Adjany

Zu Vanesya bin über einen online Test á la "Welcher Duft passt zu Ihnen" gekommen. Glaub' ich, zumindest. Denn er, oder eher sie, die süße Essenz, bewohnt in meinem Parfümregal schon lange einen festen Platz. Auch wenn sie nicht so oft ihren Auftritt hat, würd ich sie doch nie hergeben, und auch nicht vernachlässigen. Sie ist eben was Besonderes. Nein, nicht weil der Preis so nobel war... Ja, Vanesya ist süß. Aber nichts, wo man lästern kann, was das für ein cheap perfume sein soll. Ja, sie ist süß und aufdringlich. Ich kann mich nicht erinnern, daß wir Komplimente von den Herren erhalten haben, für unsere Freundschaft. Doch das ist uns ganz egal, denn Vanesya sagt ganz klar: "Ich komme zuerst". Könnte gut sein, daß der Duft manchen gar Kopfschmerzen verursacht.
Ich trage den Duft nur dann, wenn ich geil bin... Pardon, mich sinnlich fühle.
Ich rieche dann nach betrunkene reife Vanille mit Rosenöl. Oder wie eine reife, noch attraktive Madame. Nicht Mademoiselle, weil die Rose, die sich hier ungezügelt mit der Vanille vergnügt, eher an eine Sorte wie de Resht erinnert
Die Duftspur dieser Königin bleibt tagelang in den Sachen, die ihr nah waren.

Ich werde hier nicht ausschweifen, nicht in Trance fallen und nicht die Schreibhand (statt Tanzbein) schwingen... Denn mich animiert Tanit nicht dazu. Kann gut sein, daß Tanit mehr das Parfum einer Göttin statt einer Frau ist, ich kann es mir ehrlich nicht vorstellen, daß eine Gutmenschin so etwas tragen würde, im Wissen, sie käme anderen Menschen näher als 5m. Außer, sie zieht in den Krieg. Gegen den Mann, den sie erobern will. Gegen wen auch immer. Für mich kommt das nicht in Frage. Mir bereitet Tanit Kopfschmerzen. Die Früchte in ihrem Gepäck werden katapultiert durch die Wucht schwerer Gewürze, da krachen einem die Geruchszellen zusammen ????

Ja, das in sich krachende Moschusbett ist gut getroffen, wobei ich das auch für Nahestehende gefährlich empfinde. Der einzige Mann, dem ich den Duft zugemutet hab', sagte, er sei "nicht unangenehm, aber sicher kein leichtes Wasser". Zum Glück spazierten wir lange an der frischen Winterluft...

Ich habe ihn im Sommer wie im Winter probiert, er hält ca. 3-4 Stunden, in dem er auch wirkt. Nicht so sanft davon schwebend, sondern stark, unverwechselbar, eindeutig. Für mich deshalb ein Kampfduft, die Waffe einer Kriegerin.

Ihr kennt vielleicht diese Stunden des Wartens im Transitflughafen auf das Flugzeug, das einen endlich weiter, ans Ziel bringen soll. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen in dieser schwergängigen Zeit ist das freiwillige Testen der dutyfree Parfums ;-) Es wundert mich immer wieder, dass mein Foto nicht am Eingang vieler solchen Läden hängt, mit dem Text: "persona non grata". Gut, dass nicht das Verkaufspersonal das Sagen hat...

Denn deren Gesichter färbten sich schon ziemlich düster, als ich vor der letzten noch nicht untersuchten Regalseite den weißichnichtwievielten Tester bemühte. Als sich eine von ihnen von der geliebten Theke löste und griesgrämig in meiner Richtung kam (ich war die einzige "Kundin" im Laden), ergriff ich die Flucht gen Ausgang. Auf den letzten halben Meter sah ich PRADA. Hatte noch nie etwas von Prada, jetzt oder nie! Schnappte mir einen Tester, sprühte... und verschwand.

Zumindest glaubte ich, nun in die Masse der Unbekannten am Flughafen untertauchen zu können, die vorwurfsvollen Blicke der gelangweilten Damen vergessen zu dürfen. Aber nun vollzog sich eine neue Aufregung.
Ich ging schwungvoll vorbei an eine langen Reihe von Sitzplätzen. Einige Meter vor mir rückten die interessantesten Lektüren zur Seite, Menschen erwachten aus dem Schlaf, die lange Reihe hob vor mir wie ein Domino die Nasen in die Luft.
Es waren nicht meine Absätze, meine Slipper trugen mich lautlos. Es war Amber von Prada.

Kein Duft für Feiglinge, kein Duft für Unterstatement, kein Duft für Alltag, kein für den kleinen Beutel oder für die nette Frau.

Es gibt diese unsäglichen Statement Halsketten, die Schaumichan! Accessoires. Es gibt aber auch Perlenketten als Statement, bei deren Anblick der Versicherungsvertreter ins Schwitzen kommt und sich jeder fragt, ob die wohl echt sind.
Amber von Prada ist ein solches Accessoire. Edel, "unübersehbar", eine Diva, eine Drama Queen. Warm, reif, sinnlich, betörend. Wahrscheinlich trage ich es, wenn ich 80 bin.

Eins will ich vorweg hier mal loslassen: es wäre sinnvoll und nützlich für die Ratsuchenden, wenn die Kommentare Schreibenden eine Art Signatur hätten, um ziemlich schnell rauszufinden, ob es beim Geschmack gewisse Berührungspunkte gibt. Da ich noch keine solche Möglichkeit gefunden habe, gebe hier meinen Duftcharakter bekannt: bin ein rational optimistischer Mensch, mit viel Fantasie, verspielt, suche und finde immer wieder das Lustige an einer Situation, kann Routinearbeit nicht leiden, halte mich so gut es geht fern von Dummheit (anderer, natürlich!) und Fanatismus. Theatrale, dramatische oder schwere Düfte sind deswegen nicht mein Ding, obwohl es mir manchmal Spaß macht, die Reaktion der Umwelt darauf zu beobachten... Frisch mit etwas Süße und Herbe und fruchtig ist also mein Style...
Nun zum L'Ombre dans l'eau EdT, das ich nur als Probe von alzd bekam. Der Name verleitete mich zuerst an ein sehr flüchtiges leichtes Parfum zu denken, was kann denn ein Schatten im Wasser schon an Tiefe bieten. Obwohl ich bisher von Dipthyque nur Schweres gerochen hatte. Verfehlt, denn der Duft ist markant. Der erste Schnuff enttäuschte mich: oh nein, schon wieder Rose, was hat die Rose im Wasser zu suchen? Ich rieche die Rose sehr stark, diese "bulgarische" schwere Rose, die zum Glück nicht so rüberkommt, da sie von herbem Gras begleitet wird. Diese Mischung hält sich sehr gut, ich habe sie jetzt nach drei Stunden und drei Minispritzer noch gut in der Nase.
Was die Rose erträglich macht, ist eben das herbe Gras und noch das Fruchtige, die ich später als Johanisbeere nachgelesen hab'.
Für mich eher nicht, zu offensiv. Ich habe auch ehrlich gesagt, die Nase ein bißchen voll von Rosendüften. Wer es aber markant mag, bittersweet und blumig, kann hier seinen Treffer landen. Für ganz Junge eher zu aggressiv, ich kann mir aber eine heiße Sexszene dabei vorstellen, etwa auf dem nassen, von einem kurzen Sommerregen geküssten Gartenboden, der die verschwitzte Rose und den fruchtreifen Johannisbeerstrauch ausatmen lässt...