CdG

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11 - 15 von 39
CdG vor 13 Jahren 9 2
10
Haltbarkeit
8
Duft
Shalimar mit Schnurrbart
Wahrscheinlich ist das Eau mit der Nr. 2 der bekannteste Duft von CdG. Übersetzt bedeutet der Name zwar „wie Jungs“, doch wer sich genauer mit den Düften aus Rei Kawakubos avantgardistischer Modeschmiede beschäftigt hat, weiß, dass lediglich einer von aktuell über 60 als designierter Herrenduft geführt wird (CdG2 Man).

CdG 2 ist eine verwirrende Kreation, zugleich aber auch ein kontrastreicher Brückenschlag zwischen den opulenten floralen Orientdüften von damals und den transparenten Wässern von heute. Als ich es zum ersten Mal roch, mochte ich es überhaupt nicht. Insbesondere die fettige, bittere Kopfnote aus Aldehyden und Engelwurz missfiel mir. Dumm nur, dass ich den Duft – neugierig wie ich nun einmal bin – gleich auf der Haut probiert hatte. Mir blieb also nichts anderes übrig als geduldig und einigermaßen angewidert abzuwarten.

Und das Warten belohnt werden! Ähnlich wie bei einem hochprozentigen Kräuterschnaps folgte auf ein krampfartiges Zusammenziehen der Gesichtsmuskeln ein Zustand wohliger Wärme und Behaglichkeit. Ich begann, tatsächlich Gefallen an dieser paradoxen und merkwürdigen Mixtur zu finden. Mit zunehmendem Verklingen der Kopfnote entfächerte sich ein seltsam wohliger Geruch, den ich zunächst nicht näher zu beschreiben wusste. Nachdem sich die aufdringliche Bitterkeit gelegt hatte, machte sie den Weg frei für einen Akkord aus Gewürzen und floral-holzigen Noten. "Was für eine höchst sonderbare und doch vertraute Mischung", dachte ich mir.

Während die Kopfnote ein herb-maskulines Altherrenparfüm einzuläuten schien, entwickelte sich die Herznote eher jugendlich, leicht und blütenhaft … um danach wieder zurück ins Herb-Krautige zu schwenken … und hiernach abermals zurück ins Blütenhafte. Geschlecht und Alterscharakter des Duftes schienen stetig zu wechseln. Es war zum Verrücktwerden! Männlich? Weiblich? Alt oder jung? Was war es denn nun?

Heute, einige Jahre später und manches an olfaktorischer Erfahrung reicher, weiß ich, den Charakter des Dufts besser zu beschreiben: Man kann sich CdG 2 ein wenig wie eine optische Täuschung auf geruchlicher Ebene vorstellen: Man nehme das Beispiel des berühmten Bildnisses aus dem Pinsel eines unbekannten deutschen Malers des 19. Jahrhunderts, das je nach Betrachtung entweder ein junges Paar oder einen Totenkopf zeigt.

Auf CdG 2 angewendet und stark vereinfacht geschildert stelle man sich einen opulenten, floralen, würzigen Orientduft in der Qualität von Guerlains Shalimar vor, dem allerdings die süßen, pudrigen und einige seiner floralen Noten entzogen wurden. Abschließend klebe man nun dem holzig-würzigen Überbleibsel einen kaum sichtbaren Vetiver-Patschuli-Bart an – et voilà: Das ist CdG 2, ein junger, holziger Blütenduft mit Adamsapfel und leicht ergrautem „pour Homme“-esken Stoppelbart.

Mit Ausnahme von Aldehyden, Engelwurz und einem Akkord aus verschiedenen Gewürzextrakten tritt keine der offiziell angegebenen Noten prominent hervor. Wäre dies der Fall, könnte man angesichts dieser Fülle auch nicht mehr von „transparent“ sprechen. Was ich rieche, erinnert mich vielmehr an den zarten, seifenartigen Duft von Rose und Palisander.

Die Sillage ist bemerkenswert und sehr prägnant – unter hunderten von Düften würde ich CdG 2 problemlos wieder erkennen.

Erstaunlicherweise wird diese unverwechselbare Buxton-Kreation hin und wieder von nicht offizieller Seite mit dem Zusatz „Woman“ versehen – dies wahrscheinlich nur, um sie deutlicher von CdG 2 Man, einer völlig eigenständigen Komposition, zu unterscheiden. Für mich ist CdG 2 jedenfalls eindeutig unisex. … Oder vielleicht doch nicht?

Solange sich Rei Kawakubo nicht eindeutig zum Duftgeschlecht von CdG 2 äußert, wird dieser Umstand wohl ein ewiges Rätsel bleiben – ähnlich wie das wahre Geschlecht von Amanda Lear.
2 Antworten
CdG vor 13 Jahren 8 5
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
C'est si bon, Monsieur Duchaufour!
Ich zählte mich nicht zu den allergrößten Fans von L’Artisan Parfumeur. „Méchant Loup“ ist ein Desaster, „Tea for Two“ finde ich grässlich und „L’Eau du Navigateur“ gerade mal mittelprächtig.

Auch Bertrand Duchaufour gehört mitnichten zu den am meisten von mir verehrten Parfümeuren. Neben dem bereits erwähnten „Méchant Loup“ schien er für meine Begriffe auch mit „Fleur de Liane“ und „Colonia Assoluta“ kein allzu glückliches Händchen bewiesen zu haben. „Kyoto“ für Comme des Garçons hingegen ist ihm wirklich gut gelungen.

Tja, und dann wäre da noch „Timbuktu“, ein holzig-rauchiger Duft von 2004. „Timbuktu“ beginnt authentisch afrikanisch mit einem fruchtigen und würzigen Auftakt aus Mango, seifigem Kardamom und dezenten Pfefferaromen. Nach nur wenigen Momenten folgt ein weicher Übergang in verschiedene Räucherharze, darunter vanilliges Benzoe und vermutlich (!) Aden-Weihrauch, den ich an seinem sehr charakteristischen, balsamisch-zitronigen Duft meine erkannt zu haben. Patschuli und vor allem Vetiver übernehmen nach gut 20 Minuten das Ruder, was für meinen Geschmack fast etwas zu schnell geschieht.

Nach rund einer Stunde wird der Duft von dezent dosierter, würzig-süß duftender Myrre fixiert und verklingt im Verlauf von weiteren ein bis zwei Stunden sehr gleichmäßig und natürlich.

„Timbuktu“ ist rauchig und vor allem holzig – einfach verblüffend schön! Nicht minder verblüffend finde ich auch, dass zu verschiedenen Zeitpunkten die Duftfahne immer wieder an „Kyoto“, eine von Duchaufours früheren Kreation erinnert. Nahe an der Haut gerochen sind fast keine Parallelen auszumachen. Doch im Abstand von ca. 30-40 Zentimetern bestehen tatsächlich ziemliche Ähnlichkeiten.

Am besten kupfert man eben von sich selbst ab, dann kann man es auch getrost als die eigene Handschrift bezeichnen.

Für mich hat „Timbuktu“ wegen seiner starken Vetivernote eine eher männliche Duftausprägung. Im Vergleich zum eher warmen, meditativen Kyoto ist es merklich kühler, holziger, rauchiger und weniger süß (wenn man hier überhaupt von Süße sprechen kann). In der warmen Jahreszeit trage ich „Timbuktu“ eindeutig lieber als „Kyoto“, im Herbst und Winter verhält es sich genau umgekehrt.
5 Antworten
CdG vor 13 Jahren 11
10
Haltbarkeit
10
Duft
Hervorragender Unisex-Orientduft
Ich liebe die süßlich schwere Komplexität und tiefgründige Würze von Chergui. Es ist ein opulenter und feinschichtiger Duft zugleich, schwer und doch balsamisch leicht.

Chergui beginnt mit einem Akkord aus süßem Heu, Honig und Gewürzen, die den fließenden Übergang zum Herzen aus Iris, Leder und Rose vorbereiten. Tabak und eine dezente Spur Weihrauch ziehen sich durch den gesamten Duftablauf und verhindern dabei, dass das Eau ins eindeutg Feminine bzw. Florale gleitet. Eine komplexer Amber-Basisakkord mit Anklängen an Vanille sowie Moschus und Sandelholz umschließen den Duft.

Die von mir geschilderte Duftpyramide ist allerdings nur eine Vermutung. Chergui ist recht komplex und selbst ambitionierten „Hobbyschnüfflern“ wird eine klare Einteilung der Noten nur schwer gelingen. Aber irgendwie ist das auch völlig nebensächlich, denn Sheldrakes Komposition sollte man als Gesamtkunstwerk betrachten. Das verhältnismäßig frühes Werk aus der Reihe Les Salons du Palais Royal Shiseido ist ein Musterbeispiel für einen erstklassigen Duft, der auf feinsten Zutaten in ausgezeichneter Qualität basiert.

Chergui hinterlässt eine deutliche, für mich sehr angenehme Duftfahne und bleibt den ganzen Tag nahe bei mir. Die Haftung auf der Haut ist wirklich fantastisch, der Drydown selbst am nächsten Morgen noch eine wahre Schau.

Trotz der handwerklich hervorragenden Komposition kann ich auch verstehen, dass Chergui – oder vielleicht auch das gesamte Orientduft-Genre – einigen (insbes. männlichen) Zeitgenossen deutlich zu feminin, süß oder schwer ist. Wie sooft hilft hier nur der Test auf der eigenen Haut und das Wissen um die eigenen Vorlieben.
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CdG vor 13 Jahren 11 1
7.5
Haltbarkeit
3
Duft
T(r)auer-Orange
Andy Tauer reiht sich zweifelsohne unter den bemerkenswertesten Parfümeurs-Newcomern der letzten Jahre ein. Seine geniales "L’Air du Désert Marocain" gehört zu den aufregendsten und irgendwie auch seltsamsten Düften, die ich in der letzten Zeit gerochen habe. Ich liebe diesen „depressiven“, kratzigen Grundakkord, diese Tauersche Guerlinade (bzw. Tauerlinade), die sich in vielen seiner Nachfolgekreationen wieder findet. In "Orange Star" ist das nicht anders.

Tauers Eau No. 9 beginnt mit einem kräftigen Auftakt aus Clementine und grüner Mandarine. Ein Hauch von Veilchen sowie Zitronengras, Orangen- und Zitronenblüte bilden sich flott zu einer spritzigen, etwas seifigen Herznote aus, die zum Drydown hin immer trockener, holziger und balsamischer wird. Auf einer leicht vanilligen Basis aus Ambra und Patschuli verklingt der Duft schließlich.

Das mag sich jetzt alles ganz wundervoll anhören, doch leider ist es das nicht. "Orange Star" riecht brachial synthetisch, fast wie ein WC-Lufterfrischer. Mit synthetischen Aromen habe ich per se kein Problem (s. mein Kommentar zu Garage von Comme des Garçons), aber welchen verflixten Grund gibt es, ein so vollkommenes natürliches Aroma wie das der Orange derart zu … verschandeln?!

Oder um es vielleicht passender auszudrücken: Der depressive Tauersche Grundakkord harmoniert leider gar nicht mit der prominenten Zitrusfrucht. "Orange Star" wirkt auf mich sehr unausgewogen und – ich traue es mich kaum zu sagen - dem Können des talentierten Andy Tauers nicht würdig. Ein echtes T(r)auerspiel…
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CdG vor 13 Jahren 15 2
10
Haltbarkeit
9
Duft
Raffinesse und zeitlose Eleganz
Soweit ich weiß, ist Quadrille nach Le Dix und La Fuite des Heures der dritte Balenciaga-Duft.

Noch gut erinnere ich mich daran, wie vernarrt meine Mutter in dieses Parfüm war – und noch immer ist. Einen kleinen Rest aus früheren Zeiten hütet sie noch immer wie einen Schatz in ihrem Wäscheschrank. Auch wenn mir der Geruch noch gut in Erinnerung ist, habe ich mir ein bisschen davon für einen Test stibitzen dürfen.

Und … wow! Selbst nach über 15 Jahren duftet Quadrille noch genau so, wie ich es in Erinnerung hatte: Es beginnt mit einem an Lakritze erinnernden frischen, sehr charakteristischen Akkord aus Zitrone und Pflaume, ein wenig später rieche ich auch Pfirsich. Die Mixtur wird stufenlos zu einer anisähnlichen Herznote aus Kardamom und Gewürznelke, bis schließlich sparsam dosiert der Jasmin seinen Nebenauftritt hat. Das Ganze sitzt auf einer ausgewogenen Basis aus Amber und Moschus. Der Duftablauf ist wie aus dem Bilderbuch und dauert mehrere Stunden. Der Drydown ist rosig und fein süßlich, er erinnert mich an teure englische Seife.

Wie einige andere fruchtigen Chypres kombiniert auch Quadrille weibliche und männliche Duftkomponenten in perfekter Harmonie miteinander. Trockenheit und Süße, aromatische Würze, Fruchtigkeit und Blumigkeit, Strenge und Sinnlichkeit sind in perfekter Balance.#

Was ich an Quadrille so bemerkenswert finde, ist die Raffinesse, mit der dieser Duft komponiert wurde. Obwohl er eigentlich für die Damenwelt konzipiert worden ist, sind in ihm keine eindeutig femininen Duftmerkmale verankert, was ihn – sparsamer dosiert – zu einem auch durchaus von Herren tragbaren Duft macht.
2 Antworten
11 - 15 von 39