Flioline

Flioline

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11 - 14 von 14
Flioline vor 4 Jahren 18 11
9
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
WOA !
WOW !

Woa, welch ungestümer Start!
Der Anfang: In feuchtem Laub sich suhlen!
Wie ein glücklicher Hund sich auf dem Pelz wälzen.
Graben, stöbern. Spritzend! Feuchte Blätter fliegen.

Nach einer Weile taucht noch eine andere Schicht auf, gleich darunter, parallel,
eine trockenere. Heuig ist sie. Auch da will ich mich reinlegen, ein wenig sanfter nun.
Ein ungemein körperliches Dufterlebnis schafft Humus.

Er erinnert, drängend und wild zunächst, nur, an was?
Rennen, draussen, springen, lustvoll fallen...
Diese verwegene Phase der Kindheit. Und immer wieder Erde, Laub, Laub, Laub.
Ein Heustadl. Ein Tier auch, ein freundliches.
Abenteuer und Geborgenheit in einem.

Irgendwann dann Holz. Dunkleres. Dickes. Geschliffen, alt, glatt.
Tisch. Bett. Nein Tisch...
Nach noch einem Weilchen wird aus dem Tisch bei mir ein ganzes Jagdschloß.
Und der Duft wird erwachsen, hat nun Würde, nein, Adel.
Wird still.

Ich weiß nicht, wie er das dann macht, gleichzeitig so kühl zu sein und an einen gemütlichen glutvollen offenen Kamin denken zu lassen.
Vielleicht weil der Petrichor noch beglückend ausschwingt, während Eichenmoos an Oud und Vetiver sich mit Rum in Leder setzen, von einer Rose umspielt.

Dann wird es auf einmal noch stiller.
Bildlos klar.
Großartig.

Ganz am Ende eine Wolke, die ... ach nein;
das erzähl ich nicht.

Und schon wieder habe ich so einen Geruch gefunden (wie kürzlich schon Odin‘s Tanoke 07 und Danza Armenia, letzterer ebenfalls vom pfiffigen Michele Bianchi), nach dem ich nicht unbedingt riechen will, den ich aber riechen will.

Einladungen zum Alleine Sein. Herrlich.

Sillage? Mir völlig egal; hier ist sonst niemand.
Haltbarkeit? Ich habe die Zeit vergessen.

.

Nachtrag am 11.10.2020:
PS: Leider. LEIDER muss ich hier nun, etwa einen Monat später, sagen, dass der Duft, den ich auf diesen Test-Trip hin natürlich flugs gekauft habe, nicht ganz meinen Träumen entspricht. Er musste wegen EC Zertifkat reformuliert werden, da einige Naturduftnoten da nicht durchgingen. Nun ist er leider linearer geworden. Der Petrichor startet gewaltig und bleibt auch lange so im Vordergrund. Da ich diese Duftnote sehr mag, darf der Duft bleiben. Aber ein bisschen schade ist es doch.
11 Antworten
Flioline vor 4 Jahren 9 4
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Roxanne... put on the red light...
Ist der jetzt sexy weil die Flasche so schön rot ist und "schwarzes Leder" dabeisteht, oder kann er das auch alleine?

Ich bewerte ja fast nie Flakons, und sie sind mir auch eher ein bißchen egal. Aber dieser hier… schon wow! Nimm mich, wenn Du Dich traust, sagt der.

Ich trau mich.
Da kommt gleich mal eine gewaltige Dosis superrote supersüße Kirsche (die sich auch hält und durchzieht, wenn auch in Wellen sanfter säuseliger werdend). Doch bevor ich noch „Schulmädchen-Sex“ denken kann, kommt auch schon eine knackige Brise Pfeffer an. Jawollja! Da raucht es auch schon, eine Spur die uns bis zum Ende begleitet. Und: hier wird Leder getragen, black, es geht erwachsen zu – trotz Quietsche-Cherry.

Dazwischen schweben blumige Varianten. Manchmal überraschend schön. Um am Ende ein wenig schmuddelig aber auch supersanft auszuklingen - wäre da nicht immernoch der Rauch...

Die Stimme von Sting, ja,
das Lied ist aus den frühen Achzigern noch, nein, es war sogar 78. Punk lebt! Pink-gelb bei den Pistols. Hier sehr rot.
Manchmal zugegebenermaßen ein bisschen arg schrill-süß. Und verraucht. Aber es gibt ja so Abende...

S&H? Bombe.
4 Antworten
Flioline vor 4 Jahren 8 6
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Herr Ams
Ein schöner Duft ist das. Ich rieche nicht ein Amsel, nein, das ist ein ausgewachsener Ams.

Bei mir ist er männlich. (Was ja auch Sinn macht, da es das Männchen ist, das so wunderwunderbar singt.) Kräftig ist er, ja schon etwas wuchtig. Der allerhöchste feine Tannenwipfel auf dem er sitzt und seine Arie schmettert wackelt ein ganz klein wenig unter seinem Gewicht. Auch an Würde ist er gewichtig, unser Sänger. An aus Erfahrung allmählich und ruhig gebildeter Kraft. Bei mir ist der Blackbird-Träger ein älterer Herr. Einer von Format. Und von Kultur. Vielleicht spielt der Klarinette? Oder auch Saxophon. Ich glaube an diesem älteren Herren würde ich Blackbird das Parfum sehr lieben. (Allzumal mit der Klarinette.) Auch so gefällt mir der Geruch sehr, aber die Kraft die ihm innewohnt kann ich glaube ich nicht so transportieren.

Am Anfang ist da die Beere. Und zwar deutlichst! Interessanterweise wird Blackbird gerade mit dem allmählichen Zurücktreten der Beere etwas sanfter, “sweeter“, wenn auch nicht süß. Harztropfen dampfen dann bald hoch zur Spitze in die Bühne unter der Abendsonne und baden Herrn Ams' Gesang berauschend. Fast sakral dann. Seine Tanne ist die höchste. Drumherum auch Laub, noch tiefer Sträucher, auch kratzige. Trockenes Holz auch. Etwas ist rauchig. (Unser Herr wird doch nicht...?) Elemiharz sorgt für eine Feierlichkeit. Und immer mal wieder, mal hier mal da, auch später eine fruchtige Beere, das sind dann hohe Töne auf der Tonleiter. Doch mehr singt er unten; er kann das. Zeder, ja, auch. Boden. Moschus, … wenn es Dunkel wird.

Ihr seht, dieser Duft lädt zum träumen ein.
6 Antworten
Flioline vor 4 Jahren 4 4
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Eine Schwimmbadüberraschung
Das war nun wahrlich nicht mein Plan. (So fangen viele Kommentare an, oder?) Aber dieser Duft kommt in der Bewertung bisher zu mies rüber.
So mies, dass ich mich nach Öffnen meiner Sample-Briefpost erst noch mal verwirrt fragte, ups, wieso habe ich das eigentlich zum Testen bestellt?
Die Lektion: Nimm die Bewertungspunkte nicht so ernst.
Ich finde Mandarin Moon doch überrascht einfach wunderbar.

Die Sillage ist bei mir am Anfang krass, aber schnell runterfahrend. Ganz ganz am Anfang zugegebenermaßen sogar eine Ahnung von Raumspray, uuh. Am Anfang auch etwas sehr süß, aber auch das beruhigt sich. Mit einer Welle Grün. Und mandarinig ist er, das schon. (Für einen Moment war da eine Ahnung von „Erfrischungsstäbchen“ - kennt Ihr die noch? Hatte Oma immer im Kühlschrank. Das Kühle nahm ein Zuviel an Süße weg.) Die Grapefruit ist bei mir dezent, würzt nur. Vetiver gibt Ernsthaftigkeit; die Leichtigkeit bleibt aber doch erhalten. Er weht... Weich und frisch zugleich. Süßwasser. Irgendwas - was ist das nur? - riecht supersympathisch nach Schwimmbad. (Manchmal kommt es mir fast vor, als käme da eine Minispur Chlor mit durch. Aber das ist wohl eine Erinnerungsspur?) So sympathisch, dass ich es spontan gekauft habe! Obwohl ich weder auf Mandarinen noch auf Schwimmbäder stehe. Na sowas.

Für mich ist Mandarin Moon eindeutig ein Tagduft, und zwar für Sonnentage. (Ich hab Mandarin Moon auch mal Abends probiert. Das war keine gute Idee; da haut der Ablauf irgendwie nicht hin, zumindest für mich.)
Haftend ca. 6h... dachte ich. Zuerst. Aber dann kam er nach einem Päuschen wieder. Für grad nochmal solang! Diesmal mit einer ein klein bisschen „schmuddeligeren“ Note, auch diese mir sympathisch. Der Himmel ist nun dunkler, eine Nuance unkonturierter, grauer, vielleicht gar etwas Sepia... angenehm nach so einem Tag mit Schwimmbaderinnerung. Das ist mir wie das Handtuch von trockenem Gras abklopfen, Tasche einpacken, jetzt endlich Schatten und ne Runde alleine sein. Ist das der Mond vom Mandarin? Schön.

Dass wir es hier mit einem Naturduft zu tun haben gibt nochmal Wohlfühlpunkte.

#schwimmbad #100prozentnatur
4 Antworten
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