Fefaminz

Ich muss eines vorwegschicken: ich liebe Lilien! Am allerliebsten habe ich die reinweißen, frisch duftenden, mit ganz feiner Süße, aber auch die rosafarbenen, die mit ihrer muskatschweren Süße im Übermaß sogar Kopfschmerzen auslösen können, kann ich gut leiden.

Und beide Sorten finde ich in Baiser vole. Beim ersten Aufsprühen umgibt mich sofort eine ganzes Feld von Madonnenlilien, ganz frisch und fein. Aber Vorsicht: diese Frische weckt den Wunsch, gerne noch ein zweites oder drittes Mal auf den Sprühkopf zu drücken - bitte nicht machen! Relativ schnell erscheinen die erste rosafarbenen, gesprenkelten, getigerten "Killerlilien" , die nach und nach immer pudriger werden. Deren würzige Süße bleibt als Basis sehr lange erhalten und wird bei Überdosierung nicht nur der Trägerin, sondern auch dem kompletten Großraumbüro Kopfschmerzen bereiten.

Aber wenn man dem Wunsch nach mehrmaligem Sprühen nicht nachgibt, wenn man sich zurückhält und sich mit einem kurzen zarten Sprühen bescheidet, wird man den ganzen Tag mit einem wundervollen Lilienduft belohnt, der wie ein leiser Windhauch in die Nase steigt, süß, frisch und würzig zugleich.

Ich sitze an einem Nachmittag im Spätfrühling auf der Terrasse eines mallorquinischen Landsitzes. Es ist angenehm lau, man hört schon Grillen zirpen, Vögel zwitschern, das Laub der Bäume ist noch frischgrün und der Duft der Mandelblüten umgibt mich überall!

Das ist die Assoziation, die dieser Duft jedesmal in mir weckt. Der Flakon ist schlicht gehalten, die Blüte darin wirkt nett altmodisch, mir gefällt die Vorstellung, daß früher die Omas diese Blüten einzeln aussortiert haben, damit nur jeweils die schönste ihren Weg in die Flasche findet.

An ältere Damen denkt man wahrscheinlich auch beim ersten Aufsprühen dieses Duftes, sehr blumig, süßlich frisch, seltsam altmodisch zu Beginn, ein bisschen wie ein Eau de Cologne, das Omi an heißen Tagen verwendet hat. Weiße Blüten, sehr alkoholhaltig, entpuppen sich aber dann rasant als Mandelblüten und Narzissen in Hülle und Fülle. Immer wieder blitzt ein winziger Hauch von Jasmin auf, aber die Mandelblüten bleiben. Im Laufe der Zeit werden diese frischen Blüten ein wenig wärmer, als hätte die Sonne die Luft erwärmt, aber es bleiben für mich bis zum Schluss Mandelblüten, Narzissen und Jasmin. Der Duft hält bei mir enorm lange auf der Haut und muss vorsichtig dosiert werden.

Und dann ist er wieder da, der Nachmittag auf Mallorca mit Brot, Olivenöl, klarem Wasser und einem wahren Blütenmeer!

Ich muss es gleich vorweg sagen: ich mag diese Düfte von Demeter (ok, nicht alle) sehr gern, aber nicht auf meiner Haut! Egal, welchen Duft ich nutze, er wird auf meiner Haut mal mehr, mal weniger rasant fast immer muffig.

Aber - und jetzt kommt's: in den Raum hinein oder auf Stoff gesprüht, schafft er für mich jeweils wunderbare Geruchserinnerungen. So auch der "Wet garden".

Ich rieche Gras, grün, frisch und saftig, Blumen, die vom letzten Regenguss schwer sind, gesellen sich dazu und ein kleines bisschen lässt sich noch die Baumrinde erahnen. Ganz zart rieche ich auch feuchten Gartenboden, aber alles wirkt auf mich sehr erfrischend. Ein Sprühstoss, und ich verlasse an einem heißen Sommertag das voll besetzte Auto und ich betrete olfaktorisch einen gekühlten Sommergarten!

Angelockt durch den auffälligen Flakon habe ich vor einigen Tagen diesen Duft beim fröhlichen Durchschnuppern entdeckt. Die eifrig herbeigeeilt Verkäuferin erzählte mir gleich einiges zum Duft und sprühte ihn direkt auf den Flakondeckel, der dafür wie geschaffen ist. Mhm, ganz frisch, leicht süßlich, erinnerte er mich sofort an Mangos, weniger an die genannte Guave. Ich ließ mir eine Probe mitgeben, auf der Haut wollte ich ihn dort nicht testen, die Arme waren grad mit verschiedenen anderen Düften besetzt. Am nächsten Tag konnte ich dann den Duft auf der Haut testen, nur, wo war die Mango geblieben?!? Alles was ich wahrnahm, war Süße, zuckrige, vanillige Süße, die Erinnerung an Zuckerwatte, Karamellbonbons und einen minimalen Moschus-Hauch! Ich war entsetzt! Nach Stunden schwächte sich die Süße etwas ab und der Moschus wurde etwas holziger, aber wirklich nur etwas. Die Haltbarkeit ist leider sehr gut. Ich habe das Ganze Tage später noch mal versucht, mit dem gleichen Ergebnis. Ich erinnerte mich, daß ich diese sehr angenehme fruchtige Frische nur beim Sprühen auf den Tüdellütt des Deckel wahrgenommen hatte. Sollte das die Ursache sein?! Kurzerhand auf ein T-Shirt gesprüht - und die Mango war sofort wieder da!

Dieser Duft funktioniert mit meiner Haut leider überhaupt nicht und wird deshalb als Staubsaugerparfum von mir begeistert genutzt werden. (Und das meine ich nicht ironisch)