DarkWinterCS

DarkWinterCS

Rezensionen
1 - 5 von 286
Steve McQueen Signature Coolness
In den letzten Jahren ist es immer häufiger zu sehen. Die Leute sind fasziniert von "old money" beziehungsweise lassen sich davon triggern.
Auch wenn die wenigsten wirklich das umsetzen, was old money oder quiet luxury aussagt, so finden mehr und mehr Leute auch Interesse an eleganten und weniger pompösen Duftkreationen.

Ich bin schon länger Fan von leiseren Düften. Nicht nur, weil man sich damit mittlerweile abhebt aus der Landschaft - denn die Dufthäuser befeuern den Trend der "Performance-Monster" - sondern weil ich auch oft von zu starken Düften genervt bin. Zusätzlich wenn Unmengen Farbstoff in die Düfte gemischt wird um diese fertiger aussehen zu lassen. Meine Hemden schreien oft um Hilfe wenn ich mich parfümiere, denn jeder gefärbte Duft ist der Horror jedes hellen Stoffes. Daher suche ich immer wieder nach den passenden Kreationen, die meiner Suche entsprechen.

Ich kann mich noch an ein Video von vor 5 Jahren oder so erinnern, als Jeremy Flagrante mal Reflection Man als den "Christian Gray"-Duft bezeichnet hat, weil dieser kühl, elegant und etwas distanzierter wirkt. Das würde ich auch heute noch unterschreiben, denn Reflection Man ist immer noch ein toller und einzigartiger Duft.

Möchte man nun einen drauf setzen, etwas erwachsener wirken und noch mehr Eleganz ausstrahlen, dann sollte man Bois d'Argent Esprit de Parfum ausprobieren. Der ist in diesem Vergleich der Steve McQueen, der "King of Cool".
Ähnlich kühl, aber auf einer anderen Ebene. Nicht durch die Blumigkeit, sondern eher die Kombination aus Weihrauch und Pudrigkeit. Diese Iris aus der Iris Pallida-Familie duftet super wertig, kühl und metallisch. Wie eine silberne Flüssigkeit, die sich über die Haut zieht und einen Panzer bildet. Die Kombination hat eine leichte Anmutung von Graphit und einem Bleistift.
Im weiteren Verlauf gesellt sich eine rauchige Honignote dazu, die nicht unbedingt Süße mitbringt, sondern dieses leicht wachsig-klebrige Aroma mitbringt.

Es vereint sich zu einem Duft, der zurückhaltend, dennoch ausdrucksstark und definiert erscheint. Nicht knallig, nicht so süß-rauchig wie Bois d'Argent Eau de Parfum.

Egal ob Rollkragenpulli und Chino auf dem Segelboot, V-Neck und Bundfaltenhose im 67er Ferrari 275 GTB oder im Doppelreiher. Dieser Duft spielt mehr denn je mit dem klassischen Auftreten und der Moderne. Ein zeitloser Duft, wie auch das Original, nur nochmal besser. Das liegt auch an der längeren Wahrnehmung auf der Haut, da man ihn selbst länger genießen kann.

"I believe in me. I´m a little screwed up but I'm beautiful.
(Steve McQueen)
3 Antworten
Der rauchige Schleier von erkaltenden Tagen
Flirrende Flocken, feucht-kalte Luft und knisternde Holzscheite. Stille im Wald und gedankenverloren unterwegs. Trotz November-Blues und nachdenklicher Zeiten erhellt hier ein warmer Schein viele tiefsinnige Gemüter. Hell, aufheiternd und geborgen. Ein samtiges Kissen aus Velours, welches vorm Feuer auf einen wartet und in eine Welt voller Zuneigung einlädt. Leises lodern von Flammen.

Kein alternden Bilder von römisch-griechischen Gedenken die uns Memo hier ausdrücken will.
Trotz dessen passen die Symbolik mit dem Werkzeug in der Hand um im nächsten Schritt etwas wundervolles, vielleicht sogar monumentales der Kultur zu erschaffen. Lineal, Hammer und Meißel für die richtigen Proportionen und die gestalterische Freiheit. Vielleicht nichts Neues, trotzdem etwas, was Begehrlichkeiten aufweckt.

Memo schafft sich hier selbst einen Duft, der mir in Erinnerung bleibt. Eine perfekte Harmonie, die auch Celine schon mit "Black Tie | Celine" vollbrachte und auch das Thema Vanille in einer Art zugänglich machte, wie es vorher niemand anderes kennte.

Statt der cremig-pudirgen Ausrichtung ist es hier ein wundervolles Spiel mit Gewürzen und Rauch, die Faszination auslöst und mich träumen lässt. Die Balance, die ich jedes Mal als entscheidenden Punkt ansehe wird hier wieder umgesetzt. Nicht die Performance oder die nervig dauerhafte Anwesenheit.

Zarte Vanille, unterlegt von leichter Tonkabohne und einem Hauch Zimt. Dazu ein wenig Vetiver um einen erdigen Touch und eine gewisse Kraft zu verleihen. Allein wäre dies zu viel auf Dauer, deshalb wird ein wundervoll cremig-harziger Rauch entgegengesetzt, der nicht scharf, speckig oder zu intensiv beduftet. Genau die Menge, die es bedarf um aus einem guten Duft einen herausragenden zu machen.

Aus diesem Grund stört die monothematische Zusammensetzung oder die fehlende Entwicklung auch zu keiner Zeit. Hier wurde sich auf die Simplizität fokussiert und das bestmögliche kreiert, was diese Kombination an Zutaten hergibt. Der Platz neben Black Tie sei ihm sicher und damit haben die drei Gestalten des Flakons doch einen guten Job gemacht.
3 Antworten
Herbe Gesellschaft in der Zitrusplantage
Herb, klassische Anmutung, grün und zitrisch.
Eine Kombination von Dufteigenschaften, die mir in Parfüms normalerweise nicht unbedingt zusagt. Das mag an dem Weg liegen wie ich zu Düften gekommen und, als auch, welche mich schon als Jugendlichen gereizt haben. Zum anderen mag es auch an den Extremen liegen, die einem normalerweise in der Duftlandschaft entgegenfliegen.

Versuche gab es meinerseits viele. Der ein oder andere Treffer war sogar erfolgreich, dennoch konnte ich mich noch nie gänzlich mit dieser DNA anfreunden. Basso versuchte dies nun endgültig in eine Bahn zu lenken, die mir gefallen sollte. Mit den Gedanken an Terre d'Hermès Eau de Toilette und Oligarch Eau de Parfum wusste ich allerdings nicht, ob dies gelingen wollte. Denn Oligarch war mir zu herb, TDH immer ne Spur zu viel Vetiver. Trotzdem möchte ich mich gerne überzeugen lassen, denn schon No. 007 zeigte wunderbar, dass es klappen kann.

Basso machte vermittelte mir erstmal genau das, was ich erwartet hatte. Zitrik, die durch Grapefruit spritzig und zugleich herb wirkte. Saftig, mit einem grünen Unterton von Vetiver ohne zu sehr auf dieser Anmutung von frisch geschnittenem Gras rumzureiten. Ingwer, der einen frisch und leicht seifigen Hauch auf die Haut gibt. Pfeffer, in eher fruchtiger Form von rosa Pfeffer, als auch die würzige Komponente der schwarzen Variation. Dazu Hölzer, die eine Grundlage bildeten und ein derberes Bett projizierten. Ich vernehme auf jeden Fall auch Galbanum, welches sich grünlich und leicht gummiartig im Hintergrund rekelt.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass dieser Duft so beliebt ist. Recht markant, ziemlich maskulin und doch irgendwie konträr zu der Duftentwicklung der breiten Masse, die ja eher auch süßlich, fruchtig und oudig tendiert.
Dennoch löst er eine gewisse Faszination auf mich aus, die ich nicht richtig beschreiben kann. Hier muss ich mich definitiv über eine gewisse Zeit rantasten, da er für mich langsamer „Klick“ macht als der oben genannte Floris.

Nichts zu bemängeln gibt es bei Haltbarkeit und Sillage, da er prominent am Anfang wahrnehmbar ist und auf Dauer Wolken um den Hals projiziert. Das Holz und die grünen Noten halten den Duft richtig lange am Leben.

2 Antworten
DarkWinterCS vor 1 Jahr 7 4
Schwarze Todesschote der Versuchung
Gibt’s in der Hölle Vanille?
Wenn ja, dann wird die kalt serviert, als Rührstab in einer Coke.

Mit "Vanille Diabolique | Renoir" habe ich jetzt eigentlich alles gesehen, was man mit Vanille anstellen kann. Von klassisch bis modern.
Der hier? Abgefahren.
Total unkonventionell, schon fast artisan und künstlerisch. Ein Enigma pour Homme Parfum mit präsenterer Performance und leicht überdrehter Kopfnote.
Obwohl so überdreht auch nicht, aber mal ein kurzes Aufblitzen der DNA-Sterne die mal ankündigt, was sich alles in diesem Duft verbirgt. Zitrisch, fast stechend spritzig. Leichte Süße, gewürzte Vanille und dann Zimt mit Kardamom.

Von Anfang an will mir die Cola ins Gesicht springen, spritzt herum, fast Ingwer-artig. Es knistert richtig auf der Haut und n der Nase, obwohl sich im Hintergrund schon die Vanille anschleicht und eine heftige Wolke von sich preisgibt. Weniger die die in Richtung Backaroma tendiert, aber durch die Cola wirkt sie wuchtig, fast wie am Hals verschmiertes Vanillemark. Hui, da geht’s los. Ein Cocktail für die ganze Bar.

Alkohol wird ausgeschenkt, Würze verteilt. Jeder darf mal schnuppern alle dürfen mal dran lecken. Zerbissene Kardamomkapseln, die Zimtstangen als Rührstab und Strohhalm. Es knistert immer weiter, die Erfrischung ist noch nicht abgeklungen.
Dann ist sie tatsächlich da, diese Vanille der Hölle. Warm, weich, bekannt und trotzdem neu. Etwas unspektakulär, trotzdem alles gut duftend. Unterstützt durch warme Harznoten und weiterhin einer gewissen Würze.

Aber irgendwie fehlt mir was. Vanilla Diorama, ähnliche Komposition, bessere Umsetzung gefällt mir mit seiner französischen Art deutlich besser. Da hat die Balance der DNA mehr überzeugt und vor allem war die Vanille-Orangenkombi viel schöner in der Nase.

Diese Cola-Brise stört auf Dauer etwas und verdeckt einige Nuancen des Dufts. Vor allem wirkt die Wolke der Sillage anders als die wahrgenommenen Noten des Trägers. Meine Frau hat fast Schnappatmung von der versteckten Vanille der Kopfnote bekommen.

Guter Versuch war´s.
4 Antworten
Der Hype, die Kirsche und der Duft mit dem großen ABER
Zugegeben, ich habe mich lange zurückgehalten mit dem Test dieses Dufts, aber habe mich jetzt nach der Zeit darauf gefreut. Spannung war wohl eher das passende Wort, trotz meiner Eindrücke zu Oud 31. Denn dieser ist bei mir nicht so gut angekommen. Mir hat der Gesamtverlauf nicht gefallen, die typische Carbonnel-Formel war mehr als sichtbar und somit auch die Parallelen zu seinen vorherigen Werken. Insgesamt ein eher enttäuschendes Erlebnis für mich.
Als dann die Ankündigung zu Cherry X kam, war ich weniger euphorisch, als beim ersten Release. Zum einen durch die Erfahrungen mit Oud 31 und ebenfalls wegen des Themas Kirsche. Zu oft wurde mir diese Note vermiest. Ob nun durch eine pappig-süße Variante wie bei Lost Cherry Eau de Parfum oder durch eine schöne DNA, die dann wie bei Cherry Punk Eau de Parfum durch eine grottige Performance zunichte gemacht wurde. Dann der Gedanke an zu starke Tonkabohne etc. Die Bedenken waren in meinen Augen also durchaus klar.

Jetzt hatte ich aber Lust auf einen Test und wagte es trotz oder gerade wegen der schlechten Meinungen die durchaus einfach mehr mit der Person zusammenhängen. Nur soviel dazu, auch ich finde manche Werbeplatzierungen zu künstlich in den Vordergrund geschoben, allerdings entdecke ich doch ab und zu mal einen neuen Duft der meiner Nase zu gefallen weiß.

Cherry X ist anders, anders als die Kirschdüfte die ich sonst unter der Nase hatte. In der Richtung wie ich es mir erhofft habe. Erwachsener, dunkler, weniger diese Synthi-Marzipan-Cocktailkirsche. Das ist gut so, denn er hebt sich dadurch von der üblichen Riege ab und weiß durchaus zu gefallen. Die Vergleiche zu der Machart eines Side Effect sind nicht komplett unbegründet, allerdings ohne diese nervige Chemienote des Moschus-Holzes, die mir jeden Initio versaut und die auch Aaron Terence Hughes nutzt. Daher schon mal ein deutlicher Pluspunkt.

Starten tut der Duft mit einer schönen Kirsche, die an Amarena erinnert. Dunkler, reifer, trotzdem nicht zu süß oder gar pappig-marmeladig. Eher saftig und mit einem leicht mandeligen Unterton, der sehr verführerisch wirkt. Nach 10 Minuten wars das dann aber auch vorerst mit der Frucht, denn erst in der Basis kommt diese zurück. Im Kopf gibt’s noch ein wenig Fassholz und eine minimale Spur Alkohol dazu, welcher den Marzipan-Charakter dezenter hält und damit nicht nervt.
Wenn die Herznoten beginnen, kommt das ABER, welches ich in der Überschrift propagiert habe. Harzige Noten wie Weihrauch und Styrax kommen durch, dazu noch Amber, Vanille und Oud. Diese Kombination ist der Meiner Meinung nach schwächste Teil des Dufts, der mir eine gute halbe Stunde des Werks versaut und den Punkteschnitt leider runterdrückt. In der Mischung und auf meiner Haut duftet das Ganze nämlich nach warmen Kerzenwachs oder herben Bienenwachs. Total unpassend für meine Nase und wirkt irgendwie deplatziert und falsch. Als ob ich was anderes trage, was ich im Verlauf nicht wahrhaben möchte. Zum Glück muss man sagen, dass es wirklich nur eine halbe Stunde ist. Dieses wachsartige, leicht harzig-rauchige ist einfach nichts für mich. Ich weiß leider nicht, wie genau dieser Eindruck entsteht, es kann aber fast nur die Oud-Harz-Mischung mit Vanille sein.

Zur Basis wird’s wieder deutlich besser und vor allem etwas für die Freunde von Kilian Düften. Dunkle, sehr abgemilderte Kirsche, die nur noch im weit entfernten Hintergrund zu vernehmen ist. Ein alkoholischer Einschlag, der sich wie ein schönes Cognacfass erschnüffeln lässt. Dazu ein Hauch Vanille, ausgeflammtes Holz. Schön zu erschnüffeln, sehr angenehm zu tragen und wiederum nicht erdrückend, eher leicht und sinnlich.

Ich finde den Duft im Ganzen eigentlich schön, würde sogar ohne diese merkwürdige Mitte mit einem Flakon liebäugeln, aber das Herz will es mir versauen. Aktuell schrammt er knapp an der 8,5 vorbei. Vielleicht gewöhne ich mich noch irgendwann daran, momentan liegt mir der Teil aber quer. Vor allem weil die Performance vollkommen ausreichend ist und nie nervig von der Umgebung vernommen wird. Mal kein raumfüllender Duft, der jedem Schnappatmung bereitet, sondern dezent, elegant und trotzdem wahrnehmbar. Dazu circa 7-8 Stunden Haltbarkeit, was in meinen Augen auch ausreichend ist.

Jemand der wirklich einen gut komponierten Kirschduft sucht, wird hier fündig werden, denn abgesehen von der – für mich – schwierigen Mitte ist das ein wirklich schöner Duft, der sicherlich noch eher seine Freunde finden wird als Oud 31. Daher ist die Bewertung ohne jeglichen Hype einfach ungerechtfertigt und unfair.

Hier sieht man wieder mal das Messen mit zweierlei Maß vieler Bewertender. Wenn die Person hinter den Düften so sehr das Problem ist, dann dürfte jeder Guerlain Duft ja nur 0 Punkte bekommen, wenn man sich an den widerlichen Äußerungen von Jean-Paul Guerlain orientiert.
5 Antworten
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