Annie

ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem wir uns zum ersten Mal begegneten. Es war ein lauer Frühlingsabend und ich schlug eine Zeitschrift auf- in welcher ein Teststreifen klebte. (Nicht sehr romantisch, ich weiß.) Nichtsahnend hielt ich ihn an meine Nase und benetzte später damit auch meine Haut und roch und roch…und roch nicht viel. Doch ich wollte nicht aufgeben. Auch wenn Deine Vorgänger alle nicht nach meinem Geschmack waren- etwas an Deinem Flakon, selbstbewusst und sophisticated, reizte mich ungemein. Also musste eine Abfüllung her.
Anfangs warst Du mir leicht suspekt- Dein ablehnendes Wesen, leicht unterkühlt und unnahbar, dennoch lebendig und vor Energie sprühend. Das wird wohl der rosa Pfeffer sein. Trotz unserer Startschwierigkeiten und eigentlichem Nichtgefallens beschloss ich, Dir noch eine zweite Chance und Dir damit die Möglichkeit zu geben, Dich auf meiner Haut zu entwickeln.
Und wie Du dich entwickelt hast...Nicht auszudenken, wenn ich Dich von meiner Haut entfernt hätte. Denn bereits nach einer Viertelstunde entfaltest Du eine gewisse Pudrigkeit, zart und sinnlich. Wie eine grazile Katze, die sich um meine Beine schmeichelt um gestreichelt und liebkost zu werden. Warm wie ein Cashmere-Schal schmiegst Du dich an meine Haut, verschmilzt fast mit ihr und wärmst sie so von innen.
Du bist gewiss kein Duft für die heißen Tage- für die kalten Tage aber umso mehr. Und auch für die Momente zwischen zwei Menschen könnte ich mir vorstellen, einfach nur Dich und ansonsten nichts weiter zu tragen- und ich wäre angezogen.
Liebste Chloé- ich hoffe, dass unsere Reise hier noch nicht zu Ende ist und wir noch viele glückliche Jahre miteinander verbringen werden. Denn Du passt zu mir, wie die Faust aufs Auge, wie der Topf zum Deckel. Ich möchte Dich nicht mehr missen.

Ich habe eigentlich immer Parfüm genutzt. Meistens habe ich mich bei der Auswahl der Düfte von Freunden und Bekannten inspirieren lassen.
Immer gut duftend, aber nie richtig individuell, (da irgendjemand aus meinem Umfeld immer das gleiche Parfüm hatte) machte ich mich auf die Suche nach meinem Parfum.
Nach längeren Recherchen wusste ich endlich, was ich wollte und bestellte „Praliné de Santal“ von Parfumerie Générale.
Als ich den Flakon öffnete, kam mir gleich eine salzige, leicht laugige, gebäckartige und sehr holzige Note entgegen. Und ich dachte nur: „Ürks! Was hast Du dir denn da angeschafft.“
Mit der Zeit setzte sich aber eine nussige, leicht pudrige/cremige Note unter das gesamte Arrangement und reduzierte Strenge des Duftes. Er wurde sanfter. Und auch tragbarer. Und da dachte ich: „Hm, der ist vielleicht doch gar nicht so schlecht.“
„Praliné de Santal“ ist kompliziert. Die Mischung aus Hölzern, Haselnüssen und Laugengebäck mit Salz ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Meine leider auch nicht.
Er ist dunkel, herb und schreit „BÄM, hier bin ich.“ Zumindest am Anfang. Die Wogen glätten sich mit der Zeit langsam, er wird sanft und schmiegt sich der Haut an.

Alles in allem ist „Praliné de Santal“ ein schöner Duft. Nur nicht für mich. Zu wild, zu laut und zu unberechenbar auf eine bestimmte Art und Weise. Auch die leichte pudrige Süße, die den Duft nach einigen Minuten zahm werden lässt, kann es für mich nicht wirklich raus reißen. Ich bin wohl einfach nicht der richtige Typ für dieses Parfüm.