Epikuros

Epikuros

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21 - 24 von 24
Epikuros vor 9 Jahren 11 5
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ja, der ist gut!
Wie wohl den meisten Liebhaber von Guerlain Vetiver fiel es auch mir zunächst schwer, mit dem neuen GVE vertraut zu werden. Es ging hin und her: mal war/bin ich äußerst angetan von dem insgesamt komplexer anmutenden "Extreme"-Duft, dann zieht es mich wieder zurück dem Altbekannten und Altvertrauten, der so viele Jahre lang immer mit mir ging.
Ich empfand es am Anfang geradezu wie ein "Fremdgehen", dem alten guten Freund untreu geworden zu sein.

Da sich "Extrem" (...der gar nicht extrem ist!) im Verlaufe seiner Entwicklung aber doch dem alten Freund wieder stark angleicht, beide also gar nicht sooo weit voneinander entfernt sind, war ich dann doch schließlich auch mit dem Neuen versöhnt.

Mir gefällt an GVE,
- dass er insgesamt noch mal kraftvoller und markanter ist,
- dass er von der Haltbarkeit eindeutig vorn liegt
- und dass er noch grüner, aber gleichzeitig etwas weniger krautig ist als sein alter Bruder
- dass er z.B. mit dem Weihrauch (ist es Weihrauch???) noch andere schöne Nuancen aufweist.

GVE ist eigentlich noch besser tragbar zu allen erdenklichen Gelegenheiten und zu allen Tages- und Jahreszeiten.
Er verursacht - wie GV - keine Duftwolke und keinen Duftschweif, auch beduftet er nicht gleich ganze Räume, sondern bleibt schon in angenehmer Weise bei seinem Träger und dessen Umkreis.

Ich freue mich, dass hier nicht der Versuch gemacht wurde, das Thema Vetiver ganz neu zu erfinden, sondern dass Guerlain seiner Familiengeschichte treu geblieben ist. Und so kann ich diesen denn sehr gut genießen, auch wenn ich den alten GV deshalb nicht in die dunkle Ecke verfrachte. Beide sind auf ihre je wunderbare Weise hervorragende Düfte und wohl nachwievor das Beste, was es an Vetiver-Kunst überhaupt gibt.

So haben also sowohl GV wie auch GVE bei mir ihren festen Platz und werden ihn auch behalten.
Für mich gibt es im Vergleich von GV und GVE kein "besser" oder "schlechter" - sie sind beide sehr gut!
5 Antworten
Epikuros vor 9 Jahren 13 2
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Der Geruch eines wunderbaren Menschen
Bevor man Sandalo testet, sollte man am besten ein wenig Askese üben hinsichtlich anderer Düfte, vor allem schwererer Düfte mit großer Dunstglocke. Denn Sandalo ist leicht und zart, und leicht könnte man das, was alles an Wunderbarem in ihm steckt, gar nicht wahr-nehmen und "überhören".

Sandalo ist zunächst zitrisch, sozusagen wie der Hausgong, der signalisiert: Ich bin da! - Denn danach geht es sogleich sehr dezent weiter mit schöner Rose und anderen Floralitäten. Schließlich dann das Mysore-Sandelholz - aber alles ganz dezent und zurückgenommen, dabei aber doch wahrnehmbar im engeren Umfeld.

Wie hier schon mehrfach gesagt wurde: Sandalo ist auch für mich wie der besonders schöne Duft eines Menschen, dem man nahe sein möchte, ohne dass man so ganz genau sagen könnte, was es eigentlich ist, was einen so anzieht. Für mich ist genau das höchste Parfum-Kunst: einen Duft so klingen zu lassen, als wäre es der besonders schöne Eigenton des Trägers selbst! Und da ist auch wieder mein Lieblingsthema: Düfte sollten immer so sein, dass sie den Eigengeruch des Trägers mit seiner DNA nicht total verdrängen, sondern diesen vielmehr in schön-sinnvoller Weise ergänzen. Und das macht Sandalo in hervorragender Weise. Man fühlt sich selbst sehr wohl mit ihm, und anderen tut er auch sehr gut. - Was will man mehr mit einem Duft erreichen?

Dass Sandalo so schwere Düfte wie Habit Rouge, Knize ten usw. als Vergleichsdüfte an die Seite gestellt werden, kann ich nicht so richtig nachvollziehen.

Wunderschön hat GAUKELEYA zum Ausdruck gebracht, wie der Duft wirken kann. Ich verweise sehr gern auf ihren weiter unten stehenden Kommentar, der einfach rundum gut ist! Wenn man den gelesen hat, hat man das Gefühl, nun ist eigentlich alles gesagt. Und so ist es auch!

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Nach einiger Zeit:

Gerade jetzt, da wir hier in Deutschland diese drückende Schwüle haben, ist Sandalo für mich wunderbar. Und seit ich Molecule 01 habe, verstärke ich Sandalo damit bzw. schaffe ich neue Duftakzente, die auch langlebiger sind als Sandalo allein.
Ich hebe meine Bewertung für Sandalo sogar noch an jetzt!

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Gerade erst jetzt im Dezember:

Ein besonderes Erlebnis: ich sass in der Bahn, neben mir eine hochattraktive Frau mit - wie ich das liebe - sehr schönen Händen. Ich spüre, dass sie immer wieder mal ihren Kopf zu mir wendet - schließlich treffen sich unsere Augen, sie lächelt mich und und sagt: "Auch zum Hauptbahnhof?" - "Ja, Sie auch?" "mmh", mit einem feinen Lächeln. "Normalerweise spreche ich in der Bahn niemanden an. Aber.... haben Sie Lust, mit mir einen Kaffee trinken zu gehen nachher?" -

Als wir später im Café saßen: "Ich weiß gar nicht, was mich so sehr animiert hatte, Sie anzusprechen. Aber es war mir echt ein Bedürfnis. Und wohl ein Geheimnis. Haben Sie etwas mit mir angestellt?"
"Nein, was sollte ich getan haben. Aber ich habe Sie schon sehr genau wahrgenommen, und es war mir sehr angenehm, neben ihnen zu sitzen und wie Sie mit ihrem Kindle Einstellungen vornahmen. Es gibt manchmal Dinge im Leben, die kommen als der kairos mitten in die vergehende Zeit. Und man muss den kairos schon schnell ergreifen, sonst ist er weg........ Sie haben den kairos ergriffen, und das freut mich ungemein!"

"Wer weiß, was es war, was mich animierte. Aber ich bin mir sicher, da war was ....."

Ich griente, denn ich ahnte, was das Geheimnis war: es war sicherlich dieser so sublime Sandalo-Duft, dessen man gar nicht bewußt wird, der aber umso mehr seine starke Wirkung entfaltet. - Aber ich sagte dazu nichts. Wir trafen uns schon zweimal wieder und sind inzwischen gute Freunde geworden, die einander kennenlernen wollen. Immer achte ich darauf, dass ich mich mit Sandalo besprüht habe und ihn auch noch mitnehme - zum Nachsprühen, denn er hält ja nicht so lange......
Die Liebe geht eben durch die Nase ! ;-)))))
2 Antworten
Epikuros vor 9 Jahren 8 2
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Der besondere Duft für besondere Menschen !
GF gehört zu den ganz wenigen Düften, die ich unbedingt mitnehmen würde auf die "einsame Insel", wenn ich es dort länger aushalten sollte. Dieser Amerikaner, der gern für einen Engländer gehalten wird, ist mit seiner Krautigkeit, dem Veilchen und den dunkleren Basistönen für mich ein Allrounder - ähnlich wie Guerlain Vetiver, wenngleich auch ganz anders.

GF paßt zu allen Jahreszeiten - er ist sowohl im Winter wie auch im heißen Sommer sehr gut tragbar. Auch kann man ihn sowohl tagsüber bei der Arbeit wie auch Abends im Kino/Theater sehr gut tragen. In der Freizeit natürlich ebenso und noch mehr. Diese Vielseitigkeit ist für mich ein Qualitätsmerkmal. Und GF hat damit bestimmt das Zeug zum Signaturduft.

Hinzu kommt, dass GF ein sehr unvergleichlicher Duft ist: alles an ihm ist originär und ganz weit ab von jeglichem Mainstream.

Tja - und was kann ich zum Duft selbst sagen?

Obwohl ich GF nun schon viele Jahre lang immer wieder trage, fällt es mir doch sehr schwer, einzelne Düfte zu benennen. Vielleicht auch deswegen, weil er je nach Wetter und Jahreszeit durchaus unterschiedlich erscheinen kann.
Wenn ich mir die Duftpyramide anschaue, kann ich kaum einen einzelnen Duft benennen, der mir besonders heraussticht. Am ehesten geht das noch in der Basis mit den moosigen Anteilen.
Auch dass da etwa Veilchen so sehr dominieren würde, wie etliche Kommentare das so sagen, kann ich kaum so richtig nachvollziehen.
GF ist für mich vor allem grau-grün, er hat im Krautigen eine gewisse Schärfe (angenehm) wie in der späteren Entwicklung etwas angenehm Warmes.
Meine Schwierigkeiten rühren sicherlich daher, dass man die in der Pyramide angeführten Bestandteile auch von sehr vielen anderen Düften her kennt, dass sie dort aber ganz andere Wirkungen haben.

Seiner Naturnähe wegen kann ich mir den Duft an einem gestandenen Forstmeister sehr gut vorstellen!
Seiner distinguierten "Grauheit" wegen kann ich ihn mir ebenso gut an z.B. einem Architekten denken, der eine alte Liebe zum Bauhaus-Stil hat.
Ich könnte mir vorstellen, dass er einen älteren Saab fährt, falls jemandem das eine Assoziation bietet. (Ich fahre Saab.... ;-))) )

Meine Beschreibungsversuche bleiben vollkommen unbefriedigend - ich weiß. Aber vielleicht ist eben dieser Umstand das besondere Merkmal von GF: man kann ihn mit Worten schlecht vermitteln, weil er in seiner Singularität kaum Ansätze für Vergleiche mit anderen Düften bietet. Er ist unvergleichbar - gut!

Man kann anderes sagen: Wer z.B. Dior Homme Intense mit 100 % bewertet, wird mit GF eher nicht gut klarkommen --- umgekehrt gilt das aber genauso! Da liegen Welten zwischen. Da sind jeweils komplett andere Aussagen und entgegengesetzte Lebensstile und -erfahrungen mit den unterschiedlichen Düften verbunden, weshalb GF eben auch zu polarisieren vermag.

Geschlechter:
Ist GF männlich? - Ja, auf alle Fälle --- aber mit auch weiblichen Anteilen. Das Selbst ist nur ganz in der Verbindung von Anima und Animus!
Von Männern höre ich eigentlich nie eine Rückmeldung zu GF, von einem bestimmten Typ Frau aber durchaus - und dann nur positiv! An einem bestimmten Typ Frau mag ich ihn übrigens auch sehr gern wahrnehmen! Aber ich denke mal, dass die meisten Frauen ihn eher nicht tragen werden.

Dass GF unsinnlich und unerotisch sei, wie manche hier meinen, kann ich gar nicht bestätigen. Der besondere Duft erfordert nur auch besondere Menschen, die ihm gleichen!

GF ist sicherlich kein Duft für jeden oder jede. Und nicht jeder wird ihn tragen wollen, da er eben so zeitlos abseits steht in seiner Besonderheit und seinem ganz eigenen Charakter. Wer ihn aber lieben gelernt hat, wird ihn nicht mehr missen wollen.




Nachtrag 13.11.2015:

Das Wissen um das Alter des Duftes und dass er aus der Ära der Heavy-Düfte kommt, - dass es für jüngere der Duft der Väter hatte gewesen sein können, scheint oft eine negative suggestive Wirkung zu haben.
Nicht selten infizieren sich auch Kommentare: jemand schreibt, dass seine Zeit vorbei ist - und sogleich kommen drei ähnlich lautende Kommentare hinterher. (Das ist bei allen Düften hier so...)

Wie wäre es, wenn man sich einmal von allem Vorwissen freimachte und sich wirklich einfach nur auf die Duftwirkung einließe - auch ganz ohne den Drang, alles haarklein analysieren zu müssen, was zumeist ohnehin nur die Wiedergabe der oben angegebenen Duftnoten ist und also nix Neues bringt.
Einfach nur mal wirken lassen - ohne alle Präjudikationen, die bei vielen so offenkundig mitschwingen.

DANN zeigt sich der Duft in seinem Wesen, und die Wirkungen sind ganz andere, als wenn man gleich an "Old School" o.ä. denkt.
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2. Nachtrag Januar 2016:

In den letzten Monaten hatte ich immer weniger Lust auf GF. Es fehlte mir etwas, was ich zuvor - vor Jahren - ganz stark wahrnahm. Es war das Eichenmoos! --- Ich bin mir ziemlich sicher, dass das natürliche Eichenmoos aus rechtlichen Gründen nicht mehr verwendet wird - aber einen adäquaten Ersatz aus dem Labor scheint es auch noch nicht zu geben.
So habe ich mir also Eichenmoos absolue bestellt und Tropfen für Tropfen in mein GF eingefüllt, mächtig geschüttelt und das dann ein paar Tage stehenlassen, damit sich die Moleküle auch finden. Das Ergebnis ist umwerfend! Da ist er wieder, der alte GF - mit all seiner Kraft und wie ich ihn immer liebte.

Ich hatte das gleiche Erlebnis übrigens auch mit Encre Noire, das m.E. flacher geworden war. Auch dort hat der Zusatz einiger Tropfen natürlichen Eichenmooses Wunder bewirkt! - Man muss sich nur zu helfen wissen!
2 Antworten
Epikuros vor 9 Jahren 9 2
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Jahrhundertduft
GV kann man ganz bestimmt jetzt schon als Jahrhundertduft bezeichnen, denn immerhin hat er nun schon über 50 Jahre geschafft. Er hat immer noch seine Liebhaber, die ihn als ihren primären Duft nennen, dem sich alle anderen Düfte nachordnen.

Persönlich habe ich GV über viele Jahre zu wirklich allen Gelegenheiten und allen Tages- und Jahreszeiten getragen - und mich mit ihm außerordentlich gut gefühlt. Das ist wohl auch sein Geheimnis: er paßt immer!

Er ist zu Beginn erfrischend zitrisch, wird dann gleich grüner und rauer, bleibt aber immer ganz dezent und stört niemanden in der Umgebung. Ich habe niemals eine negative Bemerkung zu dem Duft gehört, - ganz im Gegenteil.

So ging ich denn also einmal im Jahr in eine Parfümerie, schaute nicht links und nicht rechts, nannte meinen Duft, bezahlte und ging wieder.
Seit ich nun seit ein paar Jahren bei Parfumo bin, stieß ich auf gleich etliche Düfte, die für mich auch interessant waren. Grey Flannel war so einer, den ich ausgesprochen zu lieben begann und den ich immer noch gern an mir schnuppere. Aber noch viele andere kamen hinzu.

Dann testete ich Vetiver Extreme - und war nach anfänglichem Zögern mehr und mehr angetan von der etwas größeren Vielfalt und Entwicklungen in GVE, so dass ich ihn nun - wie ich merke - tatsächlich oft bevorzuge.

Aber GV war, ist und bleibt ein sehr guter Begleiter für mich! Alte Freunde sollte man niemals herabwürdigen oder gar verraten, was mir auch gar nicht in den Sinn käme. Tatsächlich ist es auch immer wieder ein Austesten, welchen ich denn für diesen Tag lieber tragen möchte. Und nicht selten ist es dann doch wieder der alte GV.

Die Haltbarkeit ist bei GVE eindeutig höher. Sillage ist auch etwas stärker bei GVE. Und letztlich werden sich beide Düfte im Verlauf immer ähnlicher.

Im Vergleich mit den vielen anderen Vetivers bleiben diese beiden Guerlains doch immer an der Spitze. Beide sind Kunstwerke!

Nachtrag 9.8.2015:

Nachdem ich eine Weile lang das Vetiver Extreme sehr gern mochte und es sogar bevorzugte, bin ich nunmehr wieder zu dem Altbewährten zurückgekehrt. Was ich an dem Extreme nicht mehr so gern mochte, war eben die oft gerühmte Rauchnote. Diese ist mir schließlich mächtig auf den Geist gegangen.

Guerlain Vetiver bleibt für mich also Meister aller (Vetiver-) Klassen!
2 Antworten
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