FragBear04

Zwei Wochen vor der offiziellen Markteinführung konnte ich der Hermes-Repräsentantin bei den "Türkisen" in einer holländischen Stadt ein paar Sprays auf den Handrücken abbetteln. Der erste Eindruck: Die H24-DNA ist klar erkennbar - aber da ist mehr. Viel mehr. Etwas Dunkleres, Grüneres, Wuchtigeres. Synthetisches Eichenmoos!
Der erste Eindruck hat sich mittlerweile bestätigt. Das EdP kommt damit deutlich erwachsener und dichter daher. Nicht schlecht gemacht. Und auch endlich mal wieder ein Flanker, bei dem man erkennt: Das hier ist nichts völlig Neues mit einem alten Namen ("Cool Water Intense, I'm looking at you!"), sondern schlicht das EdP vom EdT.
Wem das Original gefällt, der wird also auch den Flanker nicht verachten. Mir gefällt H24 EdT sehr, ich mag auch Christine Nagels grundsätzliche Herangehensweise an neue Düfte - die auf Alternativen zu den klassischen holzigen Basenotes setzt. Ein moderner Ansatz, der mit H24 einen ziemlich einzigartigen und modernen Duft hervorgebracht hat. Love it or hate it!
Und hier ist mein Problem. Eichenmoos in höherer Dosierung ist alles andere als modern. Es ist für mich der Duft der 1980er Jahre. Natürlich kann man den nehmen. Und klar, er sorgt für mehr Tiefe bei "grünen Noten". Ich finde jedoch, die synthetisch leichte Anmutung ist bei H24 das Besondere. Die ist beim EdP nicht mehr da. Übrigens auch keine deutlich längere Haltbarkeit.
Ich bin überzeugt davon, dass die neue Version ihre Freunde finden wird. Wem die "Heißes Bügeleisen auf Leinen"-Vibes und der je nach Tagesform mitunter etwas "bananige" Auftakt missfallen, der kann und sollte durchaus einmal das EdP probieren. Das Grüne überlagert hier das Metallische. Eine wohltuende Abwechslung zum blauen Einheitsbrei bei den Designer-Düften ist es allemal.

Ich bleibe beim EdT, wenn mir im Frühjahr oder Sommer der Sinn nach Abwechslung steht.

Ich habe keine Ahnung, wie man darauf kommt, einen Duft "Bondage" zu nennen. Sei es drum. Es geht nicht um das, was draufsteht, sondern um den Inhalt. Und der ist gut! Er kommt ein paar Minuten nach dem Aufsprühen ziemlich nahe an die alte Formulierung von "Le Mâle" heran, finde ich. Nicht ganz so bombastisch, aber sehr solide. Ein wenig synthetischer vielleicht. Würzig. Frisch. Süß. Mit guter Haltbarkeit und ordentlicher Sillage. Und gerade über die Haltbarkeit kann beim aktuellen "Le Mâle" ja durchaus diskutieren, oder?
Er ist beileibe nicht mein Lieblingsduft, dieser "Bondage Hommes", - aber ein verlässlicher Gefährte. Wenn ich nicht weiß, was ich aufsprühen soll, greife ich gerne nach der billigen Sprühdose. Zu jeder Jahreszeit und auch vergleichsweise oft. Laut dem Parfumo-"Assistant" habe ich den Duft seit Weihnachten insgesamt 30 Mal aufgelegt, was mich selbst erstaunt. Abgeschlagen dahinter liegen "Le Male le Parfum", "Red Tobacco", "L'Homme Ideal Cologne" und viele andere. Bei dem Preis ist das Zeug ein wirklicher "No Brainer".

August 2021: In Bologna, Italien steigt das Thermometer jeden Tag unerbittlich auf 36, 37 Grad. Mein an warmen Tagen bewährtes und geliebtes Aqva Amara von Bvlgari erklärt mir schon seit Tagen unmissverständlich, dass es eigentlich keine Lust mehr auf diesen Hitzeschock hat. Cool Water, Allure Edition Blanche, Homme Ideal Cologne und die anderen Freunde hatten schon vorab auf die Reise verzichtet. Gut, dass die Dame des Hauses etwas bei Lidl zu besorgen hat. So fällt er mir quasi in die Hand, der Flakon. Sollte das Zeug etwa funktionieren? Na, dann: Gekauft (weil billig) und nach der Dusche großzügig damit "eingelidlt" - mit 15 Sprühstößen (No, I'm not a Sissy-Spayer). Nach unangenehm alkoholischem Beginn, der sich zum Glück nach 15 Minuten verzieht, kommt die DNA von Aqua di Gio heraus, die sogar besser hält als das in der Performance notorisch schwache Original. Muss ich noch etwas zu AdG schreiben? Eher nicht, denke ich. Ist das Zeug eine Konkurrenz zu Aqva Amara? Ganz und gar nicht! Aber bei der Hitze eine ordentliche und günstige Alternative zu dem Duft, der (weil eingestellt) immer teurer wird. Was ich damit mache, wenn ich zurück in Deutschland bin, wird sich zeigen. Im Sommer 2021 in Italien bin ich jedenfalls dankbar für diesen Ausflug zum deutschen Discounter in der Emilia-Romagna.