02.06.2016 - 10:59 Uhr
Palonera
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Palonera
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25
erwachsen, lässig, lebensfroh
"Sei nicht so gierig, Kind!" hatte Oma stets gemahnt.
"Denk an morgen, dann willst du auch noch etwas haben!"
Teils zerknirscht und teils beschämt legte ich es wieder weg, das dritte Bonbon oder vierte, das mein kindlich-süßer Zahn ohne jeden Gedanken an das Morgen auswickeln und im Grenzland zwischen Lust und Gier in den Mund schieben wollte.
Morgen würde es wieder das erste sein, das erste Bonbon, das stets am besten schmeckte.
Und wenn Oma nicht hinschaute, würde es wieder ein zweites geben, vielleicht sogar ein drittes...
Vierzig Jahre später mußte Oma nicht mehr mahnen.
Vierzig Jahre später hielt ich "Tanit" in der Hand als kaum mehr gefülltes Röhrchen, das doch reichen sollte für mehr als einen Tagestest.
Also nahm ich täglich einen Sprüher, einen winzigkleinen nur, und verteilte ihn nach hier und da und dort, stets bedenkend, was ich schon gelesen hatte über Waffenscheinpflicht, Merengue, Fruchtbarkeit und "Bunga Bunga".
Da schien ein Weniger sehr angebracht, vor allem unter dem Aspekt, als "Tanit" mich nicht nur begleiten sollte in Gesellschaft meines Liebsten, sondern auch und ganz besonders in Alltag und Beruf.
Dort will und muß ich manches sein, doch sicher keine Göttin, erst recht keine der Fruchtbarkeit.
Vier Tage lang hat mich "Tanit" nun begleitet bei Sonne, Wind und Regen, auf dem Sofa, am Schreibtisch und im Zug, bei meinen Kindern und unter völlig Fremden, im Unterricht und auch ganz schlicht bei Tisch.
Und stets umgab mich eine feine Aura aus würzig-warmer passionierter Frucht, aprikosensamtig und so erstaunlich echt, daß ich jeden Tag aufs Neue reagierte wie ein Pawlow-Hund.
Meine Nase und mein Hirn wußten es doch besser und dachten dennoch, es gäbe frisches Obst.
Basilikum ist schlüssig und Safran ist es auch – sie steuern Wärme bei und jene feine Würze, die mich ein wenig an "Mbucuruyá" denken läßt, den Maracuja-Duft aus dem Hause Fueguia, der so sperrig ist und nicht sehr viele Freunde fand.
So eigenwillig, eigensinnig gibt sich "Tanit" nicht, zumindest nicht bei mir – er stößt nicht ab und auch nicht vor den Kopf, strengt mich nicht an, schlägt keine Kapriolen.
Erwachsen, lässig, lebensfroh – so fühlt sich "Tanit" an für mich, so fühl' ich mich in meiner Haut in diesen "Tanit"-Tagen.
Es mag an jenem einen Sprüher liegen, daß hier die Tropen bleiben, wo sie sind, daß die Frutti nicht sehr tutti wirken, meine Hüften nicht mehr schwingen, als sie sonst es tun, und auch mein Liebster sich von "Tanit" unbeeindruckt zeigt.
In freier Wildbahn ist mir niemand allzu nah gerückt und auch kein Kindernäschen zog sich kraus.
Einen Arbeitstag lang fruchtet "Tanit" vor sich hin und entschlummert dann auf sauberweichem Moschusbett.
Und Oma?
Wär' zufrieden – denn ihre Lektion, die hab' ich gut gelernt...
"Denk an morgen, dann willst du auch noch etwas haben!"
Teils zerknirscht und teils beschämt legte ich es wieder weg, das dritte Bonbon oder vierte, das mein kindlich-süßer Zahn ohne jeden Gedanken an das Morgen auswickeln und im Grenzland zwischen Lust und Gier in den Mund schieben wollte.
Morgen würde es wieder das erste sein, das erste Bonbon, das stets am besten schmeckte.
Und wenn Oma nicht hinschaute, würde es wieder ein zweites geben, vielleicht sogar ein drittes...
Vierzig Jahre später mußte Oma nicht mehr mahnen.
Vierzig Jahre später hielt ich "Tanit" in der Hand als kaum mehr gefülltes Röhrchen, das doch reichen sollte für mehr als einen Tagestest.
Also nahm ich täglich einen Sprüher, einen winzigkleinen nur, und verteilte ihn nach hier und da und dort, stets bedenkend, was ich schon gelesen hatte über Waffenscheinpflicht, Merengue, Fruchtbarkeit und "Bunga Bunga".
Da schien ein Weniger sehr angebracht, vor allem unter dem Aspekt, als "Tanit" mich nicht nur begleiten sollte in Gesellschaft meines Liebsten, sondern auch und ganz besonders in Alltag und Beruf.
Dort will und muß ich manches sein, doch sicher keine Göttin, erst recht keine der Fruchtbarkeit.
Vier Tage lang hat mich "Tanit" nun begleitet bei Sonne, Wind und Regen, auf dem Sofa, am Schreibtisch und im Zug, bei meinen Kindern und unter völlig Fremden, im Unterricht und auch ganz schlicht bei Tisch.
Und stets umgab mich eine feine Aura aus würzig-warmer passionierter Frucht, aprikosensamtig und so erstaunlich echt, daß ich jeden Tag aufs Neue reagierte wie ein Pawlow-Hund.
Meine Nase und mein Hirn wußten es doch besser und dachten dennoch, es gäbe frisches Obst.
Basilikum ist schlüssig und Safran ist es auch – sie steuern Wärme bei und jene feine Würze, die mich ein wenig an "Mbucuruyá" denken läßt, den Maracuja-Duft aus dem Hause Fueguia, der so sperrig ist und nicht sehr viele Freunde fand.
So eigenwillig, eigensinnig gibt sich "Tanit" nicht, zumindest nicht bei mir – er stößt nicht ab und auch nicht vor den Kopf, strengt mich nicht an, schlägt keine Kapriolen.
Erwachsen, lässig, lebensfroh – so fühlt sich "Tanit" an für mich, so fühl' ich mich in meiner Haut in diesen "Tanit"-Tagen.
Es mag an jenem einen Sprüher liegen, daß hier die Tropen bleiben, wo sie sind, daß die Frutti nicht sehr tutti wirken, meine Hüften nicht mehr schwingen, als sie sonst es tun, und auch mein Liebster sich von "Tanit" unbeeindruckt zeigt.
In freier Wildbahn ist mir niemand allzu nah gerückt und auch kein Kindernäschen zog sich kraus.
Einen Arbeitstag lang fruchtet "Tanit" vor sich hin und entschlummert dann auf sauberweichem Moschusbett.
Und Oma?
Wär' zufrieden – denn ihre Lektion, die hab' ich gut gelernt...
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