17.03.2019 - 15:24 Uhr
Meggi
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35
Gut, dass ich ihn erst jetzt probiere!
Kein anderer Duft stand länger auf meiner Merkliste als dieser. Als ich in meiner frühen Parfumo-Zeit hier umherspazierte, staunend, was es so alles gibt, wurde XPEC Original – freilich also mehr oder weniger zufällig – zum ersten Eintrag. Dass ich ihn nun endlich testen konnte, verdanke ich Jumi. Die großzügig bemessene Probe habe ich über Monate hinweg immer mal wieder zur Hand genommen und allmählich fast ganz geleert, dennoch habe ich kaum den Eindruck, sortierte Gedanken von mir geben zu können. Die folgenden Absätze sind daher nicht als klare Abfolge zu verstehen, sondern müssten eigentlich ineinander übergehen – letztlich als Randbereiche eines großen, gemeinsamen Ganzen, in dem die Tuberose wahrhaft würdige Mitstreiter findet.
Was für ein Gebräu! Gut, dass ich den erst jetzt probiert habe, mit etwas mehr Erfahrung. Seinerzeit, in 2013, hätte der mich umgeblasen. Der muss sich vor keinem Brummer aus den 80ern verstecken.
Kurz Klebstoff vornean, dann finstere Floranimalik, aufgerieben von einem bitteren, gänzlich unsüßen Zitrus-Würz-Geschmirgel. Ein Abgrund. Stunden verstreichen, ehe ich mir konkreter Gewürze sicher bin und mich frage, warum ich den Thymian nicht sofort gerochen habe. Die Frucht-Note lässt sich annähernd am ehesten als Ingwer-Zitrus-Bonbon beschreiben – wenn das nicht im Kontext viel zu brav klänge. Ein derartiges Bonbon hätte in seiner Wirkung Ähnlichkeit mit dem Aufpäppel-Trank von Madam Pomfrey, der Schul-Krankenschwester aus Hogwarts: Beseitigt jede Erkältung im Nu, allerdings steigt den Kurierten einige Stunden lang Rauch aus den Ohren. Nebenbei bemerkt, wäre ich der erste, der ein solches Zeug begeistert probierte, Trank wie Bonbon. Zweites „nebenbei“: Oft ist zu riechen, dass Tuberose in Richtung Frucht-Bonbon gedreht wird, mutmaßlich, um sie zu verharmlosen. Heute zeigt sich, dass das nicht zwingend einhergeht.
Eine ordentliche Lage Rosengeranie, die indes weniger kratzig als andernorts rüberkommt, stattdessen in herb-floraler, dezent angeseifter Eleganz tönt. Das muss überhaupt alles gar nicht als dezidiert maskulin im Sinne vielleicht von kantig gelten. Piguets 44er ‚Bandit‘ (kein Zwilling, lediglich Veranschaulichungs-Objekt!) etwa ist den Damen zugedacht und lässt trotzdem die – selbstredend metaphorischen – Eier sogar noch um einiges demonstrativer raushängen als der vorliegende Kandidat.
Dunkel-bitteres Holz, an der Schwelle zum Verkohlten, gemildert von einer hintergründig-cremigen Süße. Der Begriff „Torffeuer“ fiel bereits – passt. Jedenfalls eine diffus-rauchige Aura, nicht recht greifbar. „Krautig-torfig“ oder „warm-torfig“ träfen es ebenfalls.
Am späten Vormittag scheint das im ersten Absatz beschworene große Ganze schließlich zu stehen. Eine sacht fruchtig-florale, tiefdunkle Aura auf abgründigem Holz. Der Thymian ist unaufdringlich, aber deutlich, zitrisch-rau unterlegt. Seinerseits gewürzt nicht allein von einer Spur fruchtiger Süße, wie ein Augenzwinkern, sondern auch von einem Hauch Ungewaschenheit. Nur direkt auf der Haut spürbar und keineswegs derart penetrant wie beispielsweise in Micallefs ‚Emir‘. Dazu eine das derb-ledrige streifende Assoziation (Castoreum?) sowie gleichsam zur Komplettierung eine Art Piesel-Note, die vermutlich alchemistisch aus allem Vorgenannten entsteht und stundenlang, obwohl nicht überbordend, so doch gut zu bemerken ist.
Der langsame Aufbau des Duft-Gerüstes hat sich offenbar ausgezahlt, denn mit unveränderter Potenz gleitet ‚XPEC Original‘ durch den Nachmittag. Eine zunehmende Intensität im Zitrischen lässt mich zunächst an Traubenzucker der Geschmacksrichtung Orange denken und später erahne ich dahinter Brausepulver-Citral. Das wäre eine Erklärung für das fruchtige, beinahe spritzige Augenzwinkern, welches der floralen wie der animalen Fraktion die Spitze bricht.
Und nun? Meine Beschreibung klingt mir selbst nach einem geradezu gewalttätigen Durcheinander. Aber dem ist nicht so. Seit besagtem bald einem Jahr erstaunt mich bei jedem Tragen von ‚XPEC Original‘, dass fast von Beginn an, spätestens ab dem fortschreitenden Vormittag, ein kaum merklicher Schleier wie Chiffon über dem Duft-Geschehen zu schweben scheint, milderndes wie verbindendes Element gleichermaßen. Erst in dieser behutsamen Bändigung wird die dem Parfüm innewohnende Kraft zu einer wirklich souveränen, und damit bin ich im…
…Fazit: Dass ich ‚XPEC Original‘ persönlich nicht „bin“ und er meine Präferenzen nicht vollends trifft, ändert nichts daran, dass das ein großer Wurf ist. Die maskuline Einordnung sollte nicht abschrecken. Der Stoff ist zwar nix für kleine Mädchen, an richtigen Frauen hingegen stelle ich mir den ganz wunderbar vor.
Was für ein Gebräu! Gut, dass ich den erst jetzt probiert habe, mit etwas mehr Erfahrung. Seinerzeit, in 2013, hätte der mich umgeblasen. Der muss sich vor keinem Brummer aus den 80ern verstecken.
Kurz Klebstoff vornean, dann finstere Floranimalik, aufgerieben von einem bitteren, gänzlich unsüßen Zitrus-Würz-Geschmirgel. Ein Abgrund. Stunden verstreichen, ehe ich mir konkreter Gewürze sicher bin und mich frage, warum ich den Thymian nicht sofort gerochen habe. Die Frucht-Note lässt sich annähernd am ehesten als Ingwer-Zitrus-Bonbon beschreiben – wenn das nicht im Kontext viel zu brav klänge. Ein derartiges Bonbon hätte in seiner Wirkung Ähnlichkeit mit dem Aufpäppel-Trank von Madam Pomfrey, der Schul-Krankenschwester aus Hogwarts: Beseitigt jede Erkältung im Nu, allerdings steigt den Kurierten einige Stunden lang Rauch aus den Ohren. Nebenbei bemerkt, wäre ich der erste, der ein solches Zeug begeistert probierte, Trank wie Bonbon. Zweites „nebenbei“: Oft ist zu riechen, dass Tuberose in Richtung Frucht-Bonbon gedreht wird, mutmaßlich, um sie zu verharmlosen. Heute zeigt sich, dass das nicht zwingend einhergeht.
Eine ordentliche Lage Rosengeranie, die indes weniger kratzig als andernorts rüberkommt, stattdessen in herb-floraler, dezent angeseifter Eleganz tönt. Das muss überhaupt alles gar nicht als dezidiert maskulin im Sinne vielleicht von kantig gelten. Piguets 44er ‚Bandit‘ (kein Zwilling, lediglich Veranschaulichungs-Objekt!) etwa ist den Damen zugedacht und lässt trotzdem die – selbstredend metaphorischen – Eier sogar noch um einiges demonstrativer raushängen als der vorliegende Kandidat.
Dunkel-bitteres Holz, an der Schwelle zum Verkohlten, gemildert von einer hintergründig-cremigen Süße. Der Begriff „Torffeuer“ fiel bereits – passt. Jedenfalls eine diffus-rauchige Aura, nicht recht greifbar. „Krautig-torfig“ oder „warm-torfig“ träfen es ebenfalls.
Am späten Vormittag scheint das im ersten Absatz beschworene große Ganze schließlich zu stehen. Eine sacht fruchtig-florale, tiefdunkle Aura auf abgründigem Holz. Der Thymian ist unaufdringlich, aber deutlich, zitrisch-rau unterlegt. Seinerseits gewürzt nicht allein von einer Spur fruchtiger Süße, wie ein Augenzwinkern, sondern auch von einem Hauch Ungewaschenheit. Nur direkt auf der Haut spürbar und keineswegs derart penetrant wie beispielsweise in Micallefs ‚Emir‘. Dazu eine das derb-ledrige streifende Assoziation (Castoreum?) sowie gleichsam zur Komplettierung eine Art Piesel-Note, die vermutlich alchemistisch aus allem Vorgenannten entsteht und stundenlang, obwohl nicht überbordend, so doch gut zu bemerken ist.
Der langsame Aufbau des Duft-Gerüstes hat sich offenbar ausgezahlt, denn mit unveränderter Potenz gleitet ‚XPEC Original‘ durch den Nachmittag. Eine zunehmende Intensität im Zitrischen lässt mich zunächst an Traubenzucker der Geschmacksrichtung Orange denken und später erahne ich dahinter Brausepulver-Citral. Das wäre eine Erklärung für das fruchtige, beinahe spritzige Augenzwinkern, welches der floralen wie der animalen Fraktion die Spitze bricht.
Und nun? Meine Beschreibung klingt mir selbst nach einem geradezu gewalttätigen Durcheinander. Aber dem ist nicht so. Seit besagtem bald einem Jahr erstaunt mich bei jedem Tragen von ‚XPEC Original‘, dass fast von Beginn an, spätestens ab dem fortschreitenden Vormittag, ein kaum merklicher Schleier wie Chiffon über dem Duft-Geschehen zu schweben scheint, milderndes wie verbindendes Element gleichermaßen. Erst in dieser behutsamen Bändigung wird die dem Parfüm innewohnende Kraft zu einer wirklich souveränen, und damit bin ich im…
…Fazit: Dass ich ‚XPEC Original‘ persönlich nicht „bin“ und er meine Präferenzen nicht vollends trifft, ändert nichts daran, dass das ein großer Wurf ist. Die maskuline Einordnung sollte nicht abschrecken. Der Stoff ist zwar nix für kleine Mädchen, an richtigen Frauen hingegen stelle ich mir den ganz wunderbar vor.
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