Furo

Furo

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1 - 5 von 25
Furo vor 10 Jahren 8 2
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Blue Velvet
Nach dem schönen Kommi von Mandelmaus wird das hier schwer.

Parfumo hat mir ja schon einige schöne Überraschungen beschert, so auch dieses violette Ei. Schön facettiert, unergründlich schimmernd und changierend wie ein Amnethyst mit Imperfektionen.

Genaugenommen hat mein Mann ihn mir bestellt, blind, hat er aus der Wunschliste geklaubt, in der Hoffnung das er zu seiner Queen des Hintergründigen passen möge. Ja er gefällt mir, und er hat durchaus seine Gothic und Steampunk Reminissenzen.

Ich bin vom ersten Sprüh elektrisiert, Veilchen und Mandel. Leicht staubig und etwas rau, die Zeder machts. Der Fond ist von Anfang an spürbar, zuerst verhalten, aber mit Bestand. Der Staub verwandelt sich in Puder, einen altmodischen, mit leichter pfefferiger Schärfe. Das Veilchen bleibt führend, selbst in der Herznote, aus dieser ist der Heliotrop wohl für die leise Schärfe verantwortlich. Wer mal im Garten an Borretsch gerochen hat oder diesen gegessen kennt den Effekt. Analog dazu dürfe der Heliotrop mit Stumpf und Stiel im Juis gelandet sein. In der Basis findet man auch eine feine Kulturerde, der Patschuli hält sich sehr zurück, und dient lediglich der Stabilisierung des anhaltenden Puders, der nun allgegenwärtig ist. Manchmal ins Süße, dann wieder ins dunkle Scharfe driftend. Moschus und Orangenblüte bringen lediglich ein hellere Duftfarbe mit ohne das Grundthema zu stören, sie tun das was der Flakon schon so vortrefflich macht, sie changieren den Duftverlauf. Was nun die vierte "Dimension" sein solle, also der vierte Akkord erschließt sich mir nicht ganz. Vetiver und die Iris laden nochmals ordentlich Pulver nach, die Vanille bleibt sehr versteckt, wie ein leiser Goldflimmer der aufglimmt.

Eigentlich ist die Queen bei mir recht ausdauernd mit guten 5 bis 6 Stunden, trotzdem sprühe ich gerne ab und zu einen Spritzer nach, weil mir der Auftakt so gut gefällt. Wer es old fashioned mag mit einem Fingerzeig Richtung Moderne wird die Queen mögen.

In diesem Sinne;

She wear blue Velvet......

Edit am 15.02.2014

Sie ist doch da, die vierte Dimension. Ich fragte mich gestern Nacht als ich kurz aufwachte was das wohl wäre. Ein ungemein feiner aber kraftvoller Vanillepuder umweht mich. My Queen hatte ich vormittags aufgelegt. Vorher, als ich dem Duft noch erforschend nachschnüffelte blieb dieses schöne Ereignis eher leise und mehr dem Fond zugeordnet. In samten tiefster Nacht vom Sturme umweht, wenn alle schlafen kam sie die dunkle Fee und strahlte silbern und hell. Also, die Queen ist auch eine heimliche Königen der Nacht, mit puderweichen Träumen.
2 Antworten
Furo vor 10 Jahren 17 6
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Die kleinen Freuden des Lebens
Wenn man fast nur große Wummser in der Sammlung hat und die auch noch ganz polygam benutzt bleibt es nicht aus, das man auch mal gerne den Geldbeutel schonen will und die alten Vintageflaschen. So kam ich auf den Bogner Woman No.1. Seine Ähnlichkeit mit einem orientalischen Referenzduft wurde ja schon angedeutet, Grund genug für mich einen Stuntduft zu engagieren. Deshalb landete er auch in meiner Sammlung,- blind. Ja. ja Ihr seid schuld Community. Ausserdem steht ein B auf der Flasche. Wenn man Barbara heißt gefällt das schon mal. Auch wenn ich mir die doch ein klein wenig schicker wünschte.

So und wie ist das nun mit meiner kleinen Tarnkappe? Recht kommod, ich fühle mich wohl damit.

Woman No.1 startet zitrisch, reife Zitronen und bitter puderige Bergamotte. Das ganze wird gewürzt mit einer etwas gourmandigen Vanille. Der Jasmin spielt den rauchigen Part, Narzisse die hell singende Sirene, eine betörende Loreley. Die Blumen werden schnell mit Amber überzogen, immer gut unterlegt mit Vanille, die ihre Süße mehr und mehr ablegt und weit eleganter wirkt als zum Auftakt. Das dürfte wohl dem Vetiver und der Rose geschuldet sein, beide nur leise und akzentuiert wahrnehmbar wenn man ihnen nachschnüffeln möchte. Wobei der Vetiver zusammen mit Jasmin eine schöne rauchige Note geben, fast ein wenig teerig. Es ist zwar nicht gelistet, aber mir ist als wäre irgendwo Benzoe beteiligt. Ich mag Benzoe, auch wenn sie nicht da steht, sie ist trotzdem da - fein!

Woman No. 1 hat einen rau puderigen Charme, ein wenig grob geschnitzt, bleibt dabei sehr anheimmelnd ohne Berührungsängste mit großen Orientalen. Ein wahres kleines Naturtalent. Die Ecken und Kanten im Duftverlauf sitzen nicht gar zu perfekt, eher zufällig oder ergeben sich spontan in der Assosation zu den "edleren" Vertretern des orientalischen Themas.

Nun es ist auch schon ein betagter seiner Art, und klingt heut eher nach Neoklassiker statt nach Vintage. Ein toller Duft mit dem gehörigen Bums dahinter. Ohne Parfumo wär ich nie darauf gekommen auf Woman No. 1, von einem Sportmodenhersteller ;) aber einen Bruno, oder Adidas näht ihr mir jetzt nicht an die Backe, gelle?
6 Antworten
Furo vor 10 Jahren 14 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Mein kleiner Seelentröster
Hat noch niemand? Fein, dann mach ich es!

Raffineè von Dana, früher wurde er von Houbigant vertreten, bis die Formel mit einigen anderen in Europa vergessenen Schätzen, in die USA verschwand. Raffinee`ist entsprechend schwierig auf zu treiben, also wohle dem der die Überseeverwandtschaft bemühen kann, und im Gegenzug Dosen mit Bratwurst und echte Gummibärchen dafür liefern kann.

Raffineè startet hell und blumig wie ein Glockenschlag mit Bergamotte und Nelke, eine enorme Puderdosis. Dieser Puder wird sich durch den ganzen Duftverlauf ziehen. Schnell gesellt sich Zimt dazu, nun haben wir schon einen wohltönenden Zweiklang. Wer Mitsouko mag, wird auch dieses hier zu schätzen wissen. Im Herzen öffnet sich ein starkes Blumenbouget, keine spielt im Vordergrund, Iris und Tonka unterlegen es mit einem feinen Staub. Die dunkele Note von Ylang bringt eine verhaltene Süße mit. Orangenöl ist der Leitfaden des Herzens und verbindet den Blumenkranz. Dieser Blumenakkord in seiner Gesamtheit mit dem Zimt wirkt ungemein beruhigend und wohltuend.

Die Basis wirkt genauso komplex mit Gewürzen in feiner Dosierung, eine unsüße Vanille, ein heller Ton von Vetiver und leisem kühlen Weihrauch. Erdige Töne fehlen, ich vermisse sie hier auch nicht. Dafür ein Tannwaldgrüner Hintergrund, der sich im Fond gebildet hat. Raffineè ergibt somit einen perfekten harmonischen Dreiklang, der einen vibrieren lässt.

Die oben angegebene Duftpyramide ist bei weitem nicht vollständig. In seiner strahlenden Helligkeit erinnert er immer wieder an Apres L`ondee oder L`Origan, allerdings um einige Dezibel lauter und nicht so verhalten, aber mit der selben Eleganz. Es ist ein Kracher der schnell überdosiert ist, also 2 oder 3 Sprüher sonst wird man zum olfaktorischen Großereignis und ist im Zweifel ein Kopfschmerzkandidat. Eine Eigenschaft die viele amerikanische Düfte auszeichnet, das gilt auch für die Haltbarkeit. 8 oder 9 Stunden sind Minimum.

Die sanfte Seite ist, 2 Sprüher an einem tristen Tag und man fühlt sich wie eine Königin so strahlend. Ein Schmeichler auf dem Sofa, dem man gerne nachspürt. Haben einige andere Düfte dieses Kalibers eine Wehmut und Drama in sich, so hat Raffinee` die Zuversicht auf ihrer Seite. Mein "Alles wird gut" Duft.
4 Antworten
Furo vor 10 Jahren 8 2
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Mein, Mein, Mein allein!
Ich habe ja so einige Geheimnisse, tue auch ab und an geheinmisvolles und nun trage ich auch eines. Ich trage das Secret von Weil - der Name ist angelehnt an einen älteren Klassiker ohne ihn zu kopieren. Die "Venus" zeichnete sich aus durch Tragbarkeit, dieses neue Secret ebenso, das wie!

Wie tut es das? Wunderbar. Wer z. B. jicky oder Caron mag wird auch dieses Geheinmis mögen.

Der Duft startet mit einer verhaltenen hesperiden Note, die sich immer mehr manifestiert. Nur woher kommen die? Vom Sezuanpfeffer. Kaum zu glauben, aber das ist ein zitrisches Gewäschs und trägt seinen Namen nur aufgrund der Beerenform. Dieser Auftakt ist begleitet von einer leisen Blumigkeit, gepaart mit den ätherischen Noten vom Elemi. Mit der Zeit wird es trocken, fein puderig, mit einer Frische, von Rose und Vetiver. Auf einmal da denk ich: Eh, das kennst Du doch? Ja, der Auftakt gleicht jicky. das alte Venus trumpfte ebenfalls mit Lavendel auf, das Secret bleibt verhaltener, erinnert aber in dem Akkord ungemein daran.

Nach einiger Zeit erblüht ein altmodischer Garten mit rosa und violetten Blüten, die ihren Duft verströmen. Dunkele Iris, eine rosa Pfingstrose, süß und voll aufgeblüht, eine alte, gefüllte Rose wie sie real duftet. Die Kopfnote liefert eine elegante Schärfe und Würze dazu. Oder kommt diese doch schon von der Basis her? Die meldet sich immer wieder, erst ganz leise, dann immer anhaltender. Der Ambrettemoschus mit dem Vetiver und der Iris sorgen für ein trockenes würziges Puder, das wandelt sich immer mehr zu einer Tonkavanille hin. Dachte man zuerst das muß die Pfingstrose gewesen sein, ertappt man sich dabei mit der Nase am Hanggelenk zu kleben und diese warme, leise dunkle Vanillenote einzufangen. Die spielen Hasch mich mit mir im Garten. Bei dem Versteckspiel stolper ich über Irgendwas. Ich halte inne, und na was haben wir denn da aufgestöbert? Ein Zweig, frischgrün und fein strukturiert mit einer Traube Miniaturbibelchen dran? Wo das her kommt, gibts bestimmt noch mehr, denk ich mir und gehe weiter. Ja hier mischt sich der Blumenreigen im Schatten mit dem Duft das Waldes. Ein kultivierter Zedernhain in dem auch hie und da Blumen blühen und ganze Büschel von Vetivergras. Anregend, dunkel und anheimelnd grün mit einem leichten Frischekick. Zuerst fein unterlegt mit einer scharf würzigen Note die immer mehr einer unsüßen würzigen Vanille weicht. Aus dem Schatten schleicht sich ein leises wohliges Etwas ein, das so wie schon bekannt, an Größe und Dimension gewinnt. Ein fluffiger puderiger Moschus, der sich mit den Tonen des Grün mischt. Ich denk mir: das kennst Du doch? Ja von Jicky und Caron, das müssen Verwandte sein.

So sinke ich nun nieder im kleinen Zedernhain, schaue in den Himmel, verfolge die Duftspur und rekapituliere über das Secret das ich nun habe.

Secret de Weil startet verhalten, und wächst über seinen gesamten Verlauf, wenn eine neue Note auftaucht, dann leise und verhalten und schwillt an, um den nächsten Gespielen anzukündigen. In ihrem Zusammenspiel bilden sie eine Gemeinschaft die ungemein Unterhaltung bieten. Die Balance stimmt, die Ecken und Kanten bieten Überraschungen. Zuerst vermeinte ich eine Chypre vor mir zu haben, dann etwas florales und lande schließlich bei einem Fougère. Heute eine seltene Gattung unter den Damenparfums. Das so elegant, umschmeichelnd, ein wenig Schmerz, den die Wärme und Schönheit in eine leise Melancholie verwandelt. Eichenmoos fehlt, Lavendel fehlt, kein Curmarin. Elegant und sehr ästhetisch, aber nie gekünstelt oder konstruiert, so ist das Secret. Trotzdem sind sie alle da in einer geheimen Dimension, so wie die Duftakkorde aufgebaut sind. Der Duft bleibt damit etwas rätselhaft, das stimmt, aber man muß ja nicht naseweisig alles wissen, wenn hinterher das Ergebnis stimmt.

Jüngere werden wohl eher erschreckt sein, geschulte Nasen, ob nun Dame oder Herr haben bestimmt Freude daran. Es ist ein ungewöhnlicher Duft und wohl eher Niesche, Old School modern interpretiert. Der Duft ist durchaus alltagstauglich, die Sillage wünschte ich mir persönlich stärker, aber so bleibt er intimer, und für die Umwelt eher ein leiser Hauch. Nun ja dann umgeben wir uns eben mit einem leisen Geheimnis, man muß ja nicht gleich immer mit der Bugwelle angesurft kommen.
2 Antworten
Furo vor 10 Jahren 6 3
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Für Grace
Heute habe ich die Abfüllung einer lieben Spenderin mal genauer unter die Nase genommen. Leider mag mir gar nicht so der Glam und Glitter von Monaco dazu in den Sinn kommen, sondern das alte Hollywood. So ersteht bei mir eher die Assosation von Grace Kelly in einem Cabrio mit leichtem Kopftuch und Sonnenbrille, ein blonde Strähne im Gesicht, vielleicht irgendwo an der Pazifikküste, oder an der Riviera meinetwegen auch.

Die Princess startet weich, mit einer leisen Frucht und einer feinen krautigen Note, darüber schwebt die Orangenblüte, nicht betäubend, eher wie ein feiner Nebel. Das ist ein sehr eleganter Auftakt. Das Herz öffnet sich dazu, als trete man von einem dämmrigen Zimmer auf eine sonnige Veranda voller Blumen. Jasmin und Tuberose bringen zum leisen Auftakt nun eine leichte Süße mit. Nach gut einer halben Stunde macht sich die Basis bemerkbar, Tonka und Vanille halten die liebliche Süße in Balance so selbstverständlich wie eine natürliche Schönheit auf High Heels gehen kann ohne gestelzt zu wirken. Dazu gesellt sich die moschusartige Puderigkeit vom Ambrettensamen und Iris,
warm unterlegt von Sandel. Die sanfte Süße bleibt über den ganzen Duftverlauf erhalten. Eine Ahnung von Erde ist auch da, ich kann jedoch nicht zuordnen woher, Ylang oder die Ringelblume können so dunkel wirken. Diese erdige, leicht trockene Puderigkeit macht den Duft für mich perfekt. Genauso nehme ich ab und zu einen Snuff Schärfe und feine Würze wahr, dazu wäre dann wohl der Jasmin mein Kandidat. Die Rose bleibt im Hintergrund und hat lediglich die Funktion der Süße keine Schwülstigkeiten zu erlauben. Genau der richtige Duft für eine Lady die um ihr Sexappeal weiß, es aber nie bewusst oder gar vulgär einsetzen würde. Ein wundervolles Beispiel dafür findet man in Vollendung in dem Hitchcock Thriller "Das Fenster zum Hof". Grace in einem strengen Buisnesskostüm, dann zieht sie die Jacke aus. Eine rückenfreie Bluse kommt zum Vorschein, Wow. Oder die Szene als sie zu ihrem kranken Gefährten von einem alleine bestrittenen Vortrag zurückeilt, - dieses Kleid, ein Traum in schwarz-weiß, schulterfreie Seidenkorsage und eine Wolke aus Tüll und Taft, der helle Wahnsinn. Dazu stelle ich mir diesen Duft vor, genau an solch einer Frau. Ein Chypre ohne Donnerwumms, eher ein Hauchen das von Elegant bis Herzenswarm reicht, niemals arrogant, oder unterkühlt.

Es ist bedauerlich, das uns der Duft auch verlassen hat, genauso wie Grace. Solche Chypres macht man heut nicht mehr, und Hollywood? Hat auch keine mehr wie sie zu bieten.
3 Antworten
1 - 5 von 25