die startet nicht, die überrennt einen und zwar mit allem was sie zu bieten hab. Aldehyde? Falls welche da sind dann lediglich dazu die Gewürzkavallerie zu unterstützen. Ehe auch nur ein Hesperid oder Blümlein das Molekül erhebt, kommt ein Riesenschwap starkes, hell trockenes Gewürzorchester an, so mit gefühlten 100 Phon. Nach diesem Überfall wird es etwas gesitteter, es dürfen sich auch andere Inkredenzien vorstellen, wenn auch nur flüchtig, wie die Hesperiden, die dürfen nur mit dem Lavendel trockenhalten und mit Puder löschen, was sonst schwülstig wäre. Im Blumenbouget setzen sich nur die Narzisse mit Nelke, welche natürlich nur als Zwilling mit der Gewürznelke auftritt; und der Jasmin ganz groß hervor. Ylang-Ylang gestäubt mit Zimt gibt im Chor die Altstimme. Der Rest bleibt eher im Hintergrund und gibt den Rest des Chors, keine sophranen Urschreie und schrille Ausreißer. Vom ersten Takt an gibt's Weihrauch, also auch Nebelwerfer auf der Bühne, in keinem anderen Duft den ich kenne ist das Rauchige so stark von Anfang bis zum Dry Down. Frau könnte fast schon in Konkurrenz zum Weihrauchkessel treten.

Amber, Eichenmoos, und einige Sorten Balsam, ja viel Balsam beruhigen das aufgewallte Gemüt. Mit der Zeit wiegen wir uns in einem einzigartigen Duftrausch, der uns auf seiner Bugwelle surfen lässt. Ein solches olfaktorisches Ereignis bleibt auch der Umwelt nicht verborgen. Youth Dew lässt Köpfe drehen und Nasenflügel beben. Es duftet herrlich, ein Mix aus Gewürzen, betäubenden Blumen, und fast schon medizinischen Gewürz-und Kräuterküchen. Das alles gebraut und kredenzt in weihrauchschwangeren Kathedralen, dessen Schutzpatron Jonas und sein Leviathan waren, und alles mit warmem Amber überzogen haben.

Youth Dew hat etwas von einem gregorianischen Gesang, immerwährend, ohne Takt, hypnotisch trancehaft. Er hüllt uns ein, umwabert uns wie ein Nebel, lässt alles im Weichzeichner erscheinen. Kaum ein Duft hat eine solche Ausstrahlung. In der Art kenne ich eine solche Intensivität nur von Mitsouko. Youth Dew ist das orientalische Pedant dazu, eine Verbundene im Geiste.

Für mich einer der ganz großen Düfte unter den Klassikern, heute schon fast Nische und für Kenner. Youth Dew ist so einzigartig das er immer wieder erkannt wird, nicht dem Namen nach, aber die Trägerin wird mit ihm in Verbindung gebracht, also nur für selbstbewusste Naturen. Wer das einzigartige liebt, sich gerne in Szene setzt, einen markanten Typ verkörpert liegt damit genau richtig.

Ein Duft der übrigens auch so manchem Mannsbild gut zu Gesichte steht.

Hach ich liebe Youth Dew, und Youth Dew mich....
8 Antworten
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