Birdee

Birdee

Rezensionen
Birdee vor 2 Jahren 26 19
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Wenn die Nymphe dem Satyr am Kötenbehang zuppelt…
…dann wird es interessant.

Nein, nicht das, was ihr jetzt denkt. Das schreibt man mit einem zusätzlichen L, also K-l-ötenbehang. Einen Klötenbehang kann der Satyr zweifelsohne ebenfalls vorweisen. Allerdings befindet sich dieser ein wenig weiter oben und wäre somit Thema für eine andere Parfumrezension.

Der Kötenbehang (ohne L) ist das üppige Gezumsel an den stattlichen Hufen des Satyrs. Von dem rede ich.

Wie dem auch sei, in unserem Falle liegt der Satyr also rücklings auf dem bemoosten Waldboden und hält seine Haxen wohlig grunzend in die Höhe, während die Nymphe sein verfilztes Gezottel krault.
Und wenn wir dann nach dieser Hufmassage an den liebreizenden Fummelfingerchen der Nymphe schnuppern, dann bekommen wir ein recht genaues Bild von dem, was in dem Flakon von 'Dryad' steckt:

Neben Unmengen an Moos, zerquetschten Blättern unterschiedlicher Bäume und zertrampelten Zweigen finden sich da noch ein paar Blümchen, wie struppige Geranien und die eine oder andere Iris, sowie Kräuter, Kräuter und nochmal Kräuter (durch welchen Garten der Bengel wohl gestrolcht ist?), frisch zerrieben durch die dicken Hufen des Satyrs, wodurch deren ätherischen Öle in dichten Wolken um das ganze andere Grünzeug herumwabern.

‚Dryad‘ ist aber alles andere als ein luftiges grünes Düftchen, oh nein! Denn dazu gesellt sich noch dieser tranige tierisch schwitzige Talg aus den filzigen Zotten des behuften Wesens, das sich garantiert noch nie gewaschen hat. Wahrscheinlich weiß der Faunus noch nicht einmal, dass es so etwas wie Seife gibt. Und wenn, dann käme er nie darauf, was man damit anstellen könnte.

Wir haben hier eine fette Soße, randvoll mit zermahlenen Pflanzen aller Art, angerührt mit tierischen Absonderungen aus Drüsen, die noch nie irgend eine Form von Körperhygiene erlebt haben, abgerundet mit ein paar Alibiblümchen (als ob so ein Faunus bei einer Dryade sich jemals die Mühe machen würde, mit einem Strauß Blumen um die Ecke zu kommen), und diese Brühe wird kaschiert mit einer Wolke aus ätherischen Kräuterölen.

Das mag sich vielleicht schlimm anhören. Ist es aber nicht, denn all das hält sich die Waage.

Das ist das pralle Waldleben.

Es ist also gar nicht so schlimm an den Fingern der Dryade zu schnuppern, nachdem sie am Kötenbehang des Faunus herumgenestelt hat.

Allerdings bin ich mir nicht sicher, dass ich an ihren Drecksgriffeln riechen möchte, wenn das Nymphchen am K-l-ötenbehang des gehörnten Wesens gefummelt hat.
19 Antworten
Birdee vor 3 Jahren 16 10
1
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Blutsverwandtes Kuckuckskind
Kennt ihr nicht auch eine Familie mit dieser einen Person, bei der man sich ständig fragt, ob deren Eltern damals wirklich das richtige Neugeborene aus dem Krankenhaus mit nach Hause genommen haben?

Bei der man denkt: Wie kann das angehen, dass SIE mit DENEN verwandt ist?

Mit der legendären Ur-Ur-Oma, der Tuberose, die sich manchmal hochtrabend 'Agave polianthes' nennt, die die meisten zwar nur vom hörenriechen kennen, von der jedoch berichtet wird, sie sei betörend schön. (Andere wiederum meinen, sie hätte den Charme eines gigantischen, grantigen Knollenselleries, was der Legende jedoch keinen Abbruch tut.)

Oder mit der Urmutter Fracas, der Resoluten, die einem geradlinig jedem ihre Bubblegum-Meinung ins Riechorgan klatscht, ohne Rücksicht auf Verluste, sei es in Form einer Teilanosmie oder einer Migräne.

Oder mit den anderen namens Poison, Loulou, Giorgio oder Eden, allesamt laut juchzende, lustige, pralle und nicht zu überriechende Tanten, mit denen man gerne seinen Spaß hat... aber dann auch froh ist, wenn sich hinter denen die Tür schließt und wieder Ruhe einkehrt.

Oder all die zahlreichen Cousinen wie Cèdre, MMMM…, Do Son und Truth or Dare, die, nun ja, die Töchter dieser Tanten sind.

Und nicht zu vergessen: die tragische Cousine Mahora, die ständig ihr zu üppiges Fleisch in zu teure und zu enge Kleider zwängt, und die sooo gerne das wäre, was diese 'Verwandte' hier ist:

Eine ernste, blasse junge Frau, die bei ihrer knusprigen Trockenheit offensichtlich nie transpiriert (wie schafft sie das nur?), die kein Gramm zu viel an ihrem kraftvollen festen Körper hat (wie schafft sie das nur??), die stundenlang kerzengerade dasitzen kann (wie schafft sie das nur???), in einem hautengen, bodenlangem Kleid aus changierender puderrosa Seide, ohne dass das Kleid auch nur eine einzige Falte bekommt (wie schafft sie… ach, egal), während sie nonchalant die langweiligsten Konversationen meistert, ohne dass sie durchscheinen lässt, wie sehr sie das alles anödet.

Woher nimmt sie diese Kraft?

Es ist die Kraft, die die anderen hemmungslos herausschreien und die somit ungenutzt verpufft. Diese Kraft steckt tief in ihrem Inneren und die als herbe, kühle, unerbittliche Kultiviertheit ihren Weg nach außen bahnt. Es ist eine Qualität, die keine in ihrer Familie auch nur ansatzweise besitzt.

Im Gegensatz zu all ihren verwandten Tuberosen erscheint sie wie eine vollkommen blutentleerte Blume, nur um dadurch zu einer Vollblutdame zu erblühen.

Sie lebt auf ihrem eigenen Planeten und vielleicht fragt sie sich auch in so mancher Nacht, wenn ihre knusprig trockene Haut wie mit ein wenig Puderzucker bestäubt besonders schön im Mondschein glitzert und das Moos ihr in sonders weichen Wogen ausgemacht sanft seinen herben Duft zufächelt, wie es nur sein kann, dass sie mit all diesen anderen Tuberosendüften verwandt ist. Doch diese Frage würde sie selbstverständlich nie laut stellen, denn dafür steckt viel zu viel natürlicher Adel in ihr.
Sie ist nun einmal eine Klasse für sich.

Ja, und Mahora? Da hat sie sich nun so bemüht und es geschafft, in ein hoch angesehenes Haus einzuheiraten, nur um zu erkennen, dass selbst der Name Guerlain nichts bringt, wenn man die falschen Gene abbekommen hat.

Sie könnte jedes Mal kotzen, wenn sie ihre Cousine XPEC sieht.
10 Antworten