Somebody

Somebody

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216 - 220 von 225
Somebody vor 11 Jahren 9 4
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Ein mysteriöser Fall
Früher Abend. Es ist schon dunkel.
Ich betrete eine Gaststätte, deren Interieur sichtbar in die Jahre gekommen ist.
Gedämpftes Schummerlicht versucht die Spuren der Zeit weich zu zeichnen.
Der Kellner ist freundlich und führt mich zu einem Tisch in der hinteren Ecke, von wo ich einen guten Überblick habe.
Am Nebentisch sitzt ein Paar mittleren Alters.
Ich vertiefe mich in die Karte.

Der zarte Hauch eines unbekannten Duftes streift meine Nase. Ich halte inne und versuche, mehr davon zu erhaschen. Es sind Blumen, aber keine hellen, lieblichen, sondern dunkle, geheimnisvolle, auf einem holzig-balsamischen Bett. Vor meinem inneren Auge erscheint eine tief violette, fast schwarze Rose mit samtigen Blütenblättern.

Der Kellner erscheint und nimmt meine Bestellung auf.
Als er gegangen ist, schaue ich mir das Paar am Nebentisch genauer an.
Die Frau ist ganz in Schwarz gekleidet.
Sie hat ihre Unterarme auf den Tisch gelegt, beugt sich zu dem Mann hinüber und redet leise und lebhaft auf ihn ein.
Er sitzt ihr mit gekreuzten Beinen gegenüber, hat sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und hört mit leicht geneigtem Kopf zu.
Sie lacht, entblößt dabei ihre Zähne, und streicht sich die auf einer Seite ins Gesicht fallenden dunklen Haare hinters Ohr.
Dann nippt sie an dem Glast Rotwein, das vor ihr steht.

Erneut weht der dunkle Rosenduft an mir vorbei, etwas stärker diesmal, so dass ich neben den Blumen noch eine weitere, verhalten animalische Komponente wahrnehme.

Der Kellner serviert meine Bestellung und der Duft der Speisen vertreibt alle anderen Gerüche.
Während ich esse, streift mein Blick immer wieder dieses seltsame Paar.
Er sitzt wie versteinert vor einer leeren Kaffeetasse und einem ebensolchen Wasserglas, sie redet fast ununterbrochen, gestikuliert dabei und bricht immer wieder in dieses kurze Lachen aus, bei dem ihr grellrot geschminkter Mund einen scharfen Kontrast zu den weißen Zähnen bildet.
Ich frage mich, in welchem Verhältnis diese beiden Menschen zueinander stehen und was sie in dieses Lokal geführt hat.
Das erste Date? Eine geschäftliche Besprechung? Aufarbeitung einer Beziehungskrise?

Der Mann steht plötzlich auf und geht die Treppe zu den Waschräumen hinunter.
Sie hält einen Moment inne und greift in die Tasche, die neben ihr steht.
Ihre Hand kommt mit einer kleinen tropfenförmigen Flasche, die oben fliederfarben und unten dunkel ist, zum Vorschein.
Ein Sprüher daraus an den Hals, einen weiteren an jedes Handgelenk.

Ein intensiver, rauchig anmutender Blütenduft breitet sich um sie aus mit einer fast metallisch anmutenden Beinote. Die schwarze Rose in einer Vierkantvase aus Metall.

Die Frau erhebt sich, geht zum Tresen, redet kurz mit dem Kellner und kehrt zu ihrem Tisch zurück.
Kurz darauf erscheint der Mann aus dem Untergeschoss.
Er setzt sich schweigend.
Der Kellner kommt.
Beide zahlen getrennt.
Ziehen sich an, er hält ihr nicht den Mantel hin.
Sie verlassen das Lokal.

Auch ich begleiche meine Rechnung und trete kurz darauf hinaus in die Dunkelheit der winterlichen Großstadt.
Das Rätsel ist gelöst.
Der Duft ist L'Agent.
4 Antworten
Somebody vor 11 Jahren 3 4
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
3
Duft
Ich wollte ihn lieben
oder zumindest mögen, diesen Duft der schönen Elizabeth.
Nachdem ich die vorausgegangenen Kommentare und die vielen Bewertungen zu diesem und auch den anderen Taylor-Düften angeschaut hatte, war ich mir sicher, 79% können nicht irren. Bei Günter Jauch hätte ich jedenfalls bedenkenlos den Publikums-Joker genommen.
Als mir die Smaragde dann im Web günstig vor die Maus kamen und das auch noch in Kombi mit der Bodylotion, war mein gesunder Menschenverstand komplett ausgeschaltet und ohne den Duft jemals getestet zu haben schlug ich blind zu und kaufte gleich die 100 ml-Flasche.

Päckchen angekommen, ausgepackt und beherzt aufs Handgelenk gesprüht. Sofort ist mir klar, dass ich diesen Duft sehr wohl schon gerochen habe und die Erinnerung daran nicht positiv ist. "Cool bleiben", mahne ich mich innerlich, "Jetzt gehst du nochmal ganz unvoreingenommen da ran."

Also Nase wieder Richtung Handgelenk, was eigentlich gar nicht nötig ist, da der Duft eine unwahrscheinliche Intensität besitzt. Eine regelrechte Blütenbombe ist da vor meinem Riechorgan explodiert, aber für mein Empfinden leider keine harmonische. Besonders eine Note, die ich so aus der Natur nicht kenne - eventuell die Gardenie? - drängt sich laut und unangenehm in den Vordergrund. Mit relativer Erleichterung nehme ich zur Kenntnis, dass das Ganze nicht auch noch schwülstig und süß ist.

Okay, man muss dem Duft Zeit geben, sich zu entwickeln und vielleicht kann ich ihm dann doch noch etwas abgewinnen. Also schnell an Kaffeebohnen geschnüffelt, was allerdings nichts nützt, da die Wolke mich mittlerweile komplett eingehüllt hat. Verzweifelt versuche ich, mich auf etwas anderes zu konzentrieren, aber vergeblich. Die unbekannte Blüte bohrt sich durch meine Nase in den Kopf und nach kurzer Zeit machen sich dort stechende Schmerzen breit.

Notgedrungen versuche ich meinen Dufttest durch Abwaschen abzubrechen, aber Smaragde und Diamanten sind bekanntlich recht widerstandsfähige Mineralien und der Duft macht den Namensgebern alle Ehre, denn ich kriege ihn auch nach mehrmaligem Einseifen nicht hundertprozentig neutralisiert. Leider bekomme ich dadurch den weiteren Duftverlauf nicht mehr mit, habe aber auch keine Lust, um jeden Preis weiter zu leiden.

Als ich mich ein paar Tage später vollständig erholt habe, wage ich noch einen Sprüher auf ein Kosmetiktuch. Auch hier ist mir die Kopfnote unangenehm und ich bringe das Tuch erstmal außer Reichweite. Nach einiger Zeit hat sich der Duft darauf jedoch tatsächlich positiv entwickelt, viel harmonischer und "zahmer" als auf meiner Haut.

Fazit: Erst testen, dann kaufen.
Die Smaragde und ich passen nicht zueinander.
4 Antworten
Somebody vor 11 Jahren 10 3
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Goldene Himbeere
1. Akt

Auftritt die Verpackung.
Goldfarben marmoriert wie Licht- und Schattenspiel mit leichter Reliefprägung erweckt sie den Eindruck flüssigen, geschmolzenen Goldes und setzt damit den Namen des Duftes optisch um. Aurum ist das lateinische Wort für Gold. Schwarz hinterlegt ist vorn der eingeprägte goldfarbene Namensschriftzug und schwarz ist auch die komplette Innenausstattung der Verpackung. Sicher darin eingebettet ruht der Flakon.

2. Akt

Der Flakon erscheint. Walzenförmig, die unteren zwei Drittel komplett vergoldet, ergibt sich eine solide Basis. Das obere Drittel besteht aus durchsichtigem Glas, das mit goldglitzernden Pflanzenteilen/Samenkapseln gefüllt ist. Das Glaselement lässt sich drehen und vermittelt eine gewisse Leichtigkeit. Dadurch wirkt der Flakon fast wie ein Kunstobjekt. Der Sprühkopf darüber ist wie die Basis goldglänzend. Der Flakon liegt schwer, aber sicher in der Hand und der Sprühknopf lässt sich gut bedienen.

3. Akt

Beschwingt betritt der Duft die Bühne. Zuerst noch frisch und fruchtig unterlegt - man kann zitrische Noten und eine sehr dezente Himbeere erkennen - entwickelt sich sehr schnell das blumige Herz und schwillt zu einem vollen, üppigen Blumenbouquet auf einem zum Dahinschmelzen weichen und warmen Fond an. Die Blütennoten verbinden sich dabei zu einer wunderbar harmonischen Einheit, aus der sich keine einzige in den Vordergrund drängt oder unangenehm auffällt. Dabei werden sie bereits von Vanille, Ambra, Moschus und edlen Hölzern unterstützt. Alles zusammen ergibt eine noble, unaufdringliche Duftaura, die mehrere Stunden anhält und sich mit einer sanft-süßen, balsamischen Basis allmählich zurückzieht.

Fazit: Obwohl mich Gold als Farbe nicht anspricht, ist es für diesen Duft mit seiner warmen Ausstrahlung gut gewählt. Aurum ist eine sehr schöne florientale Kreation des in Dubai beheimateten Hauses Ajmal, die sich durchaus mit den großen westlichen Duftschöpfungen messen kann. Aurum war im Jahr 2011 bei den arabischen Fifi Awards in der Kategorie bestes Damenparfum nominiert.
3 Antworten
Somebody vor 11 Jahren 9 4
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Tom Ka Gai oder des Pudels Kern
Das erste Mal als ich Ninfeo Mio in einer kleinen, auf Nischendüfte spezialisierten Parfümerie testete, wurde mir die Kaufentscheidung dadurch abgenommen, dass der Duft gerade ausverkauft war. Die Verkäuferin erwähnte, Ninfeo Mio sei in ihrem Geschäft der Bestseller unter den Goutals.

Also verließ ich die Parfümerie großzügig besprüht und wunderte mich, weshalb ich beim Schnüffeln an meinem Handgelenk plötzlich nur noch Thai Curry mit Kokosmilchsoße roch. Mein erster Eindruck nach dem Aufsprühen war eher zitrisch-bitterfrisch gewesen und entsprach damit durchaus meinen Duftvorlieben. Ich schob es darauf, dass Mittagszeit war und ich Hunger hatte, aber auch nach dem Essen war der Duft nach Kokosmilchsoße mit Kaffirlimonenblättern und zerdrückten Zitronengrasstängeln unverändert.

Die Feige suchte ich vergeblich, wusste aber auch nicht so genau, wonach ich eigentlich suchen sollte, da Feige bei mir eher geschmackliche als geruchliche Assoziationen erzeugt. Höchstens die klebrige Süße von Feigenmarmelade kam mir in den Sinn und die ist in Ninfeo Mio sicher nicht zu finden. Trotz meiner Irritation war ich von dem Duft fasziniert und holte ihn mir.

Das Rätsel löste sich schließlich als ich auf ein Interview mit Jean Claude Ellena stieß. Darin demonstriert er seiner Gesprächspartnerin, wie durch Übereinanderlegen von Kokos und Minze Feigenduft entsteht. Offenbar schluckt meine Haut die Minze und es bleibt nur noch Kokos nebst den zitrischen Noten übrig, was mich unweigerlich an das erwähnte Gericht aus der Thai-Küche erinnert.

Sehr interessant ist, dass Ninfeo Mio bei seinen Trägern die unterschiedlichsten Geruchseindrücke auslöst, die oft deutlich von den angegebenen Duftbestandteilen abweichen und sich offenbar erst durch die individuelle Hautchemie entwickeln.

Vielleicht mache ich demnächst mal einen Versuch, sprühe mir Ninfeo Mio auf, besuche meinen Lieblings-Thai und bestelle das, was er an meinem Handgelenk riecht. Wäre schon spaßig, wenn er sagen würde "Feigen haben wir leider nicht".
4 Antworten
Somebody vor 11 Jahren 8 2
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Once upon a time
Dichter Nebel hing in den schottischen Highlands. Die Dämmerung brach unerwartet schnell herein. Ein junges Paar in einem altersschwachen Auto kämpfte sich die schmale gewundene Straße hinauf. Das Licht der Scheinwerferkegel wurde nach wenigen Metern von Dunkelheit und Nebel verschluckt und wie Gespenster tauchten Umrisse von Felsen und Bäumen daraus auf.

Die junge Frau hatte eine Karte auf ihren Knien ausgebreitet, auf der sie mittlerweile freilich nichts mehr erkennen konnte. Sie betete stumm, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hatten. Der Mann neben ihr war ebenfalls ungewohnt schweigsam.

Beide erschraken als nach einer gefühlten Ewigkeit ganz unvermittelt ein wie eine Festung wirkendes Schloss mit Erkern und Türmchen aus dem Nebel auftauchte. Sie stellten das Auto in respektvollem Abstand zu dem alten Gemäuer ab und bewegten sich durch das eiserne Tor der Zufahrt zögernd darauf zu.

Ein kurzes heiseres Bellen ließ sie zusammenzucken und sich an den Händen haltend näherten sie sich dem hölzernen Eingangsportal. Das Geräusch des eisernen Türklopfers hallte dumpf durch die Dunkelheit und wieder bellte irgendwo ein Hund. Die Tür öffnete sich und eine freundliche Dame mittleren Alters hieß sie auf Barcaldine Castle herzlich willkommen.

Nach einem herzhaften Abendessen fiel die Anspannung allmählich von dem jungen Paar ab und sie ließen sich vor einem gemütlich knisternden Kaminfeuer in eines der schweren cognacfarbenen Ledersofas sinken. Bald gesellte sich der Hausvater zu ihnen und die Wurzelholz-Pfeife in seinem Mundwinkel verströmte einen angenehmen süßlichen Geruch. Nicht lange darauf war man bei einem Glas Single Malt Whiskey angelangt, das ein intensiv vanilliges Aroma verströmte und sich mit dem Pfeifenrauch zu einer unwiderstehlichen Duftmelange vereinigte.

...

Jahre später in einem kleinen Geschäft in Berlin-Charlottenburg. Das inzwischen nicht mehr ganz so junge Paar schnuppert sich durch die ordentlich aufgereihten Glasflaschen mit den Lehmann'schen Duftcreationen. Und bleibt an der Flasche mit dem russischen Eau de Cologne hängen. Eine lange vergessene Dufterinnerung taucht aus dem Nebel der Vergangenheit auf: In Würde gealterte Ledermöbel vor einem knisternden Kaminfeuer, Pfeifentabak und schottischer Single Malt.

Das alles steckt im russischen Eau de Cologne und noch mehr. In der Kopfnote kann ich feine Blümchen ausmachen. Maiglöckchen meine ich sicher zu erkennen, außerdem Jasmin und eventuell Ylang-Ylang. Sehr schnell entwickelt sich das warme, weiche Herz mit Anklängen von Vanille und einer tieferen, leicht balsamischen Note. Ich tippe auf Sandelholz, vielleicht auch etwas Patchouli.

Für ein Eau de Cologne ist die Haltbarkeit mit 8 Stunden bei 4 Sprühstößen sehr gut. Harry Lehmann ist hier wirklich ein sehr schöner, harmonischer und zeitloser Duft gelungen, der sicher nicht nur unter Whiskyliebhabern seine Anhänger finden dürfte. Für mich ein absoluter Geheimtipp.
2 Antworten
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