Cosmoproleta

Der perfekte Lover für Liebhaberinnen der dunklen Kirsche. Habe eine Abfüllung von meiner besten Parfumfreundin hier von Parfumo als Überraschung in meinem Briefkasten gehabt. Wir beide haben gemein, dass wir Kirsche und Tonka lieben.
Beides kommt bei diesem Duft hier sehr dicht, er ist tief und etwas verrucht und für mich absolut sommernachtstauglich, aber auch herbstlich zu denken.
Wenn man Lost Cherry mag, wird man diese Kirsche auch lieben, ich find gerade der Schuss Vanille und Tuberose macht's bei mir!
Projektion ist nicht so stark, aber hält an meiner Haut sehr lang für einen Duft dieser Preisklasse!

Ich habe gerade alle meiner Vorgänger-Rezensionen gelesen - was soll ich sagen: ihr habt Recht.
Knetenote. Yes.
Gourmand. Yes.
Pistazieneis. Klar, ebenfalls.
Was mir noch direkt auffällt, ist ne starke Tonkabohne, die da mit den ganzen anderen gourmandigen Noten rumknutscht.
Jetzt kommt der Hot Take: kennt ihr den Duft, der einem entgegenströhmt, wenn man den Aludeckel eines solchen abgepackten Waldmeisterwackelpudding mit Vanillesoße (nicht der mit dem separaten Kämmerchen, der Geschichtete!) abreißt? Keine Ahnung, welches Notenspiel daran Schuld ist, aber ich rieche diesen Punkt, wo sich die Vanillesoße leicht grün anfärbt vom Farbstoff aus dem Waldmeisterwackelpudding und das Aroma ebenfalls leicht annimmt.

Geneigte Puddingesser, die ebenfalls solche zwei Phasen separat genießen (anstatt das Zeug einfach in getrennten Kammern zu kaufen...): ich sehe euch und ihr wisst bestimmt, was ich meine.

Diese Zeder-Sandel-Kombo hat für mich die gleiche Holzigkeit wie Gloria von Cacharel oder eben auch Santal Blush von Tom Ford.
Der Bleistift wird beim L'eau Fatale aber nicht richtig krass gespitzt, sondern nur ein paar Umdrehungen, sodass man zart weiter schraffieren kann. Die Spitzerschnipsel bleiben auf dem Törtchen als Deko.
Törtchen? Tatsächlich macht ihn die süße Cremigkeit, die mit dazukommt auch schon zu einem Gourmand-Grenzgänger. Wenn es einen Holz-Blumen-Gourmand geben sollte: dies ist er.
Er ist nicht arg übersüß, aber schon sehr gefällig und beides, Holz & Cremesüße machen auch, dass er gut hält, bei eher moderater Sillage.

Vor dem Kreuzkümmel braucht man übrigens keine Angst haben und vor dem Jasmin auch nicht, beides ist ebenfalls eher zarte Deko. Ein Cheapie, der gern mal im Warenkorb landen darf, nicht nur, um einen Mindestbestellwert vollzukriegen.

Aiaiai, dieser Duft hat mich im Sturm erobert. Die CherryCoke-Vergleiche scheinen mir sehr plausibel, wobei ich finde, dass der Duft doch auch sehr cremig in der Basis wird. Er ist keinesfalls spritzig! Die Kirsche ist nicht so brachial wie bei Lost Cherry, sie gibt aber eine eher runde, warme Fruchtigkeit. Es ist fast, als hätte man einen Löffel Tonka-Mousse in diese CherryCoke gegeben - das klingt nach einem etwas bemühten Versuch, eine Art Schlammbowle zu machen. Aber in dem Duft funktioniert's, ich schwör's!
(Ich frage mich wirklich ob das klug gewählte Analogien sind, die ich hier ziehe, ich musste letztens in einer Runde das Phänomen Schlammbowle, was ich auch zum letzten Mal in den späten 90ern, vielleicht den frühen 2000ern live und in Farbe erlebt habe, erst erklären. Vielleicht kennt der geneigte Leser oder die geneigte Leserin das. Ich meine, in den USA trinkt man auch Root Beer Floats...das ist ähnlich)

Ausserdem finde ich, dass der Duft dem Armani Code Cashmere ähnelt, allerdings recht weit vom Duftzwilling entfernt ist. ACC ist etwas floraler, aber die cremige Süße teilen sie. Wer den einen mag, wird an der Cousine zweiten Grades vermutlich auch Gefallen finden.

Wir haben hier einen sehr milchigen Blütenduft, ich liebe vanillebasierte Tuberose-Jasmin-Kombis, die schön cremig und zart daherkommen. Dieser bleibt auch ganz gut bestehen, die Sillage ist wahrnehmbar, aber nicht so imposant wie bei den würzigeren Vertretern aus dem Hause Swiss Arabian, die nicht so "westernized" sind.

Die fruchtigen Noten und auch die Grünen stechen nicht heraus, sondern schmiegen sich eher an die cremige Basis. Ich persönlich finde persönlich die "Grünere Good Girl"-Assoziation nicht ganz sooo passend, weil Good Girl deutlich herber ist, trotz ähnlicher Milkyness.
Vielleicht liegt es an der Iris, die aber auch hier gar nicht so richtig Pudrigkeit einführt, sondern einfach feminine Zartheit.
Wenn ich Kandidatinnen mit ähnlichen Vibes heranziehen müsste, wären es vielleicht Junoon Noir oder Blossom Love, alles für mich Frühlings- und Frühsommerdüfte, welche ich wohl alle dieses Jahr hervorziehen werde, wenn die Temperaturen die 15°C überschreiten.