Felix2403

Felix2403

Rezensionen
Felix2403 vor 12 Monaten 6
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Die Amalfi-Küste einmal ganz anders interpretiert...
Die Amalfi-Küste ruft in mir ganz klare Assoziationen hervor. Pralle Sonne und steile Küsten, die nahtlos vom azurblauen Nass umringt werden. Olfaktorisch denke ich dabei sofort an strahlend gelbe und orangene Zitrusfrüchte, die sich in schattenspendenden Hainen an den steilen Sonnenhängen tummeln.

So und nicht anders müsse deswegen auch der Dolce Amalfi sein - ein frischer zitrischer Duft, der leicht und erfrischend die Sommerhitze an der Amalfi-Küste abzuschwächen weiß. Zumindest dachte ich das, bis ich mir die Duftpyramide und die ersten Rezensionen anschaute. Etwas enttäuscht von meiner nicht erfüllten Erwartung, strich ich diesen Duft vorschnell erst einmal von meiner "Probieren-Liste" und vergaß ihn.

Ein Jahr später (in diesem Frühjahr) machte ich mich erneut auf die Suche nach einem Sommerduft aus dem Hause Xerjoff. Der fachkundigen Verkäuferin war natürlich klar, dass der Dolce Amalfi zu meinen Bedürfnissen nicht passen würde und stellte ihn mir deswegen erst gar nicht vor. Nichtsdestotrotz fiel mein Blick wieder auf diesen gelben Flakon und ich bat darum, diesen einmal riechen zu dürfen.

Ich merkte sofort, wieso dieser Duft eben nicht als "Sommer-Freshie" verstanden werden kann. Die Komposition aus Quitte und Apfel startet direkt mit einer gut dosierten Würzigkeit (logisch, wenn Kardamom und Safran in der Kopfnote enthalten sind), die in den ersten Minuten dennoch eine gewissen Spritzigkeit/Fruchtigkeit beibehält. Der Moschus löst diese Fruchtigkeit nach einer gewissen Zeit ab und wandelt sie eine wärmende Cremigkeit um, die dem ganzen Duft auch etwas mehr Volumen verleiht.

Ich empfand diese Mischung aus leichter Fruchtigkeit und wärmender Würzigkeit allerdings so perfekt abgemischt, dass ich auch in den folgenden Tagen nicht aufhören konnte an dem Duftplättchen zu schnuppern. Und das (ironischerweise) obwohl ich mir doch als Ziel gesetzt hatte, meinen Sommerduft für 2023 zu finden. Schließlich bestellte ich mir einen kleinen 30ml Flakon, welcher genau dieses ausgelöste Verlangen stillen sollte.

Vorab: Dolce Amalfi ist kein Duft für die heiße Mittagssonne. Dafür ist er zu würzig und nicht erfrischend genug. Der Duft nimmt für mich allerdings eine ganz besondere Nische an Anlässen ein, die er dafür aber perfekt bespielt...

Bei klarem Himmel können die Abende und vor allem späten Nächte (auch an der bereits vergleichsweise südlich gelegenen Amalfi-Küste) auch im Sommer gerne etwas kühler werden. Nichtsdestotrotz möchte man natürlich auch zu dieser Zeit das Dolce-Vita genießen und der "zitrische Freshie" von tagsüber ist mittlerweile verflogen. Genau an diesem Punkt wird der Dolce Amalfi euer bester Freund. Die Badehose wurde mit einer hellen Chino getauscht und der gebräunte Oberkörper ist nun von einem lockeren Leinenhemd bedeckt. Umringt werdet ihr von einer wärmespendenden Würze, die durch die leichte Fruchtigkeit aufgelockert wird und dadurch zum echten "Hingucker/-riecher" wird.

Und so findet dieser Duft für mich persönlich seinen berechtigten Platz auch an der Amalfi-Küste. Unabhängig von dieser kleinen Assoziation eignet sich der Duft natürlich auch perfekt für Herbst und Winter im verregneten Deutschland. Ich wollte nur für mich die gedankliche Brücke zum Namen aufbauen und mich vor der Kontoabbuchung rechtfertigen, wieso dieser Kauf für den Sommer dennoch sein musste :)
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Felix2403 vor 1 Jahr 6
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Mein erster "Nischenduft" - und der erste, der mich auch wieder verlässt...
Zugegebenermaßen lernte auch ich den Duft durch die Anpreisungen verschiedener YouTuber kennen. Ich wollte dies zu dieser Zeit auch, denn mittlerweile beschäftigte ich mich knapp ein Jahr mit dem Thema Parfum und somit musste der erste Nischenduft her.

Ich wollte besonders riechen und dabei mit dem Duft beim Betreten eines Raumes eben diesen ausfüllen. Auf all diese Wünsche hin schien Erba Pura (gemäß den Versprechungen auf Social-Media) zu passen.

Also machte ich mich auf in eine nette Parfümerie in Wien und ließ mir diesen Duft aufsprühen. Ich war begeistert von seinem Opening, welches zum damaligen Zeitpunkt für mich einfach lecker roch. Auch die Stärke ließ nicht zu wünschen übrig und mein Handgelenk roch auch noch mitten in der Nacht (etwa nach 10 Stunden) stark danach.

Ohne diesen Duft weiter getestet zu haben, bestellte ich ihn mir hier im Souk. Ich trug ihn den letzten Sommer nur wenig, meist nur zu besonderen Anlässen. Meine Migräne schien sich mit der Zeit jedoch immer mehr an diesem Duft zu stören, wodurch auch ich zu hinterfragen begann, ob und was mir an diesem Duft denn so gut gefallen sollte.

Ein knappes Jahr später bin ich immer noch davon überzeugt, dass Erba Pura ein toller Duft ist (für mich übrigens eher leicht auf der feminineren Seite), den jeder einmal gerochen haben sollte. Ich persönlich habe allerdings die im Opening erschlagende "Fruchtkorb-Süße" satt. Diese Süße legt sich nahezu erdrückend auf meine Haut und lässt sich meines Erachtens keineswegs (wie evtl. durch die zitrischen Kopfnoten angenommen) als frisch wahrnehmen.

Hier kommt wahrscheinlich der Moschus schnell ins Spiel und verleiht dem Ganzen diese "unerfrischende" Cremigkeit, das Amber sorgt dabei für das entsprechende Volumen. Diese Cremigkeit hält sich auch im Drydown und wird meines Gefühls nach eher noch stärker. Im Gegensatz zum "Accento | XerJoff" fehlt hierbei für mein Geschmack einfach ein frischer Kick zu Anfang.

Entgegen vielen Meinungen hier finde ich dabei persönlich den "Kirkè (Extrait de Parfum) | Tiziana Terenzi" edler wirkend. Auch hier kann die Süße von Anfang an sehr übermannend wirken, allerdings kann ich der großartigen Birne im Opening noch etwas mehr Eleganz abgewinnen als der erschlagenden Süße der "samtigen Schwester Erba".

Aus diesem Grund scheint es, als müssten wir bald Lebewohl zueinander sagen, nichtsdestotrotz wird der erste "Nischenduft" natürlich für ewig in Erinnerung bleiben ;)
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Felix2403 vor 1 Jahr 1
7
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7.5
Duft
Die Facetten der Isola d'Elba...
Die Insel Elba ist schon seit jeher für mich meine kleine Wohlfühloase in der warmen Jahreszeit. Obwohl ich nun bereits fünf Mal auf dieser Insel war, zieht es mich immer wieder dorthin zurück. Besonders über Pfingsten und im Frühsommer hat Elba aufgrund der fehlenden Massen an Urlaubern nochmal seinen besonderen Charme.

Was mich so besonders an diese Insel gebunden hat, ist wahrscheinlich ihre Vielfältigkeit. Jeder Ort, jeder Strand und jede Küste scheint seinen/ihren ganz eigenen Charme zu haben. Bei meinem fünften Besuch im letzten Sommer, habe ich mich also endlich dazu entschieden meine Liebe zur Insel auch olfaktorisch festzuhalten.

Der Duft "Blu Uomo (Eau de Parfum) | Acqua dell'Elba" nimmt uns dabei auf eine ganz besondere Duftreise mit und beschreibt die unterschiedlichen Facetten der Insel perfekt.

Es ist ein heißer Morgen im August und wir machen uns schon früh auf in Richtung Strand, um den Urlaubermassen bereits etwas zuvorzukommen und für ein paar Minuten das kühle Nass ganz für uns zu haben. Auf unserem Fußweg zum Strand begleiten uns die zirpenden Geräusche der Grillen und der feine Geruch der Orangenblüten von den umliegenden Bäumen steigt in unsere Nase. Dieser leicht zitrische Geruch ist ein Segen gegen die sengende Hitze und erfrischt unsere Sinne auf unserem Weg.

Nach einer verdienten Abkühlung im angenehmen Meer genießen wir die nicht mehr lang andauernde Ruhe und setzen uns kurz in den feinen schwarzen Kies am Strand. Eine erfrischende Brise aus Richtung des offenen Meeres erreicht uns und weht unsere nassen Haare aus unserem Gesicht. Die erfrischenden und spritzigen Noten der Mandarine und Orange kombinieren sich mit dieser aquatischen und leicht salzigen Brise in unserer Nase.

Gegen Mittag entflüchten wir den steigenden Temperaturen und machen uns im Auto auf den Weg in Richtung Monte Capanne (mit 1019 m über Meer die höchste Erhebung der Insel). Unser Weg führt auf den typisch italienischen Bergstraßen entlang - eine scharfe Kurve gefolgt von der nächsten, ein Schlagloch jagt das andere. Mit jedem Höhenmeter, den unser kleiner VW erklimmt, ändert sich auch die Umgebung. Die brennende Sonne wechselt sich ab mit einer angenehmen Kühle bedingt durch die schattigen Pinienwälder. Diese Flora begleitet uns auch auf unserem Aufstieg (wir nehmen natürlich die Seilbahn, um uns den anstrengenden Fußmarsch zu ersparen ;)). Die zitrisch-spritzigen Noten und die aquatische Brise des Meeres sind verschwunden und wir werden von leicht harzigen und holzigen Gerüchen umschlungen. Diese bilden eine wärmere Basis und ergänzen sich damit perfekt mit den sinkenden Temperaturen aufgrund der steigenden Höhe.

Angekommen am Gipfel ergibt sich der versprochene Ausblick über die gesamte Insel. In weiter Ferne sehen wir die überfüllten Strände des Ortes Procchio und die glitzernden Wellen verschwimmen mit dem Blau des Horizonts. Das Landesinnere hingegen ist durchsetzt mit dem satten und dichten Grün der Wälder und bietet im Schutz der Bäume die willkommene Abkühlung vor der erbarmungslosen Sonne. Ein tiefer Atemzug der kühlen Luft füllt unsere Lungen und wir merken wieder einmal wieviel uns diese Insel bietet.

Wie man also hoffentlich bereits rausgehört hat, bin ich von Insel und Parfum begeistert. Für mich lagert der Flakon schön dunkel und kühl und wartet bereits auf seinen nächsten Einsatz. Denn dieser Duft verkörpert für mich meine schönen Erinnerungen und Erlebnisse von Elba und soll auch nur dafür wieder aus dem Schrank geholt werden :)
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Felix2403 vor 1 Jahr 1 1
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
3
Duft
Eine Sishabar im Westen von Frankfurt...
Es ist ein warmer Samstag in der letzten Aprilwoche, in diesem Jahr war es sogar der erste wirklich warme Tag dieser Art. Die Menschen sind auf der Suche nach Sonne, verspätete Frühjahrsgefühle werden wach und die Kirschblütenbäume strahlen in voller Pracht.

Die Café's in der Innenstadt, rund um den Rathausplatz, sind bereits zur Mittagszeit gut gefüllt. Nach einem kleinen Espresso geht es zu Fuß im Sonnenschein weiter Richtung Main. Über den eisernen Steg, eine an einem solchen Tag ziemlich überfüllte Fußgängerbrücke, schlagen wir uns den Weg durch in Richtung Sachsenhausen. Der kühle Schatten der Altbauten ist eine angenehme Abwechslung während der "XJ 1861 Renaissance | XerJoff" diese frühsommerlichen Gefühle perfekt unterstreicht.

Gegen Nachmittag ziehen die ersten Wolken auf, der Wind verstärkt sich und wir sind mit der S-Bahn in Richtung Westen der Stadt unterwegs. Der Look der verglasten Türme verblasst relativ schnell und der scheinbare Glamour des Bankenviertels wechselt in einen verschmutzten, kalten Außenbezirk. Die Gerüche auf unserem Weg durch das Viertel haben sich geändert. Uns steigt das angebrannte Fleisch der Dönerstände und der abgestandene, kalte Rauch aus dunklen Spielhallen in die Nase.

An einer unscheinbaren Straßenecke biegen wir nach rechts ab und plötzlich ist er da. Ein süßlicher, schwerer Duft, der sich fast schon erdrückend in unserem Geruchssinn absetzt. Er drängt nahezu aggressiv aus einer leeren Shishabar und überfällt alles und jeden, der an dieser Ecke vorbeikommt. Es ist uns nicht mehr möglich zu unterscheiden, ob es sich nun um den Dampf einer Apfel-Minze oder doch einer Pfirsich-Himbeere Tabakmischung handelt. Die Süße ist dabei überwältigend und lässt uns keine Chance mehr zwischen den einzelnen Geruchsbestandteilen zu unterscheiden. Im Gegensatz zu "Erba Pura | XerJoff" erscheint diese Süße billig und einfach nur auf Performance und Aggressivität getrimmt. Mit den wohlwollenden Klängen einer einleitenden "Ouverture", die die Sinne auf den angenehmen Hauptakt vorbereiten soll, hat das ganze nichts mehr zu tun.
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