
Cipria
Rezensionen
Männerduft, eigentlich…
Wenn irgendein Parfumhaus dem Begriff Nische am allermeisten entspricht, dann war es wohl der völlig aus der Zeit gefallene Laden von Lehmann in Berlin. Auf der Suche nach Düften mit Vintage-Anmutung trifft man früher oder später auf die Kreationen der Lehmänner. Das auf gut österreichisch „altvaterische“ Geschäftslokal und die ebensolche Aufmachung der Flakons, ganz zu schweigen von der Heimseite im Retrostil verstärken die nostalgische Optik noch. Parfum nach Gewicht- nebenan Kunstblumen, wo gibt‘s denn so was?
Eine Reise nach Berlin war geplant, und die Liste der unbedingt zu testenden Düfte wurde immer länger. Lindenblüte stand ganz oben, überhaupt nach der Anfahrt durch gerade in voller Blüte stehende Lindenalleen.
Es war Ende Juni, Anfang Juli. Allerdings 2020. Also Covid. Jahr 1.
Der denkbar schlechteste Zeitpunkt zum Parfumkauf, wie wir alle leidvoll erfahren mussten.
Nichtsdestotrotz vor dem Laden angestellt, nach dem Eintreten reichte eine äußerst zuvorkommende Dame die mit den verlangten Düften besprühten Papierstreifen über ein Absperrseil, Maske runter, schnuppern, aha, Maske wieder rauf.
Was soll ich sagen? Quasi lauter Blindkäufe, die aber nur in einem Fall, nämlich dem von Habanera, schief gegangen sind.
Inwieweit die Ähnlichkeit gewisser Lehmanndüfte mit Mainstream-Klassikern beabsichtigt ist, oder nur in meiner olfaktorischen Vorstellung existiert, kann ich nicht beurteilen. Lotos ging irgendwie Richtung Fahrenheit, bekam mein Mann.
Dann Russisch Juchten, welches ich sofort ins Herz schloss, weil es mich mit seiner Leder- und Artemisianote an mein geliebtes Azuree erinnerte. Etwas heller, floraler, ein wunderbarer Chypre mit guter Haltbarkeit.
Leider ist diese Quelle wohl auch versiegt mit dem Tod des Besitzers, aber sicher wissen andere Parfumas mehr darüber.
Eine Reise nach Berlin war geplant, und die Liste der unbedingt zu testenden Düfte wurde immer länger. Lindenblüte stand ganz oben, überhaupt nach der Anfahrt durch gerade in voller Blüte stehende Lindenalleen.
Es war Ende Juni, Anfang Juli. Allerdings 2020. Also Covid. Jahr 1.
Der denkbar schlechteste Zeitpunkt zum Parfumkauf, wie wir alle leidvoll erfahren mussten.
Nichtsdestotrotz vor dem Laden angestellt, nach dem Eintreten reichte eine äußerst zuvorkommende Dame die mit den verlangten Düften besprühten Papierstreifen über ein Absperrseil, Maske runter, schnuppern, aha, Maske wieder rauf.
Was soll ich sagen? Quasi lauter Blindkäufe, die aber nur in einem Fall, nämlich dem von Habanera, schief gegangen sind.
Inwieweit die Ähnlichkeit gewisser Lehmanndüfte mit Mainstream-Klassikern beabsichtigt ist, oder nur in meiner olfaktorischen Vorstellung existiert, kann ich nicht beurteilen. Lotos ging irgendwie Richtung Fahrenheit, bekam mein Mann.
Dann Russisch Juchten, welches ich sofort ins Herz schloss, weil es mich mit seiner Leder- und Artemisianote an mein geliebtes Azuree erinnerte. Etwas heller, floraler, ein wunderbarer Chypre mit guter Haltbarkeit.
Leider ist diese Quelle wohl auch versiegt mit dem Tod des Besitzers, aber sicher wissen andere Parfumas mehr darüber.
5 Antworten
Jäger des verlorenen Schatzes
Mitsouko war meine erste Liebe. Ja ich weiß es geht um Parure, aber ich muss weiter ausholen. Es waren die frühen 80er und mein Parfumbesitz bestand aus ein paar Miniaturen im Setzkasten. Alles andere war für eine Gymnasiastin unleistbar. Ab und an vergriff ich mich an Mutters grünem Yendi und an ihrem Bath&Beauty, in der Hoffnung, keiner würde es merken.
Bis ich von einer Freundin meiner Mutter einen Flakon Mitsouko bekam, ein Geschenk von deren nicht sehr geschätzten Schwiegermutter. Sie war zwar ein Chypre-Typ, aber eher Richtung Scherrer oder Givenchy, ich fand sie damals ziemlich cool.
Es war Liebe auf den ersten Sprüher, oder war es ein Schüttflakon? Jedenfalls begleitete sie mich täglich in die Schule, bis meine Freundin und Banknachbarin meinte, ich solle statt des muffigen Mitsy doch Anais Anais versuchen, das sei jetzt neu und viel besser!
Nichtsdestotrotz Mitsouko wurde aufgebraucht und irgendwann reichte das Taschengeld für ein Fläschchen Anais.
Hier tritt die ungeliebte Schwiegermutter wieder auf den Plan: Von der Schwiegertochter bekam ich ein unerwünschtes Parure.
Was soll ich sagen? Noch heute bekomme ich ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend wenn ich daran denke, was geschah: Ich testete, war verblüfft, ratlos, völlig überfordert, zu jung, zu unreif. Die Flasche landete erst ganz hinten im Kasten und dann bei meinem Umzug zum Studium- bitte festhalten oder hinsetzen- im Müll!!!
Dann folgte eine lange parfumtechnische Latenzperiode. Kurze Techtelmechtel mit Joop, Dune, Roma, achtlos aufgesprühte Allegorias. Ich besaß nie mehr als zwei Düfte, wenn einer leer war, suchte ich mir einen Neuen aus.
Dann der erste Band von Luca Turin. Dank der Sicherheitsvorkehrungen auf den Flughäfen viel Zeit im Duty Free verbracht. Ebay, Vintage, Blindkäufe, Billigschnäppchen, Nischenabfüllungen. Fragrantica, Parfumo. Und immer wieder wurmte es mich mal gewaltig, das weggeworfene Parure.
Umso mehr als mir eine Freundin einen Miniflakon Parure Extrait schenkte.
Wie Alice im Wunderland hinabgezogen werden in ein unterirdisches Märchenschloss. Dunkle Juwelen leuchten auf moosigem Grund. Der schönste Rosenchypre aller Zeiten. Wenn man sich darauf einlassen kann.
Ganz selten gönne ich mir einen Tropfen. Eine Vintageflasche zu ergattern habe ich aufgegeben.
Auf der Suche nach etwas annähernd Vergleichbarem habe ich mich an den Rat von Turandot gehalten und bin bei den Rosenchypres gelandet:
Für mich hat Ballets Rouges einen ähnlich dunklen Glanz und eine Dichte und Tiefe wie Parure.
Die Liebe auf den zweiten Blick kam leider zu spät, Mitsouko besitze und trage ich immer noch.
Bis ich von einer Freundin meiner Mutter einen Flakon Mitsouko bekam, ein Geschenk von deren nicht sehr geschätzten Schwiegermutter. Sie war zwar ein Chypre-Typ, aber eher Richtung Scherrer oder Givenchy, ich fand sie damals ziemlich cool.
Es war Liebe auf den ersten Sprüher, oder war es ein Schüttflakon? Jedenfalls begleitete sie mich täglich in die Schule, bis meine Freundin und Banknachbarin meinte, ich solle statt des muffigen Mitsy doch Anais Anais versuchen, das sei jetzt neu und viel besser!
Nichtsdestotrotz Mitsouko wurde aufgebraucht und irgendwann reichte das Taschengeld für ein Fläschchen Anais.
Hier tritt die ungeliebte Schwiegermutter wieder auf den Plan: Von der Schwiegertochter bekam ich ein unerwünschtes Parure.
Was soll ich sagen? Noch heute bekomme ich ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend wenn ich daran denke, was geschah: Ich testete, war verblüfft, ratlos, völlig überfordert, zu jung, zu unreif. Die Flasche landete erst ganz hinten im Kasten und dann bei meinem Umzug zum Studium- bitte festhalten oder hinsetzen- im Müll!!!
Dann folgte eine lange parfumtechnische Latenzperiode. Kurze Techtelmechtel mit Joop, Dune, Roma, achtlos aufgesprühte Allegorias. Ich besaß nie mehr als zwei Düfte, wenn einer leer war, suchte ich mir einen Neuen aus.
Dann der erste Band von Luca Turin. Dank der Sicherheitsvorkehrungen auf den Flughäfen viel Zeit im Duty Free verbracht. Ebay, Vintage, Blindkäufe, Billigschnäppchen, Nischenabfüllungen. Fragrantica, Parfumo. Und immer wieder wurmte es mich mal gewaltig, das weggeworfene Parure.
Umso mehr als mir eine Freundin einen Miniflakon Parure Extrait schenkte.
Wie Alice im Wunderland hinabgezogen werden in ein unterirdisches Märchenschloss. Dunkle Juwelen leuchten auf moosigem Grund. Der schönste Rosenchypre aller Zeiten. Wenn man sich darauf einlassen kann.
Ganz selten gönne ich mir einen Tropfen. Eine Vintageflasche zu ergattern habe ich aufgegeben.
Auf der Suche nach etwas annähernd Vergleichbarem habe ich mich an den Rat von Turandot gehalten und bin bei den Rosenchypres gelandet:
Für mich hat Ballets Rouges einen ähnlich dunklen Glanz und eine Dichte und Tiefe wie Parure.
Die Liebe auf den zweiten Blick kam leider zu spät, Mitsouko besitze und trage ich immer noch.
6 Antworten