Gerdi

Gerdi

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16 - 20 von 28
Gerdi vor 9 Jahren 2
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Ein Duft im Konjunktiv
Wäre dieser Duft ein feiner Kuchen, äße ich ihn leidenschaftlich gern!
Wäre dieser Duft ein leckerer Punsch, tränke ich ihn mit Vergnügen!
Wäre dieser Duft ein Parfum, würde ich es lieben…
Jedoch,- ist dies ein Parfum?

Zu viel gewollt, zu viel gezuckert, zu viel synthetisiert!
Und trotzdem kann man sich dem Zauber des Duftes nicht entziehen.
Der wirklich schöne Start einer saftigen Apfelsine zeigt sich wenige Sekunden auf der Haut, obwohl dieser schon schnell von seltsamen, leicht muffigen, künstlichen Gourmand-Noten dominiert wird. Toffee? Karamell? Schokolade?
Nein! Es ist nur die Anmutung dieser Noten, der nicht gelungene Versuch, etwas Appetitliches darzustellen,- eine Ahnung von Dingen, die man gerne essen würde…
Bei Lebensmitteln, die so röchen, wäre ich vorsichtig,- Geschmacksverstärker, künstliche Aromen: Aufgepasst!
(….und, ja, ich bin jetzt fies: Nach circa 5 Minuten kommt auf meiner Haut ein Geruch zum Tragen, der mich irgendwie an Baumarkt erinnert. Das ist nicht unangenehm, ich kann’s auch nicht wirklich zuordnen, erinnert jedoch an Lösungsmittel, Klebstoff oder Ähnliches. (…allerdings aus dem Luxus-Sortiment!)

Nun,- dieses Parfum zu „durchleben“ ist ein wirklich spannendes Erlebnis, das für mindesten 5 Stunden immer wieder neue und wirklich innovative Dufterlebnisse preisgibt.
Nachdem die „chemische Keule“ ein wenig verblasst ist, wird der Duft sanft, weich und schmeichelhaft. Der Bastelkleber der Kinderzeit, mit seinem zarten Bittermandel-Aroma, scheint sich einmischen zu wollen.
Die Assoziation zu Gebäck manifestiert sich Zusehens. In der Endphase der Wahrnehmung steigt die Erinnerung an frühe Kindheitstage, da man den Leibnitz-Keks an allen vier Ecken abnagte…

Diesen Schlusspunkt wünschte ich mir für die Anfangsnoten des Parfums:
Ein lieblicher, vanillebetonter, harmonischer Duft, von zartesten Röstaromen begleitet.
…und ich hätte diese Nuancen auch gerne im Zentrum des Duftes.
…und natürlich am Ende, wo sie wirklich nur noch sehr milde wirken…

Kommt dieser Duft auf die Wunschliste? Nein! Dafür haben die synthetischen Elemente zu viel Dominanz, und es fehlen mir ein paar kleine Ecken und Kanten.
(Obwohl der zitierte Keks diese hätte…)
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Gerdi vor 10 Jahren 13 8
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Meisterwerk!
So muss sich Howard Carter gefühlt haben, als er die Grabkammer des Tutanchamun eröffnete…
Mein ersteigertes Päckchen kam am Mittwoch. Köstliche Vorfreude, gespannte Erwartung…
Alles hatte ich versucht, um detaillierte Informationen über dieses Parfum zu bekommen; allein es wollte mir nicht gelingen.
Ein Duft dieses Namens ist weder beim Maison Alexandre Cesar Napoleon Agnel, noch bei dessen Sohn, G. Agnel, der eine Dependance in New York unter dem Namen Golden Parfum Co eröffnete, gelistet. Lediglich das hier vorhandene Foto wird im Blog „Cleopatra’s Boudoir“ gezeigt.

Fast haben mir die Hände gezittert,- die Außenhaut des Päckchens war durchnässt, Himmel,- ein Unglück??
Nein! Nichts duftete durch… Gerettet!

Mühsam war es, diese sorgfältige, sichere Verpackung mit einem zierlichen Taschenmesser aufzuschneiden…

Oh! Eine wunderschöne, rechteckige Schachtel, bezogen mit changierendem, fahlgrünem Glanzpapier, einem winzigen goldenen Etikett mit Firma und dem Namen des Parfums kam zum Vorschein.
Der Deckel klemmte ein wenig, das wurde jetzt spannend…
Plopp… Offen… Ebenso blassgrüne Seide kleidete das Bett eines zauberschönen Flakons aus.
Er ist eckig, etwa zehn Zentimeter hoch, mit eingeschliffenem Glasstopfen, der eine in grobe Facetten geschliffene Kugel trägt, ähnlich der Elemente, die man sonst an historischen Kronleuchtern findet.
Eine zierliche goldfarbene Kordel wand sich in akkuraten Linien zwischen Flaschenhals und Stopfen.
So…jetzt erst einmal den gesamten Verpackungsmüll entsorgen, alles aufräumen,
...was wird mich erwarten?
...und wenn der Duft gekippt ist??????
Nein! Ich will jetzt nicht feige sein! Ich stelle mich jetzt! Ich wage es!
Nun seid tapfer, ihr Sammler von historischen, original versiegelten Flakons!
Bloß nicht weiter lesen! Ausloggen! Vor Empörung schreien!

Her, mit der kleinen Schere: Schnipp! Aufgeschnitten sei das Siegel…
Mit einer sorgfältig aufgebrachten, hauchdünnen Papiermembran war ein Verdunsten seit wahrscheinlich über achtzig Jahren verhindert worden.
Gleich einem Archäologen habe ich sie vorsichtig abgehoben.
Und dann… Der Stopfen saß fest! Sehr fest sogar!
Warme, feuchte Umschläge helfen nicht nur kranken Kindern, sondern auch Fläschchen, die sich nicht öffnen lassen wollen. Gummihandschuhe geben die nötige Griffigkeit.
… die Spannung steigt…
… der Stopfen lässt sich drehen…

Kaum löst sich knirschend der Verschluß, entströmt dem Flakon ein überwältigender Zauberduft aus einer fremden Epoche! Großartig!

„En forêt“, im Wald! Welch schlichter Name für einen schweren, erhabenen, sinnlichen Duft!
Dies ist kein saftig-grüner Laubwald.
Es ist ein tiefer, dunkler Nadelwald, der Tags über von heißer Sommersonne durchglüht, intensiv nach Harzen, Hölzern, Weihrauch und Pinien duftend, staubig-trocken fast…
Im dämmernden Licht blitzen vereinzelt hellgrüne Reflexe und letzte dunkelgoldene Sonnentupfer durch diesen Zauberwald.
Atemlose Stille, Wärme, Vertrautheit!
Doch, Halt! Moment!
Man ist nicht allein… versteckt sich dort nicht hinter mächtigen Stämmen ein kleines Wesen? Husch! Ganz zart und fein, lässt sich ein Zibetkätzchen entdecken!

Ein Parfum von unglaublicher Perfektion im Zusammenspiel der einzelnen Komponenten, die mir ein Herausfiltern unmöglich machen.
Unsüß, aber dennoch sehr weich, würzig, eine Spur animalisch.
Der mächtige Start ließe ahnen, dass es ein „lautes“ Parfum ist, es bleibt jedoch eher im mittleren Bereich der Sillage-Skala.
Die Haltbarkeit liegt bei ca. sechs bis sieben Stunden und der Verlauf bleibt unverändert schön.

Wer hat diesen Duft getragen? Eine Dame, gewiss, aber eher die Gutsbesitzerin, die Jägerin, die Reiterin. Nein, ich sehe keine Abendrobe, wohl aber legere Kaminkleider…
Und wer trägt diesen Duft heute? Jeder, ob Dame oder Herr, der Wert darauf legt, etwas ganz außergewöhnlich Schönes zu tragen:
Ein Meisterwerk der Parfumeurkunst!
8 Antworten
Gerdi vor 10 Jahren 2
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Gulasch, Rostbraten, Frikadellen…
…sind gemein hin ein Problem für jeden Hobby- oder Profikoch, jede Hausfrau, die täglich etwas Leckeres für die Familie zaubern soll, wenn es gleichzeitig die Leidenschaft für schöne Parfums gibt…
Jedoch… Aufgemerkt… Es gibt Rettung!
Klar, dass beim Essenkochen kaum ein Parfum wirklich passen könnte, denn alle lieblichen, süßen, oder blumigen Düfte würden stören.
Was liegt dann näher als der Pfeffer!
Auf meiner Haut ist der Pfeffer das dominante Element.
Scharf, stark, frisch gemahlen, fast etwas beißend in der Nase. Beim besten Willen kann ich weder Honig, Milch noch Lakritze heraus riechen, aber die Gesamtheit des Parfums hat dennoch etwas Schmeichelndes, Freundliches.
Die Haltbarkeit liegt im mittleren Bereich, die Sillage ebenso.
Dieses Parfum, - in einem stattlichen, hochwertigen Flakon verpackt -, vermag die Gradwanderung zu beschreiten zwischen Alltag und Luxus.

Nun, und wenn meine Gäste nach der Mahlzeit dann sagen, ich hätte dieselbe Aura, wie das zuvor genossene Mahl, danke ich im Geheimen diesem hervorragenden Bertrand Duchaufour!
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Gerdi vor 10 Jahren 17 6
7.5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Bienvenido Pampamia!
Dieses wundervolle Parfum des argentinischen Poloausstatters ist eine Überraschung !
Die perfekte, sehr europäisch anmutende, Komposition besteht aus ungewöhnlichen Zutaten. Der Flakon schwer und edel, mit den gekreuzten Polospielern im Logo, der silberfarbene Deckel mit einer, von Hand genähten, lindgrünen Ledermanschette verziert.

Der sehr konkrete, saubere Verlauf startet mit dem pritzelig-scharfen Rosa Pfeffer, der Frucht des brasilianischen Pfefferbaums, einer Sumach-Art.
Sauber und leicht cremig sind die Haselnussblätter (von denen ich nicht ahnte, dass sie einen eigenen Duft haben!), fein erkennbares Nussaroma, jedoch ohne röstige Aspekte, und somit weit entfernt von jeder Assoziation zu Essbarem.

Schwindet die Schärfe, zeigen sich niedliche, florale Aspekte, mit weichen, puderigen Nuancen. Meine geliebte Freesie finde ich nicht, wohl aber den zarten Weihrauch, der hier nicht orientalisch wirkt, sondern lediglich den Blüten eine würzige Unterstützung gibt.

Ein harmonischer Übergang zu den Schlussnuancen mit Amber und Vanille, alles unsüß, aber sehr weich, ist einfach ein Traum!
Ja, und dann das brennende Holz…
Zart rauchig, eigentlich den ganzen Duftverlauf bereits im Hintergrund begleitend vorhanden, ist die eigentliche Überraschung.
Eher an brennendes Heu erinnernd, vermittelt mir speziell dieses Aroma ein Traumbild der weiten Pampa Argentiniens.

Die schwache Sillage macht diesen Duft büro- und alltagstauglich.
Beim Kochen oder zum Essengehen sehr geeignet, da eben alles Süßliche fehlt.
Unbedingt ist dies Parfum auch Herren zu empfehlen, die nicht gerade Gaucho-Allüren haben.
Die Haltbarkeit hätte ich gerne ausgeprägter, denn nach vier bis fünf Stunden stehe ich wieder unbeduftet in der Pampa!

Trotzdem ist dies ein 100% Parfum, und auch wenn ich meine Flakons nicht nach Qualität sortiert habe, durfte dieses hier sich neben Tonka Imperiale stellen.
6 Antworten
Gerdi vor 10 Jahren 14 7
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Machtspiele
Du hast mich gekauft. Hier bin ich! Ich bin die Stärke, bin die Macht, jetzt musst Du mich auch verwenden!
Die Macht, die Stärke, was soll das heißen?
Wenn Du mich trägst, trage ich Dich…
Aber bin ich Deiner würdig?
Jeder ist meiner würdig! Ich gebe Dir Kraft! Ich bemächtige mich Deiner! Du musst einen Hosenanzug tragen, ein Schneiderkostüm, eine Robe, einen Talar…
Hab’ ich aber nicht! Mensch, ich trage Jeans!
Das soll mir egal sein! Ich bin die Macht und die Stärke!
Nun, dann muss ich mir Dir ergeben…

Gewaltige Aldehyde überdecken zunächst den ersten Eindruck dieses wahnsinnig tollen Parfums, bleiben auch bis zum nächsten Morgen haften.
Machtvoll drängen die Blütendüfte dazu, die für mich nicht im Einzelnen zu definieren sind. Einzig die Neroli-Note mit zart säuerlichen Nuancen kann ich herausfiltern.
Kräftig, seifig – aber nicht unangenehm – geht es weiter.
Bittere, oder besser, herbe Noten sind wahrnehmbar.
Der Duft ist sehr lange und gut wahrzunehmen.
Und für Herren? Ja,- das ginge wohl auch…

Dieses Parfum ist streng, ernst, ohne Allüren, aber mit einer geradezu selbstgefälligen Dominanz. Da heißt es sich durchzusetzen.
Mal sehen wer der Sieger ist…
7 Antworten
16 - 20 von 28