31.03.2015 - 14:22 Uhr
Meggi
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Ein Gartenarbeits-Dokumentations-Duft
Auf L'Ombre dans L'Eau bin ich durch den stimmungsvollen Kommentar von Pluto gestoßen und sie hat mir – vielen Dank dafür! – den Tester überlassen. Mein besonderes Interesse wurde geweckt wegen des offensichtlichen Schwerpunktes Schwarze Johannisbeere.
Seit Monaten eiert meine Frau nämlich um den Pierre de Lune von Armani herum. Der hat eine Johannisbeerblüten-Note im Mittelpunkt, und Mittelpunkt heißt in diesem Fall wirklich Mittelpunkt. Denn speziell die Schwarze Johannisbeere hat von sich aus bereits einen recht starken Geruch, den „schön“ zu nennen eines gewissen Maßes an Idealismus oder Abhärtung bedarf. Wahlweise eines außerordentlich eigenwillig ausgerichteten Geschmacks…in diplomatischer Vermeidung des Begriffs „abartig“. Ich behaupte übrigens, dass jene ohnehin nicht eben zaghafte Note bei Armani zur Wucht-Verstärkung - bis hin zum Teppichschaum-Eindruck bei Überdosierung - mit Narzisse oder Hyazinthe aufgepimpt ist, aber das nur nebenbei. Da die Armani-Privés nicht gerade für ein Taschengeld zu haben sind, lohnte doch der Diptyque einen Test.
Indes: Er ist vollkommen anders. Auf den Punkt bringen könnte man den Unterschied mit der Aussage, bei Pierre de Lune handele es sich um ein Parfüm, und bei L'Ombre dans L'Eau um einen Duft. Ich rieche im Diptyque einen Garten. Einen echten Garten. Die Arbeit darin. Wenig überraschenderweise die an den Johannisbeeren. Konkret: Ich bekomme hier den grün-pflanzensaftigen und im Falle der schwarzen Variante halt durchaus stinkigen Geruch vom Schneiden und allgemeinen Betüteln der Sträucher geliefert. Das ist in der Kopfnote so frisch, so natürlich, so frappierend ungeschönt gelungen, ich bin davon unter handwerklichem Aspekt sehr angetan.
Und es geht unverdrossen weiter: Beim Pflücken der Beeren erwischt man ja zumeist nicht bloß die Frucht, sondern auch Teile des Stängels, mitunter ganze Fruchtstände. Ich kenne das zwar eher von den Roten Johannisbeeren, allerdings wird das wohl in schwarz kaum anders sein. Die müssen hinterher bestimmt gleichermaßen von Hand abgepult werden. Manche schwören auf Zuhilfenahme einer Gabel, freilich bleiben dabei trotzdem derart viele Stippen hängen, dass man im Anschluss stets zusätzlich mit der Fünfzinkigen ran muss. Bei dieser Arbeit entsteht ein Geruch, der sich aus dem angesäuerten Odeur einzelner, geplatzter Beeren und dem Aroma der übrigen, als Beifang abgepflückten Pflanzenteile zusammensetzt. Und das ist wiederum vorzüglich getroffen, ungefähr ab Stunde drei.
Eine großartige Duftentwicklung findet bei mir in der Folge nicht statt. Nachmittags riecht es unverändert nach Johannisbeere rundum, also einschließlich des beteiligten Grüns. Es lässt sich nicht leugnen, dass ich das inzwischen etwas nervig finde. Eine nennenswerte Moschus-Weichheit zeigt sich erst allmählich ab der neunten Stunde. Dazu irgendwas Süßliches, das ich nicht identifizieren kann. Wurde langsam Zeit. Genug gearbeitet mit diesen Johannisbeeren. Und das, wo ich die dämlichen Dinger nicht einmal mag.
Fazit: L'Ombre dans L'Eau ist mir definitiv zu event-mäßig naturalistisch. Ich werde ihn im Sommer erneut probieren, vielleicht ist er bei Hitze tatsächlich erfrischend. Jetzt ist er interessant und so, aber für mich nicht zum Damit-Herumlaufen. Meine Frau konnte ich leider auch nicht überzeugen.
PS: Da steht noch „Damaszener-Rose“. Hier passiert, was sie im Beet gar nicht mag: Unter ferner liefen sein, zugedeckt von fremdem Blattwerk. Allenfalls am hinteren Ende ein bisschen Luft schnappen, sich ein wenig hervortun dürfen. Tut mir leid, meine Liebe, heute nicht. Das – ist – kein – Rosenduft. Nimm‘ es einfach hin.
Seit Monaten eiert meine Frau nämlich um den Pierre de Lune von Armani herum. Der hat eine Johannisbeerblüten-Note im Mittelpunkt, und Mittelpunkt heißt in diesem Fall wirklich Mittelpunkt. Denn speziell die Schwarze Johannisbeere hat von sich aus bereits einen recht starken Geruch, den „schön“ zu nennen eines gewissen Maßes an Idealismus oder Abhärtung bedarf. Wahlweise eines außerordentlich eigenwillig ausgerichteten Geschmacks…in diplomatischer Vermeidung des Begriffs „abartig“. Ich behaupte übrigens, dass jene ohnehin nicht eben zaghafte Note bei Armani zur Wucht-Verstärkung - bis hin zum Teppichschaum-Eindruck bei Überdosierung - mit Narzisse oder Hyazinthe aufgepimpt ist, aber das nur nebenbei. Da die Armani-Privés nicht gerade für ein Taschengeld zu haben sind, lohnte doch der Diptyque einen Test.
Indes: Er ist vollkommen anders. Auf den Punkt bringen könnte man den Unterschied mit der Aussage, bei Pierre de Lune handele es sich um ein Parfüm, und bei L'Ombre dans L'Eau um einen Duft. Ich rieche im Diptyque einen Garten. Einen echten Garten. Die Arbeit darin. Wenig überraschenderweise die an den Johannisbeeren. Konkret: Ich bekomme hier den grün-pflanzensaftigen und im Falle der schwarzen Variante halt durchaus stinkigen Geruch vom Schneiden und allgemeinen Betüteln der Sträucher geliefert. Das ist in der Kopfnote so frisch, so natürlich, so frappierend ungeschönt gelungen, ich bin davon unter handwerklichem Aspekt sehr angetan.
Und es geht unverdrossen weiter: Beim Pflücken der Beeren erwischt man ja zumeist nicht bloß die Frucht, sondern auch Teile des Stängels, mitunter ganze Fruchtstände. Ich kenne das zwar eher von den Roten Johannisbeeren, allerdings wird das wohl in schwarz kaum anders sein. Die müssen hinterher bestimmt gleichermaßen von Hand abgepult werden. Manche schwören auf Zuhilfenahme einer Gabel, freilich bleiben dabei trotzdem derart viele Stippen hängen, dass man im Anschluss stets zusätzlich mit der Fünfzinkigen ran muss. Bei dieser Arbeit entsteht ein Geruch, der sich aus dem angesäuerten Odeur einzelner, geplatzter Beeren und dem Aroma der übrigen, als Beifang abgepflückten Pflanzenteile zusammensetzt. Und das ist wiederum vorzüglich getroffen, ungefähr ab Stunde drei.
Eine großartige Duftentwicklung findet bei mir in der Folge nicht statt. Nachmittags riecht es unverändert nach Johannisbeere rundum, also einschließlich des beteiligten Grüns. Es lässt sich nicht leugnen, dass ich das inzwischen etwas nervig finde. Eine nennenswerte Moschus-Weichheit zeigt sich erst allmählich ab der neunten Stunde. Dazu irgendwas Süßliches, das ich nicht identifizieren kann. Wurde langsam Zeit. Genug gearbeitet mit diesen Johannisbeeren. Und das, wo ich die dämlichen Dinger nicht einmal mag.
Fazit: L'Ombre dans L'Eau ist mir definitiv zu event-mäßig naturalistisch. Ich werde ihn im Sommer erneut probieren, vielleicht ist er bei Hitze tatsächlich erfrischend. Jetzt ist er interessant und so, aber für mich nicht zum Damit-Herumlaufen. Meine Frau konnte ich leider auch nicht überzeugen.
PS: Da steht noch „Damaszener-Rose“. Hier passiert, was sie im Beet gar nicht mag: Unter ferner liefen sein, zugedeckt von fremdem Blattwerk. Allenfalls am hinteren Ende ein bisschen Luft schnappen, sich ein wenig hervortun dürfen. Tut mir leid, meine Liebe, heute nicht. Das – ist – kein – Rosenduft. Nimm‘ es einfach hin.
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