Les Infusions de Prada

Infusion d'Homme 2008 Eau de Toilette

Infusion d'Homme (Eau de Toilette) von Prada
Flakondesign Lalique
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7.8 / 10 582 Bewertungen
Infusion d'Homme (Eau de Toilette) ist ein beliebtes Parfum von Prada für Herren und erschien im Jahr 2008. Der Duft ist pudrig-frisch. Es wurde zuletzt von Puig vermarktet.
Aussprache
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Duftrichtung

Pudrig
Frisch
Blumig
Holzig
Würzig

Duftnoten

Bleiche SchwertlilieBleiche Schwertlilie tunesisches Nerolitunesisches Neroli ZedernholzZedernholz VetiverVetiver Siam-BenzoeSiam-Benzoe Somalischer WeihrauchSomalischer Weihrauch

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.8582 Bewertungen
Haltbarkeit
7.7420 Bewertungen
Sillage
6.4381 Bewertungen
Flakon
7.9361 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.251 Bewertungen
Kosmetik zum Parfum bei Cosmetio
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 02.04.2024.
Wissenswertes
Das Parfum war Teil der Kollektion „Les Infusions de Prada”.

Rezensionen

53 ausführliche Duftbeschreibungen
Siebter

49 Rezensionen
Siebter
Siebter
Top Rezension 49  
Retrospektive Utopie (nur ein inspirierender Arbeitstitel)
In meiner Parfumentwicklung stellt Infusion d'Homme einen Meilenstein dar, das schon mal vorweg. Aufmerksam wurde ich auf ihn über den YouTuber Kristo, der mich noch weit vor Parfumo entscheidend prägte; Id'H war lange Zeit sein favorisierter (Designer-)Duft. Mich beeindruckte, wie enthusiastisch er ihn beschrieb, dabei aber gleichzeitig den Eindruck vermittelte, ihn am liebsten für sich behalten zu wollen. Noch mehr faszinierte mich die Frage, wie etwas so scheinbar Schlichtes und zudem Klassisches ausgerechnet bei ihm derart punkten konnte, denn Kristos Vorlieben fokussierten sich schon damals vorwiegend auf eher dunkle, kantige und merkwürdige Düfte.

Vor etwa einem Jahr beerdigte Kristo seinen leeren Flakon Id'H augenzwinkernd und dennoch feierlich in einem blauen Plastikmülleimer, einerseits als Zeichen seiner Dankbarkeit, andererseits als Zeichen seiner nasentechnischen Weiterentwicklung. Bei mir spielt Id'H nach wie vor eine große Rolle. Dem ersten vorsichtigen 50ml-Fläschchen folgte bald ein 400ml-Schüttflakon nebst Aftershavebalm, Duschgel, zwei Seifenstücken und einem hübschen Trichter mit Prada-Schriftzug, den Segnungen des Graumarkts sei Dank zu einem Preis, der nur unwesentlich über dem des ersten Flakons lag. Der große Vorrat lud zu verschwenderischem Gebrauch ein. Nicht nur, dass ich diesen Duft so häufig trage wie keinen anderen, benutze ich ihn regelmäßig zum Beduften meiner Bettwäsche oder zum Auffrischen angemuffter Jacken und Schals. Eine Zeitlang hatte ich die Angewohnheit, die Vorhänge meiner Fenster komplett mit Id'H einzusprühen, denn das duftet auf eine abstrakte Art so, als ob das Fenster offen und draußen ein regnerischer Frühlingstag wäre. Die beiden Seifenstückchen bedufteten etwa drei Jahre lang meine T-Shirt-Kommode. Das sie umgebende edle Papier mit der hübschen Prada-Banderole habe ich noch nie geöffnet, ich müsste erst eine standesgemäße Schale besorgen.

Seife ist ein wichtiges Grundthema in diesem Duft, und wenn Du auch nur irgendeine vage Vorstellung von einem klassischem Stück französischer Seife hast, und diese Vorstellung von mir präzisieren lässt, dass es sich um ein ausgesprochen teures Stück Seife handelt, dann bist Du vermutlich schon sehr nahe dran. Hinzu kommt noch der Duft der Haut eines geliebten Menschen kurz nach ausgiebiger Dusche und Abtrocknen, ein frisches Hemd, was man sich gerade angezogen hat sowie ein weißes Bettlagen, welches, noch leicht feucht, dampfend im Sonnenlicht trocknet. Das ist eigentlich schon alles. Id'H hat durchaus einen etwas abgesetzten Auftakt, ein wenig heller und mit gutem Willen meinetwegen auch etwas zitrischer als der Rest, ansonsten oszilliert er für viele Stunden um die genannten Bezugspunkte, je nach Wetter, Tragesituation und Nasentagesform mal die Seife betonend, mal das frische Hemd.

Die Pyramide von Id'H empfand ich lange Zeit als unzugängliches Rätselwerk, zunächst einfach aufgrund mangelnder Erfahrung mit einzelnen Noten. Bis heute jedoch erscheint mir keine Note zu irgendeinem Zeitpunkt zweifelsfrei erfassbar, wenn überhaupt, erkenne ich sie nur sehr mittelbar – dabei gehören seine Zutaten ausnahmslos zu den von mir besonders gern gemochten; Neroli, Weihrauch, Benzoe, Zeder, Iriswurzel, das ist ein fast schon zu naheliegendes Rezept für einen Duft für mich. Interessante Lerneffekte ergaben sich für mich durch die Verwendung der verschiedenen Zusatzprodukte, die bestimmte Aspekte des Dufts stärker betonen. Das Aftershavebalm zeigt auf, welche Rolle Benzoe in Id'H spielt, es ist süßlich, fast schon gourmand. Das Duschgel stellt mit Vetiver, Neroli und Iris vor allem die frischen und crispen Eigenschaften in den Vordergrund. Beim EdT werden diese konkreten Zuordnungen aber nach wie vor vom nahtlosen Ineinanderfließen aller Elemente überstrahlt. Id'H verkörpert für mich den Zustand absoluter Perfektion, dessen Harmonie nur gelegentlich sanft durchbrochen wird, indem ein einzelner Protagonist etwas heller glüht als die anderen.

„Perfektion“ ist ein großes Wort, aber auch nach dem Verbrauch von rund einem halben Liter Id'H hat sich dieser Eindruck nicht abgemildert. Dieser Duft erzählt von einem perfekten Paralleluniversum. Er ist hell und strahlend, aber absolut gelassen, erfüllt von seiner Erhabenheit. Wie ein tiefes Aufatmen mit geschlossenen Augen. Sein grundsätzlicher Ansatz ist jedoch ausgesprochen universell; ein floraler Seifenduft für Herren mag irgendwann mal ein interessantes Konzept innerhalb der Parfümbranche gewesen sein, der Duft selbst überrascht aber zu keinem Zeitpunkt. Er spielt ausschließlich auf Dinge an, die wir kennen, und je nach Erwartungshaltung mag man ihm sogar eine Tendenz zur Beliebigkeit unterstellen. Meine Freundin zum Beispiel würde vermutlich darauf verweisen, dass es sicherlich zumindest eindrucksvollere Düfte in meiner Sammlung gibt.

Für mich ist Id'H ein sehr klassischer Duft, aber er schafft es, dabei nicht traditionell oder gar althergebracht zu wirken; seine unwirkliche und dabei subtile Aura speist sich aus einer empfindlichen Balance von Wärme und Klarheit, gleichzeitig schaffen seine Verweise ein Gefühl von Vertrautheit – überraschende Momente oder schon die Absicht, jemanden beeindrucken zu wollen, würden diese Atmosphäre zerstören.

Id'H nimmt nicht nur in Kauf, nicht als Parfum wahrgenommen zu werden, es entzieht sich dieser Zuordnung geradezu absichtlich. Trotzdem wirkt es auf mich luxuriös, erhaben, geradezu in wohltuender Weise utopisch.
5 Antworten
9
Flakon
6
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Rutil

31 Rezensionen
Rutil
Rutil
Top Rezension 29  
Der introvertierte Charmeur
Die Einen mögen ihn seltsam finden und meiden. Andere wiederum halten zwar bewusste Distanz aber sind zu einem Plausch bereit, tuscheln jedoch im Hintergrund. Wie man es auch dreht und wendet, dieser Herr benötigt keine Bestätigung, keinen Applaus und keine falschen Versprechungen.
Mag so manches Dufthaus bei Herrenparfums durchaus die olfaktorisch extrovertierte Keule schwingen, so schlägt hier Prada leise Töne an. Ein zartes Pfeifen im Winde, wenn man so will. Der Auftakt ist kühl und rein und es erlischt die Frische auch im Tagesverlauf nicht. Nichts piekt und sticht, nichts schreit nach Aufmerksamkeit und so bettet sich der Weihrauch sanft über die Haut. Er ist weder herb noch von aufdringlich sakralem Akkord, eher weich harzig, sanft würzig und erfrischend. Das Zedernholz wirkt fein und edel, kaum merklich holzig. Wenn man intensiv schnuppert, riecht man einen fein harzigen Hauch von Benzoe und einen recht verhalten krautigen Vetiver. Beides gibt der Komposition eine Stütze, auch wenn beide Noten nicht unbedingt im Vordergrund zu vernehmen sind. Neroli und Schwertlilie streuen eine sanfte Pudrigkeit hinein, ohne süß oder überbordend blumig zu sein. Die Haltbarkeit ist, im Gegensatz zur zahmen Sillage, für dieses EdT gewissermaßen famos.

Infusion d’Homme ist leicht, klar und sauber wie ein strahlend weißes Leinenhemd im lauen Sommerwind. Schnörkelloser Stil in geruchtlicher Form…und auch durchaus für Damen tragbar.
2 Antworten
7
Duft
Naaase

109 Rezensionen
Naaase
Naaase
Top Rezension 23  
Du bist ja ein sauberer Freund...
Du bist ja ein sauberer Freund...

Unser heutiger Kandidat ist "Infusion d' Homme" der Nobelmarke "Prada". Die Prada SpA ist ein insbesondere für seine Handtaschen und Schuhe international berühmtes italienisches Luxus-Lederwaren- und Modeunternehmen mit Einzelhandelsgeschäften auf der ganzen Welt. Das Unternehmen wurde unter dem Namen "Fratelli Prada" 1913 von Mario Prada und seinem Bruder Martino gegründet. Zunächst konzentrierte sich Prada auf die Herstellung und den Verkauf von exklusiven Lederwaren. Das machten die Brüder offensichtlich sehr gut. Denn: "Fratelli Prada" wurde 1919 zum königlichen Hoflieferanten ernannt, was sich noch heute im erweiterten Logo des Unternehmens widerspiegelt: Dieses trägt nämlich das Wappen des Hauses Savoyen und vier Achtknoten. Nach Mario Pradas Tod im Jahr 1958 übernahm seine Tochter Luisa die Führung der Firma. Im Jahr 1978 erbte die Enkelin des Firmengründers, Miuccia Prada, zusammen mit ihren Geschwistern Alberto und Marina, das Unternehmen von ihrer Mutter Luisa, die sich aus der Firma zurückzog. Mit der Übernahme der Firmenleitung durch Miuccia Prada verwandelte sich das altehrwürdige Lederwarenunternehmen in wenigen Jahren in einen der weltweit führenden Modekonzerne: Miuccia Prada ging nämlich völlig neue Wege und präsentierte 1984 einen hochpreisigen schwarzen Rucksack (Modell "Vela") aus dem wasserdichten Nylonmaterial Pocone mit dem Prada-Logo in Form eines auf den Kopf gedrehten silber-farbenen Dreiecks, der sich nach einigen Jahren international so gut verkaufte, dass das schlichte Design auf Geldbeutel und Reisetaschen aus dem gleichen Material ausgeweitet wurde. Handtaschen aus diesem Material, ursprünglich der Stoff für die Schutzhüllen der Lederwaren, hatte Miuccia Prada bereits 1978 entworfen.
Miuccia Prada erregte 1985 weiteres Aufsehen mit schwarz glänzenden Handtaschen aus Fallschirm-Nylon.
Pradas erste Prêt-à-porter-Kollektion für Damen wurde 1988 von Miuccia Prada für die Herbst-/Winter-Saison von 1989 entworfen. Bis dahin hatte das Unternehmen keine Bekleidung hergestellt und erst 1979 mit der Produktion von Damen-Schuhen begonnen. Die schlichten, puristischen und modernen Linien dieser Kollektion in gedeckten Farben bildeten nach Auffassung der Experten einen starken Kontrast zu den schrillen und sexualisierten Entwürfen anderer Marken dieser Zeit und führten nach einigen Jahren zu einem steilen Anstieg der Popularität der Marke Prada. So gewann Jahren 1993 und 2004 Miuccia Prada den International Award des Council of Fashion Designers of America. 2004 äußerte die einflussreiche Chefredakteurin der amerikanischen Vogue, Anna Wintour, gegenüber Miuccia Prada: „Du bist der einzige Grund, weswegen wir alle (sic: die internationale Presse) nach Mailand (sic: zu den Modeschauen) kommen“.

Und der 2008 erschienene Duft "Infusion d'Homme" war für mich wiederum der einzige Grund, gestern (bei strömendem Regen) die Filiale einer allseits bekannten Parfumkette aufzusuchen. Dafür musste ich nicht extra nach Mailand fahren, das ging vor Ort. Sozusagen "ambulant".

Der Duft beginnt zitrisch. Keinesfalls eine saure, eine spitze Zitrone. Vielmehr nur Neroli, das aus der Pomeranzen- bzw. aus der Orangenblüte gewonnene Öl. Es ist weich und anschmiegsam. Zugleich ist jedoch auch gleich von Anfang an eine würzige Note mit im Spiel. Etwas Erdig-Krautiges, das dieser ohnehin nicht sauren Note eine weitere Tiefe verleiht, sie gleichsam "erdet". Dieser Effekt wird durch den Einsatz von Zedernholz verstärkt: Alles wirkt (leicht zitrisch angehaucht) sauber und clean. In der Basis klingt dieser Duft dann mit leichten Noten von Benzoe und Weihrauch aus. Letzterer ist aber nicht der dominante und voluminöse Weihrauch aus "Jubilation XXV" (Amouage) oder das spielerisch-würzige Exemplar von "Pontevecchio" (Nobile 1942). Nein, selbst der ansonsten so gestrenge und seinen Träger fordernde Weihrauch ist in diesem Kandidaten nur leicht angedeutet und wirkt sauber und clean. Ja, fast schon "seifig".

Nach meiner Meinung besitzt "Infusion d'Homme" auch keinen besonders ausgeprägten Duftverlauf. Das will er wohl auch nicht. Denn: Seine Aufgabe sieht er vornehmlich darin, dass sich sein Träger über einen langen Zeitraum rein und sauber -sozusagen wie frisch geduscht- fühlt und sich so nebenbei noch an den würzigen Noten erfreut. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass "Infusion d'Homme" zumindest nach meiner Meinung kein besonders fordernder oder gar anstrengender Duft ist. Nein, wer ihn liebt, der hat einen treuen Begleiter gefunden und wird sich zweifellos für einen langen Zeitraum "sauber und clean" fühlen.

Noch ein Wort zu dem Flakon: Ich bin total verschossen in diesen Flakon. Er liegt bereits super in der Hand: Schwer und edel. In seiner Form: Understatement pur. Keine Schnörkel und kein "Schnickschnack". Einfach nur puristisch schön. Ebenso wie die Aufschrift.

Fazit:
Ich werde mir "Infusion d'Homme" holen. Schon wegen des Flakons. Als treuer Begleiter für den einen oder anderen Arbeitstag. Für das abendliche Ausgehen gibt es zuhauf andere Kandidaten, die eine erotischere und interessantere Ausstrahlung besitzen. Aber: Kompliment an Daniela Andrier. Das Thema "Ich will mich sauber fühlen" wurde gekonnt umgesetzt.
6 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Leimbacher

2762 Rezensionen
Leimbacher
Leimbacher
Top Rezension 24  
Lässt selbst einen Hundehaufen sauber riechen!
Die Überschrift ist nicht übertrieben, kenne keinen Duft der einen so frisch, sauber und rein wirken lässt. Und das ganz ohne aquatisch oder zitrisch zu sein, ganz große Klasse und eine subtile Revolution! Bin gespannt auf Infusion de Vetiver, dass ich mir bevor es ausstirbt auch noch gesichert habe. Hoffe die Unterschiede sind doch etwas größer als die Experten unter mir andeuten. Aber selbst wenn nicht: von diesen Prada-Puder-Knallern kann Mann nicht genug haben!

Es riecht etwas nach Magnesium, dieser Kreide die sich Turner bevor sie an die Geräte gehen auf die Hände klatschen, und man spürt auch quasi diese Konsistenz. Aber das alles gemischt mit einer ganz leichten Iris-Blumigkeit, die wieder ganz anders rüberkommt wie bei Dior Homme. Noch dazu kommt auch hier etwas Vetiver, was den Duft süß und etwas grasig und rdig erscheinen lässt. Aber erbleibt frisch, weiß, pudrig, lufzig, schwerelos. Perfekter Alltagsduft sobald die Temperaturen noch etwas anziehen. Grandios gemacht Prada, in Kombi mit dem ebenfalls grandiosen Amber PH (muss aber noch ausführlich testen!) ein 1-2-Punch der ganz klammheimlich der Herrenparfumwelt einen Tiefschlag verpasst, der noch lange Nachwirkungen erzeugen wird, da bin ich mir sicher! Auch im Anzug noch gut tragbar, obwohl da vielleicht die Vetiver Variante noch besser ankommt!

Der Flakon hat was von Seife und passt wie die Faust aufs Auge. Prada Style deluxe! Haltbarkeit ist mit 8 Stunden gut, h#tte aber gerne noch 2 Stündchen Verlängerung gehabt. Auch die Sillage kommt bei mir gar nicht so stark rüber, muss aber nochmal in volleren Räumen und höherer Temperatur testen. Aber er wird wohl niemals uangenehm aufstoßen ala Le Male. Infusion d'Homme überzeugt subtil, fast schon unisex und ein bißchen wie der CK One oder Be der Neuzeit. Nur in luxuriös und in einer Zeit in der auch die stärksten Männer gerne Blumenparfums mit Stolz tragen ;-)

Ein weiterer Neuzugang, dessen 50 ml Flakon, hoffentlich nicht allzu schnell leer geht. Rechne ich bei meiner stetig wachsenden Sammlung aber nicht mit, mache mir eher Gedanken wie ich die alle in den nächsten 5 Jahren leeren soll und welche ich verschenke/verkaufe... egal, anderes Thema. Prada macht seinen Job klasse und klassisch!
6 Antworten
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Sarungal

69 Rezensionen
Sarungal
Sarungal
Top Rezension 24  
Clementine auf Speed?
Zuallererst möchte ich ein Kompliment und einen Dank loswerden – verbunden mit einem sorgenvollen Raunzen aus den leider nicht so unergründlichen Tiefen meines Portemonnaies: Die Vielfalt der dokumentierten Dufteindrücke und die stellenweise beinahe atemberaubende Fähigkeit mancher Teilnehmer, Sinneseindrücke erlebbbar zu schildern, erschaffen eine fast unerschöpfliche Fundgrube. Sie weckt Neugier, regt an, fordert dazu auf, das Urteil zu prüfen – und öffnet den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus.

Die erste Konsequenz: ein Blindkauf. „Encre Noir“ wird voraussichtlich morgen an der Tür klingeln – unbesehen und vor allem unbeschnuppert. Allerdings lässt die Informationsvielfalt gerade bei diesem Duft die Vermutung zu, dass er in mein Raster fällt: Was dunkel, holzig, trocken riecht, das hat bei mir fast immer Chancen.

Infusion d’Homme passt nun so gar nicht in dieses Raster – aber die Kommentare zu diesem Duft haben andere Rezeptoren angesprochen. Schon als Kind hing ich stundenlang mit der Nase in Omas luftgetrockneter Bettwäsche. In deren Frische nahm ich Weite wahr und den nahen Waldrand, Sauberkeit, Ordnung. Bis heute schätze ich diese spezielle olfaktorische Note, genieße den Geruch frisch gewaschener Kleidung am Leib, in Bad und Bett. Meine Düfte allerdings …

Bis auf das obligatorische aquatische Abenteuer in den Neunzigern liegt mein Schwerpunkt immer auf betont maskulinen, eher herb-holzigen Eau de Toilettes. Dass dabei die Zeder oft eine (mal größere, mal kleinere) Rolle spielt, schafft auf den ersten Blick die einzige Brücke zu Pradas Infusion d’Homme, während der Weihrauch zumindest nominell die zweite Verbindung etabliert.

Deshalb habe ich den Blindkauf in diesem Fall vermieden und bin heute am Vormittag zum Probeschnuppern gefahren. Ein Spritzer aufs Papier … hoppla! Für einen Moment habe ich keine Ahnung, wie ich diese angriffslustige, beinahe schwer anmutende Süße mit dem zuvor Gelesenen in Einklang bringen soll. Beim Nachschnuppern wandelt sich der Eindruck leicht – aber der Papiertest wird nicht weiterhelfen.

Auf dem Handrücken klappt’s dann besser, auch wenn der allererste Eindruck beinahe unerträglich bleibt. Doch dann – ein Hauch von Orange schwebt in der Luft, dem die Iris allerdings sehr rasch und massiv einen allzu raschen Tod zu bescheren scheint. Ich bin verwirrt. Dann wird’s staubig, aber nicht trocken: Der Pudereffekt setzt ein. Zum ersten Mal ahne ich den erhofften Wäscheduft, ergänzt von noch schwer sortierbaren Noten: eine Spur von Holz, eine Ahnung von Kirche und darüber – scheinbar schwerelos – hellgrüner Puderzucker. Richtig – Vetiver steht ja auch auf der Liste der Ingredienzien. Der stechende Akkord des Beginns und die beinahe betäubende Süße des ersten Eindrucks werden milder – eine Aura von Lieblichkeit umschwebt meine geäderte Hand.

Ich fremdle – aber ich bin nicht xenophob. Neugier und Abenteuerlust gewinnen die Oberhand: der dekorative Flakon samt Verpackung wandert entschlossen in meine Tasche. Das Portemonnaie mault.

Nase und Handrücken befreunden sich im Tagesverlauf intensiv miteinander. Die Bitterorange hat nun doch ihren Platz gefunden, wenn auch auf den hinteren Plätzen; die Iris dominiert. Auch die Zeder behauptet ihren Platz, ohne auch nur zu versuchen, den Anschein von Männlichkeit zu simulieren. Das Thema lautet eindeutig „Androgyne Sauberkeit“. Da ist keine Spannung in den Komponenten, kein noch so zarter Widerstreit der Farben; die Komposition ist von perfekter Rundung, dabei auffallend weich und durchaus frisch. Allein die immer wieder kurz durchbrechende Süße sorgt für einen klitzekleinen Schatten auf dem makellos weiß glitzernden Dufterlebnis: dann nämlich schleicht sich für Momente eine Schwere in den Duft, die mir zu unmännlich erscheint.

Immerhin aber unterscheidet sich die irislastige Komposition signifikant von meinem olfaktorischen Erzfeind Dior Homme; deshalb verzeihe ich die schwülstigen Ausbrüche gerne: keine süßlich müffelnde bräunlich-graue Pudrigkeit stört meine Nase – bei Infusion d’Homme bleibt der Eindruck licht und hell.

Trotz der vielfältigen Nuancen erlebe ich übrigens auch hier keine stundenlange Reise hin zur Basisnote, sondern bestenfalls eine Stabilisierung der Eindrücke binnen einer guten Stunde. Was danach folgt, ist Handwerk auf hohem Niveau: beste Haltbarkeit und eine nicht zu verachtende Sillage – der am Vormittag benetzte Handrücken reicht auch am frühen Abend aus, um eine Duftahnung im Badezimmer zu hinterlassen.

[EDIT: Auf der Haut sind Sillage wie Haltbarkeit weniger beeindruckend, aber immerhin anständiges Mittelmaß!]

Ist das sexy? Eher nicht – oder unbedingt, wenn die Prämisse lautet: weiche Schale, harter Kern. In jedem Fall fordert Infusion d’Hommes das Selbstbewusstsein heraus, weil es alle Klischees von Männlichkeit negiert. Gleichzeitig bietet es eine wunderbare Folie, um eben diese Männlichkeit dezent in den Vordergrund zu schieben. [Das, liebe Mitkerle, müssen wir dann aber selbst leisten.]

Ich freue mich darauf, den Wolf im Schafspelz auch olfaktorisch ins Repertoire aufgenommen zu haben. Für den kerligen Auftritt, die schmutzige Variante gibt es ja genug Alternativen; ich empfehle für solche Fälle Ecsentric 01.

EDIT: Im Zuge einer Bewertungsrevision stufe ich Infusion d'Homme um 10 Punkte auf 90% herauf - nicht nur, weil er mir immer besser gefällt, sondern um die Relationen zu meinen anderen (subjektiven) Duftbewertungen zu wahren.
11 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

36 kurze Meinungen zum Parfum
Rieke2021Rieke2021 vor 1 Jahr
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Hell, rein und klar pudert Iris in die zitrische Frische. Seifig + sauber ohne Waschmittel-Vibes. Im DD herber Vetiver. Zum Anzug+ zur Jeans
4 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 5 Jahren
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Helle Reinheit zum aufsprühen. Pudrig-frische Präsenz, unsüß mit Dreh ins leicht Herbe. Dabei so klar und sauber, daß es eine Freude ist.
8 Antworten
MinigolfMinigolf vor 9 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Nicht nur für Herren, zarte Iris-Weihrauchmischung, feine Hölzer auf steinernem Altar, Sinne befreiend, klare Ansage an Ruhe und Besinnung!!!
1 Antwort
SarungalSarungal vor 9 Jahren
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Frisch gestärktes Hemd zum Aufsprühen | Synthetisch-stylische Iris im Puderstil | Kühl und androgyn | Bitte nur für den maskulinen Typ | STOP
0 Antworten
KovexKovex vor 9 Jahren
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6
Duft
So stelle ich mir den Duft des 23. Jahrhunderts vor. Künstlich-klinische Sauberkeit a la Prada. Synthetik pur. Och nö...
0 Antworten
Weitere Statements

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So ordnet die Community den Duft ein.
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Diskussionen zu Infusion d'Homme (Eau de Toilette)

Braverjunge in Herren-Parfum
Ich meinte, IdIC testen.
Faria in Beratung
L'eau von Serge LutensMolecule 01Beide kann man nicht nur im Sommer tragen aber garantiert jeden Tag im Büro.. :D ....außerdem auch...
ExUser in Beratung
Ja, für Männer finde ich es auch sehr sexy, aber ich meine ob ihr einen kennt der so eine weiblichere Note hat? :-)
Aqvatic in Parfum allgemein
Ehrlich gesagt hatte mich bei dem Prada dieses Gerede über Seifengeruch etc. viel zu lange abgeschreckt, ihn mir überhaupt auch nur anzusehen. Irgendwann...

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