DarkWinterCS

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6 - 10 von 276
DarkWinterCS vor 11 Monaten 14 7
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
007 - Im Auftrag ihres Vetivers
Lange habe ich mich zurückgehalten. Fokussiert und konzentriert auf diesen Moment, auf einen Duft der vieles, wenn nicht sogar ALLES in meiner Wahrnehmung ändert.
Rezensionen sollen von mir nur noch zu den speziellen Düften kommen. Diese, die positive Erinnerungen hervorholen, besonders für meine weitere Entwicklung waren und sind, ansonsten alles in Kurzfassung aka Statements.
Dass nun genau dieser "Sycomore (2016) (Eau de Parfum) | Chanel" dies als nächstes erreicht, verwunderte, überraschte mich. Denn die Düfte der Marke werden vorrangig durch alle möglichen Begleiterscheinungen der „Bleu de Chanel“-Reihe dominiert. Wenn man an Chanel denkt, dann direkt an die frischen Vertreter, die ein Genre und die komplette Duftlandschaft geprägt haben. Dabei weiß ich doch selbst genau, dass dahinter so viel mehr schlummert. So konnte mich vor einiger Zeit auch "Le Lion de Chanel | Chanel" überzeugen, auch wenn die knarzige Auslegung mittlerweile nicht mehr meinen Geschmack folgt.

Der zweite, noch viel überraschendere Grund. Sycomore ist ein Vetiver-Duft. Wer mich und meinen Blog zur Duftnote kennt, weiß, ich bin nicht gerade ein Verfechter jener Note und es gibt nur einen erlauchten Kreis von Kreationen, die meinen Ansprüchen mit dieser Note als Hauptkomponente genügt. "Dark Lord Ex Tenebris Lux | Kilian", der vordergründig mit einem bestimmten Teil des Vetiver-Stoffes spielt und "Vétiver Extraordinaire | Editions de Parfums Frédéric Malle" waren die beiden, die noch in gewisser Weise mein Duftherz für die Note am Leben hielten. Doch für den letzten entscheidenden Schritt waren auch diese nicht gut genug.
Es ist nicht so, dass ich zu wenige Düfte mit der Note probiert hätte. Jedoch wird in meinem Blog mein persönliches Problem recht gut geschildert.

Warum Sycomore ?

Sicherlich ist diese Frage nicht komplett unberechtigt. So ist dieser Chanel doch eigentlich recht urtypisch für diese Kategorie und das Eau de Toilette gilt bis heute als einer der urtypischsten und kernigsten Vertreter des Duftstoffes.
Ich muss zugeben, die Entscheidung für den Test fiel nicht unbedingt einfach. Nicht nur, da ich sonst beim Namen Chanel keine Luftsprünge mache, sondern weil ich mit Vetiver ein Thema angehe, welches für mich abgeschlossen war. Sicherlich testet man immer mal wieder etwas in der Hoffnung noch etwas schönes zu finden, die Trefferquote war aber meist eher miserabel (siehe "St. Vetyver | D.S. & Durga"). Aber es bestand nun mal die Möglichkeit im Zuge eine Probentauschs das Ganze etwas zu begutachten.

Nachdem ich mich etwas informierte, merkte ich, wie die Neugier und Faszination in mir aufkam, da sämtliche Quellen von einem sehr schönen und eher untypischen Vetiver sprachen, der sich besonders durch eine gewisse Wärme auszeichnete. Ich habe mich also quasi selbst in einen Hypretrain gesetzt.
Jedoch hatte ich im Hinterkopf, diese Klassiker oder klassischen DNAs sind gar nicht mehr so weit weg von meinem Geschmack. In den letzten Monaten konnte ich einige Düfte aus der Richtung für mich entdecken und besonders Lavendel schaffte es in bestimmten Kombinationen immer mal an meinen Hals. Mein Geschmack entwickelte sich weiter und dies war recht deutlich. Sicherlich hat das Alter auch seine Schuld, jedoch ermöglichten mir einige mir unbekannte DNAs einen Wechsel meines Geschmacks vorzunehmen, sodass ich dem Ganzen offener gegenüber stand.

Die Ankunft

Als die Herstellerprobe endlich in meiner Hand lag traute ich mich nicht so recht, die Enttäuschung lag einfach zu nah. Aber ich probierte zögerlich das Wässerchen erst am Arm. Ich wusste im ersten Augenblick nichts damit anzufangen. So strahlte mich doch erstmal die typisch-grasige Note mit einer gewissen erdig-feuchten Prise an. Soweit so bekannt. Da ich doch nicht so geizig war, landeten drei Sprüher an der besagten Stelle. Ich wollte das Wässerchen seinen Lauf lassen und die Zeit geben, die er vermutlich benötigte. Es war genau die richtige Vorgehensweise…

Sycomore erstrahlte genau so wie ich es mir erhofft habe. Schafft er es doch genau das zu vermitteln, was ich bei der Auswahl meiner Düfte im Normalfall suche. Keine angepassten Parfüms meines genauen Geschmacks, sondern eine kitzelnde, ja vielleicht sogar störende Note, die einen Duft interessant macht, aber gleichzeitig zu mehr einlädt. Mehr Erkundung, mehr Faszination, mehr Gedanken und Erinnerungen. Entsprechend wirkt die Vetiver-Komponente eigentlich eher zwiespältig auf mich, bemuttert mich aber solange, bis die warmen und umschmeichelnden Noten meine Nase verwöhnen.
Dabei möchte ich mich aber nicht in einzelnen Noten verlieren, da das komplette Konstrukt einfach so schön aufeinander aufbaut. Erst das typische Vetiver-Gras, welches wie bereits beschrieben feucht, erdig und grasig wirkt. Schnell wird der Duft wärmer und spielt mit einer aufblühenden Komponente.

Aldehyde ahoi

So wird der Duft weicher, cremiger und für meine Nase verträglicher. Auch eine leichte alkoholische Note und etwas Vanille mag ich vernehmen. Alles sorgt für ein Erlebnis, welches mich sanft durch die wärmeren Jahreszeiten begleitet und irgendwie trotzdem nicht mit Eleganz geizt. Auf diese cremig-weiche Untermalung habe ich bei dieser Art Düfte gewartet. Hier wird eine Note so schön umrahmt, dass ich als Vetiver-Zweifler nur meinen Hut ziehen kann.

Möchte man sich eine passende Assoziation vor Augen führen, so würde ich an einen thailändischen Strand mit türkisem Wasser denken. Eine Strandbar, etwas geselliges Treiben und Liegen unter aufgereihten Palmen. James Bond liegt auf eine dieser Liegen. Die Luftfeuchtigkeit umweht die Blätter. James, gekleidet in einer cremefarbenen Leinenshorts und einem weißen, aufgeknöpften Leinenhemd. Ein Gin Basil Smash in der Hand und die Gedanken fernab des normalen Alltags. In der Liege daneben liege ich, nachdem der Flakon bei mir einziehen musste…
7 Antworten
DarkWinterCS vor 1 Jahr 6 6
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Geheimnisse des Dschungels - Lost in the Forest
Kleine Boote auf dünnen Flüssen
Kein Motor, Handbetrieb
Zwei Passagiere, ein Steuermann
Der Weg durch die Wassergassen des Dschungels

Vietnam oder Philippinen, Hauptsache grün
Die Luft so schwül und dicht, dass man sie schneiden kann
Verschwitzte Kleidung klebt am Körper
Die Geräusche des Dschungels machen auf sich aufmerksam

Insekten fliegen umher
Affenlaute in einiger Entfernung
Die Wurzeln versunkener Bäume am Grund des Wassers
Aromatisch grün unterwegs

Der erste Fuß auf die weiche und feuchte Erde
Abdrücke, die in Erinnerungen verbleiben
Hier noch ein Foto, dort posiert
Einfach abschalten und die Wirkung genießen

Verschiedenste Gewächse beduften die Luft
Unbekannte Arten jeglicher Pflanzen
Früchte an den Baumgrenzen
Das Gefühl von Regen

Minze strömt in meine Nase
Feuchte Erde klebt an Beinen und Füßen
Mango saftig als Snack
Unberührt, spektakulär anzusehen

**

"Royal Mamberamo | Jinkoh Store" ist ein Duft, der den Traum des Dschungels in die Nase projiziert. Saftig, grün und warm. Das Papua Oud lässt in öliger Form jede Pore von Dschungel aufblitzen. Auf der einen Seite wärmend durch die assoziierte Feuchtigkeit, andererseits kühlend bei hohen Temperaturen durch ätherische Frische und einem Hauch von Frucht.

Hier wird mein Geschmack getroffen. Pur, roh und doch so weich. Ein Besuch im Dschungel ostasiatischer Länder könnte nicht besser in eine duftende Form gebracht werden. Leichte Minze umschmeichelt, saftige Mango will exotische Träumereien aufleben lassen. Mehr tropisches Feeling geht nicht. Meine Füße spüren noch die feucht-warme Erde, die fast einen schlammigen Charakter bebildert.

Kommt mit mir ins Abenteuerland…
6 Antworten
DarkWinterCS vor 1 Jahr 7 11
8.5
Duft
Hexen verzehren Märchen mit blutigen Fingern
Die Sonne geht auf
Taucht den Morgen in gleißendes Licht
Nebel hängt zwischen den Bäumen
Geräusche flüstern mystisch

Ich muss hinein
In die Tiefen, ins Undurchschaubare
Der Weg zum anderen Ende
Nebel der mich verzehren will

Gespenstisches Rascheln
Laute wilder Tiere
Okkultes Gesäusel
Paranormale Schatten

Ein Haus in Form eines verrottendes Kürbis in der Ferne
Mit Schindeln und Schornstein
Austretendes Unheil
Lange Finger
Dürre gestalten
Krauses, ungepflegtes Haar der Farbe Aschgrau

Ich versuche zu flüchten
Werde gehalten durch unsichtbare Greifer
Das Knacken hinter mir
Schrilles Gelächter
Wahrgewordene Albträume druidischer Tränke

**

"Salem (Eau de Parfum) | Sixteen92" ist ein undurchschaubarer Komplexität. Das von mir getestete Parfüm in öliger Konsistenz vermag keine Greifbarkeit auszustrahlen. Viel mehr ist es ein wahrgewordenes dunkles Märchen in olfaktorischer Form, die einen nicht mehr loslassen will. Ich dachte erst, den kennt du in anderen Formen. So vereint Salem doch spielerisch Noten von "Kayu Kretek | N•O•A•M" und "The Raven | Alkemia". Hier in der besonders hexenhaften Variante von dunklen Wäldern, strahlenden Gewächsen und würziger Tränke-Braukunst.

Gewürznelken werden durch die Luft geworfen, mögen beinahe den Charakter eines Bay-Rum annehmen. Veilchenblätter verdecken die Stellen hexenhafter Gestalten. Das Geäst und die Hölzer der erdig-ätherischen Form lassen mich in ihren Armen hängen. Der Kessel aufgesetzt, die Scheite angebrannt. Glühende Kohlen, leichte Schwaden tanzen um den Platz des Spektakels. Leder soll das einzige sein, was noch an meinem Körper anliegt, während Birkenrinde an mir reibt.

Der Versuch zu entkommen schlug fehl. Die Geschichte hat kein Happy End. Die Indoktrination beim Hexensabbat hat begonnen.
11 Antworten
DarkWinterCS vor 1 Jahr 8
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Die Ananas ist geklaut (eo eo), das weiß ich nur alleine (eo eo)
Der Sommer kommt !
Manche haben ihn zu langer vermisst
Andere stören sich an den zu warmen Temperaturen
Sommer bedeutet Fruchtigkeit, Frische und Spaß

Wie wird dieses Jahr der Sommer beduftet ?
Mit bekannten Klassikern
Mit neuen Emporkömmlingen
Anders, als ich mir sonst meine Düfte vorstelle

Fruchtigkeit, steht hier für Ananas
Für Cranberry
Für zitrische Noten
Frische, steht für Ambroxan
Zumindest im Massenmarkt

Sonne, Meer und Aventus ?
Nicht in diesem Jahr !
Der Wandervogel der mass-market-niche hat zugeschlagen
Diesmal bei Somens

Das ist alles nur geklaut (eo eo)
Das ist alles gar nicht meine (eo)
Das ist alles nur geklaut und gestohlen, nur gezogen und geraubt
Entschuldigung, das hab ich mir erlaubt

###

Mit "Capriccio | Somens" hat Christian Carbonnel mal wieder bewiesen, wie gut er bestehende DNAs mit so wenig Arbeit wie möglich verwurschteln kann um einen guten, aber keinen besonderen Duft zu präsentieren. Hier handelt es sich um eine fruchtigere und nicht rauchige Version von "Aventus | Creed". Nicht mehr und nicht weniger. Wer für den Sommer etwas fruchtiges tragen will, ist hier allerdings richtig. Saftige Ananas, süß-säuerliche Cranberry, dazu die Aventus-typische Patchouly-Ambroxan-Moschus-Basis.

Hier weiß er es aber nicht nur alleine um im Kontext der Prinzen zu bleiben. Jeder der den Duft schnuppert wird unverkennbar das Original erkennen. Aber mittlerweile erwarte ich nicht mehr von diesem Parfümeur. "Nefs | Nishane" scheint eher mal die Ausnahme gewesen zu sein.

Gut ausbalanciert, gut zu tragen, aber wie immer keine große Kunst.
0 Antworten
DarkWinterCS vor 1 Jahr 9 2
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Waldiges Zuchtgehege williger Hirsche
Wälder an einem Herbstmorgen
Nadelbäume erstrecken sich
Götterdämmerung
Gleißende Lichtstrahlen durchbrechen
Wabernder Nebel

Das Wild springt durch die Gegend
Paarungswillig und erhaben
Stolz und verletzlich zugleich
Reibts sich an Bäumen
Fellreste

Schokolade läuft Baumrinden entlang
Harze gesellen sich dazu
Birkenteer tropft auf den feuchten Boden
Moose voll mit Wasser
Klebrige Flüssigkeiten bleiben am Fell hängen
Durchtrieben diese Zeit

**

"Russian Oud (Extrait de Parfum) | Areej Le Doré" ist nicht nur der erste Duft von Areej, den ich je getestet habe, es ist auch eine Offenbarung an den Wald, die Natur, die Tierwelt. Eine Symbiose von Flora und Fauna die in einem Duft voller Hingabe und Faszination widergespiegelt wird.
Animalisch-kuschelnde Moschusnoten verzehren sich in feuchten Fell. Wild, ungezügelt und zärtlich zugleich. Kein Schreihals, eher der sanfte Verführer.

Dazu die Seite des Waldes, die alles bietet, was ihn geheimnisvoll wirken lässt. Feuchte Aromen von Nebel auf vollgesogenem Moos. Nadelbäume duften durch Rinde, Nadeln und Zapfen. Harze voller Cremigkeit. Hölzer voller Kraft und Helligkeit. Dazu Birkenteer und anfangs kräftiger Kakaobohnen.

Sexy, lecker, ätherisch und anziehend in einer Weise, die man überraschend gut tragen kann und immer wieder nach einem ruft. Trag mich auf und genieße.
2 Antworten
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