Frohlocke

Frohlocke

Rezensionen
Frohlocke vor 3 Jahren 9 4
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Verbrannte Erde mit Räuchermoos unter einer Lederdecke
Ein bisschen Dystopie schwingt diesem Duft bei. Der Anfang ist rauchig. Schwelender Waldboden wird begleitet von trockenem Leder und wird mit der Zeit ein wenig gefälliger. Extrem minimalistisch aber dennoch vereinnahmend und einzigartig. Verleiht einem etwas Unantastbares. Passt am besten zu monochromer Avantgarde-Mode mit viel Asymmetrie und ohne Geschlecht. Man muss diesen Duft leben und lieben, um ihn tragen zu können. Ich liebe ihn leider nur, aber das ist ok.
4 Antworten
Frohlocke vor 7 Jahren 6 3
10
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Gin Tonic mit Rosenlikör
*Sprüh* Eine frische, herrlich natürliche Note frisch gepresster Zitronen weht mir um die Ohren. Gepaart mit würzigem Wacholder und Kardamom werde ich sofort an London Dry Gin erinnert, der in ein mit Zitronen und einer kristallklaren Eiskugel gefülltes Glas fließt, sich mit jenen vermischt und langsam abkühlt. Nach einer Weile gesellt sich ein Barlöffel Rosenlikör dazu und verströmt stundenlang sein betörendes Aroma. Frisch gebrautes Tonicwasser bildet die abschließende Zutat. Ganz behutsam löscht es den eiskalten Cocktail mit einem Hauch hölzerner Wärme ab und sorgt für einen rosig-würzigen Abgang.

In der Reihenfolge in der die Zutaten in den aromatisierten Longdrink fließen, wären sie zugleich auch auf der Zunge bzw. im Parfum auf der Haut zu spüren. Zuerst würziger Gin und Zitrone, als zweites die Rose. Den Abgang dominiert die zum nächsten Schluck verleitende Bitterkeit aus Zitronenschale und der Chinin-Rinde (Grundlage des Tonicwassers), die sich im Parfum als leicht hölzerne Basisnote wiederfinden lässt.

Dass der Duft von Jean-Claude Ellena ist, hat mich in keinster Weise überrascht. Ich wusste nur, dass die Gärten von Hermès aus seiner Nase stammen. Der Verlauf und vor allem die florale Note von Voyage erinnern mich absolut an Un Jardin sur le Toit. Durch die Würze in der Kopfnote und die etwas holzig-herbere Basis finde ich jedoch Voyage etwas maskuliner und fühle mich darin deutlich wohler :)

Für mich passt der Duft nur in den Frühling und Sommer, hat jedoch in ebenjener Zeit das Zeug zum Signature. Den Flakon finde ich Spitzenklasse und da ich ihn im Geschenkset gekauft habe (welches verwirrenderweise günstiger war als der Flakon allein) freue ich mich gleichzeitig noch über einen winzigen 5ml Reise-Splash.

Der Duft hält an mir ewig, hüllt mich in den ersten 2 Stunden regelrecht ein und ist auch am nächsten Morgen noch wahrnehmbar. Der Gesamteindruck ist für mich Weltklasse.
3 Antworten
Frohlocke vor 7 Jahren 17 2
9
Flakon
10
Duft
Träger haften für meinen Verstand
Berlin, Donnerstag-Nacht. Sound aus meterhohen Lautsprechern, Schweiß aus tausenden Poren Tanzwütiger, Rauch aus Zigaretten rebellischer Drinnenraucher und zum Takt flackernde Lichter in allen Farben betäuben die Sinne. Doch die verschwommene Realität wird unterbrochen von einem olfaktorischem Lichtschimmer, einer leuchtend grünen Nebelschwade, die sich durch den Raum zieht und ein Meer aus frischem Obst und zarten Blumen verspricht. Die Trägerin offenbart sich durch ihre Bewegungen, zu denen der Geruch mitschwingt und offenbart mir später auch den Namen des Duftes. Seitdem kann ich nicht mehr wegriechen, wenn jemand diesen Duft trägt. Es manifestiert sich in mir ein Verlangen in die Person hinein zu beißen, so lecker finde ich den Dachgarten von Hermès. Etwas zu feminin um ihn selbst zu tragen, blühe ich dafür umso mehr auf, wenn ich ihn einmal mehr wahrnehme. Großartig von Frühling bis Spätsommer und von mir aus auch darüber hinaus!

Der Unterschied zum Nilgarten ist m.M.n. übrigens signifikant. Zumindest vom ersten Eindruck her - über längere Zeit konnte ich die beiden Düfte leider nicht vergleichen.
2 Antworten
Frohlocke vor 7 Jahren 4 3
6
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ode an die Ewigkeit
Dies ist mein erster Oud-Duft. Nachdem ich bei Harry Lehmann meine Nase an alle Duftkorken halten durfte, blieb dieser zusammen mit 8 anderen in der Vorauswahl und nach ein paar mittelmäßigen Mischexperimenten, sollte dieser Oud meine "Sammlung", die bis dahin nur aus Platinum Egoiste bestand, um einen deutlich dunkleren Duft ergänzen.

Duft:
Ich halte Oud für progressiv, sehr harmonisch und fast schon leicht für so viel Holz und Gewürze. Tragbar von allen Generationen, allerdings für mich ein klarer Kandidat für den Abend. Ich bin recht wählerisch, was auch die Größe meiner Sammlung erklärt, aber diesen lasse ich einfach auf Grund seiner Qualität gerne und ruhigen Gewissens an meinen Hals. Für 9 oder 10 Punkte fehlt mir jedoch das Außergewöhnliche bzw. das gewisse Etwas mich vollständig vom Hocker zu hauen.

Sillage / Haltbarkeit:
Keine Ahnung wie weit es wirklich reicht, aber ich fühle mich nach 2 Sprühern (Brust, Kehlkopf) wie in einer Oud-Wolke. Auch nach einer Stunde noch. Nach zwei Stunden. Nach 12 Stunden. Dieser Duft hält an mir eine wahrhaftige Ewigkeit. Er verfolgt mich regelrecht! Entweder spinnt meine Nase oder ich rieche tatsächlich selbst jetzt noch, frisch geduscht und 20 Stunden später ab und zu einen leichten Hauch lehmannschen Oud.
3 Antworten
Frohlocke vor 7 Jahren 18
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Frische Eleganz für Gelangweilte
Ungefähr 2009 muss es gewesen sein, als ich, nur ein wenig älter als der Duft selbst, aufbrach mir endlich meinen ersten ordentlichen Duft zu besorgen. Das Image des Türkisenen war mir zu altbacken, also ging es zur großen grünen Kaufhaus-Kette mit dem ähnlich unendlichen Sortiment. Was genau ich wollte, wusste ich nicht - ich wusste nur, dass es passen muss. Eigenwillig sollte es sein, nicht allzu mainstream, BOSS Bottled fiel also aus, das hatte auch schon ein Kumpel. Soweit meine Eingrenzung auf 999 von 1000 Möglichkeiten.

Und dann ging es los. Ich ging, wonach man eben so völlig ahlungslos geht, nach Namen und Flakon. "Oh, Pi von Givenchy, cooler Name, pompöser Flakon, auf Mathe steh ich ja auch", kurz versprüht, schnell wieder weggestellt. "Gucci, hört sich exklusiv an...", *sprüh*, "aha... hm, naja, vielleicht ein andermal".

Mist, eine Verkäuferin entdeckt mich: "Kann ich Ihnen weiterhelfen?" - "Mir ist nicht mehr zu helfen." entgegnet meine Nase völlig verstört von den 20 schon versprühten Düften.

Ich arbeite mich weiter durch die Regale. Dior, Armani, Joop, wieder Dior, Calvin Klein - alle landen auf Duftstreifen, um kurz danach unbeeindruckt irgendwo zwischen den Regalen versteckt zu werden, weil die Mülleimer mal wieder allzu spärlich verteilt sind.

Plötzlich stehe ich in der Chanel Ecke. "Egoiste" lese ich, "Ha, ein Parfum für Einzelkinder, damit MÜSSEN die mich meinen!". Minimalistischer Flakon. Unbunt. Kein Schnickschnack. Keine Schnörkelschrift. Kantig. Maskulin. Mein Interesse an den beiden Varianten war geweckt. "Platinum" lese ich auf der einen, das edelste aller Edelmetalle. Wer braucht schon Gold, wenn man Platin haben kann? Schnell einen neuen Teststreifen gesucht, Kappe vom Flakon gerissen, *sprüh*, *schnupper* ... WOW - etwas völlig neuartiges stieg in meine Nase. Etwas, das ich überhaupt nicht einordnen konnte. Ist das etwa blumig? Würzig? Holzig? Alles auf einmal? Es war als hätte ich eine gänzlich neue Farbe im Farbkreis entdeckt. Ich war auf Anhieb begeistert. Den Duft gab es dann zu Weihnachten.

Ich kann den Duft bis heute noch nicht einordnen und genau das gefällt mir so an ihm. Meine Nase ist zwar noch relativ jung, aber bereits zahlreiche Spirituosen-Tastings gewohnt und ich bilde mir ein, eine Vielzahl von Gerüchen unterscheiden zu können. "Würzig-frisch" beschreibt es tatsächlich ganz gut, eine echte Ähnlichkeit konnte ich aber seitdem zu keinem anderen Parfum feststellen. Verkäufer*innen, denen ich den Duft später, auf der Suche nach etwas neuem, ähnlichem, unter die Nase hielt waren ähnlich ratlos und überrascht von dem Duft. Wie von anderen bereits erwähnt trägt er nicht allzu dick auf, ist insgesamt verhalten, aber dabei unendlich elegant und einzigartig. Für alle, denen schnell langweilig wird.
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