AromaTic
AromaTics Blog
vor 12 Jahren - 18.12.2013
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Ist weniger nun mehr ?!

Es gab eine Zeit, als ich begann Parfums zu entdecken, da sagten Verstand und Geldbeutel, dass ein Duft, richtig gewählt versteht sich, absolut ausreichend war. So erstand ich nach und nach die verschiedenen Jil Sander Klassiker (damals frisch auf dem Markt), identifizierte mich mit Ihnen. Sie gehörten zu mir, begleiteten mich und selbst heute reicht ein Tropfen, um mich lebhaft und ergreifend intensiv in vergangene Situationen zu versetzen. Ein roter Duftfaden quasi, der jeweils einen Lebensabschnitt durchzog.

Auch heute noch kann ich diversen Personen gewisse Düfte eindeutig zuordnen und beneide sie fast ein wenig, dass sie EINEN Duft gefunden haben, der Ihren Charakter unterstreicht.

Toll, was Parfumo einem bietet, diese schier unendliche Auswahl an Düften, vor allem in Form von Abfüllungen. Klasse zum Testen, man trägt sie eine Weile, die Qual der Wahl wird immer größer, ich kaufe bestimmte Düfte für Situationen, die dann doch so selten kommen, dass selbst der TZ zur dauerhaften Behausung wird. Und so beginnt man vielleicht sogar die sorgfältig auserwählten Kandidaten wieder abzustoßen...

Ist das ganze nicht symptomatisch für unsere Zeit? Man will sich nicht mehr festlegen! Die Angebotsvielfalt erdrückt, gerade jetzt zu Weihnachten. Es erinnert mich stark an das, was mit der Musik geschieht, wer nimmt sich noch Zeit eine CD zu kaufen, komplett zu hören, evtl. vorhandene Booklets zu studieren, das Geschaffene zu würdigen?

So kauft und kauft man, sammelt, betäubt sich mit Masse statt Klasse und fühlt sich letztendlich doch nicht angekommen.

Vielleicht nur eine Momentaufnahme, man wird sehen.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten! ;-)

10 Antworten
BikerBiker vor 9 Jahren
Ja, weniger ist mehr! ... mit Einschränkungen. Es ist deutlich angenehmer, wenn man "ausreichend" Geld zum Leben hat :) . Aber auch das ist nur eine relative Aussage.
Auf viele Parfümsammler bezogen zieht diese Aussage auch nicht, denn die Sammler erfreuen sich nicht nur am Duft, sondern auch am Flakon und einigen weiteren Aspekten.
Aber für Viele, zu denen ich mich auch zähle ist es tatsächlich so, dass wir uns auf wenige zu uns passende Düfte beschränken wollen. Eben gerade so viele Parfums, dass es nicht zu langweilig wird (einen Duft wird man bei dauernder Benutzung oftmals überdrüssig) und je nach Anlass und Jahreszeit eben was passendes.
Du hast recht. Wir leben in einer Gesellschaft, die den Menschen an materiellen Angeboten geradezu erschlägt und das auch noch in ständigem Wandel. Das führt auch zu Oberflächlichkeiten aller Art. Was gerade noch techn. auf dem neuesten Stand ist in kurzer Zeit schon überholt oder wertlos (Beispiel Unterhaltungselektronik).
Also, es gilt die wahren Werte zu pflegen, eben jene, die man nicht kaufen kann.
Die meisten "Parfumos" sind mit besten Sinnen ausgestattet, gesellig und tolle Unterhalter mit ihrem Talent Düfte zu beschreiben. Eben eine sehr angenehme Community.
SarungalSarungal vor 10 Jahren
DEN (deinen) Kommentar kannte ich noch nicht - aber es beruhigt mich, dass diese Frage hier immer wieder Thema ist und aus den unterschiedlichsten Perspektiven betrachtet wird.Auch deine Antwort zu Daves Odin03-Kommi kann ich sehr gut nachvollziehen: manchmal fordere ich mir beim Testen eine schräge Art von intellektueller Einsicht ab, die nur bedingt vom "Herzen" gedeckt ist - oder anders gesagt: ich finde dann manchmal Düfte klasse, die am Ende kaum den Weg auf meine Haut finden.... Verspäteter Weihnachtspokal :-)
AromaTicAromaTic vor 12 Jahren
@all: Vielen Dank für die interessanten Rückmeldungen, Anregungen und ausführlichen Kommentare. :-)
PreciousPrecious vor 12 Jahren
@DaveGahan101 "Denn nur wenn Du einen Duft über längere Zeit regelmässig trägst merkst Du ob Du ihn wirklich liebst und er zu Dir passt..Du Dich damit rundherum wohlfühlst..."

Dem kann ich nur zustimmen. Das ist so wahr. LG
PontNeufPontNeuf vor 12 Jahren
Weniger sollte mehr sein (wenn man es sich im Leben ein bisschen einfacher machen möchte), aber mir gelingt es einfach nicht so wie ich es gerne hätte. Meinen Duftbestand habe ich um knapp die Hälfte reduziert. Musik liegt heute ja meist auf einem Speichermedium, wie auch die Videoaufnahmen aus dem Fernsehen. Ich habe eines festgestellt : viel haben bringt nicht gleich viel Glück. Ich lege mich auch ungern fest, sehr ungern. Lieber fünfmal so viele Filme "in petto" haben als nötig als die liebsten 10, die ich immer wieder gerne anschaue (und die ich trotz der großen Auswahl immer noch am liebsten anschaue). Manchmal fühle ich mich selbst so gesättigt von dieser Vielfalt, dass mir die Lust am Musikhören, Filmeschauen usw. ganz abhanden kommt. Es überfordert mich manchmal. Jetzt das neue Spielzeug : Kindle. Da passen viele, viele Bücher drauf (es gibt ja auch einiges kostenlos), aber werde ich all diese Werke jemals lesen ? Ich hoffe es. Aber mit den papierenen Büchern hat das bisher auch nicht so gut hingehauen. Summasummarum kann ich Dir voll und ganz beipflichten. Das "Zuviel von allem" greift um sich. Manchmal nimmt man es sehr deutlich wahr, manchmal lange nicht.
Butterfly89Butterfly89 vor 12 Jahren
Hmm... Nein, so sehe ich das ganz und gar nicht. Ich war zwar schon immer jemand, der sich gerne etwas kaufe (egal was - Parfum / Kleidung etc) aber daran erfreuen kann ich mich sehr lange damit, auch wenn wieder etwas neues Nachkommt! Das einzige, worauf das nicht immer zutrifft, sind Bücher, und meine letzten 2 Blindkäufe; bei Büchern kann man ja nicht hellsehen, was für eine Geschichte sich darin verbirgt, aber Blindkäufe tätige ich keine mehr. Auch habe ich viele CDs, diese lade ich dann auf meinen MP3-Player, so habe ich schon eine sehr große Sammlung und Auswahl bei mir; und täglich wird mit dem Ding 1 Std lang Musik gehört. Auch DVDs habe ich, die schon x-mal abgespielt wurden, auch die CDs höre ich zuhause sehr gerne zB bei Hausarbeit, wo ein Fernseher nur ablenken würde. Auch kann ich mich, wenn ich Urlaub mache, nicht entscheiden, was ich nicht alles an Kleidung mitnehmen soll, da ich eig. so ziemlich alles gerne Trage, zur Stimmung muss es halt passen.
Nur bei Parfums habe ich irgendwie Hemmungen, viel zu haben. Woran das liegt, weiß ich zwar nicht, vermutlich an einem Kommentar eines Besuchers, der bei meiner damals doch noch recht bescheidenen Sammlung meinte "übertriebene Weiblichkeit"... Aber warum sich nicht an seinen Sachen und Dingen erfreuen?! :)
MrWhiteMrWhite vor 12 Jahren
Ich bin CD-Booklet-Studierer :-))
PipettePipette vor 12 Jahren
Parfumo verfuehrt mit so vielen Ideen und Vergleichen. Und dann stehen die vollen Flaschen da, ziemlich ungenuetzt. Neulich habe ich mir einen Wunsch (der naechste "Heilige Gral" Duft) erfuellt und nur einen Dekant gekauft. Dann wird er wenigstens benutzt und aufgebraucht. Sonst hat die Parfumleidenschaft kein Ende. Und mit der modernen Welt: Man kann sofort YouTube hoeren und braucht keine CD zu kaufen. Man kann eine Synopsis lesen und nicht das Buch durchzulesen. Aber letzten Endes ist doch die Entscheidung in der Hand von einem selbst, wie der Autor betont sagte. Danke fuer den gut geschriebenen Beitrag.
PreciousPrecious vor 12 Jahren
Sehr gut geschrieben. Der Vergleich mit den CDs ist prima. Es liegt einfach in unserer Hand, wie wir mit diesen Dingen umgehen. Das betrifft aber jeglichen Luxus, den wir uns leisten. Meine erste Armbanduhr... Meine erste Lederjacke...Was für eine Freude!! Da kommen die heutigen Käufe und Geschenke kaum heran. Ich persönlich glaube, dass ich schönen Düften einerseits verfallen bin, aber vor allem das Gefühl bei jedem Kauf suche, dass ich als ganz junger, noch nicht verwöhnter Mensch hatte. Die Zeit als mein Geld knapp war u. es nur 2-3 Düfte in meinem Leben gab. Man kann die Zeit nicht zurück drehen, aber man kann sein Kaufverhalten bewusst ändern.
MercuroMercuro vor 12 Jahren
Toll geschrieben! Gäbe es hierzu eine Unterschriftenliste, ich würde sofort unterschreiben.

Auch Dir Frohe Festtage.