FrauDingens

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36 - 39 von 39
FrauDingens vor 12 Jahren 18 3
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Die Quadratur des Kreises
Mein Mann ist ein Gewohnheitsmensch. Mein Stuhl, meine Tasse, mein Duft.
Sein Duft war lange Macassar von Rochas. Die Einstellung diess Duftes trieb meinen Mann an den Rande des Wahnsinns und als alle Vorräte aufgebraucht waren, versank er in Duft-Depressionen.

Rettung brachte ein Pröbchen "Pi". Achtlos vergessen in einer Einkaufstüte, fristete es wohl ein trostloses Dasein, bis mein Mann es vor dem Müll rettete, vorsichtig das Plastikdeckelchen aufploppte und misstrauisch daran schnupperte.
"Hmm..." brummte er.
Wie es riecht, wollte ich wissen.
"Es riecht nicht wie Macassar" war die lapidare Antwort.

Trotzdem ist es sein neuer Duft geworden. Kein täglicher, überhaupt kein alltäglicher und ehrlich gesagt, denke ich, dass diesen Duft nicht sehr viele Männer tragen können.

Und ja, da ist eine Spur Marzipan, die schnell verfliegt und einer kräutrig-süßen Note weicht. Ein bisschen Küchenkräuter, ein bisschen Garage, ein bisschen Tabak und ein wenig Vanille machen den Duft wahrlich extravagant. Wer ihn trägt, sollte es nonchalant tun, ohne nachzudenken, rücksichtslos und sehr selbstbewusst.

Denn wer diesen Duft auswählt, hinterlässt kein Vakuum.
3 Antworten
FrauDingens vor 12 Jahren 14 15
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
1
Duft
Massenkompatibel
Ja, dieser Duft ist eine gute Arbeit - handwerklich betrachtet. Rose, Maiglöckchen und Iris auf einem Bett von Hölzern. Das ist solide und auch ziemlich abgeschmackt. Heute zumindest.

Ich mag ja einräumen, dass dieser Duft 1921 wahrscheinlich eine Sensation war. Heute riecht er für mich nach der staubigen Pariser Wohnung meiner Großmutter und den urinösen Hinterlassenschaften ihrer alten Perserkatze Madame Dior. Meine Großmutter liebte diesen Duft, Madame Dior liebte meine Großmutter und Thunfisch aus der Dose. So viel dazu.

Ab und an nehme ich N°5 wahr. Im Kaufhaus, an einer Frau vor mir auf der Rolltreppe, ja selbst in manchen Berliner Taxis, scheint sich dieser Duft ins Leder der Sitze gefressen zu haben.

Ich komme nicht umhin, dann mein Näschen zu rümpfen und an das Haarteil meiner Großmutter zu denken.

Alles nicht schön.
15 Antworten
FrauDingens vor 12 Jahren 31 7
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
erschreckend altmodisch - verstörend betörend
1999, kurz vor dem Jahrtausendwechsel bin ich über diesen Duft buchstäblich gestolpert - im Schränkchen einer Freundin, während wir uns auf die Party aller Parties vorbereiteten.
Ich sprühte und war benebelt, vernebelt. Mist, mein ganzes Outfit dahin, alles roch danach. Mein geliebtes kleines Schwarzes, meine Frisur: ruiniert. Zu schwer, zu wuchtig der Duft. Verzweifelt süß, erschreckend altmodisch.

Und während ich noch so auf der Bettkante saß, über das Ungemach der Welt sinnierte und überlegte, ob es wohl mit einer erneuten Haarwäsche getan wäre, damit ich nicht nach einer günstigen Hafenprostituierten roch, drang ein zartes Blütenbouquet vorsichtig in meine Nase.
Die erste Welle war verebbt, verflogen und einer ausbalancierten Süße gewichen, die mich glauben ließ, ich wäre eigentlich Elizabeth Bennet. Ein Hauch Jane Austen blieb auf meiner Haut zurück. Orange, Zitrone, Earl Grey Tee und ein prasselndes Kaminfeuer irgendwo im Haus.

Beglückt begann ich zu schnuppern. Ein Blütenmeer breitete sich vor mir aus, ich schlüpfte in meine Schuhe und war ausgehbereit. Und was war das für eine rauschende Nacht, in deren Kühle ich die erste Ahnung eines neuen Frühlings war.

Vielleicht lag es am Duft, dass eine herbe Stimme "...verstörend betörend..." in mein Ohr summte.
7 Antworten
FrauDingens vor 12 Jahren 13 6
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Zeitlos pudrige Birne - eine Liebeserklärung
Dieser Duft begleitete mich seit seiner Markteinführung. Eine aufmerksame Verkäuferin hat ihn mir empfohlen und an einem trüben Herbstnachmittag auf den Handrücken gesprüht.
Seitdem steht er immer in meinem Badezimmerschränkchen.

Es ist kein Duft für jeden Tag, aber einer, der mit seiner holzig-fruchtigen Note meinen Sommer beendet, die dunkle Jahreszeit einläutet und mich über den drohenden Winter tröstet.

Birne, Iris, Tuberose, Freesie und ein Hauch katholische Messe in einer so feinen und eleganten Kombination, dass es mir jedes mal beim Auftragen aufs neue die Sprache verschlägt.
Und wenn die erste Wucht verflogen ist, dann bleiben Birne und Hölzer übrig, aber so dezent und unaufdringlich, dass der Duft mit meinem Körper geradezu verschmilzt.

Ich werde auf viele Düfte angesprochen, die ich trage - auf Michael Kors am häufigsten und meist mit einem gehauchten: sie duften aber... hach.

Ich habe das Bedürfnis, diesen Duft zu horten. Würde das Haus brennen, ich würde diesen Flakon retten, der in seiner Schlichtheit Understatement zum Duft ist.
6 Antworten
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