Aspasia0

Aspasia0

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1 - 5 von 53
Aspasia0 vor 2 Monaten 11 6
9
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Vanille, wie sie sein soll
Tja, der Shalimar, wie bei vielen Klassikern stellt sich die Frage, was soll man hier noch sagen, was nicht schon gesagt worden ist? Obendrein, wo ich mich mit noch nicht mal einem Jahr Parfumleidenschaft immer noch als Duftneuling betrachte. Welchen Input, welchen Mehrwert kann ich euch mit meiner Rezension liefern? Diese Frage haben mich erst davon abgehalten, eine Rezension zu diesem Parfüm schreiben zu wollen, aber dann erschien mir nur ein Statement auch nicht recht angemessen, um meinen Eindruck zu beschreiben

Daher seht es mir nach, wenn diese Rezension vielleicht etwas weniger erkenntnisreich oder on Point sein wird, als andere, mir fällt nämlich auch keine lustige Anekdote oder interessanter Funfact ein, ihr werdet euch also mit meinem ganz banalen Dufteindruck begnügen müssen.

Vorweg: Ich weiß zwar nicht, aus welchen Jahren die Shalimars stammen, die ich zusammen in einem wunderbaren WB testen durfte, aber ich hatte zumindest die Gelegenheit alle Konzentrationen vom Cologne bis zum Extrait zu testen (zum direkten Vergleich alle auf einmal auf beide Arme verteilt, das waren wohl die vanillisten Arme von ganz Deutschland )
Bei diesem Vergleich bin ich zum Schluss gekommen, dass mir das Parfum von allen Konzentrationen am besten gefällt.

Doch warum? Kurz gesagt, hält es für mich am besten das Gleichgewicht zwischen sinnlich, herb und spritzig.
Die Bergamotte am Anfang kitzelt in der Nase, wird aber auch schon von grün-herben Noten begleitet, die man sicherlich mögen muss. Ich tu's. Nach ca. 20 Minuten machen sich dann zunehmend die balsamischen Noten und die Vanille bemerkbar, verschmelzen zu einem verführerischen Duft aus fernen Welten. DAS ist für mich Vanille, wie sie sein sollten. Nicht diese übelkeitseregenden Duftkerzen Varianten und der rosarote Zuckerfluff, der einem in heutige Kreationen leider oft zugemutet wird, nein Vanille, hat süß und voll, aber nicht quietschig zu sein. Es soll die Sinne auf die Reise schicken und einen nicht schneller als Muhammad Ali zu seinen besten Zeiten K. O. hauen. Die Vanille in Shalimar zwinkert dir aufreizend zu und verliert sich dann in einem Tanz mit den balsamischen und rauchigen Noten. Sie ist da, fordert deine Aufmerksamkeit und entzieht sich doch immer wieder.

Dieses Spiel mit den Noten, der Wechsel zwischen süßer Vanille, hypnotisierendem Balsam, den immer wieder kurzen Aufleuchten heller spritziger Noten von Bergamotte und Rose und die herb-grün fast schon kratzigen Noten (woher auch immer, hier fehlt mir die Erfahrung, um zu sagen, was genau das ist), dazwischen, machen Shalimar für mich so einnehmend.

Der Duft hat keinen direkten Verlauf, es ist eher ein Wirbel und ich denke, je nachdem, wer in trägt, nimmt das Umfeld ihn anders wahr. Bei ruhigen, sanften Personen ist die Vanille vielleicht stärker, bei stolzen Menschen kommt der Divacharakter des Duftes mehr heraus, bei flirtfeudigen Menschen die Sinnlichkeit des Balsams und bei Individualisten fallen die kratzigen Unternoten vielleicht mehr auf. Das macht den Duft vielseitig und je nachdem, wer ihn sich zu eigen macht, immer wieder aufs neue anders erfahrbar.
6 Antworten
Aspasia0 vor 2 Monaten 20 10
Morgens in der Bahn
Halb Acht morgens auf der Berliner Ringbahn. Berufsverkehr. 1,3 Millionen Menschen befördert die Berliner S-bahn jeden (Werk)tag und gefühlt quetscht sich die Hälfte davon morgens mit mir in die Ring (wenn sie denn fährt).
Da, eine 4er Sitzgruppe ist fast völlig frei, nur eine zusammengesunkene Person sitzt da. An dieser Stelle zeigt sich beim Einsteigen nun, wer ein wahrer Berliner ist und wer nicht. Touristen und frisch Zugezogene stürmen freudig zu den Plätzen, nur um 2 Minuten später mit entsetztem Blick und gerümpften Nasen zu fliehen. Echte Berliner sind schon längst über alle Berge, im nächsten Wagon, denn sie wissen es besser: Wenn mitten im Berufsverkehr ein 4er leer bleibt, dann hat das immer einen Grund.

Was hat das alles mit diesem Parfum zu tun? Nun es ist das olfaktorische Bild, dass mir zuerst in den Sinn kam, als ich Sécrétions Magnifiques gerochen habe: ein ungewaschener trauriger Mensch.
Es ist ein Geruch von elend und staatlichem Versagen. Man möchte Mitleid mit diesen Menschen haben, ich möchte mich an dieser Stelle auf keinen Fall über sie lustig machen, doch der unrühmliche Fakt ist: man hält es keine 2 Minuten neben ihnen aus.

Es ist dieses säuerliche, ein bisschen wie vergorene Milch, gemischt mit Schweiß, was dieses Parfum ausmacht und diese Assoziationen weckt.

Mir ist schon klar, dieses Parfum ist ein Konzept, kein Duft, aber mit dem, was laut Marketingtext hier eingefangen werden soll, nämlich ein Orgasmus, hat das für mich mal so rein gar nichts zu tun, und wenn Höhepunkte bei mir oder meinen Partner so eine Duftwolke hinterlassen würden, wäre ich freiwillig für den Rest meines Lebens zö­li­ba­tär.
10 Antworten
Aspasia0 vor 3 Monaten 3 1
8
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
Was andere sich so erlauben...
Baklava und ich, wir haben da so ein Hass-Liebe Ding am laufen. Entweder will ich mich in das Zeug reinlegen, wenn sie so richtig nussig und mit dunklem Honig vollgesogen sind. Oder ich will sie hochkant wieder ausspucken, wenn sich das, was ich für Honig hielt, nur als Zuckersirup entpuppt (Was dann aber meist nicht möglich ist, weil das Zeug klebt wie nichts und nur Augen zu und kauen einen vor dem nahenden Erstickungstod rettet)

So viel zu meiner kulinarischen Einstellung zum Baklava. Kommen wir zum Olfaktorischen. Auf meiner Suche nach DEN Honigdüften, kam ich auch an diesem nicht vorbei, zumal ich ebenfalls Pistazien liebe. Also den Duft ersoukt nd losgeschnuppert und er begann wirklich vieversprechend.

Die Pistazien waren sofort da, zusammen mit einem intensiven Röstaroma. Der Honig bewegte sich im Hintergrund. Insgesamt ein wahnsinnig leckerer Start, der durch das Röstaroma aber herb genug blieb, um tragbar zu sein. Ich war sehr angetan davon. Weit im Hintergrund meldete sich die Orangenblüte, aber noch ganz zögerlich.

Ich also glücklich mit meinem leckeren Baklava. Sauge das Aroma ein, bewundere, wie diese süße Sünde, golden auf dem Teller glänzend vor mir liegt.
Und dann, als ich einmal wegsah, besitzt doch glatt jemand die Dreistigkeit mein formvollendetes Baklava mit einem x-beliebigen Blümeleparfum kräftig einzudieseln! Mit einem diabolischem Grinsen muss diese Person einen halben Flakon irgendeines LVEB Klons darauf ausgekippt haben, denn auf einmal duftet mein Baklava nicht mehr nach süßer Versuchung, sondern wie naja, eben ein Baklava, dass mit einem LVEB Dupe überschüttet wurde, anders mag man es nicht beschreiben.

Wenn ick die Flitzpiepe erwische, die mir meen Baklava versaut hat, dann kannse wat erleben! Dann klatsch's, aber keen Beifall!
1 Antwort
Aspasia0 vor 5 Monaten 17 7
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
An Artemis Seite
Wenn man sich wie ich in letzter Zeit mit Honigdüften befasst, stößt man schnell auf Bee von Zoologist und bekommt, wenn man die Rezensionen und Statements so liest den Eindruck, dass dieser Duft die Königsdiziplin der Honigdüfte ist. Honig für Hardcorefans des flüssigen Goldes, die sich auch von geballter Bienenpower nicht abschrecken lassen. Friss oder stirb!
Klar, dass das meine Neugierde wecke und nach einigen versuchen den Bienentraum zu ergattern (verdammt, bist du teuer T_T ), hielt ich gestern endlich eine Probe in den Händen und habe sie sofort aufgesprüht.

Sofort tropft der Honig dick und zäh in mein Hirn, bettet sich da auf den struppig aromatischen Ginster, das das übliche Chaos in meinem Kopf darstellt und weil meine Nerven bereits "Ode an die Freude" singen, streuen sie fröhlich tanzend noch ein paar Blütenblätter darüber. Draußen in der realen Welt gibt es ein Lagerfeuer aus frisch geschlagenen, noch von Harz bedecktem Holz, doch das bekommt mein dümmlich selig lächelndes Ich nur noch am Rande mit.

Bee hat keinen großartigen Verlauf, denn alle Noten sind in der ein oder anderen Form von Beginn an da und bleiben auch bis zum Schluss. Es ist ein Gesamtkunstwerk, eine Ode an den Honig, aber keiner, der fein kultiviert vom Imker produziert wurde, sondern ein weitaus urtümlicher. Ich kann es nicht genau erklären, aber der Duft hat etwas Wildes an sich. Nichts stark animalisch dreckiges, aber eben auch nichts, was innerhalb von vier Wänden oder Zäunen gehört und schon gar nicht aufs Brot.
Viel mehr stelle ich mir vor, dass so Ambrosia, die Speise der griechischen Götter, von dem Homer und Vergil schreiben, dass es auch als Duftessenz diente, riecht und in meinen Gedanken schmieren sich Nymphen damit ein und jagen dann zusammen mit Artemis durch den Wald. Elegant und unbändig zugleich.

Was soll ich noch weiter sagen, ich liebe ihn, will auch ein bisschen Ungezähmtheit im Alltag und das ist jetzt ein gravierendes Problem. Jemand mit mehr Vernunft, als ich, meinte mal, sie testet nichts, was sie sich nicht leisten kann. Ich sag ja, mehr Grips, als ich, denn hier hab ich nun den Salat, oder eher den Honig...
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Aspasia0 vor 6 Monaten 31 20
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
2.5
Duft
Ungewollter Flashback
XerJoff, eine prominente Marke, die in der Parfumwelt vor allem für (Mainstream) Luxus steht. Stolze 270 Euro kostet aktuell der 100ml Flakon zur weißen Dame. Selbst mit dem Wissen zu den schon obszön hohen Margen im Luxusparfüm Segment erwartet man da doch ein bisschen Parfumkunst und Qualität, oder?

Als ich also meinen ersten XerJoff richtig testen konnte, freute ich mich auf ein gehaltvolles Dufterlebnis. Dama Bianca, das klingt elegant, das klingt nach High Society im weißen Leinenkleid auf Capri "Nimm mich mit in eine Welt voll Glanz und Galmour" flüstere ich sanft mit geschlossenen Augen und sprüh.

BAMM Ball in die Fresse, Zweifelderball, Teamauswahl, der Albtraum für jedes unbeliebte Kind wie mich. Nach einer Stunde Schwitzen und gesellschaftlich akzeptierter Demütigung ab in die Umkleide. Wir schreiben das Jahr 2006, ich um meine Klassenkameradinnen sind um die 12. Die Brüste wachsen, erste Haare sprießen fern des Hauptes und in den Köpfen herrscht noch die völlig unsinnige Vorstellung, dass der Eintritt in die Pubertät etwas Tolles sein (Arme Dinger, sie wussten noch nicht, was kommen wird). Stolz wie Bolle, dass Mama und Papa nun erlauben Deo zu benutzen und man damit ja so erwachsen ist, wird sich kräftig eingedieselt. Und was war 2006 (noch immer) voll im Trend: Das Impulse Vanilla Kisses Deo. So gut wie jede Schülerin der 6. Klassenstufe hatte es und um zu zeigen, dass man richtig doll erwachsen ist, musste man minimum bis 20 zählen, während man den Sprühknopf betätigte. Mädels, die im immer dichter werdenden Synthetiknebel keuchend und um Atemnot ringend zu Boden gingen? Egal, Kollateralschaden, nur die Harten kommen in den Garten! Und nur wer ohne mit der Wimper zu zucken 10ml nebulisierte Vanilla Kisses auf Ex durch die Nase einsaugen kann wie ein Staubsauger mit Glitzerlippgloss, darf sich Teenagerin nennen, so die vorherrschende Meinung.

Ich hole schnappend Luft, bin wieder im Hier und Jetzt. Ich zittere etwas, das Trauma von 12 Jahren Schulsport und dem generellen gesellschaftlichen Spießrutenlauf in der Schulzeit sitzt tief. Ich versuche die unliebsame Erinnerung abzuschütteln, aber das eklige Vanilledeo, dass ich damals schon nicht leiden konnte, klebt mir immer noch wie Sirup in der Nase, wo kommt das blos her? Verstört suche ich die Quelle und bleibe an meinem Handgelenk hängen. Nein! Doch! Oh!
Das Luxusparfum versprüht doch tatsächlichen den herzallerliebsten Charme dieser 90er/2000er Synthetikvanillebombe und das in einer Potenz, die als einziges den Titel gehaltvoll verdient hat.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Da gibt man 270€ aus, um wie ein 99 cent Deo zu riechen (ok 1,15€ eigentlich heute).
Und es ist noch nicht mal ein gutes Deo. Diese eklig künstliche Vanille, die die Vanille-Duftkerzen aus dem Ein-Euro-Shop wie frisch ausgeschabte Schoten duften lässt und die alle anderen Duftnoten wie ein Profiwrestler in die Mangel nimmt und niederringt, war weder in der pfirsichfarbenden Aludose toll, noch jetzt im sündhaft teuren Flakon.

Ich selbst stelle die Probe vorsichtig in den Giftschrank. Vielleicht würde eine Therapeutin mir raten, mit ihm meine Schulzeit aufzuarbeiten und vielleicht würde das sogar funktionieren und irgendwann sitze ich lachend mit meinen neuen BFFs in einer Synthetikvanillewolke und denke "Hach ist die Welt doch schön". Aber ganz ehrlich: Null Bock drauf!
20 Antworten
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