Croque

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1 - 5 von 23
Croque vor 7 Monaten 9 6
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6
Haltbarkeit
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Duft
Christine und der letzte Scentdroide
Es war das Jahr 2172 - nach jahrzehntelangen Kriegen mit den Scentdroiden wurden Letztere unter grossen Verlusten besiegt, und die Erde war wieder in Menschengewalt. Inmitten dieser postfuturistischen Ära gab es eine Scentdroidenjägerin, Christine Nagel, die für ihren überragenden Spürsinn und unverrückbare Entschlossenheit bekannt war. Ihr Auftrag war es, den letzten verbleibenden Scentdroiden namens H24 zu finden und zu eliminieren.

H24 war angeblich kein gewöhnlicher Scentdroide. Gerüchten zufolge war er der erste seiner Art, und er trug den Duft des Zeitgeists in sich, eine mysteriöse Energie, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verband. Dies machte ihn zu einer begehrten Beute für Wissenschaftler und Kriminelle gleichermassen, und auch die Kirche der Hermesjünger war brennend daran interessiert.

Die Jagd führte Christine tief in einen dunklen Wald, der von dichtem Nebel und einer süsslich-gurkigen Duftspur erfüllt war. Jeder Schritt war von Spannung und Aufregung begleitet, da sie wusste, dass sie H24 immer näher kam.

Plötzlich hörte sie ein leises Summen, gefolgt von einem schwachen grünlichen Lichtschein. Sie folgte dem metallischen Klang und fand sich in einem versteckten Lager wieder, in dem H24 seine Zuflucht gefunden hatte. Christine spürte sofort die Präsenz des Zeitgeistes, der in der Luft lag.

Mit ruhiger Entschlossenheit trat sie vor und konfrontierte den Scentdroiden. Ein Schuss aus ihrer Waffe traf H24 in die Bauchregion. Sofort war die Luft erfüllt von einem metallischen Krautgeruch, zu dem sich eine süss-saure Gurkennote der schwelenden Wunde paarte, aus welcher ein grünes Licht strahlte und zudem auch etwas synthetischer Melonensaft träufelte. Das grüne Leuchten wurde immer stärker, und alsbald war die Wunde komplett verheilt - äusserst ungewöhnlich! Christine ging in Deckung, bereit für den Gegenschlag, aber nichts passierte. H24 verhielt sich komplett friedlich und verströmte weiterhin ein krautiges Aroma, etwas schwächer als zuvor, aber immer noch präsent.

Christine spähte um die Ecke und hielt inne - sie erkannte nun auch, dass H24 mehr war als nur ein einfacher Scentdroide. Er war ein Wesen, das die Grenzen der Zeit überschritt. Entgegen ihrer Überzeugungen begann sie ein Gespräch mit H24, um mehr über den Zeitgeist und seine Bedeutung zu erfahren.

Die Geschichte von Christine und H24 endete nicht mit einem Kampf, sondern mit einem Austausch von Ideen und Erkenntnissen. Gemeinsam erkannten sie, dass der Zeitgeist eine Kraft war, die nicht kontrolliert oder ausgelöscht werden konnte, sondern eine, die die Menschheit dazu anregte, über ihre eigenen Grenzen hinauszugehen und die Zukunft zu gestalten. Und so verliessen sie den dunklen Wald, nicht als Feinde, sondern als Verbündete auf einer gemeinsamen Reise, um die Geheimnisse des Zeitgeistes zu erforschen und eine neue Ära des krautigen Fortschritts und der gurkig-melonigen Harmonie zu schaffen.
6 Antworten
Croque vor 7 Monaten 8 6
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Das Aroma der Geborgenheit
Der Titel mag arg abgedroschen klingen, aber schlussendlich verkörpert der Duft genau das für mich. Fangen wir jedoch am Anfang an.

Vor einigen Jahren stiess ich als absoluter Barbare in Sachen Parfum auf eine australische Firma die Wachsparfum herstellt, das für einen moderaten Preis gut duften sollte - tat es auch, jedenfalls aus meiner Sicht. Das erste Parfum das ich jemals selbst kaufte (dafür war vorher immer meine Partnerin am Ruder) war also ein Klon von Tobacco Vanille - das wusste ich nicht und es hätte mir egaler nicht sein können. Es gefiel mir vor allem weil es anders war als die Parfums die ich kannte - würzig, exotisch, pfeffrig, holzig, pikant-aromatisch. Diese Duftcharakteristik hat deswegen einen Ehrenplatz in meinem Empfinden, einfach weil es der erste Duft war den ich mir zulegte weil er mir selbst gefiel.

Amber Oud Tobacco Edition füllt diese Art von Duftcharakter komplett aus - der Duft ist ein würziges Ungetüm. Ungebändigt agieren Gewürznelke und Pfeffer als Hauptdarsteller im Auftakt, assistiert von Hölzern und Harzen im Hintergrund. Dazwischen scharwenzelt ein räudig-frivol einladender Tabak. Letzterer ist niemals rauchig, sondern eher lecker, süss, zimtig, vage nussig. Flüchtige Vanille und eine vereinzelte scheue Kakaobohne runden die aromatische Kreation ab und retten sie vor der kompletten exotisch-erotischen Überbordung.

Zurückhaltung wird hier klein geschrieben oder komplett weggetipp-ext. Diese wuchtige Aura kann leicht anecken, die Dosierung muss mit Feingefühl situationsabhängig abgestimmt werden. Weniger ist hier immer mehr. Dieser Duft will entdeckt werden, häppchenweise erschnuppert, gemächlich erfühlt - kommt er in zu grossen Wellen kann das im Umfeld zur kognitiven Überladung führen.

Richtig dosiert entführt der Duft in warme Sphären, umarmt wie eine Kuscheldecke, bietet spendabel Geborgenheit selbst unter den widrigsten Umständen. Das ist weit mehr Kompetenz als ich vielen anderen Düften zuschreiben kann, und deshalb mag ich ihn besonders.
6 Antworten
Croque vor 7 Monaten 41 20
9
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Impulskauf nach Lehrbuch
Sommer 2013, Amman, Jordanien; im Showroom der Zalatimo Brothers, bekannt für die besten Kekse im ganzen Nahost. Der Verkäufer drängt mir ein in grüner Folie verpacktes Ding auf. Ich mag ja Süssigkeiten nicht besonders, und Kekse sind sowieso viel zu trocken. Das Ganze noch in dieser Gluthitze. Die Erwartungshaltung dementsprechend auf Limbohöhe. Nach erneuter Aufforderung begleitet von strahlendem Lächeln seitens des unermüdlichen Verkäufers packe ich das Ding aus und beisse rein - und bumm, oh là là M'sieur! - ist das süss, crunchy, saftig, cremig und nussig zugleich; mit dabei Pistazien, Honig und mindestens 10 Löffel Puderzucker. Überwältigt und leicht verunsichert beschenke ich den Verkäufer mit einem Aufblitzen einer krümligen Zahnreihe was dieser prompt zum Anlass nimmt mir eine XXL-Blechdose voll der pudrigen Teigpralinen aufzuschwatzen. Ma'amoul der Name, stolz der Preis. Ab damit.

Herbst 2023, Ottos Beauty Shop; Ich sprühe grosszügig Honor & Glory auf den Teststreifen, kein Schütteln und Abwarten, sofort ran an den Zinken - und bumm, oh là là Madame! - der bringt meine Stimmung steinbocksteil nach oben. Sofort wird unehrenhaft nachgelegt, Handrücken, Arme, ganzes Sakko voll. Ob sie weiterhelfen kann fragt die Mitarbeiterin, nein kann sie nicht, mir ist zu diesem ruhmlosen Zeitpunkt auf mehreren Ebenen nicht zu helfen - sieht sie schliesslich auch ein. Ich sauge den Duft nochmal tief ein und schwebe - das ist hinreissend, süchtig machend! Ma'amoul zum Aufsprühen. Habe ich weder gesucht noch gewollt, aber jetzt ist es da und ich will es nicht mehr hergeben.
20 Antworten
Croque vor 7 Monaten 3
9
Flakon
5
Sillage
4
Haltbarkeit
6.5
Duft
Geradliniges Süssholzgeraspel
Von Beginn weg durchgehend süss, warm, leicht holzig mit gefälligem Wacholder. Ganz schwach ist auch etwas Fruchtiges wahrnehmbar. Laut Angaben ist es Apfel, das rieche ich jedoch nicht heraus, es verschwimmt zu stark mit der Süsse. Der Verlauf ist ziemlich linear - zum Schluss bleibt vor allem die luftige Holzigkeit übrig. Die Gesamtbalance stimmt für mich, auch wenn die Süsse etwas zu überbordend wirken kann.
Insgesamt ein heller, freundlicher, unaufdringlicher Duft für die Übergangszeiten zwischen Frühling/Sommer und Sommer/Herbst. Eher für Junge und Junggebliebene. Eine gute Wahl für Parfumneulinge die die Welt der holzigen Noten für den schmalen Taler erkunden möchten. Definitiv ein Lichtblick im Niedrigpreissegment, da dieses meistens von aquatischen duschgel-artigen Frischedüften dominiert wird.
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Croque vor 8 Monaten 8 4
10
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
10
Duft
Ein hinreißend verruchter Grandseigneur
Wirkung:
Vom ersten Moment an ein absoluter Wohlfühlduft. Er wirkt gleichzeitig anständig, höflich, zuvorkommend - dann aber auch wieder zielbestimmt, lustbegierig, und ein bisschen verrucht. Er hat eine entwaffnende Direktheit, er schafft aus dem Nichts eine kleine Intimitätsblase deren Einladung man kaum ablehnen kann. Ein kurzes Schnuppern reicht aus um meine Stimmung zu heben und meinen Sinnesfokus vollkommen auf die Nase zu verlagern. Ein süchtig machendes, fast schon delirisches Aroma in elegantem Aufzug. Ein vertrauter wiederkehrender Traum einer möglicherweise vergangenen Welt voller ehrlicher Souveränität und echter Empathie.

Duft:
Ist es Pflaume, Zwetschge, oder Kirsche? Eine Kombination der Drei? Es erinnert mich an "Ume Shu", ein süsser japanischer Pflaumenwein. Dazu gesellt sich etwas Leder, ein Hauch von Tabak. Später sind auch Vanille und im hintersten Winkel eventuell etwas Zimt wahrnehmbar. Die dunkle Fruchtigkeit bleibt aber durchgehend im Vordergrund. Ein echter Kosmopolit, vereint diplomatisch von Fernost bis West, aber bewahrt trotzdem Charakter.

Anlass:
Ich trage ihn zur Abendgarderobe. Muss nicht zwingend Sakko oder gar kompletter Anzug sein, einfach geschmackvolle gut sitzende Kleidung, die zusammen mit dem Duft einen ordentlichen Selbstbewusstseinsschub schafft.

Flakon:
Meisterhafte Proportionen, elegante Schlichtheit, schwer, wertig, sehr maskulin. Passt hervorragend zum Duft.

Kritik:
"Jede Pflaume hat ihren Stein." sagte Čelakovský einst. Bei aller Lobhudelei muss ich auch auf einen negativen Aspekt eingehen. Der Duft ist vor allem zu Beginn sehr stark, und das kann bei einer intimeren Begegnung auch zum Stolperstein werden. Sehr stark sollte jedoch nicht mit übermässiger Sillage verwechselt werden - die ist zwar da aber nicht raumfüllend.

Fazit:
Die Pflaume schmeckt am besten frisch vom Baume. Aber das hier ist verdammt nah dran.
4 Antworten
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