Chrisone

Chrisone

Rezensionen
Filtern & sortieren
6 - 10 von 10
Chrisone vor 9 Jahren 11 6
8.5
Duft
Perfektion in Grün
Vorab: Ich bin großer Fan von Düften von Christian Dior, v.a. der Priveé-Reihe. Das soll meine Meinung allerdings nicht beeinflussen, denn alles gefällt mir dort auch nicht.
F.Demachy schuf diesen Duft zu Ehren der Stadt, in der C.Dior geboren wurde: Granville. Ein kleines 13.000 Einwohner beherbergendes Örtchen mitten in der Normandie. Wenn man sich die Geschichte der Stadt durchliest, versteht man den Duft um einiges besser, denn eigentlich soll diese frühlingsgrüne Flüssigkeit nicht nur die Schönheit der Natur widerspiegeln sondern auch, was sich in den letzten Jahrhunderten dort zugetan hat. Die Stadt war ein großer Dreh-und Angelpunkt in Zeiten von Königtum und Kaiserreich und leider auch im 2.Weltkrieg. Und daran erinnerte er mich von Anfang an, ein wenig an Schmerzen, die geheilt werden müssen mittels dieses (von Chypienne so treffend beschriebenes) Therapeuticum.

Es gibt nur eine geringe Anzahl von Düften, die mich in andere Zeiten versetzen lässt. Ich habe zu jenen Zeiten, in dem die Stadt Granville eine bedeutende Rolle spielt, noch lange nicht gelebt, wenige von uns. Und doch fühle ich mich, als wäre ich dabei gewesen. Eine umkämpfte Stadt, ein Mittelpunkt in Frankreich, Gott sei Dank nicht nur mit Trauer und Leid sondern auch mit Frohsinn und Heiterkeit.

Der Auftakt von Granville ist schwierig einzuordnen, er passt so gar nicht in das Bild das ich von den anderen Priveé-Düften habe. Frisch und fruchtig sind hierbei definitiv nicht die richtigen Adjektive, um die Kopfnote zu beschreiben. Mich erinnerte der Beginn stark an Sülzwurst. Ja genau, an dieses für 2€ im nebenan gelegenen Supermarkt und in Dose verpackte Schweinefleisch, das man hierzulande gerne zu Bratkartoffeln und Remoulade isst. Doch ich rate jedem an dieser Stelle noch nicht das Handtuch zu werfen, denn dieser Beginn hat rein gar nichts mit dem darauffolgenden zutun!

Im Herzen sind Thymian und Pinie sehr deutlich wahrnehmbar und das wirklich fast bis zum Schluss. Bei mir überwiegt Pinie und das gefällt mir sehr. Da ich ohnehin ein Freund von Düften bin, die eine gewisse Nähe zur Natur aufweisen und mich an Wald und Wiese erinnern, hatte Granville an diesem Punkt definitiv einen großen Schritt in meine Sammlung gemacht, denn bisher ist mir kein Frühlings-/Sommerduft unter die Nase gekommen, der in diese Richtung geht. Hier ist ebenfalls der Punkt angekommen, der mich zu Ehren von Dior dazu gebracht hat, über seine Heimatstadt nachzudenken. Was hat er wohl für ein Leben geführt? Granville, was ist das für eine Stadt? Sagen sich hier Fuchs und Hase "Gute Nacht", oder herrscht hier ein ernstzunehmender Zustand. Der Duft lässt diese Frage offen und bietet Spielraum für Interpretationen. So ertaste ich mich doch jede Sekunde damit an ein neues Bild über diese Stadt zu denken. Durch die gute Haltbarkeit erlebt man hier eine Reise, zumindest kommt es einem so vor.

Der pfeffrige Abspann ist nach etlichen Stunden Haltbarkeit nicht primär spürbar. Der Duft verblasst leicht, definitiv kein großer Abgang, aber das muss er auch nicht! Granville ist für mich ein dezenter Duft, der gerne im Hintergrund bleibt, wenn andere versuchen sich zu profilieren. Er ist stiller Zuhörer, ein angenehmer Zeitgenosse mit vornehmen Charakter. Ein Gentleman genießt zu schweigt, genau das tut er und ich mit ihm. Definitiv kein Duft um großes Aufsehen zu erlangen, sondern um sich gemütlich im Frühjahr auf die Wiese zu legen und über sein Leben nachzudenken. Ob er es wirklich in meine Sammlung schaffen wird weiß ich momentan noch nicht. Der Geruch ist schon sehr extravagant und ich weiß nicht ob ich auf Dauer damit zurecht kommen würde, zumal es noch so viele andere Priveé-Düfte gibt. Die Zukunft wird es zeigen!
6 Antworten
Chrisone vor 9 Jahren 6 3
5
Duft
Unspektakuläre Sommerfrische
Ich war so begeistert als ich heute Morgen das Paket in meinem Briefkasten fand, in dem eine Probe von L´Humaniste enthalten war. Vielen Dank an dieser Stelle an Digitoxyn!

Ich muss gleich an dieser Stelle Goodsmeller beipflichten: Ich empfinde haargenau wie er. Der Beginn von L´Humaniste gestaltet sich sehr zitrisch und ich wurde hier sofort an Allure Homme Edition Blanche von Chanel erinnert. Der Pfeffer hierbei ist ebenfalls deutlich spürbar, eigentlich insgesamt ein schöner Beginn der auf weitere schöne Minuten und Stunden hoffen lässt. Aber just in diesem Moment gesellen sich weitaus weniger tolle Duftnoten hinzu, die mich, wie auch Goodsmeller bereits erwähnt hat, an frittierte Lebensmittel erinnern lässt. "Einen Cheeseburger, ein paar Pommes und eine Zitronenlimonade bitte". Ein Mittagssnack sozusagen, als würde man eine vernünftige Mahlzeit zu sich nehmen wollen, hat aber gerade nicht das nötige Geld dafür und muss nun auf Fast-Food ausweichen. Ich will damit sagen, das Frapin damit eventuell ein guter Allrounder gelungen ist, der im Vergleich zu vielen anderen Nischenmarken günstig davon kommt, aber mehr ist es eben auch nicht. Es ist kein schlechter Duft, aber zu hohe Ansprüche sollte man meiner Meinung nach auch nicht haben. Ich persönlich werde ihn nicht tragen wollen, dafür ist er einfach zu unspektakulär und fordert dem Träger und seinem Umfeld nicht viel ab. Er besitzt keine Ecken und Kanten, bietet mir persönlich einfach nichts. Ein Duft hat einfach irgendetwas preis zu geben, aber wie so oft empfinde ich auch diesen Sommerduft als durchschnittlich. Zu eintönig auch leider im Abgang.
3 Antworten
Chrisone vor 9 Jahren 7 5
5
Duft
Etwas zu linear geratene "Mottenabwehr"
Bitte nicht steinigen! Ich möchte nicht allzu viele Worte zum "A taste of Heaven" verlieren, denn vieles wurde bereits gesagt. Ich bin eigentlich ziemlich offen was Lavendel in Düften angeht und finde diesen sonst auch sehr angenehm, aber da "A taste of Heaven" meiner Meinung nach fast ausschließlich aus Lavendel besteht, musste ich ihn mir doch abwaschen.

Der Flakon ist ausgesprochen schön, so wie von jedem Kilian und die grünliche Farbe tut ihr übriges zum Namen. Doch wenn so der Himmel schmecken sollte, dann möchte ich doch lieber woanders hin. Der Beginn ist ausgesprochen schön. Super Lavendelnote, die sich mal zeigt und mal kurzzeitig wieder versteckt. Ein dauerhaftes Wechselspiel. Jedes Mal wenn die Lavendelnote aufsteigt, dachte ich mir "Der Duft will zeigen das er permanent da ist". Im Prinzip ein Freund, der einem immer zur Seite steht und in jenen Momenten hervorkommt. (Die beruhigende Wirkung dieser Pflanzenart ist nicht abzustreiten. Abends auf der Couch bin ich immer mal wieder eingenickt, eigentlich absolut untypisch für mich). Nach etwa 1 Stunde bemerke ich auch etwas vom Herzen dieses Duftes, aber nie besonders viel. Entweder waren meine olfaktorischen Nerven zu diesem Zeitpunkt schon außer Gefecht gesetzt, oder es wurde einfach zu viel vom Lavendel hinzugegeben. Und so gestaltet sich der Duft sehr einseitig, überaus linear. Eingestehen muss man die von Kilian-typisch und ausgesprochen gute Haltbarkeit des Duftes, das war aber angesichts meiner Genervtheit vom Lavendel für mich kein positiver Aspekt. Ich würde von etwa 10 Stunden Haltbarkeit sprechen.

Alles in allem ein sehr anspruchsvoller Duft. Ich denke "A taste of heaven" wird einige Abnehmer finden, aber für meine Nase ist das auf Dauer hin nix. Ich gebe ihm trotzdem 50%, weil ich Lavendel vom Prinzip her sehr mag, er mir hier aber einfach "too much" ist.
5 Antworten
Chrisone vor 9 Jahren 8 4
8
Duft
Weil einfach einfach super ist!
Seit etlichen Tagen bin ich Stammgast im Lafayette. Der Weg geht immer wieder zu dem einen Stand und zu dem Duft, der sich mir nicht mehr aus dem Gedächtnis streichen lässt. Er verfolgt mich, ist überall. Ist es Paranoia? Oder bin ich es, der den Duft immer und immer wieder verfolgt?

Eine klare Antwort gibt es auf die Frage nicht. Ich meine, ich habe den Duft nicht mal gesucht. Ich stehe vor dieser unendlich schönen Auswahl exquisiter Schönheiten und irgendetwas sagte mir, ich solle doch bitte "Sacred Wood" testen. Keine Verkäuferin, auch niemand hier aus dem Forum oder sonst ein Gast in der Parfümerieabteilung. Bin ich also verrückt? Ich teste mal. Wow, ein starker Holz-Auftakt. Der Baum hätte mich fast erschlagen! Welcher Baum eigentlich? Mit wem rede ich und vor allem, wo bin ich gerade? Ach so, ich stehe mitten im Wald, eben noch im Lafayette umgeben von tausenden Menschen und urplötzlich in angenehmer Stille, man hört nur die Baumkronen rascheln, ein leichter Wind, etwas kalt. Womöglich ist gerade Herbst? Buntgefärbte Blätter, vom Sommer angetrocknete Baumrinde mit intensivem Holzgeruch. Da ist er ja wieder! Doch wo kommt auf einmal dieser süßliche, mich warm umgebende Milchakzent her? Ich habe keine Erklärung. In einem normalen Wald findet sich sowas nicht, aber ich bin ja auch nicht in einem normalen Wald! Mir gefällt dieser Geruch, egal wo er herkommt. Er liefert sich ständig ein Duell mit den Holzakzenten, doch nach etlichen Stunden Kampf überwiegt doch der mich ummantelnde, süße Milchduft, nicht komplett, aber so, das es angenehm erscheint. Ein Schuss Kokus, ist es das was ich wahrnehme? Und vorbei.. 3 Noten, mehr bedarf es nicht für diese grandiose Komposition.
Zurück im Lafayette, raus aus dem schönen Traum. Ich schätze ich war nun 8-9h (Haltbarkeit) in eine andere Welt versetzt, in der es mir richtig gut gefallen hat!

Ein in meinen Augen außergewöhnlicher Duft, der m.M.n. beste von Kilian und in diesem Herbst unter Garantie in meiner Sammlung. Recht schlicht gehalten, hier wurden wirklich nur 2-3 versch. Noten verarbeitet, aber mir gefällt es! Parallelen zu Wonderwood konnte ich nur am Anfang wahrnehmen, danach entwickeln sich beide eigentlich in ziemlich unterschiedliche Richtungen. Beide mag ich, trage sie gerne, würde aber nie auf den Gedanken kommen sie ernsthaft zu vergleichen.
4 Antworten
Chrisone vor 9 Jahren 3 1
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
4
Duft
Ich würde dich gerne kennenlernen..
.. aber du bist mir nicht Nahe genug. Dieses Gefühl gibt mit DHI nun seit 2 Jahren. Seit 2 Jahren bin ich drauf und dran dem Duft ein paar Schritte näher zu kommen, aber dieser geht immer wieder ein paar Schritte zurück. Wir bewegen uns auf einer Konstante, ohne Höhen und Tiefen. Ich würde ihn so gerne lieben lernen wollen, aber er gibt mir nicht das Gefühl von mir gebraucht zu werden.

Unglaublich das ich meine erste Bewertung zu einem der beliebtesten Düfte hier in der Community schreibe. Mir liegt kein großes Talent bei, jeden Akkord in einem Duft perfekt wahrzunehmen. Ich weiß in etwa was wonach riecht und wann es ansatzweise beginnt, aber diese so wundervoll zu beschreiben, wie einige von euch es können, liegt mir fern. Gestern war ein kalter, nasser Tag, ein Tag der danach schrie noch einmal den Dior Klassiker zu testen. Ich finde den Start von DHI unheimlich schön, warm, sinnlich, ein Duft der mich ummantelt und mir Geborgenheit verspricht. Schade nur, das nur der Beginn für mich so interessant wirkt, denn danach ist es ein Wechselspiel der Emotionen, ein Auf und Ab, ein Trauerspiel. Ich begebe mich in ein Gefühlschaos zwischen zweier Fragen "Gefällt er mir" oder "Gefällt er mir nicht". Keine der Fragen überwiegt zeitlich, alles scheint ausgewogen und so komme ich nicht 100% an diese Kreation ran. Ich wünschte es wäre anders, ich wünschte ich könnte ihn auf der Stelle packen und zu meiner kleinen Sammlung hinzutun, aber ich schaffe es nicht. Mehr Worte fallen mir hierzu nicht ein, ich werde dran bleiben und auf das beste hoffen, das dieser Duft sich irgendwann in eine Richtung entwickelt, die mir eindeutig erscheint.
1 Antwort
6 - 10 von 10