Bloodxclat

Bloodxclat

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6 - 10 von 34
Bloodxclat vor 3 Jahren 20 19
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Shango und die Ferien
Ferien. Shango wollte Ferien machen. Er war mit sich zufrieden, mit der Arbeit in der Garage - er fand, dass er es verdient hatte, der feuchten Hitze und den Heerscharen von Moskitos, welche seine Heimat am Sumpf bevölkerten zu entfliehen. Richtig - Neal besuchen. Neal, der hammerwerfende, verrückte, gute alte Neal. Rocksprings, Texas. Zwölf Stunden fahrt. Auch heiss, aber nicht so feucht wie am Sumpf. Shango packte seine Sachen und stieg in seinen gelben Thunderbird.

Zwölf Stunden später. Der Riverspring Campingplatz befand sich am Ende des Dorfes. Er passierte die Schranke und lief zu einem schiefen Häuschen mit Wellblechdach. "Hallo Rezeption?"
Eine junge Mexikanerin liess Ihren Kaugummi platzen. "Mhhh? Guten Nachmittag Mister. Sind Sie Shango?" Shango nickte bejahend. Neal hatte Ihn wahrscheinlich angekündet.
"Hier die Karte zur Ausfahrt. Neals Trailer steht hinten rechts. Farbig. Viele Farben. Richtung Wüste."
Sie lächtelte , als Sie Shango die Karte und ein Kaubonbon zusteckte.

Er kehrte zu seinem Thunderbird zurück, während er sich gedankenverloren das Bonbon zwischen die Zähne steckte. "Hinten rechts. Hier gibt's ja nur einen Weg"

Der Trailer war unübersehbar. Ein alter, sehr grosser Wohnwagen. Ein aufgemaltes Auge starrte Shango an. Die Iris in Regenbogenfarben. Es begann zu fluoreszieren. Shango schüttelte den Kopf und lief weiter und klopfte an der Türe des Wagens. Keiner machte auf. Er setzte sich auf die grüne Bank vor dem Trailer. Wie durstig er war. Zum Glück hatte er sich genügen Orange Soda mitgenommen. Eigenes Orange Soda. Selbst gekauftes. Keines mehr von Neal. Nein, diesen Fehler machte er nicht nochmal. Nie wieder. (Geschichte --> "Lampblack | Fzotic / Bruno Fazzolari" )

Plötzlich drang ein starker Duft von Mandarinen in seine Nase. Zerplatzte, reife Mandarinen. Er sah sich um, während am knorrigen Kreosot Busch, welcher Ihm gegenüberstand PLOPP PLOPP PLOPP grüne Limetten in Rekordzeit wuchsen. Faustgrosse Dinger! Verdammt nochmal! Verwundert rieb er sich die Augen. Die Limetten platzten, eine nach der anderen auf. Dort wo der bittere Zitrussaft hinspritze, verschwand der trockene Sandboden im Nichts und in sekundenschnelle wuchs kerzengerade eine saftige, grüne Zypresse aus dem Boden. Faszinierend. Shango schüttete sein Orange Soda in den Sand und murmelte unverständliches. Ein Wind kam auf und vermischte die bitterscharfen Düfte der Hesperiden, mit dem grünen Pflanzensaft der Zypressen.

Shango lief zu einem breiten Loch im Boden. Neal hatte wohl angefangen sich einen Pool auszugraben.
Er wollte gerade anfangen zu schaufeln, als aus der lockeren Erde grüne Spitzen eines Grases trieben. Vor seinen Augen sprossen die Dinger wie im Zeitraffer aus dem Boden. "Nag, Nag, Nagar.. das kann doch nicht....!" Würzig-scharfes Aroma schoss Ihm entgegen, rauchig und bitter zu gleich, vegetal und erdig. Aus den Grashalmen formten sich Blätter, die wie Palmblätter seitlich herunterhingen. Aus dem Zentrum der Pflanze explodierten Blüten, sternenförmig wie ein Zitrusfeuerwerk und vor Shangos Augen wurde es weiss und er merkte, dass er vornüber in das Erdloch kippte.

Shango fiel weich, krautig erdige Wurzeln fingen Ihn auf und zogen Ihn behutsam in den texanischen Boden. Warme, weiche und wohlige Düfte empfing seine Nase, er schwamm durch Ambererde, inhalierte süsslich graue Weihrauchwölkchen, bis er im klebrig-harzig schwarzen Labdanum feststeckte. Aus dem Labdanumschleier winkten Ihm tausend Kreosotblättchen zu und er winkte zurück, lachend und feiernd. Eine riesige gelbe Kreosotblüte hauchte ihm mit Grüntee-Atem etwas ins Ohr, dass wie "angosuvehückte UUUND" tönte. Wurzeln griffen Ihn und er entschwand dem Weihrauch und dem Kreosotentee.

"Du verrückter Hund! Shango, dammich, wenn das nicht mein Sumpf-Shango ist!!" schrie Ihm Neal ins Ohr, während er Ihn unablässig schüttelte und ihm den Dreck vom Rücken klopfte. "Wassss zur Hölle hassu in meinem Pool gemacht?" und er liess sein brachiales Lachen erklingen.
Shango rieb sich den Sand aus den Augen und endeckte hinter Neal die junge Mexikanerin aus der Rezeption. "Meine Mädchen hierrrrr heisst Flora! Schon kennengelernt, was! Sie hat eine Schwäche für Kaubonbons..." da ertönte wieder Neals Gelächter und Shango war blitzartig alles klar geworden.

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Sigil Scent ist ein kleines Artisanal - Unternehmen aus Kalifornien / USA, welches Ihre Düfte aus 100% Botanicals herstellt. Patrick Kelly ist die Nase von Sigil Scent. Die Düfte sind in vielen US-Shops erhältlich, ebenfalls in GB und Italien. Sampler-Set können ebenfalls erworben werden.
19 Antworten
Bloodxclat vor 3 Jahren 27 23
6
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Der Rum des Kraken
Der Duft bringt mich ganz aus dem Häuschen!

Ein dunkles, altes Eichenfass steht da, vermoost und verwittert von Monaten auf See. Schwarzer Rum befindet sich darin, scharf und mit viel Ester knallt er mir in die Nase. Kein spanischer Zuckerfusel, das ist jamaikanischer Overproof. Säcke mit Gewürzen stehen herum, Zimt vielleicht, etwas Muskatnuss. Ein Säckchen Safran ist auch da.

Plötzlich kommt eine grün-rauchige Schärfe, fremdartig, wie brennender Torf. Auch etwas metallisch bzw nach Messing. Und erinnert tatsächlich an Schiesspulver. Ich kann mich an "Black Powder | Teone Reinthal Natural Perfume" erinnern, da war die Kopfnote ähnlich, jedoch mit mehr Zitrus.

Abwechslungsweise kommt nun Rum&Fass, Rauch, Gewürze bis wir nach ca 4h ins PatchouliTabak Nirvana gesaugt werden. Da kommt noch etwas Vanille auf. Irrsinnig gut das Zeug.

Wir sprechen hier von Botanical Perfume. Wie es gelungen ist, diesen unfassbar komplexen und abwechslungsreichen Mittelteil zu kreieren ist unglaublich. Ich bin sehr überrascht. Das ist der Beste Rum Akkord den ich bisher in einem Parfum gerochen habe.

Haltbarkeit ist halt ein anderes Thema... 4-5h bei mir, dann ist aus. Die Samples kommen in herzigen kleinen Fläschchen mit eingebautem Rollerpen! Das Öl kann man gemütlich auf die Haut rollern. Coole Sache.
23 Antworten
Bloodxclat vor 3 Jahren 25 18
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Würziges Getrippel in Madagaskar
So trippelt Tsingy über die Kalksteinspitzen,
schwerelos wie Limettenrauch, immer eine Fusspitze nach der Anderen, während der Ingwer heiss wie die Sonne auf die feucht gelben Blüten Nosy Be's brennt - fein, scharf, würzig und galant. Grün fleischige Blätter Combava brechen auf und geben Ihren ätherische Saft frei. Die Tempel sind bereit. Räucherstäbchen glühen in der Dunkelheit. Die Erde bricht auf und Tsingy verschwindet im ewigen Kreislauf des Seins.

Ein würziger und exotischer Duft, mit einer klaren Blumennote, die jedoch weder üppig noch fleischig ist. Sie passt hervorragend zwischen dem scharfen Ingwer und den grün ätherischen Zitriknoten. Im Hintergrund gibts Champaka-ähnliche Räucherungen und der Duft endet erdig auf Patchouli und Vetiver.

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Mit Parfumeurs du Monde hat Thierry Bernard seinen Traum verwirklicht - ein Projekt bei dem er und sein Team - bestehend aus seinen Freunden Michel Roudniska, Perrine Scandel, Isabelle Gelle und Jean Claude & Eric Gigodot als Parfumeure, 100% auf natürliche Inhaltstoffe bauen. Bontanical Perfume also.

Auch Interessant Thierry Bernards zweites Projekt "parfumeurs sans frontiers" Hier werden Entwicklungsländer und z.b. Volksstämme mit Geld, Arbeitskraft und Know-How unterstützt, dies bei der Produktion von ätherischen Ölen oder CO2-Auszügen. Kooperativen wurden gegründet und Menschen geschult um mehr einheimischen Duftpflanzen anzubauen und diese für die Parfumerie nutzen zu können bzw. diese zu verkaufen.

Thierry Bernard hat viele Jahre auf Martinique gelebt und ist spezialisiert auf die Extraktion tropischer Pflanzen.
18 Antworten
Bloodxclat vor 3 Jahren 24 17
6
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Way of Wood - oder der Weg durch's Holz
Stark war der Regen gewesen die letzten Tage. Die Natur hatte es gebraucht. Die Erde war dunkel, fast schwarz und klebte an meinem Schuhprofil wie eine zweite Sohle. Inzwischen war es wieder wärmer geworden, die Sonne zwängte sich durch die alten Kiefern und ich lief weiter, weg vom Meer.

Bei einer verwilderten Mandarinenplantage machte ich halt und setzte mich auf einen Stein. Zerplatzte Früchte, von Tieren ausgeweidet, säumten den Boden. Die Mandarinenschalen waren, durch die schon starken Frühlingssonne, fast hartgebacken worden. Mit einem Stock kratzte ich mir den Dreck aus den Schuhen - der fast schwarze, klebende Morast roch nach Torf und Ton.

Ab hier lichtete sich der Kiefernwald. Die Sonne brannte runter und ich lief auf einem Teppich von Kiefernnadeln - wippend, weich und warm, stiessen mir ätherisch - blitzend frische Sommerwolken um die Nase. Der Regen und der Morast der letzten Wochen war vergessen.

Sanft schaukelnde Monterey Zypressen säumten meinen Weg zurück Richtung Küste, die knorrigen alten und verformten Stämme waren fast weiss geworden durch Wind, Salz und Sonne.

Hier war es warm, luftig, feucht und leicht - hier und da schauten noch ein paar Brocken Tonerde aus dem Boden und ich fand mich auf dem Weg zu einem Küstendorf wieder. Ein Duft von frisch gefrästem Holz drang mir in die Nase. Frische, angekokelte Sägespäne stoben von der Maschine und bedeckten den Boden. Warm, würzig und rauchig - der Geruch der toten Bäume hatte etwas heiliges.

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Chris Rusak hat mit diesem neuen Werk eine Kombination von seinem "Io | Chris Rusak" und dem "Timbre (Eau de Parfum) | Chris Rusak" gewagt. IO geniesst unter den Artisanparfum Liebhabern eine Art Kultstatus. Effektiv hatte ich leider nie das Vergnügen mit dem IO.

Das Parfum beginnt sehr dunkel, erdig und torfig. Tatsächlich erinnert mich das Ganze zu Beginn an den alten "Bat (2015) | Zoologist". Der erdige, nasse, mineralische Höhlengeruch, aber ohne die exotischen Früchte.

Mit den schrillen Zitrusfrüchten kommt die Helligkeit und spätestens mit den Kiefern und Zypressen die Wärme der Sonne. Ein spannender, wenn auch gewöhnungsbedürftiger Verlauf! Der Rauch ist warm und ganz klar finden wir auch eine gute Dosis Weihrauch wieder. Würzig, aber leicht und luftig mit den Hölzern. Hier erinnert es mich an "Woodcut | Olympic Orchids Artisan Perfumes" aber ohne die karamellisierte Süsse, welche Woodcut hatte.

Im Drydown finden wir kühle Zeder. Die Haltbarkeit ist ausserordentlich gut mit +10h

Eine tolle Duftstudie von Chris, nicht so einfach tragbar wie "Timbre (Eau de Parfum) | Chris Rusak" aber dennoch gut tragbar. Für die nicht so Hartgesottenen, gilt es den Erde-Morast Teil zu überstehen ;-)

vielen Dank an M3000, welcher mich zu diesem Spontankauf angestiftet hat. Merci!



17 Antworten
Bloodxclat vor 3 Jahren 27 23
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Der nahende Sturm
Grau der Himmel, die Wolken dunkel, getrieben vom Wind rasen sie voneinander, überholen sich und verschwinden auf der fortlaufenden Rolle der Ewigkeit. Der Druck steigt. Das Barometer bebt. Die Luft, zum schneiden dick.
Die gepeitschte See, ein auf und ab, Schaumkronen zerplatzen zu salzigen Wasserperlen, scharfe Winde aus Zitrusschalen zerren an Lebewesen. Krautige Luftstösse kommen vom Land, gnadenlos rütteln sie an den alten verrosteten Fischerbooten.
Die ersten kalten Tropfen fallen. Metallischer Dunst bedeckt den Strand, während die ausgetrockneten Böden auf die Erlösung warten.

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Neil Morris aus Boston, ist seit vielen Jahren für seine vielfältigen und speziellen Kompositionen bekannt. Hier wollte er einen "Dunklen Regen" schaffen, die Athmosphäre vor einem Spätsommersturm am Meer kreieren.

Wir haben es hier mit keinem Aquaten zu tun. Ich finde keine typischen Aquatenbausteine in diesem Duft. Es beginnt mit scharfer Limette gefolgt von einer sehr krautig-kühlen Umgebung. Es riecht nach Regen und Erde. Effektiv riecht man auch das Ozon. Metallisch und salzig schwebt es deutlich im Hintergrund. Rost kommt mir noch in den Sinn. Eine tolle Athmosphäre!

Natürlich wurden hier Aromachemicals verbaut, das ist ganz klar. Dagegen sollte man keine Abneigung haben. Wie sonst, soll man so einen Duft in diese Richtung lenken. Salz, Ozon, Wind, die See, Metall, Luftdruck, alles Dinge welche man olfaktisch nicht einfangen kann. Die Art und Weise wie Neil die Hilfsstoffe mit den natürlichen Ölen kombiniert finde ich grossartig. Zu keiner Zeit rieche ich die berüchtigte Chemiesuppe.

Der grosse Sturm beruhigt sich nach etwa zwei Stunden und bleibt zitrisch, krautig und noch etwas windig, dafür mit dunklem Treibholz im Sand für die nächste 6h.

Für Fans von Regendüften, Meerdüften und Wetterfröschen.

Nachtrag: Ich kann die Animalik in der Pyramide nicht deuten und auch im Duft habe ich diese nicht gefunden.
23 Antworten
6 - 10 von 34